Erleben und Erlebnis in Theodor
Lipps'
Vom Fühlen, Denken und Wollen (1902)
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Methode der Fundstellen-Textanalyse
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis * Signierungssystem
* Zusammenfassung Hauptseite
* Dimensionen des Erlebens
* Begriffscontainer
(Containerbegriff) * Begriffsverschiebebahnhof
* Unterscheidungen
für die Kommunikation über Farben
Editorial
Die Arbeit hat wichtige Dimensionen
des Erlebens zum Titel und führt auch einige an.
Zusammenfassung-LippsTh1902:
0.LTF Fundstellen: Erleb 223, Erlebnis 102, IV 2., Erleben 56, IV 3.
Kein Sachregister. Im Inhaltsverzeichnis wird Erleben mehrfach genannt:
1.LTF In dieser Arbeit werden die Erlebnisse zwar nicht ausdrücklich
definiert, aber die Beschreibungen beinhalten wichtige Merkmale einer Definition,
wenn Lipps etwa gleich auf S.1 ausführt:
2. LTF LTG6e2.6 weist auf einen wichtigen Sachverhalt beim
Erleben hin, nämlich einereits zwar wahrnehmen, anderseits aber nicht
weiter beachten. Da dürfte auch für das Erleben wichtig sein:
Kern- und Randerleben.
3.LTF. Lipps führt eine ganze Reihe problematischer Sachverhalte und Behauptungen ohne die erforderliche Begründungen und Beweise an.
Lesebeispiel
Signierungssystem (Quelle)
e | < Erleben Differenzierung > Erlebnis | E |
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E? |
eg |
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Eg |
Anmerkung Carnap: hier ist EE für Elementarerlebnis vorgesehen, obwohl unklar ist, was ein Elementarerlebnis von einem Erlebnis unterscheidet.
LTF1: "Einleitung.
Gefühle überhaupt. — Gefühle, so habe ich in meiner
kleinen Schrift über „Selbstbewusstsein, Empfindung und Gefühl"
gesagt, und näher ausgeführt'), sind Ich-Qualitäten,
Ich-Bestimmtheiten,
Ich-LTF1E2.1Erlebnisse.
Sie sind, genauer gesagt Qualitäten oder
Bestimmtheiten des unmittelbar LTF1e2.1erlebten
Ich. Die Gefühle
konstituieren dies Ich ; ich darf dasselbe darum auch bezeichnen
als das Gefühls-Ich oder das Ich-Gefühl. Gefühle
sind Weisen des
Ich-Gefühles.
Den Gefühlen steht gegenüber das „Gegenständliche",
und die
Qualitäten der gegenständlichen LTG1E2.2Erlebnisse.
Ich sage hier geflissentlich:
gegenständliche LTF1E2.3E r l e
b n i s s e, nicht gegenständliche
Bewusstseinsinhalte. Warum, dies wird nachher deutlich
werden.
Freilich muss ich hinzufügen, dass die gegenständlichen
LTG1E2.4Erlebnisse für
mein Bewusstsein selbstverständlich nur bestehen,
sofern sie LTF1E2.5Bewusstseinserlebnisse
sind.
Die gegenständlichen LTF1E2.6Erlebnisse
sind
die von mir vollzogenen
EmpfindungenI04,
WahrnehmungenI12,
VorstellungenI13,
GedankenI07.
Die entsprechenden LTF1E2.7Bewusstseinserlebnisse
sind die von mir jetzt empfundenen, wahrgenommenen,
vorgestellten Inhalte, kurz die gegenwärtigen Bewusstseinsinhalte,
die „Bilder"."
Die erste Seite zeigt bereits große terminologische und methodische Probleme. |
LTF2: "Ich „empfinde", so sagte ich, die Wand
als rot, den Ofen oder meine Hand als warm u. s. w.; dagegen
„fühle" ich „mich" , und nur „mich" lustgestimmt, traurig, einer
Sache gewiss, erschreckt u. s. w. In der Natur des Empfindungsinhaltes
liegt es gegenständlich zu sein. Ein Empfundenes ist als
solches ein „Objektives", d.h. etwas von mir Unterschiedenes und mir
Gegenübergestelltes. Umgekehrt ist jedes Gefühl an sich sub-
jektiv, d. h. in jedem Gefühle steckt das Subjekt, nämlich
das unmittelbar LTF2e2.1erlebte
Subjekt, oder wie ich soeben sagte, das unmittelbar
LTF2e2.2erlebte Ich.
