Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPTDAS=28.09.2024  Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: ttmmjj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    In memoriam Walter Toman 28.09.2024

    Walter Tomans Definition der Psychologie

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    Editorial: Für die  Psychologie des Erlebens  wurde eine Seite zur  Definition der Psychologie  erstellt. Es bot sich daher an, Tomans Definition der Psychologie im diesjährigen in memoriam zu erfassen, wo er auch, gleich im ersten Absatz, auf die Bedeutung von Erlebnisberichten eingeht, was gut zum übergeordneten Themenrahmen passt.



    Aus: Toman, Walter (1973). Einführung in die Allgemeine Psychologie. Bd. I Biologische Grundlagen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Intelligenz. S. 18f

    "2   Die Psychologie in näherer Betrachtung

    Gegenstand der Psychologie ist das Verhalten des Menschen in elementaren und komplexen Situationskontexten. Zum Gegenstand der Psychologie zählen manche auch oder vor allem das Erleben des Menschen (zum Beispiel Külpe 1893; Karl Bühler 1927; Allport 1937; Elsenhans 1939; Rohracher 1971), jedoch muß vom wissenschaftstheoretischen Standpunkt dagegen eingewandt werden, daß Erlebnisse nur dann Gegenstand wissenschaftlicher Aussagen sein können, wenn sie »zu Protokoll gebracht« sind, wenn über sie von der betreffenden Person selbst Aussagen gemacht oder durch anderweitiges Verhalten von ihrer Existenz Mitteilung gemacht wird (siehe auch Stevens 1939). Erst diese Protokollsätze über Erlebnisse sind diskutierbare Primärdaten.
    Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. Sie kommt durch systematische Beobachtungen des Verhaltens von Menschen oder durch Variation der Bedingungen, unter denen Verhalten beobachtet wird, zu ihren Aussagen. Diese sollen auf ihre Allgemeinheit und ihren Geltungsbereich geprüft sein. Wenn keine Einschränkungen geäußert werden, dann sollten ihre Sätze eigentlich allgemein und überall gelten. Ob dies wirklich zutrifft, ist allerdings oft fraglich.

    Wissenschaftliche Aussagen im allgemeinen, aber auch in der Psychologie, haben den Charakter von Bedingungssätzen. Einfachere Aussagen als solche Bedingungssätze oder Gleichungen sind in der Regel nur Prämissen oder Vorbereitungen für die eigentlichen wissenschaftlichen Aussagen. Solche Bedingungssätze einfachster Form wieder unterscheiden mindestens zwei Zustände eines unabhängigen Merkmals und sagen entweder den Eintritt oder Nichteintritt eines abhängigen Merkmals voraus oder, anders gesagt, einen von ebenfalls mindestens zwei Zuständen eines abhängigen Merkmals.
    Nehmen wir als Beispiel die Aussage: »Im Zustand der Müdigkeit nimmt die Aufmerksamkeit ab.« Wenn Müdigkeit, die unabhängige Variable X, etwa durch die Zeit definiert ist, die jemand ohne Unterbrechung wach gewesen ist, und Aufmerksamkeit, die abhängige Variable Y, etwa durch die Fähigkeit einer Person, sich Zahlengruppen zu merken und im Kopf zu addieren, dann könnte folgendes Experiment angestellt werden: Eine Person wird am Morgen nach dem Frühstück und am späten Abend nach einem arbeitsreichen Tag gebeten, sich die ihr vorgesprochenen Zahlen 372, 4055 und 96 zu merken und innerhalb von 20 Sekunden zu addieren. Damit kein spezifischer Vertrautheitseffekt als Fehler in das Experiment gerät, sollte man beim zweiten Versuch eine andere Zahlengruppe, etwa 54, 2149 und 609, verwenden. Die Voraussage wäre, daß die Person diese Aufgabe am Morgen in der vorgegebenen Zeit löst, am Abend nicht. Geringe oder gar keine Müdigkeit ist mit für die Aufgabe ausreichender Aufmerksamkeit gekoppelt, große Müdigkeit mit zu geringer Aufmerksamkeit.
    Um sicher zu sein, daß man nicht ein Zufallsergebnis erhält, würde man natürlich lieber 20 Personen unter jeder der beiden Bedingungen testen, und damit ein Gedächtnis- und Übungseffekt mit Sicherheit ausgeschaltet ist, würde man sogar 2mal 20 Versuchspersonen entweder nach dem Zufall aus einer einzigen Population auswählen oder sie durch Vortests ihrer Aufmerksamkeit in zwei Parallelgruppen von durchschnittlich gleicher Leistungsfähigkeit aufteilen. Eine dieser Gruppen, die nicht ermüdete, könnte man die Kontrollgruppe nennen, die andere die experimentelle Gruppe. - Ferner würde man auch die Zahl der Aufmerksamkeitsproben von einer einzigen komplexen Leistung auf mehrere und vielleicht jeweils leichtere Aufgaben erhöhen (etwa fortlaufend je zwei vorgegebene einstellige Zahlen addieren oder überhaupt nur bestimmte Zeichen aus einem vielfältigen Zeicheninventar durch Abhaken selegieren). Die Zahl solcher erfolgreich gelösten Aufgaben innerhalb eines gegebenen Zeitabschnittes sollte von Versuchsperson zu Versuchsperson verschieden ausfallen. Die Zahl dieser gelösten Aufgaben könnte als Maßzahl für die Aufmerksamkeit der Versuchsperson fungieren."

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    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten
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    Kommunikationsdaten: Nachdem Walter Toman am Sonntag, den 28.09.2003 verstarb, haben wir die Kommunikationsdaten herausgenommen.



    Querverweise
    Standort: In Memoriam Walter Toman 28.09.2024
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    Überblick Walter Toman im Internet * Übersicht in memoriams *  Berufsbiographie und Literaturliste *



    Zitierung
    IP-GIPT (DAS). Walter Toman in Memoriam 28.09.2024: Walter Tomans Definition der Psychologie. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/toman/im240928.htm
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    korrigiert: irs 27.09.2024



    Änderungen - wird unregelmäßig überarbeitet, in der Regel erscheint zum Todestag ein "In memoriam". Kleine Änderungen werden nicht extra dokumentiert.
    28.09.2024    ins Netz gestellt