Alkoholkonsum - Gesundheitsbericht für Deutschland 1998
weitergereicht von Rudolf Sponsel, Erlangen
Alkoholkonsum, Kapitel 4. 5 [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998]. Quelle: gbe-bund
Alkohol stellt hierzulande neben Tabak (vgl. Kapitel 4.4 Konsum von Tabak) das Suchtproblem Nr. 1 dar. Gesteigerter und chronischer Alkoholkonsum kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsstörungen und Krankheiten führen. Die Gefährdung ist im wesentlichen über den Alkoholmißbrauch gegeben, der über eine akute Vergiftung hinausgeht. Bei der Alkoholabhängigkeit müssen nachweisbare Symptome hinzukommen.
Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet. Alkoholtrinken in jungen Jahren führt zu Konsummustern, die sich verfestigen und neben den kurz- und mittelfristigen psychischen und sozialen Entwicklungsstörungen die weitere Lebensführung prägen können.
Mäßiger, auch regelmäßiger Alkoholkonsum muß
nicht als gesundheitsgefährdend eingestuft werden. Übermäßiger
und chronischer Alkoholkonsum hingegen birgt ein großes Gesundheitsgefährdungspotential
in sich. Vielfach ist er mit der Störung oder Auflösung sozialer
Bindungen verknüpft.
Motivation für den Alkoholkonsum
Alkoholkonsum ist in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens anzutreffen. Es handelt sich jedoch keinesfalls ausschließlich um ein Gruppenphänomen. Vielfach wird Alkohol auch allein getrunken, aus verschiedensten Motiven.
Jugendliche stellen z.T. ihren Mut auf die Probe: "Mal sehen, wieviel du vertragen kannst". Hierbei kann sich der einzelne nicht immer entziehen, denn als Strafe drohen ein Ansehensverlust bis hin zum Ausschluß aus der Gruppe.
Vieltrinker, die mehr als 280 g reinen Alkohol pro Woche konsumieren, nennen am häufigsten folgende Motive: "Alkohol ist eine angenehme Möglichkeit, sich zu entspannen" und "durch Alkohol kann man Ärger leichter bewältigen". Darüber hinaus werden "Alkohol hilft über Niedergeschlagenheit und Depression hinweg", "Alkohol läßt eine starke Belastung leichter ertragen", "Alkohol stärkt das Selbstvertrauen" und "Alkohol macht das Gefühl von Einsamkeit und Unverstandenheit erträglicher" angegeben.
Aus diesen Antworten wird vor allem deutlich, daß dem Alkohol
die Rolle eines persönlichen Problemlösers zugeschrieben wird.
Auch Trinken aus Genuß kann zu einer Gewöhnung an übermäßigen
Konsum führen.
Als Maß für den Konsum hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch reinen Alkohols etabliert. Bei dieser Angabe handelt es sich um einen Durchschnittswert, der keine Rückschlüsse auf die genaue Verteilung der Trinkgewohnheiten oder des Trinkverhaltens zuläßt. Einzelne Problemgruppen lassen sich über diesen Wert nicht identifizieren. Der Pro-Kopf-Verbrauch beeinflußt jedoch besonders das Ausmaß der Folgeerkrankungen: Je höher der Pro-Kopf-Verbrauch, desto häufiger sind alkoholbedingte Erkrankungsfälle und Behandlungsanlässe.
1994 wurden in Deutschland pro Kopf 10,3 l reiner Alkohol als Bier,
Spirituosen, Wein und Schaumwein verbraucht. Deutschland liegt damit hinter
Luxemburg, Frankreich und Portugal auf einem der vorderen Plätze in
Europa (siehe Abb. 4.5.1).
Abb. 4.5.1: Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol 1994
Quelle: Hüllinghorst [1993]; DHS, Jahrbuch Sucht [1996].
Von 1950-1980 stieg der Pro-Kopf-Verbrauch im Westen von ca. 3 l reinem
Alkohol auf ca. 12 l kontinuierlich an. Für den Zeitraum von 1980-1994
ist ein Rückgang um ca. 9% feststellbar, wobei der. Der Verbrauch
in den Jahren 1990-1994 lag relativ konstant bei ca. 12 l pro Kopf lag.
