Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=07.03.2023 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: TMJ
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel
    sel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Anfang
    _Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps' Vom Fühlen, Denken und Wollen (1902)_Datenschutz_Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung ... , Bereich ..., und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps'
    Vom Fühlen, Denken und Wollen (1902)

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Zur Haupt- und Verteilerseite Theodor Lipps
    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem * Zusammenfassung Hauptseite * Dimensionen des Erlebens * Begriffscontainer (Containerbegriff)  * Begriffsverschiebebahnhof *  Unterscheidungen für die Kommunikation über Farben


    Editorial
    Die Arbeit hat wichtige Dimensionen des Erlebens zum  Titel und führt auch einige an.


    Vom Fühlen, Denken und Wollen (1902)  Kürzel LTF, InhVerz Inhaltsverzeichnis, SR Sachregister
    Lipps, Theodor (1902) Vom Fühlen, Wollen und Denken. Leipzig: Barth. (Digitalisat der 2. Aufl. 1907)

    Zusammenfassung-LippsTh1902:
    0.LTF Fundstellen: Erleb 223, Erlebnis 102, IV 2., Erleben 56, IV 3. Kein Sachregister. Im Inhaltsverzeichnis wird Erleben mehrfach genannt:

      Objektive Tendenzen und subjektive Erlebnisse  74
      Streben als Tendenz des vollen Erlebens. Wahrnehmungsstreben 88
      Die Reproduktion als Tendenz des vollen Erlebens 89
      Die Phantasievorstellung und die Tendenz des vollen Erlebens 90


    1.LTF In dieser Arbeit werden die Erlebnisse zwar nicht ausdrücklich definiert, aber die Beschreibungen beinhalten wichtige Merkmale einer Definition, wenn Lipps etwa gleich auf S.1 ausführt:

      "Die gegenständlichen Erlebnisse sind die von mir vollzogenen EmpfindungenI04, WahrnehmungenI12, VorstellungenI13, GedankenI07. Die entsprechenden Bewusstseinserlebnisse sind die von mir jetzt empfundenen, wahrgenommenen, vorgestellten Inhalte, kurz die gegenwärtigen Bewusstseinsinhalte, die „Bilder"." Da fehlt einiges > Dimensionen des Erlebens.
        S.2 ergänzt:
      "Ich „empfindeI04", so sagte ich, die Wand als rot, den Ofen oder meine Hand als warmA06 u. s. w.; dagegen „fühleI05" ich „mich" , und nur „mich" lustgestimmtI05, traurigI05, einer Sache gewissI05, erschrecktI05 u. s. w. "


    2. LTF  LTG6e2.6 weist auf einen wichtigen Sachverhalt beim Erleben hin, nämlich einereits zwar wahrnehmen, anderseits aber nicht weiter beachten. Da dürfte auch für das Erleben wichtig sein: Kern- und Randerleben.

    3.LTF. Lipps führt eine ganze Reihe problematischer Sachverhalte und Behauptungen ohne die erforderliche Begründungen und Beweise an.

    • 3.1 Die Behauptung die Gefühle konstituieren das Ich (S.2 ) wird apodiktisch vorgetragen und erscheint wenig zweckmäßig und sinnvoll:. Das Ich kann nur durch den ganzen Menschen konstituiert werden.
    • 3.2  Ich fühle und ich fühle mich sind nicht das dasselbe. Ich fühle sagt eigentlich fast nichts, außer dass ich fühlbereit bin, die Fühlfunktion eingeschaltet ist, wie es sich auch für ich erlebe darstellt. Erleben0 ohne nähere Spezifikation heißt ja nichts anderes als wach und erlebnisfähig sein, sonst hat es keinen Inhalt. (S. 2)
    • 3.3 "Es ist Dasselbe, ob ich sage „Ich empfinde". oder „Ich empfinde etwas O b j e k t i v e s". Das ist natürlich nicht dasselbe. "Ich empfinde" heißt ja nur, dass die Empfindungsfunktion an ist. Was etwas objektives empfinden bedeutet, bleibt völlig offen und sehr fraglich. (S.2)
    • 3.4 Dunkel bleiben auch die Behauptung "Jede Vorstellung hat ihre Gegenvorstellungen" (S.91)
    • 3.5 "Erinnerungen sind Reproduktionen im engeren Sinne. Zunächst mit Bezug auf sie kann unser Gesetz auch so ausgedrückt werden: Reproduktionen sind der Tendenz nach volle Reproduktionen. Dabei verstehe ich unter der „vollen" Reproduktion die einfache Wiederkehr des Reproduzierten." (S.90)
    • 3.6 In LTF75 führt Lipps "Forderungen des Gegenstandes" ohne nähere Erklärungen ein. Was soll denn ein Gegenstand, etwa mein Fahrrad im Hof oder die Wolken am Himmel, für "Forderungen" haben? Gegenstände sind keine homunkuliartige Wesen, die Forderungen stellen.
    _
    4. LTF-Fazit: (a) Lipps gibt auf den ersten zwei Seiten wichtige Merkmale einer Definition des Erleben und damit der Erlebnisse an, führt das aber nicht weiter systematisch aus und bleibt damit auf dieser Vorstufe einer Definition und Theorie des Erlebens stehen. (b) Auf S. 6 weist er auf den wichtigen Sachverhalt hin, dass manches zwar wahrgenommen, aber nicht weiter beachtet wird. (c) Die Arbeit enthält eine ganze Reihe unbelegter, unbewiesener und fragwürdiger Konstruktionen und Behauptungen.
     



