Buch-Präsentationen in der IP-GIPT
Humanistisch-Existenzielle Therapie
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Ergebnisse * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *
Bibliographie: Schneider, Kirk J.
&/ Krug, Orah T. (2012). Humanistisch-Existentielle Therapie. München:
Reinhardt.
[Verlags-Info]
Aus dem Amerikan. von Anni Pott 2012. 169 Seiten. (ISBN 978-3-497-02280-9)
kt € [D] 24,90 / € [A] 25,60 / SFr 35,50 .
Verlagsinfo: "Lebensfragen in der Psychotherapie
Wie sollen wir leben? Was ist wirklich wichtig im Leben? Im Zentrum Humanistisch-Existentieller Therapie, bekannt geworden durch Irvin Yalom, steht die Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen z.B. nach dem Tod, Freiheit, Isolation und Sinnlosigkeit. Ziel ist es, die Grenzen menschlicher Existenz bewusst zu machen, der damit verbundenen Angst ins Auge zu sehen und sie zu akzeptieren. Hemmungen und Blockaden, die sich z.B. in Jugendwahn und Ausblenden der eigenen Sterblichkeit gleichermaßen wie in Pessimismus und übertriebener Krankheitsangst äußern können, werden aufgespürt. Hilfesuchende lernen in der Therapie, in ihrem Handeln und Erleben freier zu werden und zu einem verantwortlichen und authentischen Umgang mit sich selbst und ihrer Umwelt zu gelangen."
Inhaltsverzeichnis [PDF]
1
Einführung 9
2
Geschichte 13
Ursprünge 14
Heutiger Ansatz: Entwicklung bis in die Gegenwart 18
3
Theorie 20
Ziele des Ansatzes 20
Freiheit innerhalb von Grenzen 20
Die Einschränkungen der Freiheit anerkennen 21
Freiheit und Einschränkung integrieren 22
Eine Veranschaulichung dieses Prozesses 23
Verschiedene Interpretationen der existentiellen Therapie 24
Ein zentrales Anliegen: Der gegenwärtige Augenblick 25
Das Kultivieren der Präsenz 25
Vier Kernziele 27
Schlüsselkonzepte 27
Selbstgefühl 27
Muster psychischer Gesundheit 29
Klinische Bewertung: Die Fähigkeit, präsent zu sein
35
4
Der therapeutische Prozess 40
Die Rolle des Therapeuten und des Klienten sowie ihre Beziehung
42
Existentielle Einstellungen oder Bedingungen 42
Zusammenfassung der wichtigsten Änderungsmechanismen 77
Kurzzeit- und Langzeitstrategien und Techniken 80
Eine Kurzzeittherapie: Mimi 81 ? Langzeitstrategien und Techniken 87
Hindernisse und Probleme bei der Anwendung
des humanistisch-existentiellen Ansatzes 99
5
Evaluation 101
Forschung untermauert die Wirksamkeit des Ansatzes 101
Spezifische Probleme und Klientenpopulationen 107
Wie funktioniert die Humanistisch-Existentielle Therapie
bei unterschiedlichen Klienten? 108
Eine Anmerkung zu den sozialen und spirituellen Dimensionen der humanistisch-existentiellen
Transformation 110
6
Zukünftige Entwicklungen 112
Ausblick und Herausforderungen 114
7
Zusammenfassung 116
Hintergrund 116
Derzeitige Situation 117
Die zunehmende Unterstützung durch die Forschung für die
Humanistisch-Existentielle Therapie 118
Fazit 119
8
Anhang 121
Kurzzeittherapie Fall 2: Hamilton 121
Zusammenfassung der experientiellen Einstellungen
des existentiell-integrativen (EI) Modells 125
Überblick 125
Phasen der Veränderung in einer „typischen“ existentiellen Langzeittherapie
128
Phase 1 128
Phase 2 129
Phase 3 130
Langzeittherapie Fall 2: Claudia 131
Glossar 145
Anmerkungen 150
Literaturempfehlungen 151
Internet-Quellen 151
Zitierte Literatur 153
Register 164
Über die Autoren 167
"1 Einführung
Wie sollen wir leben? Was ist uns wirklich wichtig? Wie können
wir die Dinge verfolgen und den Dingen nachgehen, die wirklich wichtig
sind? Wie in dem Zitat, das diesen Text einleitet, geht es in diesem Buch
um den inneren Mut zu leben. Bei der existentiellen Therapie geht es darum,
Menschen zu helfen, ihr Leben wieder zurückzugewinnen und selbst in
die Hand zu nehmen. Die Grundprinzipien der existentiellen Therapie stellen
eine Erweiterung der Grundprinzipien aller Therapien dar, die über
die konventionelle Betonung äußerer, mechanischer Veränderungen
hinausgehen.