Auf die Bevölkerungsgruppe der 15-70jährigen umgerechnet, ergibt
sich für das Jahr 1994 ein jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch reinen
Alkohols von über 13 l und ein täglicher durchschnittlicher Konsum
von über 36 g.
Konsum nach Alter und Geschlecht
Mit rund 56% trinkt über die Hälfte der Bevölkerung nach eigenen Angaben regelmäßig Alkohol in mäßigen Mengen (1-20 g reinen Alkohol pro Tag). Starker Alkoholkonsum (mehr als 40 g reiner Alkohol pro Tag) wird von rund 10% der Bevölkerung zugegeben. Demgegenüber geben etwa 22% an, keinen Alkohol zu trinken.
Im Westen trinken Männer pro Woche durchschnittlich 3,4 l Bier und 0,08 l Spirituosen, im Osten hingegen konsumieren Männer 4,3 l Bier und 0,1 l Spirituosen. Im Wein- und Sekt-Konsum sind die Unterschiede zwischen Osten und Westen mit 0,7 l bzw. 0,5 l sind geringer ausgeprägt.
Frauen im Westen trinken mit 1,2 l ca. 0,2 l mehr Bier als Frauen im Osten. Unterschiede im Wein-, Sekt- und Spirituosenkonsum lassen sich zwischen Osten und Westen kaum ausmachen.
Eine besondere Gefahr für die Gesundheit stellt ein dauerhafter Tagesverbrauch von mehr als 40 g reinem Alkohol für Männer bzw. mehr als 20 g für Frauen dar; dies entspricht mehr als 0,4 bzw. 0,2 l Wein. Diese schädliche Menge verbrauchten im Jahr 1995 ca. 16,2% der Männer (15,1 im Westen und 20,5 im Osten). Rund 10% der Frauen (im Westen wie im Osten) gaben den für sie schädlichen Verbrauch von mehr als 20 g an (siehe Abb. 4.5.2). Umgerechnet auf die Bevölkerung Deutschlands entspricht dies insgesamt ca. 10,6 Mio. Betroffenen beiderlei Geschlechts.
Abb. 4.5.2: Konsum von reinem Alkohol 1995
Quelle: IFT, Repräsentativerhebung zum Gebrauch psychoaktiver
Substanzen bei Erwachsenen in Deutschland [1996]; eigene Berechnungen.
Folgen übermäßigen Alkoholkonsums
Schäden körperlicher, psychischer und sozialer Natur können Folgen übermäßigen Alkoholkonsums sein. Neben Befindlichkeitsstörungen wie innerer Unruhe, Schlaflosigkeit, Zittern, Konzentrationsprobleme und Einschränkung der Kontrollfähigkeit sowie alkoholbedingtenr Krankheiten ist für die Betroffenen vielfach der Verlust von Familie, Arbeit oder Wohnung zu beklagen.
Darüber hinaus steigt unter Alkoholeinfluß die Gewaltbereitschaft. Im Jahr 1993 standen 30,1% der Tatverdächtigen für gefährliche und schwere Körperverletzung unter Alkoholeinfluß; bei den Totschlagdelikten (42,4%) und den Sexualmorden (52,9%) ist der Anteil sogar noch höher (Klein [1995]).
Eine weitere gewichtige Gefahr des Alkoholkonsums liegt in der verminderten
Kontrollfähigkeit im Straßenverkehr. Im Jahr 1995 verstarben
insgesamt 9 454 Personen infolge eines Straßenverkehrsunfalls (vgl.
auch Kapitel 4.18 Verkehrsunfälle). 1 716 dieser Todesfälle erfolgten
unter Alkoholeinfluß. Damit verstarb etwa jeder sechste Getötete
im Straßenverkehr durch einen Unfall unter Alkoholeinfluß (siehe
Abb. 4.5.3).