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         LT          F                z    Typ  Trenner         z

    Lesebeispiel

    Signierungssystem (Quelle)
     
    e <  Erleben      Differenzierung     > Erlebnis E
    e0
    wach, erlebnisfähig
    E0
    e1
    dabei, zugegen, Zeuge
    E1
    e2
    innere Wahrnehmung
    E2
    e3
    besonderes 
    E3
    er
    reines Erleben, Erlebnis
    Er
    epr
    praktisch reines Erleben, Erlebnis
    Epr
    es
    spezielles
    Es
    e?
    unklar
     E?
     eg
    sachlich, gegenständliches Erleben, Erlebnis
     Eg

    Anmerkung Carnap: hier ist EE für Elementarerlebnis vorgesehen, obwohl unklar ist, was ein Elementarerlebnis von einem Erlebnis unterscheidet.



    LTF-Fundstellen im Kontext

    LTF1: "Einleitung.
    Gefühle überhaupt. — Gefühle, so habe ich in meiner
    kleinen Schrift über „Selbstbewusstsein, Empfindung und Gefühl"
    gesagt, und näher ausgeführt'), sind Ich-Qualitäten, Ich-Bestimmtheiten,
    Ich-LTF1E2.1Erlebnisse. Sie sind, genauer gesagt Qualitäten oder
    Bestimmtheiten des unmittelbar LTF1e2.1erlebten Ich. Die Gefühle
    konstituieren dies Ich ; ich darf dasselbe darum auch bezeichnen

      RS-LTF1a: Die Gefühle konstituieren das Ich (S.2 ). Wenig
      zweckmäßig und sinnvoll, denn das Ich kann nur durch den
      ganzen Menschen konstituiert werden. Die Gefühle sind zwar
      ein sehr wichtiger Funktionsbereich aber es gibt noch viele
      andere > Dimensionen des Erlebens, die ebenefalls wichtig
      für das Ich sind.


    als das Gefühls-Ich oder das Ich-Gefühl. Gefühle sind Weisen des
    Ich-Gefühles.

      RS-LTF1b: "sind" als Existenzbehauptung ist falsch. Richtig wäre:
      Gefühle nenne ich (Lipps) Weisen des Ich-Gefühles. Das sind ja Defi-
      nitionen, die Lipps hier verwendet, aber spricht objektivistisch
      als ob seine Definitionen; Weisen wären zu erklären.


    Den Gefühlen steht gegenüber das „Gegenständliche", und die

      RS-LTF1c: Eine wichtige Kategorie - das Gegenständliche -
      einführen, noch das in Gänsefüßchen, ohne sie zu erklären ist
      keine gute wissenschaftliche Praxis.


    Qualitäten der gegenständlichen LTG1E2.2Erlebnisse. Ich sage hier geflissentlich:
    gegenständliche LTF1E2.3E r l e b n i s s e, nicht gegenständliche
    Bewusstseinsinhalte. Warum, dies wird nachher deutlich
    werden.

      RS-LTF1d: Feinsinnige Unterscheidungen oder Erklärung
      einführen, ist keine gute wissenschaftliche Praxis. Auch "nachher"
      ist schlechte wissenschaftliche Praxis, hier wäre eine genaue
      Fundstelle zwingend gewesen.


