Von der Mutter mißbraucht Ein Buchhinweis von Rudolf Sponsel, Erlangen
Erster Teil - Grundinformation:
Worum es geht * Inhaltsverzeichnis * Weiter aus dem Vorwort * Erster Eindruck * Auseinandersetzung Homes/Jäckel * Rezension Dr. Kobbé * Querverweise *
"Um daran zu glauben,
dass eine Frau ihr eigenes Kind sexuell missbrauchen würde, muss ein
Mensch einflussreiche Stereotypen über Mutterschaft und die Mutter-
Kind- Beziehung anzweifeln, die unsere Gesellschaft hegt und preist. Es
fällt schwer, das Klischee einer von Wohlwollen und Fürsorge
geprägten Mutter- Kind- Beziehung aufzugeben, selbst wenn unsere persönlichen
Erfahrungen in scharfem Gegensatz zu diesem Ideal stehen."
Michele Elliott (1995, Hrsg.). Frauen als Täterinnen. Sexueller Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ruhnmark. S. 67 |
Vorwort 5
Interview mit einer pädophilen Frau 8
1. Tatort Familie: Der "andere" Inzest 18
1.1 Inzest als schlimmste Form des sexuellen Kindsmissbrauchs
18
Durch Inzest geborene Kinder 27
Die Identifikation mit der (mütterlichen) Aggressorin
31
Die lebenslange Mutter-Kind-Symbiose 34
l.2 "Verführen" Väter gewaltsam und Mütter
gewaltlos Ihre Kinder? 37
"Hast du mich etwa nicht mehr lieb?" 39
1.3 Warum schützen Mütter oder Väter ihre
Kinder nicht? 69
Schweigen um jeden Preis 69
1.4 Sexueller Kindesmissbrauch - Kindesmisshandlung -
Vernachlässigung 87
Die Familie als - potenzielle - Brutstätte der Gewalt
87
2. Mütter und die sexuelle Lust am Kind
120
2.1 Grenzen zwischen Zärtlichkeit und Sexualität
120
Das Kind als Sexualobjekt von Frauen und Müttern
120
2.2 Der kindliche Penis als Lustobjekt und Projektionsfläche
für mütterliche Wünsche und Gefühle 152
2.3 Das Mutter-Maria-Bild im asexuellen Kontext der Gesellschaft
163
Welche Mütter und Frauen missbrauchen (ihre) Kinder?
163
3. Stummes Opfer Kind 180
3.1 Dem "Kind" die verlorene Stimme wiedergeben
180
Die mütterliche Verschwörung des Schweigens
180
3.2 Psychische Folgen sexuellen Missbrauchs 202
Die missbrauchende Mutter begeht einen "Seelenmord"
202
4. Vom Opfer zum Täter 229
4.1 Der Weg vom Opfer- in den Täterstatus
229
Vom weiblichen Opfer zum weiblichen Täter
229
4.2 Die TäterInnen werden immer jünger
Kids, die Kids sexuell missbrauchen 242
4.3 Begehrtes Sexualobjekt, der Körper der Kinder
268
Ein Psychogramm männlicher und weiblicher Pädophilie
268
4.4 Von der Mutter entmachtet, verschlungen und vernichtet
315
Sind Mütter mitschuldig an der Entstehung der Perversion?
315
5. Sexualwissenschaft und Sexualstrafrecht im Spiegel
des Feminismus 332
5.1 Schweigende Männer - Folge des Feminismus? 332
Verhindern ideologische Widerstände der Frauen die
Erforschung des sexuellen Missbrauchs durch Frauen? 332
5.2 Sexualstrafrecht und pädophile Frauen
345
Warum kommen pädophile Frauen kaum mit dem Sexualstrafrecht
in Berührung? 345
6. Sexueller Missbrauch in Zahlen 356
6.1 Kann den Untersuchungen und Missbrauchsraten Allgemeingültigkeit
zugesprochen werden? 356
Die Manipulation von Missbrauchsraten 356
6.2 Der Anteil der missbrauchenden Frauen in internationalen
Studien 372
Missbrauchen Frauen vorwiegend Jungen? 372
6.3 Die bundesdeutsche Missrauchsrate 381
Der Anteil der Täterinnen in der BRD 381
6.4 Horror-Zahlen? 396
Feministisches Zahlenspiel wider besseres Wissen
396
Anhang 405
7.1 Der sexuelle Missbrauch von Heimkindern 405
Kinder und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche
405
7.2 Sexueller Kindesmissbrauch - Plattform für die
Wiedervereinigung der Frauenbewegung? 426
Um die "Missbrauchs-Industrie" am Leben zu erhalten,
werden Horrorzahlen produziert 426
Anmerkungen 464
1. Tatort Familie: Der "andere" Inzest 464
1.1 Inzest als schlimmste Form des sexuellen Kindsmissbrauchs
464
1.2 "Verführen" Väter gewaltsam und Mütter
gewaltlos ihre Kinder? 476
1.3 Warum schützen Mütter oder Väter ihre
Kinder nicht? 479
1.4 Sexueller Kindesmissbrauch - Kindesmisshandlung -
Vernachlässigung 483
Die Familie als - potenzielle - Brutstätte der Gewalt
483
2. Mütter - und die sexuelle Lust am Kind
493
2.1 Grenzen zwischen Zärtlichkeit und Sexualität
493
Das Kind als Sexualobjekt von Frauen und Müttern
493
2.2 Der kindliche Penis als Lustobjekt und Projektionsfläche
für mütterliche Wünsche und Gefühle 501
2.3 Das Mutter-Maria-Bild im asexuellen Kontext der Gesellschaft
503
Welche Mütter und Frauen missbrauchen (ihre) Kinder?
503
3. Stummes Opfer Kind 504
3.1 Dem "Kind" die verlorene Stimme wiedergeben
504
Die mütterliche Verschwörung des Schweigens
504
3.2 Psychische Folgen sexuellen Missbrauchs 508
Die missbrauchende Mutter begeht einen "Seelenmord"
508
4. Vom Opfer zum Täter 517
4.1 Vom weiblichen Opfer zum weiblichen Täter
517
4.2 Die TäterInnen werden immer jünger
Kids, die Kids sexuell missbrauchen 520
4.3 Begehrtes Sexualobjekt, der Körper der Kinder
526
Ein Psychogramm männlicher und weiblicher Pädophilie
526
4.4 Von der Mutter entmachtet, verschlungen und vernichtet
534
Sind Mütter mitschuldig an der Entstehung der Perversion?
534
5. Sexualwissenschaft und Sexualstrafrecht im Spiegel
des Feminismus 537
5.1 Schweigende Männer - Folge des Feminismus?
537
Verhindern ideologische Widerstände der Frauen die
Erforschung des sexuellen Missbrauchs durch Frauen? 537
5.2 Sexualstrafrecht und pädophile Frauen
540
Warum kommen pädophile Frauen kaum mit dem Sexualstrafrecht
in Berührung? 540
6. Sexueller Missbrauch in Zahlen 541
6.1 Kann den Untersuchungen und Missbrauchsraten Allgemeingültigkeit
zugesprochen werden? 541
Die Manipulation von Missbrauchsraten 541
6.2 Der Anteil der missbrauchenden Frauen in internationalen
Studien 549
Missbrauchen Frauen vorwiegend Jungen? 549
6.3 Die bundesdeutsche Missbrauchsrate 552
Der Anteil der Täterinnen in der BRD 552
6.4 Horror-Zahlen? 556
Feministisches Zahlenspiel wider besseres Wissen
556
7.1 Anhang 558
Der sexuelle Missbrauch von Heimkindern 558
Kinder und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche
558
7.2 Anhang 565
Sexueller Kindesmissbrauch - Plattform für die Wiedervereinigung
der Frauenbewegung? 565
Um die "Missbrauchs-Industrie" am Leben zu erhalten,
werden Horrorzahlen produziert 565
Literaturverzeichnis 572-649
"Frauen, die Kinder missbrauchen; Mütter, die vorwiegend auf ihre Söhne und Töchtcr emotional und sexuell fixiert sind, manchmal sogar ausschließlich - sind sie bittere Realität? Gibt es wirklich eine Vielzahl von Müttern, bei denen die Grenze zwischen erlaubter emotionaler Zuwendung, Liebkosung, Zärtlichkeit und verbotener Sexualität ihren Kindern gegenüber fließend ist? Wie viele Mütter missbrauchen 'liebevoll', mit physischer bzw. psychischer Gewalt ihre Kinder? Ist der Mutter-Kind-Inzest im Vergleich zum Vater-Kind-Inzest harmloser?
