Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=05.07.1998 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 19.11.2002
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen


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           Entwicklungsversion
    Sexuelle Störungen beim Mann
    Aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie (GIPT)

     von Rudolf  Sponsel, Erlangen

    Aktuelles: Allgemeines und integratives Psychotherapiekonzept zur Behandlung der Erektionsmängel: "Vom Landsknecht zum Ritter"

    (normal:  in Vorbereitung   fett:Ausarbeitung)

       
       
    • Behandlungsrahmen  (Link)
    • Vorbemerkung zum Normbezug
    • Historischer Hintergrund der Allgemeinen und Integrativen Sexualtherapie
    • Sexuelle Stoerungen beim Mann
    • Stoerung der sexuellen Erregung (Erektionsstoerungen)
    • Vorzeitiger Samenerguss(Ejaculatio Praecox)
    • Ejaculationssperre(Ejaculatio deficiens)
    • Gesteigertes Verlangen / Lust (gesteigerte sexuelle Appetenz)
    • Mangelndes Verlangen / Lust (mangelnde sexuelle Appetenz)
    • Abweichendes Verlangen / Lust
    • Abstimmung mit dem Partner / der Partnerin
    • Sonstiges
    • Probleme mit der Potenz-Sex-Pille ViagraÒ




    Vorbemerkung zum Normbezug: Die sexuellen Stoerungen beziehen sich auf die Bezugsnorm statistischer Durchschnitt, also auf die haeufigeren und ueblicheren Faelle. Im allgemeinen betrifft dies hetereosexuelle Beziehungen, obschon es bei homosexueller Orientierung meist keinen besonderen Unterschied geben duerfte. Bei Abweichungen sind zusaetzliche Gesichtspunkte zu beruecksichtigen. Besondere Kenntnisse und Erfahrungen sind im allgemeinen bei geschlechtlichen Identitaetsstoerungen erforderlich.



    Sexuelle Stoerungen beim Mann



    Stoerung der sexuellen Erregung (Erektionsstoerungen)



    Vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio Praecox)
    Ein vorzeitiger Samenerguss liegt praktisch gesehen dann vor, wenn die Samenentleerung des Mannes so fruehzeitig erfolgt, dass dies von beiden PartnerInnen als unbefriedigend und zu schnell erlebt wird. Falls die Partnerin orgasmisch ist kann Kriterium und Therapieziel sein, die Zeit so weit auszudehnen, dass auch sie zum Orgasmus gelangen kann.Wichtig ist wohl weniger die Zeitdauer als die Befriedigung.



    Ejaculationssperre (Ejaculatio deficiens)



    Gesteigertes Verlangen / Lust (gesteigerte sexuelle Appetenz)



    Mangelndes Verlangen / Lust (mangelnde sexuelle Appetenz)

    Diagnostik. Im DSM-IV wird hierzu u. a. ausgefuehrt:
     
       

      DSM-IV Diagnostische Kriterien einer Stoerung mit verminderter sexueller Appetenz (Lust, Verlangen)
      [DSM-IV 302.71, ICD-10 F52.0]

      "A. Anhaltender oder wiederkehrender Mangel an (oder Fehlen von) sexuellen Phantasien und des Verlangens nach sexueller Aktivität. Der Untersucher beurteilt den Mangel oder das Fehlen unter Berücksichtigung von Faktoren, die die sexuelle Funktionsfähigkeit beeinfiussen, wie Lebensalter und Lebensumstände der Person.

      B. Das Störungsbild verursacht deutliches Leiden oder zwischenmenschliche Schwierigkeiten.

      C. Die sexuelle Funktionsstörung kann nicht besser durch eine andere Störung auf Achse I (ausgenommen eine andere Sexuelle Funktionsstörung) erklärt werden und geht nicht ausschließlich auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z. B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück.

      Bestimme den Typus: Lebenslanger Typus, Erworbener Typus.
      Bestimme den Typus: Generalisierter Typus, Situativer Typus.
      Bestimme Aufgrund Psychischer Faktoren, Aufgrund Kombinierter Faktoren." 
       