                                 Freilich muss ich hinzufügen, dass die gegenständlichen
    LTG1E2.4Erlebnisse für mein Bewusstsein selbstverständlich nur bestehen,
    sofern sie LTF1E2.5Bewusstseinserlebnisse sind.

      RS-LTF1-LTG1E2.5: Wie könnte dies anders sein?


    Die gegenständlichen LTF1E2.6Erlebnisse sind die von mir  vollzogenen
    EmpfindungenI04, WahrnehmungenI12, VorstellungenI13, GedankenI07.
    Die entsprechenden LTF1E2.7Bewusstseinserlebnisse
    sind die von mir jetzt empfundenen, wahrgenommenen,
    vorgestellten Inhalte, kurz die gegenwärtigen Bewusstseinsinhalte,
    die „Bilder"."

      LTF1-LTF1E2.7: Lipps setzt hier Bewusstseinsinhalte "Bildern" in Gänsefüßchen
      gleich, ohne genau erklären, was darunter zu verstehen ist.
    Die erste Seite zeigt bereits große terminologische und methodische Probleme.

    LTF2: "Ich „empfinde", so sagte ich, die Wand
    als rot, den Ofen oder meine Hand als warm u. s. w.; dagegen
    „fühle" ich „mich" , und nur „mich" lustgestimmt, traurig, einer
    Sache gewiss, erschreckt u. s. w. In der Natur des Empfindungsinhaltes
    liegt es gegenständlich zu sein. Ein Empfundenes ist als
    solches ein „Objektives", d.h. etwas von mir Unterschiedenes und mir
    Gegenübergestelltes. Umgekehrt ist jedes Gefühl an sich sub-
    jektiv, d. h. in jedem Gefühle steckt das Subjekt, nämlich
    das unmittelbar LTF2e2.1erlebte Subjekt, oder wie ich soeben sagte, das unmittelbar
    LTF2e2.2erlebte Ich. Es ist Dasselbe, ob ich sage „Ich empfinde".
    oder „Ich empfinde etwas O b j e k t i v e s", d. h. etwas Anderes
    als Ich. So ist es auch Dasselbe, ob ich sage „Ich fühle",
    oder „Ich fühle mich". Die Empfindungsinhalte zusammen
    konstituieren das Wahrnehmungsbild der objektiven Welt. Die
    Gefühle konstituieren ebenso das Ich, nämlich das Ich, wie es in
    jedem Augenblick meines Lebens von mir unmittelbar LTF2e2.3erlebt wird."

      Kommentar: "Die Gefühle konstituieren ebenso das Ich ..." "Ebenso" wie?
      Das Ich besteht aus vielem, nicht nur aus Gefühlen, aus was genau, das
      muss man sagen, beschreiben, definieren. Ich fühle und ich fühle mich
      sind nicht das dasselbe. Ich fühle sagt eigentlich fast nichts, außer dass
      ich fühlbereit bin, die Fühlfunktion eingeschaltet ist, wie es sich auch für
      ich erlebe darstellt.


    LTF6: "I. Kapitel.
    Drei Grundgegensätze zwischen Gefühlen.
    Das Grundgefühl. — Von allen LTF6E2.1Empfindungserlebnissen
    und allen gegenständlichen LTF6E2.2Erlebnissen überhaupt kann zunächst
    dies gesagt werden, dass ich sie LTF6e2.1erlebe. Ich empfinde den
    Empfindungsinhalt, stelle den Vorstellungsinhalt vor, das mir
    Gegebene ist mir gegeben u. s. w. Alles dies ist ein LTF6e2.2„Erleben".
    Und immer findet dies LTF6e2.3Erleben nicht nur statt, sondern ich habe
    auch davon ein unmittelbares Bewusstsein. Ich finde mich als
    den LTF6e2.4Erlebenden oder Habenden. Ich fühle mich LTF6e2.5erlebend.
    ...
    Percipieren und Appercipiereu. — Von da aus richten
    wir aber unseren Blick sogleich auf Folgendes: Das psychische
    LTF6e2.6Erleben ist ein doppeltes. Es ist ein Empfinden, Wahrnehmen,
    Vorstellen, kurz ein Percipieren; und es ist ein Beachten oder
    ein Appercipieren. Vieles wird von mir wahrgenommen, [>7]
    also gesehen, gehört u. s. w., das ich doch nicht beachte. "

      RS-LTG6e2.6: Das ist ein wichtiger Sachverhalt:
      wahrnehmen und doch nicht weiter beachten.