Es gibt sie, diese Frauen.
Die Medien sind voll mit Berichten über männliche Sexualstraftäter. Über Täterinnen gibt es kaum Informationen. Warum wird der weibliche Anteil an sexueller Gewalt, gerichtet gegen Kinder, fast ausnahmslos geleugnet?
Das vorliegende Buch gibt auf diese und viele andere Fragen
im Zusammenhang mit Frauen und Müttern, die (ihre) Kinder sexuell
missbrauchen, misshandeln, quälen, malträtieren, Antworten. Es
belegt vor allem. dass
Die Frauen, die eingestehen, dass auch ihr eigenes
Geschlecht fähig ist, Kinder sexuell zu missbrauchen, sind fälschlicherweise
der Ansicht, dass im Unterschied zu missbrauchenden Männern das Verhalten
der missbrauchenden Frauen weniger schädigend ist und mildere Formen
aufweist. Mit ihren aus Verleugnung, Verharmlosung und Verfälschungen
bestehenden Erklärungen werden sie durch zahlreiche Feministinnen
unterstützt, die über den sexuellen Kindesmissbrauch durch ausschließlich
männliche
Täter geschrieben haben.
Würde es wirklich zutreffen, dass Frauen im Vergleich zu Männern wesentlich weniger gewalttätig sind, so wird man sich der Frage nicht entziehen können: Wie kommt es denn dann in einer Vielzahl von Missbrauchsfällen durch Frauen zu brutalsten Gewalthandlungen, teilweise sogar zu sadistischen Handlungen, die der Folter gleichen? Es muss sogar die Frage erlaubt sein, ob diese Gewaltanwendungen, die von Frauen - insbesondere Müttern - verübt werden, in Form und Intensität die körperlichen Gewalttaten männlicher Täter in einer nicht nachvollziehbaren Art und Weise weit übertreffen. Dem Verfasser jedenfalls sind bis heute keine Fälle bekannt geworden, in denen Männer, insbesondere (Stief-)Väter an Kindern derartig brutale, sadistische und perverse Gewalthandlungen vollzogen haben, wie Frauen es getan haben (womit auf keinen Fall jene schlimme Gewalt, die von Männem, (Stief-)Vätem beim sexuellen Kindesmissbrauch angewandt wird, verharmlost werden soll). [<6]
Dem Verfasser ist überdies aufgefallen, dass insbesondere
Mütter bei den sexuellen Gewalthandlungen die Töchter dazu zwingen,
mit Gegenständen und, in vielen Fällen, sogar mit ihren kindlichen
Fingern und Händen, ihnen, den Müttern, mittels vaginaler Penetration
Orgasmen zu verschaffen. Es sind missbrauchende Mütter, die auch nicht
davor zurückschrecken, ihre Tochter vagina1 mit Gegenständen,
Fingern, Händen und anderen Formen genitaler Manipulation zu penetrieren
und zu malträtieren. Die Söhne, die zum Lustobjekt sowie zum
Liebes- und Partnerersatz erkoren werden, sind hier offenbar eher selten
betroffen.
Mütter scheinen auch bei der körperlichen Misshandlung
und Züchtigung ihrer Töchter im Vergleich zu ihren Söhnen
brutaler vorzugehen.
"Betrachtet man die körperlichen Misshandlungen bei Mädchen und Jungen getrennt", so Richter-Appelt und Tiefensee (1996 a, S. 371) in ihrer Studie, "so fällt auf, dass Mädchen eher von der Mutter geohrfeigt oder eingesperrt, an den Haaren gerissen und mit Gegenständen verprügelt werden. Selbst Verbrennungen wurden bei den Madchen eher von der Mutter vorgenommen als vom Vater. Die Männer hingegen gaben an, Ohrfeigen, Prügel und Tritte eher vom Vater erhalten zu haben. Von der Mutter wurden sie eher eingesperrt oder an den Haaren gerissen."
Nicht nur die Öffentlichkeit, Medien, Forschung,
auch die parteilich-feministischen Beratungs- und Hilfsvereine für
missbrauchte Opfer werden sich mit der Tatsache anfreunden müssen,
dass es eine Vielzahl von Frauen gibt, die eigene oder fremde Kinder misshandeln,
quälen, erniedrigen und sexuell missbrauchen. Sie werden zu begreifen
haben, dass nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen Opfer sexuellen
Missbrauchs und sexueller Gewalt durch Mädchen und Frauen sind. die
der Hilfe bedürfen. Sie werden sich eingestehen müssen, dass
das Feindbild: Jungen und Männer sind generell (zumindest potentielle)
Missbraucher, ein Mythos ist, der zu keinem Zeitpunkt stimmt oder gestimmt
hat. Und sie werden insbesondere die Geschichte über den sexuellen
Kindesmissbrauch und somit ihre feministische Forschung und Praxis, die
Gewalt gegen Mädchen und [<7] Frauen als eine ausschließlich
männliche, patriarchalische Gewalt benannt hat, die sich nur gegen
Mädchen als Mädchen und Frauen als Frauen richtet, umschreiben
müssen.
Das gilt auch für nicht parteilich-feministische
Beratungs- und Hilfsvereine."
Das Buch wird Furore machen
und viel Emotion und Streit hervorrufen. Es ist insofern ein sehr wichtiges
Buch, weil es ein Quasi- Tabu auf- und angreift: die 'Beinah-Heilige
Kuh' Mutter und ihr verklärtes Bild in der Gesellschaft, die gern
wegschaut, es sei denn Geld und Quote stehen zu Gebote.