Es ist Dasselbe, ob ich sage „Ich empfinde".
oder „Ich empfinde etwas O b j e k t i v e s", d. h. etwas Anderes
als Ich. So ist es auch Dasselbe, ob ich sage „Ich fühle",
oder „Ich fühle mich". Die Empfindungsinhalte zusammen
konstituieren das Wahrnehmungsbild der objektiven Welt. Die
Gefühle konstituieren ebenso das Ich, nämlich das Ich, wie
es in
jedem Augenblick meines Lebens von mir unmittelbar LTF2e2.3erlebt
wird."
LTF6: "I. Kapitel.
Drei Grundgegensätze zwischen Gefühlen.
Das Grundgefühl. — Von allen LTF6E2.1Empfindungserlebnissen
und allen gegenständlichen LTF6E2.2Erlebnissen
überhaupt kann zunächst
dies gesagt werden, dass ich sie LTF6e2.1erlebe.
Ich empfinde den
Empfindungsinhalt, stelle den Vorstellungsinhalt vor, das mir
Gegebene ist mir gegeben u. s. w. Alles dies ist ein LTF6e2.2„Erleben".
Und immer findet dies LTF6e2.3Erleben
nicht nur statt, sondern ich habe
auch davon ein unmittelbares Bewusstsein. Ich finde mich als
den LTF6e2.4Erlebenden
oder Habenden. Ich fühle mich LTF6e2.5erlebend.
...
Percipieren und Appercipiereu. — Von da aus richten
wir aber unseren Blick sogleich auf Folgendes: Das psychische
LTF6e2.6Erleben ist ein
doppeltes. Es ist ein Empfinden, Wahrnehmen,
Vorstellen, kurz ein Percipieren; und es ist ein Beachten oder
ein Appercipieren. Vieles wird von mir wahrgenommen, [>7]
also gesehen, gehört u. s. w., das ich doch nicht beachte. "
LTF.8: "Alles Percipierte bezw. Appercipierte ist zunächst
dieser bestimmte
percipierte bezw. appercipierte Gegenstand, z. B. dies
Haus, diese Handlung eines Menschen, und es ist zweitens dies
gegenwärtige subjektive LTF6E2Erlebnis,
dies Element in meinem gegenwärtigen
perceptiven oder apperceptiven psychischen Lebenszusammenhange."
LTF.9f: "Gegenständliches Subjektivitäts- und Objektivitätsgefühl.
— „Ich percipiere", dies heisst beispielsweise: Ich
stelle vor. Fassen wir nun entsprechend dem oben aufgestellten
Gegensatz zwischen dem Gegenstande der Perception und seinem
Percipiertsein zunächst den Gegenstand ins Auge. Es ergibt
sich dann: Ich finde mich das eine Mal in meinem Percipieren [>10]
oder im einfachen Haben eines Gegenstandes eben diesem percipierten
Gegenstand gegenüber bedingend, schaffend, ins Dasein rufend.
Ich mache diesen Gegenstand; ich gebe ihm seine Existenz.
Dies LTF10E2.1Bewusstseinserlebnis
bezeichne ich als unmittelbares Bewusstsein
der gegenständlichen Subjektivität oder der Subjektivität
des Gegenstandes. Ich kann es noch genauer bezeichnen
als Bewusstsein der reinen gegenständlichen Subjektivität.
Damit
soll nichts gesagt sein, als dass ich den Gegenstand, so wie er
ist, als aus mir stammend LTF10e2.1erlebe.
Hier ist — nicht dieses ganze Bewusstsein der gegenständlichen
Subjektivität ein Gefühl, aber es ist doch zugleich
ein Gefühl oder schliesst ein Gefühl in sich. Wie schon gesagt,
ich finde mich bedingend, oder schaffend, oder ins Dasein rufend.
Ich finde oder LTF10e2.2erlebe
mich mit dieser eigentümlichen Bestimmtheit.
Zugleich finde ich mich aber mit dieser Bestimmtheit auf einen
Gegenstand bezogen. Und dies Bezogensein nenne ich
nicht mehr ein Gefühl. Es ist nicht mehr eine unmittelbar vorgefundene
Bestimmtheit meiner, sondern eben ein Bezogensein
meiner auf einen Gegenstand, eine Relation zwischen
mir u n d dem Gegenstand.
