Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=28.03.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 6.4.8
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Psychotherapieforschung, Bereich Auseinandersetzung mit Grawe et al. Psychotherapie im Wandel, hier:

    Hauptseite Heckrath & Dohmen Kritik

    Teil 3.20  Faksimile-Beweise zu den Sachverhalten; Bewertung der schweren Vorwürfe

    20  Thompson, L. W.;  Gallagher, D. &  Steinmek  Breckenridge, J. (1987). Comparative effectiveness of psychotherapies for depressed elders. Journal of Consulting and Clinical Psychology 55, 385-390. [Thom87] {RH&D1997: a) „Brief Psychodynamic Therapy", b) keine explizite Zuordnung bei Grawe et al.;  c) 3 Therapeuten mit mindestens 1 Jahr Training in dem angewandten Verfahren}

    Halten wir fest, daß drei Therapie Gruppen gebildet wurden: (1) behavioral, (2) cognitive und (3) brief psychodynamic psychotherapy.
     
     
    Vergleicht man die Daten, die Buol & Endtner 1993 ihrer Meta-Analyse zugrundegelegt haben, die von Grawe et al. übernommen wurden, kann man feststellen, daß Buol & Endtner und damit auch Grawe et al. aus der "cognitive" Therapiebedingung eine "Kognitive VT" und aus der "behavioral" Therapiebedingung eine "behaviorale VT" gemacht haben.

    Lesebeispiel:
    BDI Behavioral           22,5 [Pretest]  - 15,9 [6 Weeks] = 6,6
    BDI cognitive              25,3 [Pretest]  - 18,1 [6 Weeks] = 7,2
    BDI psychodynamic    23,4 [Pretest]  - 19,1 [6 Weeks] = 4,3

    Anmerkung:  Kognitive Therapie ist international schon immer eine eigenständige Therapieform und kein Bestandteil der Verhaltenstherapie, jedenfalls sicher nicht zum Zeitpunkt der Studie (1987), auch wenn man in Deutschland und seit ein paar Jahren in Europa so tut, als sei das so. Das belegt auch das Handbuch für die Kognitive Therapie. Man kann auch sagen, daß die Verhaltenstherapie in Deutschland und in Europa die kognitive Therapie sich einfach angeeignet, um nicht zu sagen gestohlen hat. Die Gründe sind klar: Der traditionelle Verhaltensansatz war viel zu dünn und primitiv, um differenzierte und erfolgreiche Psychotherapie betreiben zu können. Vergegenwärtigt man sich, daß die klassische Definition der Psychologie die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten ist, so fehlte in der Verhaltenstherapie das Erleben fast völlig. Inzwischen haben sie sich den kognitiven Teil angeeignet, aber die emotionale, die Ausdrucks- und die systemische Komponente fehlt immer noch - offiziell, aber vermutlich nicht mehr lange. Die moderne Verhaltenstherapie ist schon sehr weit allgemein und integrativ entwickelt und mit der Aneignung unbewußter Prozesse, der Abwehr und Handhabung der Beziehung könnten  Psychoanalyse und Tiefenpsychologie ausgedient haben. Interessanterweise hat es für die Verhaltenstherapie nie ein Problem gegeben, die Kognitive Therapie zu "integrieren", während ihre Autoren ansonsten, allen voran Margraf, nicht müde werden zu betonen, wie schwierig und verfrüht es angeblich sei, Psychotherapie zu integrieren. Das ist offenbar  immer dann problemlos möglich, wenn es darum geht, daß sich die Verhaltenstherapie andere Methoden, ja im Fall der Kognitiven Therapie sogar eine eigene Therapieschule einverleibt. Es gehört zu den großen Verdiensten von Grawe, dieses falsche Verhaltenstherapie Spiel nicht mitgespielt zu haben und stattdessen eine allgemeine psychologische Psychotherapie voranzutreiben.

    Querverweis-1: Weitere Information (interner Link)
    Querverweis-2: Dokumente zur Entwicklung der Kognitiven Therapie als Integrative Therapie.
     
    Heckrath & Dohmen kommentieren (S. 189): "Neben Cognitive Therapy and Behavioral Therapy als VT-Verfahren wurde in der Studie Thom87 (Thompson, Gallagher u. Steinmetz Breckenridge 1987) Brief Psychodynamic Therapy durchgeführt. Die 10 Therapeuten waren klinische Psychologen, die mindestens 1 Jahr Erfahrung hatten und mindestens 1 Jahr Training in dem Verfahren, mit dem sie behandelten. Sie wurden wöchentlich supervidiert und ihre Kompetenz anhand von Videobändern beurteilt. Die Autoren verfaßten das Manual zur Behavioral Therapy. Die Patienten erhielten 16-20 Sitzungen." 
     
    Ergebnis 20  Thompson, L. W.; Gallagher, D. &  Steinmeke et al. (1987)
    Heckrath & Dohmen (1997)  ? : 0  Grawe et al. (1994) 
    Es ist nicht erkennbar, weshalb Buol & Endtner und darauf basierend Grawe et al. aus der "cognitive" Gruppe eine "kognitive VT" machten. 

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    Fußnoten
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    2) Buol, Claudia & Endtner, Katrin (Februar 1993). "Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so ..." (B. Brecht). Differentielle Wirkung von Psychotherapie. Eine Metaanalyse. Unveröffentlichte Lizentiatsarbeit am Psychologischen Institut der Universität Bern, eingereicht bei Prof. Klaus Grawe. Unitobler Psych. 1099'642 [Anmerkung: die an den Lesesaal der UB Erlangen ausgeliehene Lizentiatsarbeit enhält die Seiten 12-13 (Kapitel "Vorgehen", Abschnitt "Beschreibung der Studien" und hier "Bereichszuordnung") nicht.
    3) McMullin, R. E. (1986). Handbook of Cognitive Therapy. New York: Norton.

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Teil 3.20  Faksimile-Beweise zu den Sachverhalten; Überprüfung und Bewertung der schweren Vorwürfe von Heckrath & Dohmen (1997) zum direkten Wirkungsvergleich zwischen psychoanalytischer und Verhaltenstherapie durch die Forschungsgruppe Grawe et al. (1994). Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/ptf/grawe/g_hd3_20.htm
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