Abb. 4.5.3: Folgen von Straßenverkehrsunfällen unter
Alkoholeinfluß 1995
Quelle: StBA, Statistik der Straßenverkehrsunfälle.
Alkoholabhängigkeit und alkoholbezogene Krankheiten
Grundsätzlich lassen sich mit Blick auf die Alkoholaffinität,
d.h. den Zusammenhang zwischen Alkohol und Erkrankung, zwei Gruppen von
Krankheiten unterscheiden:
Zur ersten Gruppe gehören etwa die Alkoholabhängigkeit,
Alkoholpsychosen, alkoholische Fettleber, alkoholische Hepatitis, die alkoholische
Leberzirrhose und die alkoholische Polyneuropathie. Bei dieser Gruppe spricht
man auch von den sog. "klassischen" Alkoholkrankheiten.
Zur zweiten Gruppe zählen u.a. Krebse der oberen Verdauungswege (Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre), des Magens, der Bauchspeicheldrüse und der Leber, aber auch Krankheiten des Herzens (z.B. Herzmuskelschwäche) und des Kreislaufs (z.B. Bluthochdruck).
Alkoholabhängigkeit ist international als Krankheit definiert (Dilling
u.a. [1991]). Sie wird diagnostiziert, wenn während des letzten Jahres
mindestens drei der folgenden Kriterien gegeben waren:
1995 wurden in Deutschland in den Krankenhäusern rund 167 000
(1994: etwa 165 000) Behandlungen infolge von Alkoholabhängigkeit
und -mißbrauch durchgeführt. Dies sind 1,1% aller stationären
Behandlungsfälle. Die Altersgruppen der 35-44jährigen mit 61
574 Fällen gefolgt von den 45-54jährigen mit 41 139 waren am
häufigsten betroffen. Ca. 78% der Behandlungen entfielen auf Männer
und ca. 22% auf Frauen (StBA [19957a]). Diese Zahlen dokumentieren jedoch
nur die behandelten Fälle mit der Primärdiagnose Alkoholabhängigkeit.
Bei einer Untersuchung in einem Krankenhaus wurde in der inneren Medizin
und Chirurgie bei 17,5% der Patienten im Alter zwischen 18 und 64 Jahren
eine Alkoholabhängigkeit oder Alkoholmißbrauch nachgewiesen
(John u.a. [1996]). Demgemäß ist bei einem größeren
Anteil von Patienten, die an anderen Krankheiten behandelt werden, zusätzlich
zur Primärdiagnose von einer Alkoholabhängigkeit auszugehen.
Die in der Wissenschaft besonders häufig diskutierte alkoholbezogene Krankheit ist die Leberzirrhose (vgl. auch Kapitel 5.22 Chronische Leberkrankheit und -zirrhose). Im Kontext des Alkoholmißbrauchs ist hierzu insbesondere die alkoholische Leberzirrhose zu zählen. 1995 wurden ca. 66 000 Fälle (1994: ca. 68 000) mit chronischer Leberkrankheit und -zirrhose in Krankenhäusern behandelt. 14 891 Fälle davon waren 45-54 Jahre alt, 18 933 55-64 Jahre. Diese beiden Altersgruppen bilden damit etwa die Hälfte aller Behandlungsanlässe infolge chronischer Leberkrankheit und -zirrhose (StBA [1997a5]).
Ein weiteres gesundheitliches Problem ist ein erhöhter Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Das Krankheitsbild Alkoholembryopathie zeigt bei Säuglingen, deren Mütter während der Schwangerschaft übermäßig Alkohol tranken, vermehrt geistige und körperliche Schäden. Häufige Merkmale sind Untergewicht, Wachstumsstörungen und Fehlbildungen, insbesondere der inneren Organe (Herz, Nieren).
In Deutschland wird von etwa 1-2% alkoholabhängigen Frauen im gebärfähigen
Alter ausgegangen. Nur etwa 20% der Frauen trinken während der Schwangerschaft
überhaupt keinen Alkohol. Jährlich kommen ca. 2 200 Kinder mit
Alkoholembryopathie zur Welt (vgl. Wiesner [1995]).
