* Einführung * 5 Hauptdimensionen * Punktuell-konkrete Abstimmung * Häufigkeit * Ausdrucksweise+Kommunikation * Rahmen * Praktiken * Zuviel-GefahrQuerverweise *

Einführung

In der Schule lernt man viel, was man für das Leben nicht braucht. Freundschaft, Liebe, Lebenskunst lernt man - vielleicht glücklicherweise - nicht in der Schule, wenn ich mir vorstelle, wie das dort vielleicht abgehandelt würde. Aber auch unsere Vorbilder aus der näheren Umgebung sind auch nicht immer die Allerbesten. Und sprechen darüber ist nicht ganz einfach, schon gar nicht zwischen den Generationen. Zu schambesetzt wird Vieles lieber auf die Seite geschoben, wenn nicht unter den Teppich gekehrt. So mancher glaubt auch, das kann man einfach so, das ist in die Wiege gelegt und muß nur reifen. Leider ist das meist nicht so. Für sexuelle Befriedigung und Zufriedenheit durch Liebeserfahrung kann man etwas tun und es empfiehlt sich auch, einiges dafür zu tun. Ein Problem stellt manchmal die Synchronisation der Lüste und die Abstimmung der Liebeswünsche dar.

Synchronisation der Lüste beschreibt den Sachverhalt oder das Ziel, die Lüste so zu lenken und zu organisieren, daß eine Begegnung und gemeinsame Befriedigung und sexuelle Erfüllung ermöglicht, gefördert und wahrscheinlich wird. Dies ist für manche Paare kein Problem und ergibt sich wie von selbst, für andere schon. Für diese anderen mag sich das Lesen dieser Seite lohnen. Mal hat der eine Lust, aber die andere nicht und umgekehrt. Das kann lästig sein und auf Dauer zu Frust, Entfremdung oder gar zur Entliebung mit allen ihren Irritationen, Unsicherheiten und Erschütterungen führen. Was also tun?

Am einfachsten ist es natürlich, das Sprechen über die intimen Bedürfnisse zu lernen und zu praktizieren. Nicht minder wichtig und hilfreich kann eine Verständigung darüber sein, welche Ausdrucksformen der Wünsche man besonders mag. Der eine mags direkt, den andern stößt eben dieses Direkte ab und stört eine vorhandene Bereitschaft.

Die Synchronisation der Lüste hat fünf Hauptdimensionen:

  1. Punktuell die Lust auf Sex und Liebe abstimmen
  2. Die unterschiedlich häufigen Wünsche aufeinander abstimmen
  3. Die Ausdrucksweise auf Kundtun dieser Lust auf Sex und Liebe abstimmen
  4. Abstimmen der Hintergrund - und Rahmenbedingungen (ungestört, Zeit)
  5. Abstimmung der als lustvoll und erregend empfundenen sexuellen Praktiken
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Punktuell-konkret die Lust auf Sex und Liebe abstimmen
Fordern und Einklagen von Sex und Liebe sollte der Vergangenheit angehören. Das macht dann kein Problem, wenn durch entsprechendes Aufeinanderzugehen jederzeit beim Gegenüber Lust - und die Bereitschaft sie auszuleben - geweckt werden kann. Das ist aber nicht immer der Fall. Wie es auch sei: Wer will, muß dies in in irgendeiner Form zum Ausdruck bringen. Und mehr noch: er muß dafür sorgen, daß Lust und Bereitschaft auch bei der PartnerIn geweckt werden. Dies kann durch Animieren ('anmachen') und Verführen geschehen.

Die unterschiedlich häufigen Wünsche aufeinander abstimmen
Wenn die Befriedigungshäufigkeiten stärker auseinanderklaffen, muß darüber gesprochen werden, wie das gehandhabt werden kann, darf oder soll. Beispiel: Er will 3x die Woche, sie 1x oder umgekehrt. Eine einfache Lösung des Problems könnte darin liegen, daß er sich zwei Mal die Woche selbst befriedigt. Auch über Selbstbefriedigung, die auch in der Partnerschaft sehr hilfreich und nützlich sein kann, muß gesprochen werden. Schon um den möglichen selbstbefriedigungsbedingten Synchronisations- Störeffekt nicht entstehen oder ausufern lassen.

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Es ist ungünstig, wenn sich der eine gerade befriedigt und damit in seinem Lustzyklus ein Sättigungstief (A2) hat, während die PartnerIn kurz danach ihr Lustzyklushoch (B1) erreicht. In diesem Falle wäre Beherrschen und ein kleines bißchen Warten für A eine sehr gute und empfehlenswerte Strategie. Manchmal ist es nützlich seine Lustzyklen zu erforschen, auch wie man sich animieren und in Lust versetzen kann, um eine Beschleunigung oder Phasenvorverschiebung der Lustspitze zu erreichen.

Ausdrucksweise und Kommunikation über Lust, Sex und Liebeswünsche
Manche, vor allem Menschen mit romantischen Liebesidealen, meinen, man müsse alles erspüren und fühlen. Solche Beziehungen mag es geben und dann gibt es kein Ausdrucks- oder Kommunikationsproblem. Sie dürften aber eher selten sein. Besser ist es, das sich Ausdrücken und Kommunizieren auch über sexuelle Wünsche, Phantasien, Vorlieben, Abneigungen oder auch Ängste zu lernen und zu praktizieren. Und dazu muß man es tun, auch wenn man sich dabei etwas komisch, unsicher und unbehaglich fühlt;  Gefühle, die mit zunehmender Ausdrucksfähigkeit und Kommunikationskompetenz verschwinden.

Abstimmen der Hintergrund - und Rahmenbedingungen (ungestört, Zeit)
Für manche Menschen ist es sehr wichtig, damit sie sich gehen lassen und genießen können, daß Ort, Zeit, Hintergrund und die Rahmenbedingungen stimmen, was nicht immer gleich sein muß, sondern was auch schwanken und sich ändern kann. Hier ist es eben auch wichtig, miteinander zu sprechen und nach angemessenen Lösungen zu suchen. Die Schlafzimmertür muß wirklich nicht immer für die Kinder offen stehen. Mancher mag es lieber am frühen Sonntagmorgen, der andere am Nachmittag, Abend oder in der Nacht.

Abstimmung der als lustvoll und erregend empfundenen sexuellen Praktiken
Sehr wichtig ist natürlich auch das Sprechen darüber, was und wie man es gern hat. Wichtig ist hierbei, daß man Lustbereitung und Befriedigung des anderen nicht als mechanische oder gar als lästige und möglichst schnell zu verrichtende Arbeit begreift, sondern als Ausdruck einer inneren Liebeseinstellung begreift wie sie etwa Sullivan kurz und bündig formuliert hat: Einen Menschen lieben heißt, seine Zufriedenheit genauso wichtig nehmen wie die eigene. In der Liebe wird die Befriedigung der PartnerIn zu einem eigenen Anliegen.

Aber nicht vergessen: Zu viel Abstimmung ist auch nicht gut
Man kann und soll nicht alles abstimmen, weil sich manches durch zu viel Abstimmung vielleicht ins Gegenteil verkehrt. Zu viel des Guten ist eben manchmal schlecht. So gesehen kommt es gewöhnlich darauf an, so viel abzustimmen, wie es der Beziehung gut tut, aber nicht zu viel, damit sie bürokratisch nicht erstickt wird. Freiheit, Spontaneität, Zufall und Überraschung sind für manche vielleicht genauso wichtig wie die Fähigkeit, dort, wo es hilft und nützt, sich abstimmen zu können.