Ganz schlecht wäre es, wenn dieses Buch als Gegenbuch zur feministischen Bewegung verstanden würde, wenn es auch von dort die wahrscheinlich vehementeste und vernichtendste Kritik erfahren wird. An der Gewaltbereitschaft und immer-noch Vormachtstellung der Männer kann es nach wie vor keinen Zweifel geben. Hier ist die Emanzipation noch längst nicht zu Ende. Frauen und Mütter sind vermutlich von Haus aus keine besseren, vielleicht - und das wohl meist kultur- und sozialisationsbedingt - andere Menschen als Männer und Väter, obschon die Weltgeschichte der Aggression, Gewalt und Kriege völlig unzweideutig und klar eine männliche Dominanz zeigt, die den Feministinnen viel mehr recht gibt als der Tendenz, die man dem Autor unterstellen könnte. Was mich gleich störte, war der für mich leichtfertige Gebrauch des Begriffes "pädophil". Pädophile lieben Kinder und Jugendliche und fühlen sich von ihnen erotisch-sexuell angezogen. Wer Kinder mißbraucht, sei es durch Verführung oder Gewalt, ist zunächst überhaupt nicht pädophil, sondern nach unseren Gesetzen in erster Linie einmal ein Krimineller. Echte Pädophile lieben Kinder und leiden darunter, daß sie sie nicht lieben dürfen. Wer liebt, malträtiert, quält, mißbraucht und foltert nicht. Kindermißbrauchende daher undifferenziert als Pädophile zu bezeichnen, ist falsch und schafft womöglich eine gefährliche und nicht zu rechtfertigende Pogromstimmung gegen Pädophile als echte sexuell Abweichende (Deviante). Man sollte nicht von "pädophil", sondern von pädosexuell sprechen. Das Literaturverzeichnis von 77 Seiten legt nahe, daß der Autor weiß, wovon er spricht und vor allem, daß er seine Informationen und Thesen auch belegt, und zwar so, wie es sich in der Wissenschaft gehört - und nicht so unwissenschaftlich, wie es in der akademischen Psychologie leider üblich ist - , nämlich mit Seitenzahl, damit man leicht und schnell die Behauptungen und Zitate überprüfen kann. |
Alexander Markus Homes: Anmerkungen zu einer "anonymen" Rezension zu "Von der Mutter missbraucht"
Bei Amazon.de ist zu meinem Buch "Von der Mutter missbraucht" eine anonyme Rezension erschienen. Mittlerweile wurde sie - nach interner Prüfung - wieder entfernt, da sie nicht den "juristischen Richtlinien" von Amazon entspricht. Diese "Rezension" wäre es nicht wert, dass man auch nur ein Wort an sie verschwände, stünde dahinter nicht eine bekannte Autorin - Frau Dr. Karin Jäckel, die etliche Bücher über den sexuellen Missbrauch verfasst hat.
Frau Karin Jäckel, die zu der Überzeugung gelangt ist, dass das Buch derzeit in "Väterkreisen für Wirbel" sorgt, ist felsenfest davon überzeugt, dass sie "... noch nie ein Buch wütender gemacht (hat)". Was bewegt eine erfolgreiche Autorin, die mir telefonisch versicherte, dass sie mein Buch gut und wichtig findet, dazu, eine Diffamierungskampagne gegen mich loszutreten - denn nichts anderes ist dieser Text. Hat sie das nötig? Oder ist es vielmehr "Futter-Neid", der Frau Jäckel treibt? Ich erinnere mich, dass die Autorin mir gegenüber einmal berichtete, sie arbeite an einem Buch zum Thema sexueller Kindesmissbrauch und weiblicher Täterschaft. Ist es also möglich, dass die Autorin in Wirklichkeit nicht über das Erscheinen und den Inhalt meines Buches unerträgliche Wut empfindet, sondern darüber, dass sie mit ihrem Buch noch nicht auf den Markt ist? Dass es nicht ihr Buch ist, das den Anspruch erheben kann, das erste bundesdeutsche Werk zu sein, das sich in dieser umfangreichen Form mit sexueller Gewalt, die Frauen Kindern antun, beschäftigt?
Ich habe mit Frau Jäckel am 5. und 6. Mai 2003 ausführlich über mein Buch gesprochen. Im zweiten Telefongespräch versicherte sie mir, sie fände das Buch, mit einigen Einschränkungen, gut und wichtig. Es sei an der Zeit, so Frau Jäckel, dass über sexuellen Kindesmissbrauch und weibliche Täterschaft endlich ein Buch erschienen ist. Frau Jäckel lobte mich dafür, dass es mir gelungen sei, hier eine Forschungslücke zu schließen. Was bewirkte diese "Kehrtwendung" in ihr?
Karin Jäckels Rezension ist in Wirklichkeit keine Rezension: Die Autorin geht inhaltlich überhaupt nicht auf das Buch ein; sie setzt sich nicht mit der Masse an Fakten und Zahlen auseinander, vielmehr bestreitet sie pauschal und anklagend die von mir zahlreich referierten und belegten Missbrauchsraten weiblicher Täterschaft: "Allerdings nehme ich Ihnen Ihre Zahlen nicht ab." Wenn die Autorin der festen Überzeugung ist, dass ich sämtliche referierten Missbrauchsraten weiblicher Täterschaft frei erfunden habe, so soll sie "Ross und Reiter" nennen. Dann aber muss sie auch die Existenz unzähliger Studien, die ich in meinem Buch anführe, als von mir frei erfunden brandmarken.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich nie behauptet habe, wie sie mir unterstellt, dass bis zu 80 Prozent aller Kindesmissbraucher weiblich seien. Frau Jäckel, die das Buch und auch den Buchklappentext gelesen hat, nutzt aber diese unwahre Behauptung gezielt, um mir "große Sympathie und viel Verständnis über männliche Kinderschänder wie Pädophile und Päderasten" zu unterstellen (siehe unten). Karin Jäckel ist sich bewusst, dass eine solche Behauptung im heutigen öffentlichen Klima einer Rufmordkampagne gleich kommt. Und wo sind denn die Zitate, die meine angebliche Pädophilen-Sympathie belegen? Diese bleibt die Autorin schuldig. Es gibt sie nämlich nicht.
Jäckel, die den großen Wunsch verspürt, dass ihre anonyme
Rezension "etwas breiter gestreut" wird, traut sich nicht, diese unter
ihrem "Namen (zu) veröffentlichen". Diese Vorgehensweise spricht nicht
für Seriosität. Im Gegenteil: Ihr Ziel ist es, mich in übelster
Art zu diffamieren und zu diskreditieren, ohne dass sie selbst angegriffen
werden kann. Sie bedient sich eines Mittels, das (nicht nur) in der radikal-feministischen
Szene durchaus mit Erfolg betrieben wird: den "Gegner" durch eine rufschädigende
anonyme Denunziation an den Pranger zu stellen, ohne dass dieser sich wehren
kann.
Ich will der Öffentlichkeit die "Rezension" der Frau Karin Jäckel nicht vorenthalten. Der Text ist dazu geeignet, mich in diffamierender, beleidigender und verleumderischer Form zu diskreditieren. Er verletzt und beeinträchtigt mich in meinen allgemeinen Persönlichkeitsrechten. Ein weitergehendes Urteil über den "Zweck", den Karin Jäckel mit ihrer "Rezension" erfüllt sehen will, bleibt der Leserin / dem Leser überlassen.
Hier also die Rezension von Frau Jäckel, die sich
so sehr wünscht, dass diese "etwas breiter gestreut" wird:
"Kein Wunder, dass dieses Buch nur verlegt und veröffentlicht
werden konnte, weil der Autor vom Lektorat bis zum fertigen Buch selbst
dafür bezahlte! Wohl kein Verlag würde einen Autor dafür
bezahlen, ein solches Buch zu schreiben, das fast ausschließlich
aus umfänglichen Abschriften und Zitaten besteht. Von der Skandalgeschichte
in der Tagespresse bis hin zu wissenschaftlichen Studien und Publikationen
finden Sie in diesem von Mütter- und Frauenhass geprägten Sammelsurium
alles, was ein fleißiger Abschreiber in einigen Jahren sammeln kann.