Das im Vorstehenden bezeichnete Gefiihl der „gegenständlichen
Subjektivität" habe ich normalerweise jedem blossen
Phantasiegebilde gegenüber. Ich nenne dasselbe eben deswegen
"blosses Phantasiegebilde". Zugleich ist deutlich, welche psychologische
Thatsache in diesem LTF10E2.2Gefühlserlebnis
sich ausspricht. Nämlich
die, dass das Phantasiegebilde durch den sich selbst überlassenen
Zusammenhang des gegenwärtigen psychischen Lebens geschaffen
oder ins Dasein gerufen ist. Es besteht in der Seele das Vermögen
—
nicht etwa ganz und gar aus nichts Gegenstände zu schaffen,
wohl aber neue Gegenstände zu schaffen aus den Elementen
der Gegenstände, von welchen die Erfahrung mir Kenntnis gegeben
hat und die in meinem Gedächtnis haften geblieben sind.
Es besteht in der Seele ein Vermögen der freien Kombination
solcher Elemente zu neuen Gegenständen, z. B. das Vermögen
aus
Bergen und Gold goldene Berge zu machen."
Nachdem die 23 Fundstellen zu "erleb" relativ unergiebig waren, gehe ich nun zu den Abschnitten im Inhaltsverzeichnis, wo Erleben oder Erlebnis ausgewiesen war. |
IV. Kapitel: Objektive Tendenzen und subjektive LTF74E2.1Erlebnisse 74-76 "
LTF75: Dann müssen wir bedenken: Die objektiven Tendenzen oder
die Forderungen des Gegenstandes sind doch notwendig zugleich
subjektive ErlebnisseLTF75E2
Oder zunächst: Das Dasein des
Gegenstandes ist ein solches.
LTF76: " ....
Und indem er wirkt, gelangt
in ihm zur Wirkung die in ihm liegende, also die objektive
Tendenz. Und indem diese Tendenz subjektives LTF76E2Erlebnis,
also von
den „Interessen" des Subjektes erfasst oder getragen ist,
wird sie zur subjektiven Tendenz oder zum Streben.
LTF77: "...
Die objektive Wirklichkeitstendenz
ist zugleich, als psychische Thatsache oder als subjektives,
dem psychischen Lebenszusammenhange angehöriges, und demnach
psychisch wirksames LTF77E2Erlebnis
ein subjektives Streben oder
ein Streben nach Wirklichkeit. ...."
LTF78: "Neuheit, Ausserordentlichkeit u. s. w. bezeichnen
eine Beziehung zu dem, was ich sonst LTF78e2erlebt
habe; dass ein Gegenstand
lustvoll oder unlustvoll ist, besagt, dass er zu mir, meinen
Bedürfnissen, den Forderungen meiner Natur in einer bestimmten
Beziehung steht; Gewohntheit oder Eingeübtheit einer Vorstellung
besagt, dass in mir eine Disposition zu solchen Vorstellungen sich
findet."
LTF79: "Dies Streben nun besteht in der That oder kann bestehen. Es
gibt nicht nur eine Geneigtheit, das Neue, nie Dagewesene, und
das Wunderbare, dem gewohnten LTF79e2Erleben
und Vorstellen Zuwiderlaufende,
zu glauben, sondern es gibt auch ein Verlangen, dass
es wirklich sei, und ein inneres Widerstreben, ein Gefühl der
[>80]
Enttäuschung, ein Bedauern, wenn es erst schien, dass es wirklich
sein könne oder werde, und dann seine Nichtwirklichkeit sich
herausstellt."
LTF80: "Und Niemand zweifelt, dass ein Streben besteht, das Gewohnte,
öfter LTF80e2.1Erlebte
wieder zu LTF80e2.2erleben,
ein Verlangen, dass dasjenige,
was an bestimmter Stelle oder bei bestimmter Gelegenheit
immer wirklich war, an dieser Stelle und bei dieser Gelegenheit
wiederum wirklich sei."
LTF81: "
....
Jede Vorstellung
ist aber zugleich meine Vorstellung dieses Gegenstandes. Sie
ist dies Geschehen in mir oder dies aus mir stammende Geschehen.
Sie ist das durch mich, d. h. den gegenwärtigen psychischen
Lebenszusammenhang bedingte „subjektive LTF81E2Erlebnis".
Nachdem die Fundstellen der ersten 7 Seiten unergiebig, teilweise sogar unverständlich waren, breche ich ab, um den nächsten Abschnitt einzusehen.. |
Streben als Tendenz des vollen LTF88e2.1Erlebens.
