Erlebnisregister
Erleben und Erlebnis des Lächelns
und Lachens
bei Charles Darwin (1809-1882)
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Editorial
Darwin hat 1872 ein wichtiges Buch "Der Ausdruck der Gemütsbewegungen"
veröffentlicht. Ein großer Abschnitt im achten Kapitel beschäftigt
sich hier mit Lächeln und Lachen. Dieser Abschnitt wurde aus Wikipedia
kopiert und hier als Darwin Reader zum Lachen präsentiert und kommentiert.
Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren/Achtes
Capitel
Freude, Ausgelassenheit, Liebe, zärtliche Gefühle, fromme
Ergebung und Andacht.
"Das Lachen ursprünglich der Ausdruck der Freude. — Lächerliche Ideen. — Bewegungen des Gesichts während des Lachens. — Natur des dabei hervorgebrachten Lautes. — Die Absonderung von Thränen während hellen Gelächters. — Abstufung vom lauten Lachen zum leichten Lächeln. — Ausgelassenheit. — Der Ausdruck der Liebe. — Zarte Gefühle. — Andacht.
Wenn die Freude intensiv ist, so führt sie zu verschiedenen zwecklosen Bewegungen, zum Herumtanzen, in die Hände-Schlagen, Stampfen etc. und zu lautem Lachen. Das Lachen scheint ursprünglich der Ausdruck bloßer Freude oder reinen Glücks zu sein. Wir sehen dies deutlich bei Kindern, wenn sie spielen und dabei beinahe unaufhörlich lachen. Wenn junge Leute, die schon aus der Kindheit heraus sind, recht ausgelassen sind, so hört man von ihnen immer viel sinnloses Lachen. Das Lachen der Götter wird von Homer beschrieben als „der Ausbruch ihrer himmlischen Freude nach ihren täglichen Banketten“. Ein Mensch lächelt — und wie wir sehen werden, geht Lächeln allmählich in Lachen über — wenn er einem alten Freunde auf der Straße begegnet, ebenso wie bei jedem unbedeutenden Vergnügen: so wenn er ein schönes Parfüm riecht .[1] Laura Bridgman konnte wegen ihrer Blindheit und Taubheit keinen Ausdruck durch Nachahmung irgendwie erlernt haben, und doch „lachte sie und schlug mit den Händen zusammen, und die Farbe auf ihren Wangen erhöhte sich“, wenn ein Brief von einem geliebten Freunde ihr durch Geberdensprache [181] mitgetheilt wurde. Bei andern Gelegenheiten hat man gesehen, wie sie vor Freude auf den Boden stampfte.[2]
Auch blödsinnige und geistesschwache Personen bieten einen guten Beweis dafür dar, daß Lachen oder Lächeln ursprünglich reines Glück oder bloße Freude ausdrückte. Dr. Crichton Browne, dem ich wie bei so vielen andern Gelegenheiten auch hier für die
Resultate seiner großen Erfahrung verbunden bin, theilt mir
mit, daß bei Idioten das Lachen die vorherrschendste und häufigste
aller gemüthlichen Ausdrucksformen ist. Viele Blödsinnige sind
mürrisch, leidenschaftlich, unruhig, in einem schmerzlichen
Seelenzustande oder im äußersten Grade stumpf, und diese
lachen niemals. Andere lachen häufig in einer vollständig sinnlosen
Art und Weise. So beklagte sich ein blödsinniger Knabe, der nicht
fähig war zu sprechen, bei Dr. Browne mit Hülfe von Zeichen,
daß ein anderer Knabe in der Anstalt ihm eine Ohrfeige gegeben habe,
und dies wurde „von Ausbrüchen von Gelächter begleitet, sein
Gesicht war dabei mit dem hellsten Lächeln überdeckt“. Es gibt
noch eine andere große Classe von Blödsinnigen, welche beständig
freudig erregt und mild sind und fortwährend lachen oder lächeln.