    LTF.8: "Alles Percipierte bezw. Appercipierte ist zunächst dieser bestimmte
    percipierte bezw. appercipierte Gegenstand, z. B. dies
    Haus, diese Handlung eines Menschen, und es ist zweitens dies
    gegenwärtige subjektive LTF6E2Erlebnis, dies Element in meinem gegenwärtigen
    perceptiven oder apperceptiven psychischen Lebenszusammenhange."

    LTF.9f: "Gegenständliches Subjektivitäts- und Objektivitätsgefühl.
    — „Ich percipiere", dies heisst beispielsweise: Ich
    stelle vor. Fassen wir nun entsprechend dem oben aufgestellten
    Gegensatz zwischen dem Gegenstande der Perception und seinem
    Percipiertsein zunächst den Gegenstand ins Auge. Es ergibt
    sich dann: Ich finde mich das eine Mal in meinem Percipieren [>10]

    oder im einfachen Haben eines Gegenstandes eben diesem percipierten
    Gegenstand gegenüber bedingend, schaffend, ins Dasein rufend.
    Ich mache diesen Gegenstand; ich gebe ihm seine Existenz.
    Dies LTF10E2.1Bewusstseinserlebnis bezeichne ich als unmittelbares Bewusstsein
    der gegenständlichen Subjektivität oder der Subjektivität
    des Gegenstandes. Ich kann es noch genauer bezeichnen
    als Bewusstsein der reinen gegenständlichen Subjektivität. Damit
    soll nichts gesagt sein, als dass ich den Gegenstand, so wie er
    ist, als aus mir stammend LTF10e2.1erlebe.
        Hier ist — nicht dieses ganze Bewusstsein der gegenständlichen
    Subjektivität ein Gefühl, aber es ist doch zugleich
    ein Gefühl oder schliesst ein Gefühl in sich. Wie schon gesagt,
    ich finde mich bedingend, oder schaffend, oder ins Dasein rufend.
    Ich finde oder LTF10e2.2erlebe mich mit dieser eigentümlichen Bestimmtheit.
    Zugleich finde ich mich aber mit dieser Bestimmtheit auf einen
    Gegenstand bezogen. Und dies Bezogensein nenne ich
    nicht mehr ein Gefühl. Es ist nicht mehr eine unmittelbar vorgefundene
    Bestimmtheit meiner, sondern eben ein Bezogensein
    meiner auf einen Gegenstand, eine Relation zwischen
    mir u n d dem Gegenstand.
        Das im Vorstehenden bezeichnete Gefiihl der „gegenständlichen
    Subjektivität" habe ich normalerweise jedem blossen
    Phantasiegebilde gegenüber. Ich nenne dasselbe eben deswegen
    "blosses Phantasiegebilde". Zugleich ist deutlich, welche psychologische
    Thatsache in diesem LTF10E2.2Gefühlserlebnis sich ausspricht. Nämlich
    die, dass das Phantasiegebilde durch den sich selbst überlassenen
    Zusammenhang des gegenwärtigen psychischen Lebens geschaffen
    oder ins Dasein gerufen ist. Es besteht in der Seele das Vermögen —
    nicht etwa ganz und gar aus nichts Gegenstände zu schaffen,
    wohl aber neue Gegenstände zu schaffen aus den Elementen
    der Gegenstände, von welchen die Erfahrung mir Kenntnis gegeben
    hat und die in meinem Gedächtnis haften geblieben sind.
    Es besteht in der Seele ein Vermögen der freien Kombination
    solcher Elemente zu neuen Gegenständen, z. B. das Vermögen aus
    Bergen und Gold goldene Berge zu machen."
     
     
    Nachdem die 23 Fundstellen zu "erleb" relativ unergiebig waren, gehe ich nun zu den Abschnitten im Inhaltsverzeichnis, wo Erleben oder Erlebnis ausgewiesen war.

    IV. Kapitel: Objektive Tendenzen und subjektive LTF74E2.1Erlebnisse  74-76 "

      LTF74: Objektive Tendenzen und subjektive LTF74E2.2Erlebnisse. —

      LTF75: Dann müssen wir bedenken: Die objektiven Tendenzen oder
      die Forderungen des Gegenstandes sind doch notwendig zugleich
      subjektive ErlebnisseLTF75E2 Oder zunächst: Das Dasein des
      Gegenstandes ist ein solches.