Alkoholbedingte Sterblichkeit ist schwierig zu beschreiben. Neben der alkoholbedingten Leberzirrhose gibt es zahlreiche weitere, auf Alkohol zurückzuführende Sterbefälle.
1995 verstarben an alkoholischer Leberzirrhose 9 609 Personen; dies entspricht standardisiert 10,6 Sterbefällen je 100 000 Einwohnern. Im Osten liegt die Sterblichkeit höher (vgl. auch Kapitel 5.22). Das mittlere Sterbealter liegt bei rund 55 Jahren. Auch wenn die alkoholische Leberzirrhose über die Todesursachenstatistik separat ausgewiesen wird, ist davon auszugehen, daß ein weiterer beträchtlicher Anteil von Sterbefällen an chronischer Leberzirrhose durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht wird.
Bei übermäßigem Alkoholkonsum ist ein früher Tod
besonders wahrscheinlich. Schätzungen zufolge liegt die Sterberate
von Alkoholikern über einen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet um das
Zehnfache über der Normalsterblichkeit (Wiesner [1995]). Das Sterberisiko
wird dabei für Frauen etwa doppelt so hoch veranschlagt wie für
Männer.
Neben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die überörtliche Informationsarbeit zur Prävention von Suchtkrankheiten leistet, existieren in Deutschland 1 280 Beratungsstellen für Suchtkranke (Stand: Juli 1996). 1 136 dieser Beratungsstellen sind auf Hilfsangebote bei Problemen mit Alkohol und Medikamenten spezialisiert (Hüllinghorst [1996]). Die Dichte der Beratungsangebote ist regional verschieden. Im Durchschnitt kommen 67 500 Einwohner auf eine Beratungsstelle.
Die präventiven Maßnahmen erstrecken sich auf die Arbeit mit Eltern, Jugendarbeit, Schule, Betrieb, betriebliche Ausbildung, Medizin, eigene Kontaktzentren sowie Öffentlichkeitsarbeit mit regionalen Arbeitskreisen, Plakat- und Flugblattaktionen, Presseinformationen, allgemeinen Vorträgen u.a. Diese Arbeit wird von durchschnittlich fünf Mitarbeitern einer ambulanten Beratungs- und Behandlungsstelle geleistet (Hüllinghorst [1996]).
Auch Selbsthilfeorganisationen (siehe auch Kapitel 6.4 Laien- und Selbsthilfe) wie die Anonymen Alkoholiker, das Blaue Kreuz u.a. sind neben der Wahrnehmung von Betreuungsaufgaben im Bereich der Alkoholprävention tätig.
Zusätzlich werden Aufgaben der Prävention und Öffentlichkeitsarbeit von der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren wahrgenommen.
Der finanzielle Aufwand für die Prävention von Suchtkrankheiten
steht in keinem angemessenen Verhältnis zu den gesamtgesellschaftlichen
Folgen. So verfügt bspw. die BZgA derzeit (Stand: 1997) nur über
ein Budget von ca. 12 Mio. DM jährlich.
Entzugsbehandlungen
Behandlungen zum körperlichen Entzug von Alkohol werden überwiegend
in psychiatrischen Krankenhäusern, aber auch in Allgemeinkrankenhäusern
stationär durchgeführt. In psychiatrischen Krankenhäusern
bilden Behandlungen des körperlichen Entzuges den Anlaß bei
schätzungsweise ca. einem Drittel der Aufnahmen (vgl. Wienberg [1992]).
Psychotherapeutisch orientierte Ansätze (Motivierungsbehandlungen)
sind dringend erforderlich, sie bestehen aber erst vereinzelt (John u.a.
[1996]).
Entwöhnungsbehandlungen
Bei Entwöhnungsbehandlungen handelt es sich um psychotherapeutisch
orientierte Therapien mit dem Ziel abstinenten Lebens. Eine Behandlung
dauert im Durchschnitt vier Monate (Hüllinghorst [1993]).