[3] Ihr Ausdruck bietet häufig ein stereotypes Lächeln dar; sobald
Nahrung vor sie hingestellt wird, oder wenn sie geliebkost werden, oder
wenn man ihnen helle Farben zeigt, oder wenn sie Musik hören, vermehrt
sich ihre Freudigkeit und dann grinsen, kichern und lachen sie. Einige
von ihnen lachen mehr als gewöhnlich, wenn sie umhergehen oder irgend
eine Muskelanstrengung versuchen. Die freudige Erregtheit der meisten dieser
Blödsinnigen kann unmöglich, wie Dr. Browne bemerkt, mit irgend
einer bestimmten Idee associirt sein. Sie empfinden einfach Vergnügen
und drücken dies durch Lachen oder Lächeln aus. Bei im Ganzen
hochgradig geistesschwachen Personen scheint persönliche Eitelkeit
die häufigste Ursache des Lachens zu sein und nächst dieser das
Vergnügen, was sie bei der zustimmenden Anerkennung dieses Betragens
empfinden.
Bei erwachsenen Personen wird das Lachen durch Ursachen erregt, welche von denen beträchtlich verschieden sind, welche während der Kindheit hinreichen. Diese Bemerkung ist aber kaum auf das Lächeln anwendbar. Das Lachen ist in dieser Beziehung dem Weinen [182] analog, welches bei Erwachsenen beinahe ganz auf geistige Trübsal beschränkt ist, während es bei Kindern durch körperliche Schmerzen oder irgend welche Leiden ebensowohl erregt wird wie durch Furcht oder Wuth. Viele merkwürdige Erörterungen sind über die Ursache des Lachens bei erwachsenen Personen geschrieben worden. Der Gegenstand ist äußerst complicirt. Irgend etwas nicht Zusammengehöriges oder Unerklärliches, das Erstaunen Erregende oder auch ein gewisses Gefühl
der Überlegenheit beim Lachenden, der dabei in einer glücklichen
Geistesstimmung sich befinden muß, scheint die häufigste
Ursache zu sein. [4] Die Umstände dürfen nicht momentaner
Natur sein; kein Armer wird lachen oder lächeln, wenn er plötzlich
hört, daß ihm ein großes Vermögen vererbt worden
ist.
Wenn der Geist durch freudige Empfindungen stark erregt wird und
es tritt irgend ein unerwartetes Ereignis oder ein unerwarteter Gedanke
ein, dann wird, wie Mr. Herbert Spencer bemerkt, [5] „eine bedeutende Menge
nervöser Energie plötzlich in ihrem Abflusse gehemmt, anstatt
daß ihr gestattet würde, sich in der Erzeugung einer äquivalenten
Menge von neuen Gedanken und Erregungen, welche im Entstehen begriffen
waren, auszubreiten.“ ... „Der Überschuß muß sich in irgend
einer andern Richtung Luft machen. Es erfolgt daher ein Ausfluß durch
die motorischen Nerven auf verschiedene Classen von Muskeln, und hierdurch
werden die halb convulsivischen Thätigkeiten erzeugt, die wir Lachen
nennen.“ Eine sich auf diesen Punkt beziehende Beobachtung hat
einer meiner Correspondenten während der letzten Belagerung
von Paris gemacht, nämlich, daß die deutschen Soldaten nach
starker Erregung in Folge des Umstands, daß sie äußerster
Gefahr ausgesetzt gewesen waren, besonders geneigt waren, bei dem geringsten
Scherze in lautes Lachen auszubrechen. So wird ferner, wenn kleine Kinder
gerade anfangen wollen zu weinen, ein unerwartetes Ereignis zuweilen ihr
Weinen in Lachen verwandeln, welches allem Anscheine nach gleichzeitig
gut dazu dient, ihre überschüssige nervöse Energie zu verbrauchen.