Neues oder gar Originales bietet Alexander Markus Homes mit seiner Fleißarbeit über Mütter als Kinderschänderinnen absolut nicht. Im Gegenteil, er beweist nur, dass schon viele andere Frauen und Männer auf der ganzen Welt erforscht, gewusst und veröffentlicht haben, was Homes nun in mehr Quantität als Qualität als sein eigenes Werk verkauft. Interessant ist allenfalls, wie sich der als Abschriften-Autor Alexander Markus Homes als nahezu fanatischer Mütterhasser outet, der wohl jede Sekunde der letzten Jahre damit verbracht hat, die Veröffentlichungen der Welt nach Textstellen abzugrasen, welche er mit missionarischem Eifer ausschlachten und abschreiben konnte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass Homes in bis zu 80 Prozent aller Kindesmissbrauchsfälle Mütter und Frauen als Täterinnen anprangert, sich gleichzeitig aber in weiten Passagen mit großer Sympathie und viel Verständnis über männliche Kinderschänder wie Pädophile und Päderasten auslässt. Wahrlich, ein Markus Alexander Homes hat uns als neuer Zorro der Väterrechtsbewegung gerade noch gefehlt. Ein Hurra den Vätervereinen, in deren Reihen das Buch zum Erkenntnis-Wunder des Jahres hochgejubelt wurde." |
Noch einige Anmerkungen dazu:
Frau Jäckels hämische Bemerkung darüber, dass ich für das Erscheinen meines Buches selbst gezahlt habe und kein Publikumsverlag es herausbringen wollte, übersieht, wie viele von Verlagen finanzierte Bücher auf den Markt geworfen werden, die das Papier nicht wert sind, auf das sie gedruckt wurden. Sie übersieht weiter oder weiß es vielleicht auch nicht, dass es etliche Bücher gibt, die vom Autor finanziert bzw. nach dem Book-on-Demand-Verfahren publiziert wurden, die hervorragend sind, deren Zielgruppe aber einfach zu klein ist. In meinem Fall war es so, dass etliche Verlage, denen ich mein Manuskript anbot, mir mitteilten, das Thema sei ihnen zu "heiß". Und ich weiß, es ist ein "heißes Thema", dass Frauen einen weit höheren Täter-Anteil stellen, als allgemein bekannt ist - und zwar deswegen, weil dieses Wissen nicht erwünscht ist. Es rührt an ein Tabu - das heilige Symbol "Mutter" wird angetastet, ebenso der Mythos, Frauen seien Opfer, Männer Täter.
Dann möchte ich mich für das Wort "Fleißarbeit" bedanken - es war wirklich eine ungeheure Arbeit, das ganze Material zu sichten und zu ordnen. Frau Jäckel hat wahrscheinlich gar nicht gemerkt, wie sehr sie diese meine Leistung in ihrer Rezension würdigt.
Klarstellen möchte ich auch, dass ich kein "Mütter-Hasser" bin.
Frau Jäckel scheint einige Probleme mit der Väterrechtsbewegung ("Missbrauch mit dem Missbrauch") zu haben, die sie - natürlich spöttisch-herabsetzend - in ihrem Text erwähnt. Von daher weht wahrscheinlich der Wind: Alles soll beim Alten bleiben - Männer sind Täter und sollen es auch bleiben. Karin Jäckel wird sich fragen lassen müssen, ob sie mit ihrer Diffamierungskampagne das Bild der Frau als ausschließliches Opfer männlicher Gewalt und den Mann als ausschließlichen Täter aufrechterhalten will.
Das Thema "Frauen als Täterinnen" ist gesellschaftlich hochbrisant und wichtig. Es muss dringend in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Ich wünsche mir und meinem Buch viele Diskussionsbeiträge dazu. Karin Jäckels Text war (und ist) - bedauerlicherweise - kein Beitrag dazu, den man fundiert und sachlich nennen könnte und den der Leser / die Leserin von einer "Fachfrau" erwarten sollte.
Zum Schluss möchte ich hier auch jener Person danken, die mir die Jäckel-Rezension im Vorfeld zugänglich gemacht hat.
Das Skotom des
Normalen.
Kritische Einordnung und theoretische Erweiterung eines
missbrauchsanalytischen Readers.1
von Ulrich Kobbé
Vorab
Dieses Vorwort ist keine einfach kommentierende Einleitung aus fachlicher Sicht, denn . das vorliegende Buch vom Homes erweist sich als mehrfach ,problematisch', dessen Rezension sich mithin als ,brisant', sprich, als ein zwangsläufig sehr subjektives Unterfangen - in diesem Sinne wird am eigenen latenten Unbehagen aufzuzeigen sein, worin das Unerhörte dieses Buches besteht:
1. Zum einen thematisiert der Autor eine entwicklungs- und sozialpsychologisch
höchst bedeutsame forensische Interaktionsdynamik, die im Rahmen gesellschaftlich
längst fälliger Debatten um Missbrauch und andere sexuelle Gewalt
zugleich ausgeblendet wurde.
2. Zum anderen nimmt Homes psychodynamische Zuschreibungen und Interpretationen
vor, die bei oberflächlicher Betrachtung zwar schlüssig erscheinen
mögen, sich bei theoretisch fundierter Analyse jedoch als kurzschlüssig,
mithin als falsch erweisen müssen.
3. Hinzu kommt, dass er in seiner konsequent tabulosen Entzauberungsstrategie
dazu tendiert, sich das Buch - so jedenfalls der Blick in die Reaktionen
auf die Erstauflage des Buches (S. 322 ff.) und Ergebnisse einer eigenen
Internetrecherche - dazu anbietet, als Rechtfertigungs- und Kampfinstrument
missbraucht zu werden, d. h. Beifall von der falschen Seite (von Pädophilengruppen,
von militanten Vätervereinen etc.) zu erhalten.
Dass sich der Verfasser dennoch für das Schreiben dieses Vorworts - und so auch für eine Mitverantwortung der Publikation dieses Buches - entschieden hat, liegt vor allem darin begründet, dass diese Arbeit eine wissenschaftliche und fachpublizistische Lücke schließt, ein informelles Defizit verringert und prinzipiell aufklärerischen Impetus hat. Genau genommen legt Homes nicht ein Fachbuch im eigentlichen Sinne, sondern eine umfangreiche Fachdokumentation vor, in der er in wissenschaftsjounalistischer Strategie auf eigene Theoriebildung verzichtet und sich diese dort ausborgt, wo sie ihm in den recherchierten Veröffentlichungen zur Verfügung gestellt wird. Diese Programmatik hat jedoch zu Folge, dass Homes in seiner Modellbildung jeweils nur so weit zu springen in der Lage ist, wie ihm dies die Autoren der betreffenden Basisliteratur ermöglichen . und dies ist an einigen Stellen (siehe unten) für ein fundierteres Verständnis, für eine theoretische Einordnung zitierter Fakten und Meinungen zu kurz. Dies (er)forderte anstelle einer nur kommentierenden Einleitung einen theoretischen Vorspann als sozusagen ,co-mentierenden' Rahmen, als eine Art ,Kon-Text' zum Text.
Subjekt und/oder Objekt des Diskurses? 2
Betrachtet man den bisherigen gesellschaftlichen Diskurs über die Thematiken des Kindesmissbrauchs, der - sexuellen - Gewalt an Kindern, so sind einerseits zwar ein hohes Ausmaß an effektiver Aufklärung, ein Nachholen an Opferengagement und eine Verschärfung strafrechtlicher Sanktionen als effektive Wirkungen zu verzeichnen; andererseits aber tendiert die Opferdiskussion zur Entwicklung eines hysterischen Diskurses, in dem versucht wird, die Dialektik von Täter- und Opferseite einseitig aufzulösen.