        RS-LTF75 Was soll denn ein Gegenstand, etwa mein Fahrrad
        im Hof oder die Wolken am Himmel, für "Forderungen" haben?
        Gegenstände sind keine homunkuliartige Wesen, die Forde-
        rungen stellen.


      LTF76:  " ....                    Und indem er wirkt, gelangt
      in ihm zur Wirkung die in ihm liegende, also die objektive
      Tendenz. Und indem diese Tendenz subjektives LTF76E2Erlebnis, also von
      den „Interessen" des Subjektes erfasst oder getragen ist,
      wird sie zur subjektiven Tendenz oder zum Streben.

        RS-LTF76: Was soll denn z.B. mein Fahrrad im Hof
        für objektive Tendenzen haben?


      LTF77: "...                  Die objektive Wirklichkeitstendenz
      ist zugleich, als psychische Thatsache oder als subjektives,
      dem psychischen Lebenszusammenhange angehöriges, und demnach
      psychisch wirksames LTF77E2Erlebnis ein subjektives Streben oder
      ein Streben nach Wirklichkeit.  ...."

        RS-LTF77: Es bleibt unverständlich.


      LTF78:  "Neuheit, Ausserordentlichkeit u. s. w. bezeichnen
      eine Beziehung zu dem, was ich sonst LTF78e2erlebt habe; dass ein Gegenstand
      lustvoll oder unlustvoll ist, besagt, dass er zu mir, meinen
      Bedürfnissen, den Forderungen meiner Natur in einer bestimmten
      Beziehung steht; Gewohntheit oder Eingeübtheit einer Vorstellung
      besagt, dass in mir eine Disposition zu solchen Vorstellungen sich
      findet."

      LTF79: "Dies Streben nun besteht in der That oder kann bestehen. Es
      gibt nicht nur eine Geneigtheit, das Neue, nie Dagewesene, und
      das Wunderbare, dem gewohnten LTF79e2Erleben und Vorstellen Zuwiderlaufende,
      zu glauben, sondern es gibt auch ein Verlangen, dass
      es wirklich sei, und ein inneres Widerstreben, ein Gefühl der [>80]
      Enttäuschung, ein Bedauern, wenn es erst schien, dass es wirklich
      sein könne oder werde, und dann seine Nichtwirklichkeit sich
      herausstellt."

      LTF80: "Und Niemand zweifelt, dass ein Streben besteht, das Gewohnte,
      öfter LTF80e2.1Erlebte wieder zu LTF80e2.2erleben, ein Verlangen, dass dasjenige,
      was an bestimmter Stelle oder bei bestimmter Gelegenheit
      immer wirklich war, an dieser Stelle und bei dieser Gelegenheit
      wiederum wirklich sei."

      LTF81:  "                            ....                       Jede Vorstellung
      ist aber zugleich meine Vorstellung dieses Gegenstandes. Sie
      ist dies Geschehen in mir oder dies aus mir stammende Geschehen.
      Sie ist das durch mich, d. h. den gegenwärtigen psychischen
      Lebenszusammenhang bedingte „subjektive LTF81E2Erlebnis".
       
       
      Nachdem die Fundstellen der ersten 7 Seiten unergiebig, teilweise sogar unverständlich waren, breche ich ab, um den nächsten Abschnitt einzusehen..


    Streben als Tendenz des vollen LTF88e2.1Erlebens. Wahrnehmungsstreben 88-89

      LTF88: Streben als Tendenz des vollen LTF88e2.2Erlebens. Wahr-
      nehm ungsstrebeu. — Vom Wirklichkeitsstreben war hier zunächst
      einzig die Rede. Daneben aber bestehen andere Möglichkeiten
      des Strebens. Um auch diesen gerecht zu werden, müssen
      wir eine im Obigen vorausgesetzte Regel erweitern. Mit jeder
      Vorstellung ist die Tendenz gegeben den Gegenstand derselben
      als wirklich zu denken. Oder kürzer, jeder Gegenstand einer Vorstellung
      ist der Tendenz nach ein wirklicher Gegenstand. Diese
      Regel erweitern wir zu dem Satz : Jede Vorstellung schliesst die
      Tendenz in sich des vollen LTF88e2.3Erlebens ihres Gegenstandes. In
      diesem Satz ist ein allgemeines psychologisches Fundamentalgesetz
      ausgesprochen. Dasselbe ist zugleich oder vor allem ein Fundamentalgesetz
      des Strebens.
        LTF88: Das ist eine Behauptung ("Satz"), die des Beweises
        bedarf, was Lipps nichts leistet, auch nicht durch Querverweis,
        Anmerkung, Fußnote oder Literaturhinweis.