Man sagt zuweilen, daß die Einbildung durch eine lächerliche
[183] Idee gekitzelt werde, und dies sogenannte Kitzeln des Geistes ist
dem Kitzeln des Körpers merkwürdig analog. Jedermann weiß,
wie unmäßig Kinder lachen und wie ihr ganzer Körper
convulsivisch bewegt wird, wenn sie gekitzelt werden. Die anthropomorphen
Affen stoßen, wie wir gesehen haben, gleichfalls einen wiederholten
Laut aus, der unserm Lachen entspricht, wenn sie, besonders in den Achselhöhlen,
gekitzelt werden. Ich berührte mit
einem Stückchen Papier die Fußsohle eines meiner Kinder,
als es nur sieben Tage alt war; der Fuß wurde plötzlich weggeschnellt
und die Zehen in verschiedenen Richtungen gekrümmt wie bei einem ältern
Kinde. Derartige Bewegungen sind ebenso wie das Lachen, nachdem man gekitzelt
wurde, offenbar Reflexthätigkeiten, und dies zeigt sich gleichfalls
darin, daß die kleinen, nicht
gestreiften Muskeln, welche dazu dienen, die einzelnen Haare an
dem Körper aufzurichten, sich in der Nähe einer gekitzelten Oberhautstelle
zusammenziehen.[6] Doch kann man das Lachen in Folge einer lächerlichen
Idee, wenn es auch unwillkürlich eintritt, doch nicht im strengen
Sinne eine Reflexthätigkeit nennen. In diesem Falle und bei dem Lachen
in Folge eines Kitzelns muß sich die
Seele in einem vergnüglichen Zustande befinden. Wenn ein kleines
Kind von einem Fremden gekitzelt würde, so würde es vor Furcht
schreien. Die Berührung muß leicht sein, und eine Idee oder
ein Ereignis darf, wenn es lächerlich sein soll, nicht von großer
Bedeutung sein. Die Theile des Körpers, welche am leichtesten gekitzelt
werden, sind diejenigen, welche nicht gewöhnlich berührt
werden, so die Achselhöhlen oder zwischen den Zehen, oder Theile
(so z. B. die Fußsohle), welche beständig von einer breiten
Fläche berührt werden. Doch bietet die Oberfläche, auf welcher
wir sitzen, hier eine merkwürdige Ausnahme von der Regel dar. Der
Angabe Gratiolet's zufolge[7] sind gewisse Nerven für das Kitzeln
viel empfindlicher als andere. Nach der Thatsache, daß ein
Der Laut des Lachens wird dadurch hervorgerufen, daß einer
tiefen Inspiration kurze, unterbrochene, krampfhafte Zusammenziehungen
des Brustkastens und besonders des Zwerchfells folgen.[8] Wir hören
daher, daß man sich „beim Lachen beide Seiten hält“. In Folge
des Erschütterns des Körpers nickt der Kopf bald da, bald dorthin.
Häufig zittert die Unterkinnlade auf und nieder, wie es auch bei einigen
Arten von Pavianen der Fall ist, wenn sie viel Vergnügen empfinden.
Während des Lachens wird der Mund mehr oder weniger weit geöffnet, die Mundwinkel stark nach hinten ebenso wie ein wenig nach oben, und die Oberlippe etwas in die Höhe gezogen. Das Zurückziehen der Mundwinkel sieht man am besten bei dem mäßigen Lachen und besonders in einem breiten Lächeln — die letztere Bezeichnung bezieht sich darauf, daß der Mund weit geöffnet wird. In beistehenden Figuren 1—3 der Tafel III. sind verschiedene Grade mäßigen Lachens und des Lächelns photographirt worden. Die Abbildung des kleinen Mädchens mit dem Hute rührt von Dr. Wallich her, und der Ausdruck war ein ächter; die andern beiden sind von Mr. Rejlander. Dr. Duchenne betont wiederholt,[9] daß unter der Erregung der Freude der Mund ausschließlich durch die großen Jochbeinmuskeln, welche dazu dienen, die Mundwinkel rück- und aufwärts zu ziehen, beeinflußt wird; aber nach der Art und Weise zu urtheilen, in welcher die obern Zähne immer während des Lachens und des breiten Lächelns exponirt werden, ebenso wie nach meinen eignen Empfindungen kann ich nicht daran zweifeln, daß einige der zur Oberlippe laufenden Muskeln gleichfalls in mäßige Thätigkeit versetzt werden. Die untern und obern Kreismuskeln des Auges werden zu derselben Zeit mehr oder weniger contrahirt, und es besteht, wie in dem Capitel über das Weinen erklärt worden ist, ein inniger Zusammenhang zwischen den kreisförmigen, besonders den untern, und einigen der zur Oberlippe laufenden Muskeln. Henle bemerkt hierüber, [10] daß wenn ein Mensch [185] das eine Auge fest schließt, er nicht vermeiden kann, die Oberlippe derselben Seite zurückzuziehen. Wenn man umgekehrt seinen Finger auf sein unteres Augenlid legt und dann seine obern Schneidezähne soweit als möglich sichtbar macht, so wird man fühlen, daß in dem Maße, als die Oberlippe stark nach aufwärts gezogen wird, die Muskeln des untern Augenlides sich zusammenziehen. In Hells Abbildung, die in dem Holzschnitte Fig. 2 wiedergegeben ist, kann man sehen, daß der Musculus malaris (H), welcher zur Oberlippe hinläuft, einen beinahe integrirenden Theil des untern Theils des kreisförmigen Muskels bildet.