    Differentialdiagnose (Abgrenzungen und Unterscheidungen). Mangelnde Lust oder Verlangen kann verschiedene Gruende, Ursachen, Anlaesse oder Bedingungen haben. Geht das Ausweichen von Sexualkontakten auf starke Furcht zurueck, spricht man von Sexueller Aversion (hier angstbedingter Abneigung). Masters & Johnson (dt. 1993, S. 516) fuehren zu den Gruenden und Ursachen aus:
    "Menschen mit ISD zeigen charakteristischerweise wenig Interesse, Sexualaktivität von sich aus anzuregen und reagieren im allgemeinen auf Angebote des Partners wenig oder widerwillig. Im allgemeinen sind Menschen mit ISD sexuell funktionsfähig, doch es gibt Fälle, in denen diese Störung im Verbund mit sexuellen Dysfunktionen bestehen kann. Das Problem kann ein »primäres« (also lebenslanges) sein oder »sekundär« (also »im Verlauf« auftretend), es kann beständig vorhanden oder umstandsbedingt sein. Wie häufig diese Störung auftritt, ist unbekannt, doch in den USA umfaßt sie über ein Drittel der zu behandelnden Fälle. Zu den Ursachen für »gehemmtes Sexualverlangen« kann man sowohl organische wie psychosoziale Umstände rechnen. Hormonausfälle, Alkoholismus, Nierendysfunktion, Drogenmißbrauch, schwere chronische Erkrankungen können einzeln oder insgesamt eine Rolle spielen. Zwischen 10 und 20 Prozent der an solchen Störungen leidenden Männer haben innersekretorische Drüsentumore, die ein Ubermaß an Prolaktin produzieren; das Prolaktin unterdrückt die Produktion von Testosteron und führt nicht nur zur Impotenz, sondern eben auch zu Sexualtriebhemrrungen (ISD). Eine hohe Anzahl von Fällen hat psychische Ursachen wie Depressionen und Minderwertigkeitskomplexe, Feindseligkeit gegenüber dem Partner und partnerschaftliche Machtkämpfe. In manchen Fällen hat es den Anschein, als entstehe ISD, weil jemand auf diese Weise mit einer bestehenden sexuellen Dysfunktion fertigwerden will."
     
       
      Da es zahlreiche medizinisch-organische Gruende fuer mangelndes sexuelles Verlangen / Lust geben kann, ist eine entsprechende medizinische (z. B. allgemeine, internistische, nervenarztliche, frauenaerztliche, urologische) differentialdiagnsotische Abklaerung zu empfehlen.

     Ende: Mangelndes Verlangen / Lust (mangelnde sexuelle Appetenz)



    Abweichendes Verlangen / Lust         Link: Sexuelle Abweichungen

    Was "ist" abweichendes Verlangen, abweichende Lust? Analer Sex? Oraler Sex? Sex mit mehreren Personen? Zuschauen oder zuschauen lassen? Selbstbefriedigung mit Stimulantien oder Apparaten? Diese Fragen sind ausgesprochen schwierig zu beantworten und fuer viele Menschen von ganz unterschiedlicher Bewertung, je nach Erziehung, Milieu, Kultur und Gesellschaft. Ein Problem entsteht gewoehnlich erst dann, wenn die sexuelle Selbstbestimmung oder ihre Entwicklung betroffen ist oder sich zwei PartnerInnen nicht einig sind, wenn also der eine vom andern etwas moechte, was diesem nicht gefaellt oder entspricht



    Abstimmung mit dem Partner / der Partnerin
     



    Sonstiges
    Kultivierungs- und Optimierungsprobleme (laenger, intensiver, befriedigender, schoener).  Gestaltungsprobleme (wo, wie, wann, Umstaende, Hilfen, Animationen).
     



    Probleme mit der Potenz-Sex-Pille ViagraÒ

    Vorlaeufiger Kommentar zur ViagraÒ Nahme aus Sicht der GIPT

    Die ueberkritische allgemeine Ablehnung von ViagraÒ, wie sie von manchen PsychologInnen und PsychotherapeutInnen betrieben wird, teilen wir so wenig, wie die unkritischen und euphorischen Jubelrufe, wonach es in in Zukunft keine Potenzprobleme mehr geben soll.
    Mit Viagra, falls es sich bewaehrt, werden eingie neue Probleme auftauchen, einige alte aber auch u. U. besser und leichter zu loesen sein. Wer Viagra nicht sein Leben lang nehmen will - und es medizinisch betrachtet auch nicht braucht, weil das Potenzproblem psychologisch ist -
    muss damit fertig werden, wenn Viagra abgesetzt wird, sich von der Macht dieser Pillennahme zu befreien. Es koennte sein, dass es hierfuer guenstig ist, aehnlich wie bei der Nahme von Tranquilizern, sehr vorsichtig und so sparsam wie moeglich zu sein, um die Macht der Pillennahme von Anfang an zu begrenzen. Zurueckhaltung ist auch deshalb angebracht, weil ueber die Langzeit/ Neben/ Wirkungen noch nichts bekannt ist.

    Kurz-Sach-Information zu ViagraÒ  (Link) der Klus-Apotheke, Zürich, Schweiz
    In dieser Information vom 11.5.1998  heisst es:
    "Wichtig scheint uns zu betonen, dass ViagraÒ kaum als Jungbrunnen oder als potenzsteigerndes Mittel anzusehen ist, sondern nur bei einer erektilen Dysfunktion, also tatsächlichen Impotenz, von Vorteil ist. Dieses Arzneimittel sollte besonders am Anfang unter ärztlicher Begleitung eingenommen werden. Neben dem rein technischen Aspekt sollte auch der psychische Hintergrund der Störung mitberücksichtigt und ernst genommen werden." (Fettung von SGIPT)

    Deutsche Literatur zu ViagraÒ(Stand 07/98):