Die existentielle Therapie geht zum Beispiel auf
die medizinische Intervention ein, indem sie dazu anhält, über
die Bedeutung der Intervention nachzudenken. Wenn etwa ein verschlossener
Mensch Prozac (Wirkstoff Fluoxetin; in Deutschland u. a. unter den Handelsnamen
Fluctin oder Fluxet) einnimmt, um ein geselliger Mensch zu werden, könnte
der Therapeut in der existentiellen Therapie ein Gespräch mit ihm
darüber suchen, welche Bedeutung diese Veränderung subjektiv
für ihn hat. Ist es die Veränderung, die dieser Mensch sich aufrichtig
wünscht, oder ist es eine Veränderung, die von seinem sozialen
Umfeld, seiner Kultur oder seinem Arbeitgeber diktiert wird, ohne dass
er wirklich gefragt wird? Und wenn dies keine Veränderung ist, welche
sich dieser Mensch von ganzem Herzen wünscht, was ist dies dann für
eine Veränderung? Wie kann sie genutzt werden? Welche Bereitschaft
besteht, mit ihren Konsequenzen umzugehen?
Oder: Was wäre, wenn ein depressiver Mensch
eine kognitive Verhaltenstherapie, wie beispielsweise Reframing, macht,
um positives Denken und Verhalten zu lernen? In der existentiellen Therapie
würde der Therapeut ihn in einem solchen Fall vielleicht fragen, was
„positiv“ für ihn bedeutet. Bedeutet „positiv“ eine Veränderung,
die dauerhaft ist? Bereichernd? Emotional und physisch erfüllend?
Oder bedeutet es eine Veränderung, die zweckmäßig ist?
Passend? Einfach zu integrieren? Welches sind die Konsequenzen einer solchen
Veränderung – ein einfacheres, aber weniger nachdenkliches Leben?
Ein überschaubares, „handhabbares“, aber reizloses, abgestumpftes
Leben?
In der existentiellen Therapie gibt der Therapeut
keine Antworten, sondern hilft den jeweiligen Personen, sich mit Fragen
auseinanderzusetzen. Die Art und Weise, wie Therapeuten in der existentiellen
Therapie Menschen helfen, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, ist
auch ein Teil, der unseren Ansatz einzigartig macht. Nach dem vorhergehenden
Absatz mag es vielleicht so aussehen, als würden wir unsere Klienten
hauptsächlich in ein intellektuelles Gespräch verwickeln. Das
ist jedoch nicht der Fall. Wir konzentrieren uns vielmehr auf den Prozess,
der sich im jeweils lebendigen Augenblick entfaltet. Wir stellen uns sorgfältig
darauf ein und stimmen uns darauf ab, wie sich unsere Klienten sich selbst
und uns gegenüber verhalten, und spiegeln entsprechend Aspekte von
ihnen wider, die evident, aber bisher unbemerkt geblieben sind. Wir registrieren,
wenn unser Klient selbstkritisch oder unentschlossen ist. Ist die Art und
Weise, wie er sich uns gegenüber verhält, von Abhängigkeit
oder Teilnahmslosigkeit und/oder Distanziertheit geprägt? Nimmt er
seinen persönlichen Raum zögernd und gehemmt oder selbstbewusst
und beherzt in Anspruch?