Dr. Duchenne hat eine große Photographie eines alten Mannes
(verkleinert auf Tafel III. Fig. 4) in seinem gewöhnlichen passiven
Zustande und eine andere von demselben Manne (Fig. 5) natürlich lächelnd,
mitgetheilt. Die letztere wurde von Jedem, dem sie gezeigt wurde, als naturwahr
wieder erkannt. Er hat auch als Beispiel eines unnatürlichen oder
falschen Lächelns eine andere Photographie (Fig. 6) desselben alten
Mannes gegeben, wo die Mundwinkel durch Galvanisiren der großen Jochbeinmuskeln
stark zurückgezogen sind. Daß der Ausdruck hier nicht natürlich
ist, ist offenbar. Ich zeigte diese Photographie vierundzwanzig Personen,
von denen drei nicht im Geringsten sagen konnten, was damit gemeint war,
während die andern, trotzdem sie wahrnahmen, daß der Ausdruck
etwas von der Natur eines Lächelns an sich hatte, in so unbestimmten
Worten meine Frage beantworteten, wie „ein schlechter Witz“, ein „Versuch
zum Lachen“, „grinsendes Lachen“, „halb erstauntes Lachen“ u. s. w. Dr.
Duchenne schreibt das
Falsche in dem Ausdrucke durchaus dem zu, daß die Kreismuskeln
der untern Augenlider nicht hinreichend zusammengezogen sind; denn er legt
bei dem Ausdrucke der Freude mit Recht großes Gewicht auf deren Zusammenziehung.
Ohne Zweifel liegt in dieser Ansicht viel Wahres, indeß, wie es mir
scheinen möchte, nicht die ganze' Wahrheit. Die Zusammenziehung des
untern Theils der Kreismuskeln wird immer, wie wir gesehen haben, von dem
Aufwärtsziehen der Oberlippe begleitet. Wäre in Fig. 6 auf die
Oberlippe in dieser Weise in einem geringern Grade eingewirkt worden, so
würde ihre Krümmung weniger steif, auch die Nasenlippenfalte
unbedeutend verschieden und der ganze Ausdruck, wie ich glaube, natürlicher
geworden sein, ganz unabhängig von der deutlichen Wirkung der stärkern
Zusammenziehung der untern Augenlider. Überdies ist der Augenbrauenrunzler
[186] in Fig. 6 zu sehr zusammengezogen und verursacht ein Stirnrunzeln,
während dieser Muskel niemals unter dem Einflusse der Freude thätig
ist, ausgenommen während eines stark ausgesprochenen oder heftigen
Lachens.