      Zur Erläuterung ist hinzuzufügen: Das volle LTF88e2.4Erleben des
      sinnlich Wahrnehmbaren ist die sinnliche Wahrnehmung. In jedem
      von mir vorgestellten wahrnehmbaren Gegenstande liegt also die
      Tendenz wahrgenommen zu sein oder in ein Wahrgenommenes
      sich zu verwandeln. Und jede Vorstellung irgend eines möglichen
      Erlebens, etwa eines Denkens, Fühlens, Wollens, ist, der Tendenz
      nach, ein entsprechendes thatsächliches LTF88e2.5Erleben, Denken, Fühlen,
      Wollen.


    LTF89: "Die Reproduktion als Tendenz des vollen LTF89e2.1Erlebens 89-90

      Auch wenn man, wie es wohl geschieht, das „Meinen" durch ein
      ,uneigentliches" oder "unanschauliches" oder „bildloses" „Vortellen"
      ersetzt, also etwa sagt, der Redner habe zwar nicht not-
      wendig ein Bild der Gegenstände, von denen er rede, oder die er
      meine, aber die Gegenstände schweben ihm doch „bildlos" vor, seien
      von ihm in „unanschaulicher" Art, oder „uneigentlich" vorgestellt, so
      meint man mit diesem Vorstellen ein intendiertes Gegenwärtig-
      haben, ein volles inneres Haben oder LTF89e2.2Erleben der Gegenstände
      der Tendenz nach. Zum mindesten ist nicht einzusehen, was
      sonst man mit jenen Ausdrücken „meinen" sollte.
          Die Reproduktion als Tendenz des vollen LTF89e2.3Erleben. —
      Im Übrigen ist hier an bestimmte einzelne Thatsachenruppen
      zu erinnern. Die Thatsachen, die ich meine, sind wiederum
      jedermann bekannt. Grund genug, dass man sie übersehen oder
      eicht in ihrer Bedeutung gewürdigt hat. Habe ich mich von dem
      stattfinden einer Thatsache überzeugt, also ein Urteil vollzogen,
      und ich erinnere mich dieses psychischen LTF89E2Erlebnisses, so bleibt es
      nicht bei dieser Erinnerung, sondern es kehrt nun auch das Urteil
      selbst wieder; ich habe jetzt wiederum dieselbe Überzeugung."


    Die Phantasievorstellung und die Tendenz des vollen LTF90e2.1Erlebens 90-92

      LTF90: "Das Gleiche, wie von meinen vergangenen Urteilen, gilt von
      meinen vergangenen Entschlüssen. Soweit sie meinem Gedächtnis
      nicht entschwunden sind, sind sie der Tendenz nach gegenwärtige
      Entschlüsse. Ein vollzogener Entschluss bleibt für die Folge in
      Kraft, d. h. er kehrt, wenn er reproduziert wird, nicht nur als
      Erinnerungsbild, sondern als gleichartige Thatsache wieder. Er
      muss eigens aufgehoben werden, wenn er nicht mehr bestehen soll.
          Oder allgemeiner gesagt. Mein vergangenes LTF90e2.2Erleben überhaupt
      ist, wenn es von mir reproduziert wird, zugleich der Tendenz
      nach ein gegenwärtiges gleichartiges LTF90e2.3Erleben. Es gibt, als
      allgemeine psychologische Thatsache, eine Tendenz der Treue
      gegen mich selbst. Davon habe ich an anderem Orte ausführlicher1)
      gehandelt.
          1) Die ethischen Grundfragen. Hamburg und Leipzig 1899 8. 1341f.

