Teil 3.20 Faksimile-Beweise zu den Sachverhalten; Bewertung der schweren Vorwürfe
20 Thompson, L. W.; Gallagher, D. & Steinmek Breckenridge, J. (1987). Comparative effectiveness of psychotherapies for depressed elders. Journal of Consulting and Clinical Psychology 55, 385-390. [Thom87] {RH&D1997: a) „Brief Psychodynamic Therapy", b) keine explizite Zuordnung bei Grawe et al.; c) 3 Therapeuten mit mindestens 1 Jahr Training in dem angewandten Verfahren}
Halten
wir fest, daß drei Therapie Gruppen gebildet wurden: (1) behavioral,
(2) cognitive und (3) brief psychodynamic psychotherapy.
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Lesebeispiel:
BDI Behavioral
22,5 [Pretest] - 15,9 [6 Weeks] = 6,6
BDI cognitive
25,3 [Pretest] - 18,1 [6 Weeks] = 7,2
BDI psychodynamic
23,4 [Pretest] - 19,1 [6 Weeks] = 4,3
Anmerkung: Kognitive Therapie ist international schon immer eine eigenständige Therapieform und kein Bestandteil der Verhaltenstherapie, jedenfalls sicher nicht zum Zeitpunkt der Studie (1987), auch wenn man in Deutschland und seit ein paar Jahren in Europa so tut, als sei das so. Das belegt auch das Handbuch für die Kognitive Therapie. Man kann auch sagen, daß die Verhaltenstherapie in Deutschland und in Europa die kognitive Therapie sich einfach angeeignet, um nicht zu sagen gestohlen hat. Die Gründe sind klar: Der traditionelle Verhaltensansatz war viel zu dünn und primitiv, um differenzierte und erfolgreiche Psychotherapie betreiben zu können. Vergegenwärtigt man sich, daß die klassische Definition der Psychologie die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten ist, so fehlte in der Verhaltenstherapie das Erleben fast völlig. Inzwischen haben sie sich den kognitiven Teil angeeignet, aber die emotionale, die Ausdrucks- und die systemische Komponente fehlt immer noch - offiziell, aber vermutlich nicht mehr lange. Die moderne Verhaltenstherapie ist schon sehr weit allgemein und integrativ entwickelt und mit der Aneignung unbewußter Prozesse, der Abwehr und Handhabung der Beziehung könnten Psychoanalyse und Tiefenpsychologie ausgedient haben. Interessanterweise hat es für die Verhaltenstherapie nie ein Problem gegeben, die Kognitive Therapie zu "integrieren", während ihre Autoren ansonsten, allen voran Margraf, nicht müde werden zu betonen, wie schwierig und verfrüht es angeblich sei, Psychotherapie zu integrieren. Das ist offenbar immer dann problemlos möglich, wenn es darum geht, daß sich die Verhaltenstherapie andere Methoden, ja im Fall der Kognitiven Therapie sogar eine eigene Therapieschule einverleibt. Es gehört zu den großen Verdiensten von Grawe, dieses falsche Verhaltenstherapie Spiel nicht mitgespielt zu haben und stattdessen eine allgemeine psychologische Psychotherapie voranzutreiben.
Querverweis-1:
Weitere Information (interner
Link)
Querverweis-2:
Dokumente zur Entwicklung der Kognitiven
Therapie als Integrative Therapie.
Heckrath & Dohmen kommentieren (S. 189): "Neben Cognitive Therapy and Behavioral Therapy als VT-Verfahren wurde in der Studie Thom87 (Thompson, Gallagher u. Steinmetz Breckenridge 1987) Brief Psychodynamic Therapy durchgeführt. Die 10 Therapeuten waren klinische Psychologen, die mindestens 1 Jahr Erfahrung hatten und mindestens 1 Jahr Training in dem Verfahren, mit dem sie behandelten. Sie wurden wöchentlich supervidiert und ihre Kompetenz anhand von Videobändern beurteilt. Die Autoren verfaßten das Manual zur Behavioral Therapy. Die Patienten erhielten 16-20 Sitzungen." |
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