Durch das Rückwärts- und Aufwärtsziehen der Mundwinkel in Folge der Zusammenziehung der großen Jochbeinmuskeln und durch das Erheben der Oberlippe werden die Wangen nach oben gezogen. Es bilden sich hierdurch Falten unter den Augen und bei alten Leuten auch an ihren äußern Winkeln und diese sind für Lachen oder Lächeln in hohem Grade characteristisch. Ein Jeder kann fühlen und sehen, wenn er seine eignen Empfindungen aufmerksam beobachten und sich in einem Spiegel betrachten will, daß in dem Maße, wie ein leichtes Lächeln in ein starkes oder selbst in ein Lachen übergeht und wie ferner die Oberlippe nach oben gezogen wird und die untern Hälften der Kreismuskeln sich zusammenziehen, auch die Falten an den untern Augenlidern und die unterhalb der Augen bedeutend verstärkt oder vergrößert werden. Wie ich wiederholt beobachtet habe, werden zu derselben Zeit die Augenbrauen unbedeutend herabgezogen, was ein Beweis dafür ist, daß die obern so gut wie die untern Ringmuskeln wenigstens in einem gewissen Grade sich zusammenziehen, trotzdem dies, soweit unsere Empfindungen dabei in Betracht kommen, unbemerkt eintritt. Wenn man die ursprüngliche Photographie des alten Mannes, mit dem Gesichte in seinem gewöhnlichen behaglichen Zustande (Fig. 4) mit der Fig. 5 vergleicht, in welcher er natürlich lächelt, so kann man sehen, daß in der letztern die Augenbrauen ein wenig gesenkt sind. Ich vermuthe, daß dies eine Folge davon ist, daß die obern Kreismuskeln durch die Gewalt lang associirter Gewohnheit dazu getrieben werden, in einer gewissen Ausdehnung in Übereinstimmung mit den untern Ringmuskeln thätig zu werden, welche selbst in Verbindung mit dem Nachaufwärtsziehen der Oberlippe zusammengezogen werden.
Die Neigung in den Jochbeinmuskeln, sich unter vergnüglichen Gemüthserregungen zusammenzuziehen, zeigte sich in einer merkwürdigen mir von Dr. Browne mitgetheilten Thatsache bei Patienten, welche an der für Geisteskranke characteristischen allgemeinen Lähmung leiden.[11] [187] „In dieser Krankheit herrscht beinahe unveränderlich ein Optimismus — Täuschung in Bezug auf Wohlstand, Rang, Größe — unsinnige Freude, Wohlwollen und Verschwendung, während ihr frühestes körperliches Symptom ein Zittern an den Mundwinkeln und an den äußern Augenwinkeln ist. Dies ist eine allgemein anerkannte Thatsache. Beständiges zitterndes Erregtsein der untern Augenbrauen- und großen Jochbeinmuskeln ist für die frühern Zustände der allgemeinen Lähmung pathognomonisch. Das Gesicht hat einen zufriedenen und wohlwollenden Ausdruck. In dem Maße, wie die Krankheit fortschreitet, werden andere Muskeln mit ergriffen; bis aber vollständige Blödsinnigkeit erreicht ist, ist der vorherrschende Ausdruck der eines schwachen Wohlwollens.“
Wie beim Lachen und dem breiten Lächeln die Wangen und die Oberlippe bedeutend emporgehoben sind, so scheint die Nase verkürzt zu sein und die Haut auf dem Nasenrücken wird fein in queren Linien gefurcht mit andern schrägen Längslinien auf den Seiten. Gewöhnlich werden die mittlern obern Schneidezähne exponirt. Eine scharf ausgesprochene Nasenlippenfalte wird gebildet, welche von dem Flügel eines jeden Nasenlochs zum Mundwinkel herabläuft. Häufig ist diese Falte bei alten Personen doppelt.
Ein helles und glänzendes Auge ist für einen vergnügten oder amüsirten Seelenzustand ebenso characteristisch wie die Zurückziehung der Mundwinkel und Oberlippe mit den dadurch hervorgerufenen Falten. Selbst die Augen mikrocephaler Idioten, welche so tief gesunken sind, daß sie niemals sprechen lernen, glänzen unbedeutend auf, wenn sie eine Freude empfinden.[12] Bei
dem extremen Lachen sind die Augen zu sehr mit Thränen unterlaufen,
als daß sie glänzen könnten; aber die während mäßigen
Lachens oder Lächelns aus den Drüsen ausgedrückte Feuchtigkeit
dürfte den Glanz der Augen noch erhöhen helfen, obschon dies
von einer durchaus untergeordneten Bedeutung sein muß, da sie in
der Trauer matt werden, trotzdem sie dann häufig feucht sind. Ihr
Erglänzen scheint hauptsächlich Folge ihres Gespanntseins zu
sein, [13] was wieder von der Zusammenziehung der Kreismuskeln und von
dem Drucke der in die Höhe gehobenen Wangen abhängt. Der Angabe
des Dr. Piderit zufolge, welcher diesen Punkt ausführlicher [188]
als irgend ein anderer Schriftsteller erörtert hat, [14] dürfte
aber diese Spannung der Augen in hohem Grade dem Umstande zugeschrieben
werden, daß die Augäpfel mit Blut und andern Flüssigkeiten
in Folge der Beschleunigung des Kreislaufs, die von der Erregung der Freude
abhängt, erfüllt werden. Er weist auf den Contrast in dem Erscheinen
der Augen bei einem hektischen Patienten mit rapider Circulation und den
Augen eines an Cholera leidenden Menschen hin, bei dem beinahe alle Flüssigkeit
des Körpers entfernt worden ist. Jede Ursache, welche die Circulation
herabsetzt, macht die Augen stumpfer. Ich erinnere mich, einen Mann gesehen
zu haben, der durch langdauernde und schwere Anstrengung während eines
sehr heißen Tages im äußersten Grade ermattet war. Jemand,
der dabei stand, verglich seine Augen mit denen eines gekochten Kabeljaus.