Anders formuliert: Wenn ich als Frau, auch als männlicher ,Gutmensch'
und normenorientierter Bürger ein - potentielles - Opfer bin oder
als Kind eines war, fällt die Täterrolle zwangsläufig einem
Anderen zu und muss ich mich nicht mehr selbstkritisch danach fragen (lassen),
was denn meine devianten Anteile und Alltagspraxen sind. Psychologisch
formuliert, ist der hysterische Opferdiskurs ein nicht nur rechthaberischer
sowie ein zugleich zirkulärer, selbstbezogener (statt wechselseitiger)
Diskurs. Wie so viele dieser auf Skandalisierung (des Missbrauchs) und
auf Dämonisierung (des ,Kinderschänders') abzielenden Opfer-Diskurse
offenbart deren zum Teil paranoid-offensiver Aktionismus eine manifest
aggressiv-defensive Tendenz, den als vollkommen ich-fremd, uneinfühlbar,
fern usw. dargestellten Täter dadurch zu strafend zu verfolgen, dass
Skandalisierung und Dämonisierung geeignete Mittel sind, den Anderen
propagandistisch aus der Gemeinschaft auszuschließen und in ein soziales
Abseits zu verbannen (Margalit 1999, S. 114-116). Diese ethisch-moralisch
durchaus angreifbare Reaktionsweise tendiert dazu, den Missbraucher zu
entmenschlichen und verdinglicht zu behandeln, ohne dabei die ethische
Problematik seiner selbstgerechten Position des moralisierenden Recht-Habens
zu erkennen, geschweige denn zu
reflektieren:
"Wer betroffen ist, wähnt sich dabei von vornherein im Recht: er steht hier und kann nicht anders. So zufällig es ist, wer denn betroffen ist, so unbestimmbar sind auch die Folgen, die der Betroffenheit entwachsen. Betroffenheit ist ein Fetisch, vor dem alle Argumente in die Knie zu gehen haben. Vor ihr dankt alle Vernunft ab. Persönliche Betroffenheit wird heutzutage stets dann reklamiert, wenn die Argumente entweder ausgegangen sind oder man sich mit ihnen nicht mehr abgeben möchte. Betroffenheit gilt als kostenloser moralischer Bonus allen denjenigen gegenüber, die mit ihr nicht aufwarten können. Wer sie an Stelle eines Arguments für sich reklamiert, setzt das zufällige Ich als letzte Bastion der ihm fremden und unverständlichen [Innen-]Welt [des Missbrauchers] gegenüber. Betroffenheit als letzte Größe ist Aufspreizung des Subjekts mit gleichzeitigem Verlust seiner Vernunft, ist Distanzlosigkeit" (Pohl 1983, S. 109-110).
In der Tat hemmt Differenzierung den Elan. Um so schwieriger ist es, angesichts eines affizierenden Themas, eines moralisierenden parteilichen Opferdiskurses und eines emotionalisierten gesellschaftliches Klimas eine unabhängig-reflektierte, versachlichende und sozusagen a-moralische Haltung einzunehmen bzw. zu bewahren, um einen wissenschaftlichen Diskurs führen zu können. Das Buch von Homes zumindest konterkariert die zum Teil höchst einseitig und emotionalisiert geführten Täter-Opfer-Diskurse, indem es in weiten Teilen eine wissenschaftliche Materialsammlung zur Verfügung stellt. Kritisch bleibt dabei einzuwenden, dass die Form der Zitatmontagen dazu tendiert, wissenschaftliches Arbeiten als eine Art von exzerpierendem Sampling vorzuführen und unterschiedliche AutorInnen quasi gnadenlos zu montieren, doch wird dieses Buch damit auch zu einem "Steinbruch" im Foucaultschen Sinne, zu einer "toolbox", aus der Interessierte sich - allerdings fast beliebig - bedienen können3.
Frau - Mutter - Täterin
Nicht aus Versehen war bislang von ,dem' Missbraucher die Rede . Die gesellschaftlichen Diskurse vermeiden konsequent die Vorstellung, auch Frauen - Mütter gar - könnten Täterinnen (gewesen) sein. Erinnern wir uns: Nachdem in den USA 1874 erstmals die Bezeichnung ,Grausamkeit gegenüber Kindern' ("cruelty to children") als spezifischer Begriff aufkam, war es dennoch ein relativ langwieriger Weg bis zur definitiven Formulierung des ,Kindesmissbrauchs' ("child abuse"); wesentlich hierfür war die US-amerikanische Agitation gegen den Kindesmissbrauch im Jahre 1961, als durch die American Medical Association das ,Syndrom des geschlagenen (Klein-)Kindes' ("battered child syndrome") präsentiert und damit öffentlich diskutiert (werden darf), dass - manche - Eltern ihre Kinder missbrauchen. Zwar erweitert sich der Fachbegriff von der körperlichen auf den - auch oder primär - sexuellen Missbrauch und wird dies nicht mehr nur Devianten und außerfamiliären Fremden zugeschrieben, doch bleibt der Inzest nach wie vor Männersache: Der neue Terminus technicus erwies sich als nicht nur moralischer Begriff, sondern als zugleich in höchstem Maße kausalattribuierender Begriff.
Frauen - und erst recht Mütter - blieben in öffentlichen wie im wissenschaftlichen Denken geradezu ausgespart. Frauen waren und blieben dichotom wahrgenommene Wesen zwischen Madonna oder Hure, was einer schablonenhaft männlichen Wahrnehmung der Frau als zwei verschiedener und getrennter Wesen - das der Heiligen und das der Sünderin, das der Mutter und das der Hure - folgt(e) und die ,normale' (Ehe-)Frau und Mutter als ein a-sexuelles, "geheiligtes" Liebesobjekt konzipiert(e). Symptomatisch ergibt sich denn auch die Brisanz der Disco-Diva und Pop-Ikone 'Madonna' weniger aus deren Gesangsqualitäten denn vielmehr aus ihrer inszenatorischen Ambivalenz: Durch ihre wechselnden Repräsentationsformen - als mithin Präsenz wie auch Präsent - und Rollenüberschreitungen erscheint sie einerseits als kalkuliertes Produkt männlicher Wunschvorstellungen, andererseits ist sie Repräsentantin eines ganz eigenen weiblichen, sexuellen Selbstbewusstseins. Madonna sprengt die üblichen dichotomen Visualisierungen des Weiblichen in polare Klischees von Madonna bzw. "good girl" versus Hure bzw. "bad girl", von Opfer versus Täterin, und erschafft sie sich selbst als Konstrukt, als ,Heilige Hure Madonna', als wandelbare Projektionsfläche innerhalb der Medienkultur. Vergessen wir dabei nicht: Diese Madonna ist - unvorstellbar! - Mutter ... Bezeichnenderweise ist die überzeugende Arbeit von Welldon (2003) über ,Perversionen der Frau' im englischsprachigen Original ursprünglich unter dem Titel "Mother, Madonna, Whore" (,Mutter, Madonna, Hure") erschienen.
Problematischerweise bleibt Homes jedoch gewissermaßen ,unentschieden',
ob er mit seinem Buch das Unerhörte des inzestuösen Missbrauchs
des Kindes durch (s)eine Mutter untersuchen und dies bislang gesellschaftlich
und wissenschaftlich marginalisierte Thema aktualisieren will, oder ob
es ihm um eine Analyse der intrapsychischen und interpersonellen Dynamik
inzestuöser, gewalttätiger Mutter-Kind-Beziehungen mitsamt
einer Art Psychopathographie weiblicher Perversion geht: Während die
Buchüberschrift auf das "von der Mutter missbraucht[e]" Kind abhebt,
focussiert der Untertitel als Kehrseite dieser Problematik "Frauen und
die sexuelle Lust am Kind" . Das heißt:
Und so entsteht auch angesichts der Mehrgleisigkeit seiner thematischen
Behandlung eine Notwendigkeit vorab (er)klärender Ergänzungen
durch kontextualisierende Theoriearbeit, denn: Bedenklich bleibt, dass
Homes den Begriff ,Perversion' unzureichend definiert, dass und wie er
den Begriff ,Pädophilie' geradezu inflationär verwendet sowie
die Dynamik der Täterin bzw. der Tat auf sexuelle Determinanten verengt.