          In diesen Fällen sind die Vorstellungen, welche die Tendenz
      des vollen LTF90e2.4Erlebens des vorgestellten Gegenstandes in sich schliessen,
      Erinnerungsvorstellungen. Erinnerungen sind Reproduktionen im
      engeren Sinne. Zunächst mit Bezug auf sie kann unser Gesetz
      auch so ausgedrückt werden: Reproduktionen sind der Tendenz
      nach volle Reproduktionen. Dabei verstehe ich unter der „vollen"
      Reproduktion die einfache Wiederkehr des Reproduzierten.
          Die Phantasievorstellung und die Tendenz des
      vollen LTF90e2.5Erlebens. — Aber auch Phantasievorstellungen sind
      Reproduktionen. Sie sind es in ihren Elementen. Sie sind Neukombinationen
      von Erinnerungselementen. Und sofern sie aus
      Erinnerungselementen gewoben sind, muss auch für sie das
      Gesetz der vollen Reproduktion Geltung haben. Auch sie müssen
      der Tendenz nach ein volles LTF90e2.6Erleben ihres Gegenstandes sein.
          Auch dies wiederum zeigen jedermann bekannte Thatsachen.
      Jeder weiss, dass die Vorstellung eines Urteiles, die durch eine
      fremde Behauptung in mir geweckt wird, der Tendenz nach ein
      eigenes Urteil ist; die Vorstellung eines Wollens, die mir durch " [>91]
      ...
      LTF91: "....                 Und diese ist der Tendenz nach ein
      volles LTF91e2.1Erleben des Vorgestellten. Auch davon habe ich an der
      oben bezeichneten Stelle genauer geredet. Wie das eigene vergangene
      LTF91e2.2Erleben, sofern es reproduziert wird, der Tendenz nach
      ein gegenwärtiges gleichartiges LTF91e2.3Erleben ist, so ist das fremde Erleben,
      sofern ich davon weiss, der Tendenz nach mein eigenes Erleben.
          Wie man sieht, ist nun freilich auch hier die Vorstellung, die die
      Tendenz des vollen LTF91e2.4Erlebens in sich schliesst, nicht eine beliebige
      Phantasievorstellung. Sondern sie hat den Vorzug, Gegenstand
      eines Wissens und an eine Wahrnehmung unmittelbar gebunden
      zu sein. Aber dass die Vorstellung, deren Tendenz, in volles LTF91e2.5Erleben
      des Vorgestellten überzugehen, sich verwirklicht, eine
      in bestimmter Weise bevorzugte sein muss, ist ja selbstver-
      ständlich.
          Die „Tendenz des vollen LTF91e2.6Erleben" besagt eben nicht, dass dies
      volle LTF91e2.7Erleben eintritt, sondern dass es eintritt, wofern keine
      Gegengründe bestehen. Aber auch hier wiederum gilt: Jede
      Vorstellung hat ihre Gegenvorstellungen, also jede Tendenz des
      vollen LTF91e2.8Erlebens eines vorgestellten Gegenstandes ihre Gegentendenzen.
      Und diese beiden, die Tendenz und die Gegentendenzen
      halten sich zunächst die Wage. Es entsteht ein Zustand der Indifferenz
      der Tendenzen des vollen LTF91e2.9Erlebens. Es entsteht insbesondere,
      wenn die Vorstellungen Vorstellungen eines sinnlich
      Wahrnehmbaren sind, die Indifferenz der Wahrnehmungstendenzen.
      Es entsteht die blosse Wahrnehmungsm ö glichk ei t oder Wahr -
      nehmb ark ei t. Das Bewusstsein dieser blossen Wahrnehmbarkeit
      ist ein eigenes LTF91E2.1Erlebnis, ein LTF91E2.2Icherlebnis, eine Weise, wie ich mich
      angesichts der Vorstellung angemutet finde, also ein Gefühl. Das [>92]
      selbe ist dem Bewusstsein der Denkbarkeit alles Vorgestellten,
      oder der Möglichkeit, dass es wirklich sei, koordiniert."
       






    Literatur (Auswahl) > Haupt- und Verteilerseite Theodor Lipps.
    • Lipps, Theodor (1902) Vom Fühlen, Wollen und Denken. Schriften der Gesellschaft für psychologische Forschung. Heft 13 und 14. Leipzig: Barth. (Digitalisat der 2. Aufl. 1907)




    Links(Auswahl: beachte)
    Ästhetik 2 https://ia800900.us.archive.org/7/items/sthetikpsycholo02lippgoog/sthetikpsycholo02lippgoog.pdf



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___


    Querverweise
    Standort: Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps' Vom Fühlen, Denken und Wollen (1902).
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis in Theodor Lipps' Vom Fühlen, Denken und Wollen (1902). IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/LippsTh-LTF.htm

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