Warum fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit auf
diese Weise? Weil wir davon ausgehen, dass wir nicht nur unseren Klienten
vor uns haben, sondern auch sein Leben: sein Wunsch zu leben und seine
Bewusstheit des Todes, seine Sehnsucht nach Verbundenheit und seine Furcht
vor Ablehnung oder Zurückweisung, seinen Wunsch nach Veränderung
und seine Furcht vor dem Unbekannten. Wir sind der Überzeugung, dass
die Bedeutung, die unser Klient seinen bisherigen Erfahrungen und Lebensbedingungen
beigemessen hat, in dem lebendigen Augenblick lebendig sind, manche bewusster
als andere, und dass sie in seinem Körper, seiner Stimme, seinem Verhalten
und seinen Werten und Einstellungen zum Ausdruck kommt. Alles, was er sagt
oder tut, spiegelt seine Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zu seiner
Welt im Allgemeinen wider. Wenn wir uns wirklich auf ihn einstellen und
ihm helfen können, präsenter zu sein, wird er eher Zugang zu
dem finden, was ihm wirklich wichtig ist, und als Ergebnis dessen sein
Leben revitalisieren und wieder mit neuem Leben erfüllen. Dies sind
somit die Ankerpunkte, der erweiterte Rahmen, in dem die existentielle
Therapie stattfindet. Die Frage, wer oder was eine Verände[>11]rung
bewirkt (beispielsweise die Medikation, das logische Argument, das soziale
Umfeld oder die Person selbst), ist vom existentiellen Standpunkt aus von
entscheidender Bedeutung; ebenso die Frage, wie die Veränderung herbeigeführt
werden soll – das heißt, die „Suppe“ oder das Medium, in der oder
dem dies erforscht oder untersucht wird.
Begleiten Sie uns jetzt, wenn wir uns nun mit Vollgas
ins Herzstück der Praxis der existentiellen Therapie begeben – eine
Praxis, welche auf die Fragen eingeht, die wir hier gestellt haben: Wie
sollen wir leben? Was ist uns wirklich wichtig? Was tun wir, um das zu
kultivieren, was wirklich wichtig ist? Dies sind Fragen, die jeden von
uns beschäftigen, aber insbesondere Klienten in der Therapie, die
sich nach einem erfüllten und sinnvollen Leben sehnen. Ein Leben,
das über das Zweckmäßige und Mechanische hinausgeht und
das maximale Spektrum der menschlichen Möglichkeiten von der Liebe
bis zum Tod und von der Furcht bis zur Freude mit einschließt.
Der Fokus dieses Buches liegt entsprechend auf einer
bestimmten Variante der existentiellen Therapie, der heutigen Humanistisch-Existentiellen
Therapie. Auch wenn auf der ganzen Welt unzählige Formen der existentiellen
Therapie diskutiert und angewendet werden (z. B. Cooper 2003), hat die
Humanistisch-Existentielle Therapie einen deutlichen US-amerikanischen
Charakter (z. B. Bugental 1987; Burston 2003; Cooper 2003). Was meinen
wir mit „Humanistisch-Existentieller Therapie“? Das Konzept wird nachfolgend
zwar noch detaillierter erläutert, wir möchten hier jedoch schon
einen kurzen Abriss geben: Bei der Humanistisch-Existentiellen Therapie
handelt es sich um eine Mischung aus der europäischen humanistischen
und existentialistischen Philosophie und der US-amerikanischen humanistischen
Psychologie. Nachdem diese Zweige Anfang der 1960er Jahre zusammengeführt
wurden, schweißt die Humanistisch-Existentielle Therapie inzwischen
das europäische Erbe der Selbsterforschung, des Kämpfens und
der Verantwortung mit der US-amerikanischen Tradition der Spontaneität,
des Optimismus und der praktischen Anwendbarkeit zusammen. So gesehen stellt
die Humanistisch-Existentielle Therapie sozusagen einen dynamischen und
zeitgemäßen „Eintopf“ dar.