Bei der Verwendung des diagnostischen Begriffs ,Perversion' ist generell
zu unterscheiden,
Von dieser Differenzierung einer Störung und einer Struktur
ausgehend wird deutlich, dass sich der bei Homes vielfach als Substantiv
(,Pädophilie') oder Adjektiv bzw. Adverb (,pädophil') gebrauchte
Begriff so leider bis zur Bedeutungslosigkeit verbraucht.
Vor dem Hintergrund dieser gleichzeitigen Unterscheidung einer pädophilen
Orientierung von einer pädosexuellen Praxis ohne diese Orientierung
wird deutlich, dass die betreffenden Mütter (und Väter) in ihren
missbrauchenden Motiven keineswegs so deviant, so ,anormal' sind bzw. sein
müssen, wie dies bei der Lektüre des Buches von Homes scheinen
könnte.
Deutung und Bedeutung des perversen Symptoms
Mitbedingt wird dieses Missverständnis bereits durch den zwar griffigen, in seiner plakativen Verkürzung aber zugleich irritierenden Untertitel mit dem Fokus einer "sexuellen Lust am Kind". Die notwendige Bereitschaft beim Leser zur Differenzierungsleistung zwischen perverser Störung und perverser Struktur sowie zwischen pädophiler und pädosexueller Missbrauchspraxis vorausgesetzt, bedarf es noch eines weiteren kritischen Exkurs in die Theorie:
Homes versteht das Kind als "Sexualobjekt von Frauen und Müttern", beschreibt den Körper des Kindes als ein "begehrtes Sexualobjekt" und verweist dabei auf einen zwar bedeutungsvollen, jedoch nicht den wesentlichen Aspekt dieses Begehrens. Das Wesen des Missbrauchs als ein pervers strukturiertes Symptom lässt hingegen qualifizierter erfassen, wenn es auf seinen Ausdruckgehalt und auf seine dahinter entschlüsselbare Grundproblematik hin untersucht wird. Diesbezüglich lässt sich in Erweiterung der Arbeiten von Schorsch et al. (1985, S. 49) schematisch angeben, dass folgende Aspekte des pervers strukturierten Symptoms als dessen Bedingungen angegeben werden können (vgl. Abb. 1):
Deutlich wird, dass bei den Motiven des Missbrauchs nicht primär ,Lust' im Sinne einer sexuellen Befriedigungslust ausschlaggebend ist, sondern dass es - im Spannungsbogens zwischen Angstabwehr und Wunscherfüllung - darum geht, als unerträglich erlebte oder antizipierte Zustände von ,Unlust' 4 zu vermeiden und sich durch die symptomatische Missbrauchshandlung situativ zu stabilisieren. Da dieser Effekt jeweils nur vorübergehende Wirkung haben kann, tendiert dieses perverse Bewältigungsmuster dazu, den Charakter eines wiederkehrenden, schließlich habituierten Konfliktlösungsmusters im Sinne der oben genannten ,perversen Reaktion' anzunehmen.
Inzest als Spannungsfeld von Lust und Unlust
Wenngleich ein inzestuöses Begehren in seiner übergriffig-manipulativen Bemächtigung des Kindes nicht nur amoralisch, sondern - gemessen an gängigen Norm- und Normalitätsvorstellungen - auch unnatürlich erscheinen mag: Bereits das ,Du-sollst-nicht' in mehreren Geboten des Dekalogs macht darauf aufmerksam, dass jedes Begehren als solches nicht nur zur problematischen Natur des Menschen gehört, sondern dass dieses Begehren immer auch grenzüberschreitend, anders formuliert, immer auch aggressiv unterlegt ist. Der Inzest, die Überschreitung der innerfamiliären Generationenschranke, erweist sich dabei als ebenso ursprünglich-,natürlich' wie zugleich am zivilisatorischen Ursprung jeder menschlichen Akkulturation verboten. Er ist, wie Foucault am geschichtlichen Beispiel des despotischen Souveräns aufzeigt, als eine "der beiden großen verbotenen Konsumtionen" (Foucault 1975b, S. 133)5 Ausdruck eines monströsen Missbrauchs der Macht. Inzest ist, wie er unter Bezugnahme auf den Soziologen Durkheim, den Ethnologen Lévi-Strauss und den Psychoanalytiker Freud ausführt, das "Verbrechen der Könige, Verbrechen aufgrund eines Zuviel an Macht" (Foucault 1975b, S. 141). Was der historische Exkurs aufzeigt, ist die Dynamik der Macht und Verfügungsmacht innerhalb der Missbrauchs- und Inzest-Thematiken, was sie für die Bewältigung von Macht-Ohnmacht-Konflikten im Kontext der zuvor skizzierten Symptombedeutungen und Grundproblematiken so sehr prädestiniert.
Dass dabei beiderlei Geschlecht die Möglichkeit einer ,phallischen Potenz' zugeschrieben wird, resultiert aus der Tatsache, dass diese nicht an das biologische Organ des Penis gebunden ist, sondern sich auf einen imaginären Phallus (j) als Objekt des Begehrens in der infantilen Vorstellung oder auf einen symbolischen Phallus (F)6 bezieht, der zwischen Mutter und Kind zirkuliert, in dieser Dialektik sowohl auf das jeweils eigene Begehren wie den dabei erlebten Mangel verweist und in seiner phallischen Symbolfunktion die Grundlage der Sexuierung7, der geschlechtlichen Identitätsbildung ("gender position"), legt.
"Bezieht man sich auf den Phallus als Symbol für psychophysische doppelgeschlechtliche Vollkommenheit und deren Unerreichbarkeit, dann geht es für beide Geschlechter um die Anerkennung der symbolischen Kastration (Becker 2003, S. II).
Die in dieser Intersubjektivität angelegte Spannung bedarf einer Regulation des Begehrens und des Genießens, das im zuvor skizzierten Sinne durch das Lustprinzip geleistet wird. Indem Lust die Erhaltung einer Homöostase als Zustand von Beständigkeit beinhaltet, der durch jedes Genießen gestört oder verletzt zu werden droht, gerät das Lustprinzip letztlich zu einem symbolischen Gesetz und liegt der vorgenannten Geschlechtsidentität eine Integration in die (symbolisch repräsentierten, sprachlich vermittelten) sozialen Gesetzmäßigkeiten - eine so genannte symbolische Kastration (-j) - zugrunde, die diesen Exzess des Genießens verweigert. Vor diesem Hintergrund ist es das Lustprinzip, das in Form des Inzestverbots die Distanz zwischen dem Subjekt und dem (verbotenen) Objekt des inzestuösen Begehrens aufrecht zu erhalten bzw. zu regulieren sucht. Die von Homes zitierte "sexuelle Lust ist folglich ein eher umgangssprachlicher Begriff: Sie ist keineswegs die sich selbstbegrenzende Lust dieses homöostatischen Prinzips, sondern meint die Überschreitung der Inzestschranke . und enthält in diesem Exzess einen zugleich unlustvollen Aspekt, der als soziale Scham und moralische Schuld die Täterin ebenso bedroht wie von ihr (siehe Abb. 1) verleugnet, abgewehrt werden muss.