    Die folgenden Literaturangaben wurden von uns nicht kritisch untersucht, ihre Erwaehnung bedeutet nicht zugleich eine Empfehlung, sondern hat ausschliesslich informatorischen Charakter:

    Collins, Frank  (1998). Viagra, das Ende der   Impotenz. Muenchen: Scherz. (DM  19.90)
    Höppler, Helmut (1998) Viagra. Duesseldorf: Econ. (DM 9.90)
    Katzenstein, L. (1998). Die Potenz-Pille Viagra. Muenchen: dtv. (DM 12.90)
    Langbein, Kurt (1998). Viagra. Koeln: Kiepenheuer & Witsch  (DM 14.90)
    Vaughan, Susan C. (1998). Viagra. Frankfurt: Ullstein. (DM 14.90)


      Überblick    Sexuelle Abweichungen    Sexuelle Stoerungen bei der Frau

    DSM-IV. (dt. 1996, orig. 1994). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen. Deutsche Bearbeitung: Henning Saß, Hans-Ulrich Wittchen, Michael Zaudig. Göttingen: Hogrefe.
    302.71 "Geringes sexuelles Interesse ist häufig verbunden mit Schwierigkeiten der sexuellen Erregung oder des Orgasmus. Der Mangel an sexueller Appetenz kann die primäre Funktionsstörung darstellen oder eine Folge emotionalen Leidens sein, welches durch Störungen der Erregungsoder Orgasmusfähigkeit ausgelöst wurde. Bei einigen Personen mit geringer sexueller Appetenz bleibt die Fähigkeit zu ausreichender sexueller Erregung und Orgasmus als Reaktion die geringe sexuelle Appetenz als ausschließlich auf die körperliche Wirkung sowohl eines medizinischen Krankheitsfaktors als auch eines Substanzgebrauchs zurückgehend angesehen wird, wird sowohl die Diagnose Sexuelle Funktionsstörung Aufgrund eines Medizinischen Krankheitsfaktors als auch Substanzinduzierte Sexuelle Funktionsstörung gestellt. Eine Störung mit Verminderter Sexueller Appetenz kann auch in Verbindung mit einer anderen Sexuellen Funktionsstörung auftreten (z.B. einer Erektionsstörung beim Mann). Wenn dies der Fall ist, sollten beide Diagnosen festgehalten werden. Die zusätzliche Diagnose einer Störung mit Verminderter Sexueller Appetenz wird in der Regel nicht gestellt, wenn die geringe sexuelle Appetenz besser durch eine andere Störung auf Achse I (z. B. eine Major Depression, Zwangsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung) erklärt werden kann. Die zusätzliche Diagnose kann angemessen sein, wenn die geringe Appetenz der Störung auf Achse I vorausgeht oder für sich allein genommen klinische Beachtung rechtfertigt. Gelegentliche Probleme mit der sexuellen Appetenz, die nicht anhaltend oder wiederkehrend auftreten oder nicht mit deutlichem Leiden oder zwischenmenschlichen Schwierigkeiten einhergehen, sind nicht als Störung mit Verminderter Sexueller Appetenz anzusehen."
    ISD engl. Inhibited Sexual Desire, gehemmtes sexuelles Verlangen.
    Zur ueberkritischen allgemeine Ablehnung von Viagra. In der Rheinischen Post konnte man lesen:" Bonn (AP). Vor übertriebenen Hoffnungen und verzerrenden Darstellungen über die Wirkungsweise der Potenzpille Viagra hat der Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) gewarnt. 'Daß Viagra auch nur ein einziges Potenzproblem löst, ist vollkommener Blödsinn', erklärte der Psychotherapeut Alfred Bonus am Mittwoch in Bonn. Potenzschwierigkeiten seien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, psychische Probleme, die nicht mit der chemischen Keule behandelt werden könnten. Erektionsprobleme seien zudem oft nicht nur Anzeichen innerseelischer Störungen, sondern häufig auch symbolische Botschaften an die Partnerin, erklärte der BDP weiter. Solche Botschaften könnten sein 'Etwas paßt mir nicht' oder 'ich habe Angst vor deiner Dominanz'. Viagra lasse derartige Botschaften gar nicht mehr zu. Erektionsschwierigkeiten sollten Paare anhalten, nach Hintergründen zu forschen. Die Psychologen sahen zudem 'deutliche Tendenzen', daß das Medikament mißbraucht wird, 'um machohaftes Potenzgebaren exzessiv auszuleben.' Damit gerate die Sexualität unter den 'verzerrenden Blick der sportlichen Ausdauerleistung.'



    Zitierung
    Sponsel, R. (DAS). Sexuelle Störungen beim Mann aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/sex/sexstma0.htm
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    Ende_SexStoerMann_Überblick_ Rel. Aktuelles _Rel. Beständiges _Titelblatt_Konzept _Archiv_Region_ Service-iec-verlag_Mail: sekretariat@sgipt.org