In den nachfolgenden Kapiteln werden wir auf die
Geschichte, den theoretischen Rahmen und die praktische Anwendung der Humanistisch-Existentiellen
Therapie eingehen, so wie sie derzeit von einem ebenso vielfältigen
wie wachsenden Kreis von Praktikern und Klienten verstanden wird. Dieser
Personenkreis umfasst ein erstaunlich breites kulturelles und diagnostisches
Spektrum und fordert zunehmend Stereotypen heraus. Ein Stereotyp ist, dass
die Praxis der Humanistisch-Existentiellen Therapie eine „intellektuelle“
Form der Philosophie sei, die nur für kulturelle Eliten relevant sei.
Ein weiteres Stereotyp ist, dass die Praxis der Humanistisch-[>12] Existentiellen
Therapie hyperindividualistisch sei und die Verbundenheit zwischen Personen
nicht anerkenne. Noch eine weitere Mutmaßung und Fehlannahme ist,
dass die Humanistisch-Existentielle Therapie unberechenbar und undiszipliniert
sei. Auch wenn diese Stereotypen eine gewisse Legitimität zu haben
scheinen, insbesondere im Zusammenhang mit bestimmten begrenzten Einflüssen
durch die „Human Potential Movement“ (Bewegung zur Erschließung des
menschlichen Potenzials) in den 1960er Jahren (Moss 2001), klingen sie
doch zunehmend hohl (Burston 2003; O’Hara 2001; Schneider 2008).
Wie wir sehen werden, ist die heutige Humanistisch-Existentielle
Therapie bei einem breiten Spektrum von Settings, diagnostischen Populationen
und Ethnizitäten anwendbar (¦ insbesondere Kapitel 4), und
weil der persönliche und zwischenmenschliche Kontext im Mittelpunkt
der humanistisch-existentiellen Ausbildung steht, hat sie zunehmend Einfluss
auf die therapeutische Fachwelt insgesamt (Schneider 2008; Wampold 2008).
„Trotz erweiterter Horizonte“, wie Mendelowitz und
Schneider es unlängst in einem Kapitel formulierten, „teilt die heutige
existentielle Psychologie mit ihren Vorläufern [dennoch] diesen grundlegenden
Wert: den unheimlichen Kern, der im tiefsten Inneren des Daseins und des
Forschergeistes zu finden ist, der in den tiefsten Ebenen des Bewusstseins
residiert“ (2008, 303). Wir werden jetzt auf diesen „unheimlichen Kern“
und sein Vermächtnis an literarischer, philosophischer und psychologischer
Tiefe eingehen.1"
"Fazit
Um die Ziele der Humanistisch-Existentiellen Therapie zu erreichen,
greifen Praktiker auf eine Vielzahl von Mitteln zurück. Bei diesen
Mitteln handelt es sich jedoch nicht um Techniken im klassischen Sinne,
sondern um Einstellungen (oder Bedingungen), durch welche die experientielle
Befreiung und tiefgreifende Transformation Wurzeln fassen können.
Zu den wichtigsten ineinander übergreifenden und sich zum Teil überlappenden
humanistisch-existentiellen Einstellungen gehören: das Kultivieren
der therapeutischen Präsenz (Präsenz als Grundlage); das Kultivieren
und Aktivieren der therapeutischen Präsenz durch Anstrengungen oder
Kampf (Präsenz als Methode und Ziel); die Begegnung mit dem Widerstand
gegen therapeutische Anstrengungen oder Kampf; und das Verschmelzen von
Sinn, Intentionalität und Zum-Leben-Erwachen (Ehrfurcht), welches
{>120] das Ergebnis der Anstrengung oder des Kampfes sein kann. Auch wenn
die Praxis der Humanistisch-Existentielle Therapie bei diesen Themen bei
allen Therapeuten ähnlich aussieht, hängt es jedoch vom jeweiligen
Kontext ab, wie sie jeweils zum Ausdruck kommen und erleichternd eingesetzt
werden. Jeder Therapeut und jedes Therapeuten-Klienten-Paar muss für
sich entdecken, was optimal ist, und jeder Augenblick kann signalisieren,
was optimiert werden kann. Dies ist die Kunst - und die neu entstehende
Wissenschaft - der heutigen humanistisch-existentiellen Praxis."
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