Perverse Symptombildung als Prothese und Fetisch gleichermaßen
Wenn in dieser Modellbildung mehrfach darauf Bezug genommen wurde, dass dies Missbrauchsdynamik für den/die Täter/Täterin stabilisierende Funktion hat, so bezieht sich dies auf das allgemeine Phänomen, dass die intrapsychische Struktur störbarer ist, als allgemein angenommen. Freud hat diese Struktur als Instanzen des Es - Ich - Überich konzeptualisiert, die entwicklungspsychologisch in dieser Abfolge aufeinander aufbauen bzw. sich auseinander entwickeln. Lässt man sich auf dieses Modell ein, so erweisen sich diese Instanzen als keineswegs voneinander unabhängig, ja, nicht einmal voneinander scharf abgegrenzt, sondern als miteinander verschränkt. Hierbei dienen bereits alltagsneurotische Symptome - Gewohnheiten, Rituale und Vermeidungsverhalten, Statussymbole, Fetischobjekte (Accessoires, Schmuck .) und weitere prothetische Hilfsmittel (Brille, Zahnersatz, andere Prothesen, Handy .), Stereotype und Vorurteilsbildungen, Glaubenssätze und ideologische Fixierungen - dazu, diese konstitutionell brüchige Struktur kompensatorisch zu stabilisieren. Für das perverse Symptom, so auch die Missbrauchshandlungen, unterstreicht Morgenthaler (1974, S. 29) deren Funktion "als Plombe, Pfropf, als ein heterogenes Gebilde [.], das die Lücke schließt, die eine fehlgegangene narzisstische Entwicklung geschaffen hat. Dank dieser Plombe wird die Homöostase im narzisstischen Bereich ermöglicht und aufrechterhalten". Indem diese Plombenbildung eine "prothetische Struktur" aufweist, kompensiert das Symptom Strukturrisse als ,Lücken' in der Struktur des Selbst, wie sie in Abb. 2 topologisch als Notwendigkeit einer reparativen Überbrückung zwischen den Instanzen des Ich und des Überich dargestellt wird.
In diesen Ausführungen wird bereits erkennbar, dass das missbrauchte
Kind nicht ,einfach' nur "Sexualobjekt" ist, wie von Homes anhand referierter
Befunde zitiert: Zwar wird es innerhalb sexualisierter Mutter-Kind-Beziehungen
zu einem sexuellen Objekt gemacht, doch erfüllt es auf Seiten der
Täterin - wie oben bereits umrissen - nicht primär lustvoll-sexuelle
Funktionen im Sinne der Befriedigung irgendeiner abnormen Geilheit, sondern
es hat die Funktion eines so genannten ,Partialobjekts'. Das bedeutet in
Anlehnung an die Theorie der Perversionsentwicklung und -dynamik bei der
Frau, dass diese "als Dysfunktion des sexuellen Teils der Persönlichkeitsentwicklung
mit einer Spaltung in genitale Sexualität und in etwas, das nur den
Anschein von Sexualität hat und gänzlich prägenitalen, vor
allem aggressiven Zielen dient", verstanden werden kann (Becker 2003, S.
V-VI). Dabei bezieht sich Welldon auf die - auch bei Homes aufgegriffene
- Arbeit Stollers, wonach die Perversion als "erotisierter Hass" (Stoller
1979) dadurch beschreibbar ist,
Indem die perverse Inszenierung als versuchsweise Umkehrung des
infantilen Traumas verstanden werden kann, wird in dieser nicht nur eine
Rachephantasie inszeniert, sondern in der ständigen Wiederholung auch
die Funktion einer "lebensnotwendigen Regulierung des Selbstwertgefühls
i. S. der narzisstischen Plombe" erfüllt (Becker 2003, S. VI). Diese
Modellbildung zum Kind als manipuliertem, mütterlichem Partialobjekt8
ließe sich über Ausarbeitungen, wie sie der ebenfalls von Homes
zitierte Psychoanalytiker Khan zur "Wiedergutmachung am Selbst als idolisiertem
innerem Objekt" (Khan 1989, S. 9-18) und zur Rolle des "montierten inneren
Objekts" bei der Perversionsbildung vornimmt (Khan 1989, S. 170-196) vertiefen,
doch erscheint für das Verständnis mütterlichen Missbrauchs
am eigenen Kind einer anderer, spezifisch weiblicher Blickpunkt bedeutsam:
Neben diesem, als klassisch zu bezeichnenden Perversionsparadigma ist für
Welldons Verständnis der weiblichen Perversion ein so genanntes "Körper-Kriterium
ausschlaggebend:
Dieses "besagt, dass bei perversen Handlungen der Körper benutzt werden muss und dies bei Frauen etwas anderes als bei Männern bedeutet: Bei Frauen wird der ganze Körper, der Uterus, das Kind als Teil ihres Körpers bzw. der Körper des Kindes fetischisiert. Die Umkehrung des Traumas bedeutet dann etwa, dass eine Mutter, die selbst Partialobjekt ihrer Mutter war, jetzt ihr eigenes Kind (durch Kontrolle, Manipulation, Entlebendigung) dazu bringt, sich ihren eigenen, dem Kind unangemessenen Bedürfnissen anzupassen. Für eine andere Mutter, die einst selbst sexuell missbraucht wurde, kann das Ungeschehenmachen des Traumas bedeuten, dass sie ihr damaliges Ausgeliefertsein an die Befriedigung des Erwachsenen gleichsam annulliert, indem sie ihr eigenes Kind überstimuliert" (Becker 2003, S. VI).
Einerseits führt Welldon (2003) diese speziellen Bedingungen perverser Mütterlichkeit theoretisch differenziert aus, andererseits versteht sie es, die betreffenden Frauen plastisch zu beschreiben und ,lebendig' werden zu lassen.
Wissenschaftsethik - Wissen schafft Ethik
In diesem letzten Aspekt liegt eben auch einer der Schwerpunkte des vorliegenden Buches von Homes: Seine Fachdokumentation enthält zahlreiche Beispiele, Dokumentationen, Fallvignetten und wird bzw. bleibt dabei konkret, authentisch, anschaulich und lebensnah.
Diese wissenschaftsjournalistische Arbeitsweise hat jedoch eine an manchen Stellen aufblitzende Kehrseite, wenn Homes sich mit den Einflüssen der Institution ,Kirche' auseinandersetzt und sich harsch mit den Auswirkungen der von ihm als "feministisch" oder "radikal-feministisch" etikettierten Frauenbewegung auseinandersetzt. Hier kommt ihm bisweilen die wissenschaftlich gebotene Distanz zum Untersuchungsgegenstand abhanden und gerät die sachbezogene Kritik mitunter zur polemisierenden Kritik. Bedauerlicherweise legt er sein erkenntnisleitendes Interesse nicht dar, sodass die Motivation zu diesen Kommentierungen nicht nachvollzogen werden kann - nötig hat seine Materialsammlung diesen tendenziell diffamierenden Abschwung nicht: Das zusammengetragenen Belegstellen und Quellentexte sprechen für sich, sind auch so aussagekräftig und beunruhigend genug. Paradoxerweise führt dies dazu, dass sich Homes in seiner Kritischen Position paradoxerweise an die von ihm Kritisierten ,bindet', indem er sich ungewollt zu deren emotionaler Geisel macht.
Nun lassen sich Identitäten entgegen aller postmodernen Dekonstruktionen weder aushandeln noch konstruieren, sondern als (vor)gegebene Identitäten nur annehmen, bejahen, sich zu eigen machen. Das Interesse an der Wahrheit - und Wahrhaftigkeit - des Subjekts im wissenschaftlichen Diskurs zielt also darauf ab, als Subjekt aus einer hinreichend reflexiven Position heraus sich mit allen Abhängigkeiten und Hilflosigkeiten anzunehmen und in der Wirklichkeit des Sozialen einzufinden. Und in diesem Sozialen geht es nicht primär um Nettigkeiten, politische Korrektheiten oder eine Ethik, sondern um die Konfrontation mit - ,Skotomisierungen' als - Bereichen der Täuschung und Selbsttäuschung, die durch entstellende bis verzerrende Vorstellungen, durch imaginäre Repräsentationen von Frauen, Müttern und entsprechenden Zuschreibungen (siehe oben) und entsprechend ,blinde Flecken', bestimmt werden.