Wahrnehmungsstreben 88-89
Zur Erläuterung ist hinzuzufügen: Das volle
LTF88e2.4Erleben
des
sinnlich Wahrnehmbaren ist die sinnliche Wahrnehmung. In jedem
von mir vorgestellten wahrnehmbaren Gegenstande liegt also die
Tendenz wahrgenommen zu sein oder in ein Wahrgenommenes
sich zu verwandeln. Und jede Vorstellung irgend eines möglichen
Erlebens, etwa eines Denkens, Fühlens, Wollens, ist, der Tendenz
nach, ein entsprechendes thatsächliches LTF88e2.5Erleben,
Denken, Fühlen,
Wollen.
LTF89: "Die Reproduktion als Tendenz des vollen
LTF89e2.1Erlebens
89-90
Die Phantasievorstellung und die Tendenz des vollen
LTF90e2.1Erlebens
90-92
In diesen Fällen sind die Vorstellungen, welche
die Tendenz
des vollen LTF90e2.4Erlebens
des vorgestellten Gegenstandes in sich schliessen,
Erinnerungsvorstellungen. Erinnerungen sind Reproduktionen im
engeren Sinne. Zunächst mit Bezug auf sie kann unser Gesetz
auch so ausgedrückt werden: Reproduktionen sind der Tendenz
nach volle Reproduktionen. Dabei verstehe ich unter der „vollen"
Reproduktion die einfache Wiederkehr des Reproduzierten.
Die Phantasievorstellung und die Tendenz des
vollen LTF90e2.5Erlebens.
— Aber auch Phantasievorstellungen sind
Reproduktionen. Sie sind es in ihren Elementen. Sie sind Neukombinationen
von Erinnerungselementen. Und sofern sie aus
Erinnerungselementen gewoben sind, muss auch für sie das
Gesetz der vollen Reproduktion Geltung haben. Auch sie müssen
der Tendenz nach ein volles LTF90e2.6Erleben
ihres Gegenstandes sein.
Auch dies wiederum zeigen jedermann bekannte Thatsachen.
Jeder weiss, dass die Vorstellung eines Urteiles, die durch eine
fremde Behauptung in mir geweckt wird, der Tendenz nach ein
eigenes Urteil ist; die Vorstellung eines Wollens, die mir durch "
[>91]
...
LTF91: "....
Und diese ist der Tendenz nach ein
volles LTF91e2.1Erleben
des Vorgestellten. Auch davon habe ich an der
oben bezeichneten Stelle genauer geredet. Wie das eigene vergangene
LTF91e2.2Erleben, sofern
es reproduziert wird, der Tendenz nach
ein gegenwärtiges gleichartiges LTF91e2.3Erleben
ist, so ist das fremde Erleben,
sofern ich davon weiss, der Tendenz nach mein eigenes Erleben.
Wie man sieht, ist nun freilich auch hier die Vorstellung,
die die
Tendenz des vollen LTF91e2.4Erlebens
in sich schliesst, nicht eine beliebige
Phantasievorstellung. Sondern sie hat den Vorzug, Gegenstand
eines Wissens und an eine Wahrnehmung unmittelbar gebunden
zu sein. Aber dass die Vorstellung, deren Tendenz, in volles LTF91e2.5Erleben
des Vorgestellten überzugehen, sich verwirklicht, eine
in bestimmter Weise bevorzugte sein muss, ist ja selbstver-
ständlich.
Die „Tendenz des vollen LTF91e2.6Erleben"
besagt eben nicht, dass dies
volle LTF91e2.7Erleben
eintritt, sondern dass es eintritt, wofern keine
Gegengründe bestehen. Aber auch hier wiederum gilt: Jede
Vorstellung hat ihre Gegenvorstellungen, also jede Tendenz des
vollen LTF91e2.8Erlebens
eines vorgestellten Gegenstandes ihre Gegentendenzen.
Und diese beiden, die Tendenz und die Gegentendenzen
halten sich zunächst die Wage. Es entsteht ein Zustand der Indifferenz
der Tendenzen des vollen LTF91e2.9Erlebens.
Es entsteht insbesondere,
wenn die Vorstellungen Vorstellungen eines sinnlich
Wahrnehmbaren sind, die Indifferenz der Wahrnehmungstendenzen.
Es entsteht die blosse Wahrnehmungsm ö glichk ei t oder Wahr -
nehmb ark ei t. Das Bewusstsein dieser blossen Wahrnehmbarkeit
ist ein eigenes LTF91E2.1Erlebnis,
ein LTF91E2.2Icherlebnis,
eine Weise, wie ich mich
angesichts der Vorstellung angemutet finde, also ein Gefühl. Das
[>92]
selbe ist dem Bewusstsein der Denkbarkeit alles Vorgestellten,
oder der Möglichkeit, dass es wirklich sei, koordiniert."
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z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. |
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