1996 standen für Alkohol- und Medikamentenabhängige im stationären Bereich für Entwöhnungsbehandlungen ca. 12 000 Betten zur Verfügung (Hüllinghorst [1996]). Die Zahl der durchgeführten stationären Entwöhnungsbehandlungen für Suchtkranke stieg im Westen von 24 731 (1989) auf 29 823 (1995). Im Osten wurden im Jahre 1995 4 206 Entwöhnungsbehandlungen durchgeführt. Etwa 19% aller Behandlungen entfielen auf Frauen.
Im Vergleich zur geschätzten Zahl der Entzugsbehandlungen sind die Entwöhnungsbehandlungen von geringerer Bedeutung. Sie werden vermehrt von Patienten in Anspruch genommen, die im Durchschnitt weniger von Merkmalen sozialen Abstiegs wie Arbeitslosigkeit oder Scheidung betroffen sind, als Patienten in Entzugsbehandlungen.
Die Zahlen zum Konsum von Alkohol sowie zur Häufigkeit alkoholbezogener Krankheiten bzw. Sterblichkeit verweisen auf ein beträchtliches Präventionspotential. Den Alkoholkonsum zu verringern, Folgekrankheiten zu vermeiden und Behandlungsstrukturen effektiver zu gestalten, sind mögliche Ansatzpunkte gesundheitspolitischen Handelns.
Der verstärkte Einsatz von Ressourcen für präventive Maßnahmen kann nach einigen Jahren bereits zu einer Verringerung alkoholbezogener Krankheiten führen.
Die Primärprävention hat vor allem das Ziel, den Alkoholkonsum zu verringern. Durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit muß versucht werden, die Einstellung der Menschen gegenüber dem Alkohol zu ändern. Des weiterenVor allem sind Maßnahmen zu ergreifen, um Fertigkeiten im sozialen Umgang bei Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Die didaktischen Möglichkeiten in der Schule sollten auch hinsichtlich der Aufklärung über Suchtgefahren stärker genutzt werden.
Ferner können Gesundheitsförderungsprogramme in verschiedenen Organisationen (z.B. Betrieben) ein wirksames Mittel zur Aufklärung und Vermeidung von Gesundheitsgefahren durch Alkoholmißbrauch darstellen.
Die Wissenschaft hat gesetzgeberische Maßnahmen und ihre Einhaltung
als das wirksamste Mittel der Primärprävention zur Verringerung
des Alkoholkonsums nachgewiesen. Hierzu zählen:
Im Bereich der Früherkennung, -beratung und -behandlung gibt
es bereits viele Einrichtungen, in denen Alkoholabhängige auf ihre
Problematik aufmerksam gemacht werden können. Hier sind zusätzlich
bereits entwickelte Beratungsformen aufzubauen bzw. weiter auszubauen.
Dazu zählt insbesondere die Schaffung von Therapieeinheiten Therapieschwerpunkten in Arztpraxen und Allgemeinkrankenhäusern. Die Zielsetzung ist, Patienten in Frühphasen zu einer Bekämpfung ihrer Abhängigkeit zu motivieren. Die Möglichkeiten eines qualifizierten Entzugs und daran gekoppelte Aufklärungsarbeit könnten dazu beitragen, vorhandene Barrieren zur Inanspruchnahme von Entwöhnungsbehandlungen abzubauen und die Betroffenen besser auf ein Leben ohne Suchtstoffe vorzubereiten. Durch solche Maßnahmen ist bereits nach wenigen Jahren mit Kosteneinsparungen aufgrund vermiedener stationärer Behandlungen von alkoholbezogenen Krankheiten zu rechnen.
Im rehabilitativen Bereich sollten ambulante und tagesklinische Therapien
weiterentwickelt und flächendeckend sowie wohnortnah eingeführt
werden. Das Angebot an Übergangseinrichtungen und das betreute Wohnen
zeigen mögliche Wege aus der Alkoholabhängigkeit auf; sie sollten
in die gesundheitspolitische Planung aufgenommen werden. Alle beschriebenen
Maßnahmen müssen einer Prozeß- und Ergebnisevaluation
unterzogen werden, um Ressourcen effizient einzusetzen.