"Die wahre Ethik beginnt jenseits des Sozialen, in der Konfrontation mit dem Realen" (Waltz 2001, S. 123-124), mit den Tabus unerwünschter bis ängstigender Realitäten, hier: mit der Wirklichkeit einer bis dato unmöglich gehaltenen Form inzestuöser Mütterlichkeit. Eine solche Wissenschaftsethik fordert (auf), dieser Konfrontation mit dem traumatischen Realen nicht defensiv, polarisierend und/oder selbstgerecht auszuweichen, sondern in dem Festhalten an dem - immer auch aggressiven - eigenen Begehren den ethisch gebotenen Abstand zum (ausbeuterischen Genießen des) tabuisierten oder dämonisierten Anderen, zum Zerrbild von Madonna - perverser Mutter - Hure aufrechtzuerhalten.
Dass diese extrem anspruchsvolle Ethik inhaltlich tatsächlich zu verwirklichen wäre, darf bezweifelt werden, doch liegen hier Potential und Verdienst des Buches von Homes begründet. Er sucht der Reduzierung des Frauen- und Mutterbildes auf einen Prototyp entgegenzuwirken, bei der ein verallgemeinertes gemein(sam)es Phantasieobjekt ,Mutter' entworfen wird. Ein derart statisch fixiertes, unlebendig-starres mütterliches Phantasieobjekt verweist immer zugleich darauf, dass es bei (je)dem Mitglied der sozialen Gemeinschaft eine - mehr oder weniger - ausgeprägte kollektive (Vor-)Urteilsstruktur über Mütter - Mütterlichkeit - Mutterliebe usw. gibt. Indem nicht nur krampfhaft aufrecht erhaltene Idealisierungen und Dämonisierungen sowie symbolisch vermittelte Tabuisierungen, sondern auch Betroffenheit als kollektive Grunderfahrung die Mitglieder sozialer Gemeinschaften eint, beinhaltet jedes Erkennen der Realität immer zugleich auch deren Verkennen und sieht sich jeder Interessierte in der Frau, der Mutter, der Täterin auch selbst, und zwar durch den Spiegel seiner Phantasien über sie. Dies offen gelegt zu haben, ist eine weitere, eher nur beiläufig (an)erkannte Leistung Homes' in seiner - (un)erschrockenen? - Abarbeitung am Realen.
Anmerkungen
1 Skotom = von griechisch skotos (Dunkelheit): in der Medizin Ausfall oder Abschwächung (Dämpfung) eines Teils des Gesichtsfeldes, ein ,blinder Fleck'. Der Psychoanalytiker Stekel (1868-1940) führte den Begriff "Skotomisierung" als Ersatz des Freudschen Verdrängungsbegriffs ein; er verstand darunter die Tatsache, dass das Subjekt für seine Komplexe ,blind' bleibt, wobei unwesentlich erscheint, ob es diese nicht wahrnehmen kann oder nicht wahrnehmen will.
2 Als Subjekt wird hier der den sozialen Regeln unterworfene Einzelne bezeichnet, wogegen unter dem Begriff Objekt alles Andere / alle Anderen, alles außerhalb des Subjekts Liegende (andere Menschen, Gegenstände, Umwelt) und deren Eigenschaften sowie - durch Kognitionen (Denken, Erinnern), Phantasien, Fehlwahrnehmungen - dorthin externalisierend Verlagerte subsumiert wird.
3 Foucault (1975a, S. 49): "Alle meine Bucher [.] sind, wenn Sie so wollen, kleine Werkzeugkisten. Wenn die Leute sie aufmachen wollen und diesen oder jenen Satz, diese oder jene Idee oder Analyse als Schraubenzieher verwenden, um die die Machtsysteme kurzzuschließen, zu demontieren oder zu sprengen [.] - nun gut, umso besser".
4 Unlust wird bei Freud - verkürzt formuliert - als die Störung des narzisstischen Gleichgewichts durch übergroße oder zu geringe psychische Spannung definiert, Lust innerhalb dieses energetischen Prinzips lediglich als Abwesenheit von Unlust bei Wiederherstellung der homöostatischen Balance begriffen. Das Lust-Unlust-Prinzip stellt eines der wesentlichen entwicklungspsychologischen Mechanismen zur Differenzierung und Strukturbildung des psychischen Apparats wie zur Selbstregulation des Subjekts dar.
5 Konsumtion = Verbrauch, Konsum (an Wirtschaftsgütern).
6 Diese Modellvorstellung wird hier in Anlehnung an die psychoanalytische Theoriebildung bei Lacan wiedergegeben (vgl. Kobbé 2005).
7 Sexuierung = Integration des Subjekts in die ,zweigeschlechtliche Ordnung' des Sozialen, die es sich dabei in seinem Handeln, seine Beziehungen usw. aneignet und sich zugleich in ihr verortet, mithin Positionen von ,Weiblichkeit' und ,Männlichkeit' verinnerlicht und ihnen auf der Ebene des geschlechtlichen Körpers subjektiv Bedeutung verschafft.
8 Partialobjekt = Teilobjekt, bei
nicht eine Person in ihrer Ganzheit als Wunsch- oder Liebesobjekt genommen
wird, sondern - in Abhängigkeit vom jeweiligen (bspw. oralen oder
analen) Partialtrieb - nur reale oder phantasierte Körperteile oder
deren symbolische Äquivalente libidinös
besetzt werden.
Literatur
Becker, S. (2003): Vorwort. In: Welldon, E.V. (2003) a.a.O., S. I-XIII
Foucault, M. (1975a): Von den Martern zu den Zellen. In: Foucault,
M. (1976): Mikrophysik der Macht (S. 48-53). Berlin
Foucault, M. (1975b): Vorlesung vom 29. Januar 1975. In: Foucault,
M. (2003): Die Anormalen. Vorlesungen am Collège de France 1975-1975
(S. 108-142). Frankfurt am Main
Khan, M.M.R. (1989): Entfremdung bei Perversionen. Frankfurt am Main
Kobbé, U. (2005): Lacan in der Psychologie. Zur Psychologik
des Subjekts - des Diskurses - des Unbewussten. In: Psychologie & Gesellschaftskritik,
29 (3/4) / 115/116, S. 103-131
Margalit, A. (1999): Politik der Würde. Über Achtung und
Verachtung. Frankfurt am Main
Morgenthaler, F. (1974): Die Stellung der Perversionen in Metapsychologie
und Technik. In: Morgenthaler, F. (1994): Homosexualität, Heterosexualität,
Perversion (S. 25-47). Frankfurt am Main
Pohl, F.W. (1983): Luthers Erbe: Der magische Kern bürgerlicher
Rationalität. In: Pohl, F.W.; Türcke, Ch. (Hrsg.): Heilige Hure
Vernunft. Luthers nachhaltiger Zauber (S. 85-126). Berlin
Stoller, R.J. (1979): Perversion. Die erotische Form von Hass. Reinbek
Welldon, E.V. (2003): Perversionen der Frau. Gießen
Schorsch, E.; Galedary, G.; Haag, A.; Hauch, M.; Lohse, H. (1985):
Perversion als Straftat. Dynamik und Psychotherapie. Berlin
Waltz, M. (2001): Ethik der Welt - Ethik des Realen. In: Gondek, H.-D.;
Hofmann, R.; Lohmann, H.-M. (Hrsg.): Jacques Lacan - Wege zu seinem Werk
(S. 97-129). Stuttgart
Lippstadt, im Januar 2006
Dr. Ulrich Kobbé
Herr Dr. Kobbé ist Therapeut in der Westfälischen Klinik
für Forensische Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn und vertritt an
der Universität Duisburg-Essen den Lehrstuhl für Klinische Psychologie.
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