Doch kehren wir zu den Lauten zurück, welche während des Lachens hervorgebracht werden. Wir können in einer unbestimmten Art und Weise einsehen, wie es kommt, daß das Ausstoßen von Lauten irgend welcher Art naturgemäß mit einem vergnüglichen Seelenzustande associirt wird; denn durch einen großen Theil des Thierreichs hindurch werden vocale oder instrumentale Laute entweder als ein Ruf oder als Reizmittel für das eine Geschlecht vom andern angewendet. Es werden solche auch als Ausdrucksmittel gebraucht beim fröhlichen Zusammenkommen der Eltern mit den Jungen und der aneinander hängenden Glieder einer und derselben socialen Gemeinschaft. Warum aber die Laute, welche der Mensch ausstößt, wenn er vergnügt ist, den eigenthümlichen wiederholten Character des Lachens haben, wissen wir nicht. Nichtsdestoweniger können wir einsehen, daß sie
naturgemäß so verschieden wie möglich von dem Aufschreien
oder dem Weinen im Unglück sein werden; und wie bei dem Hervorbringen
des letzteren die Exspirationen verlängert und zusammenhängend
sind, während die Inspirationen kurz und unterbrochen sind, so könnte
man vielleicht bei den Lauten, welche vor Freude ausgestoßen werden,
erwarten, daß die Exspirationen kurz und unterbrochen sind, während
die Inspirationen verlängert sind; und so ist es auch der Fall.
Es ist ein gleicherweise dunkler Punkt, warum die Mundwinkel zurückgezogen
und die Oberlippe während des gewöhnlichen Lachens [189] erhoben
wird. Der Mund darf nicht bis zum äußersten Grade geöffnet
werden; denn wenn dies während eines Paroxysmus excessiven Lachens
eintritt, so wird kaum irgend welcher Laut geäußert, oder er
verändert seinen Ton und scheint tief aus der Kehle zu kommen. Die
Respirationsmuskeln und selbst die der Gliedmaßen gerathen in derselben
Zeit in rapide schwingende Bewegungen. Die Unterkinnlade nimmt häufig
an dieser Bewegung Theil und dies dürfte dazu dienen, es zu verhindern,
daß der Mund weit geöffnet wird. Da aber ein voller ausgiebiger
Laut ausgestoßen werden soll, so muß die Mundöffnung groß
sein; und es geschieht vielleicht, um dies zu erreichen, daß die
Mundwinkel zurückgezogen werden und die Oberlippe erhoben wird. Obgleich
wir kaum weder die Form des Mundes während des Lachens, welche zur
Faltenbildung unterhalb der Augen führt, noch den eigenthümlichen
wiederholten Laut des Lachens, noch das Zittern der Kinnlade erklären
können, so können wir nichtsdestoweniger schließen, daß
alle diese Wirkungen Folgen einer gemeinsamen Ursache sind. Denn sie sind
alle für einen vergnügten Seelenzustand bei verschiedenen Arten
von Affen characteristisch und ausdrucksvoll.
Es läßt sich ein abgestufte Reihe verfolgen von heftigem
zu mäßigem Lachen, zu einem breiten Lächeln, zu einem sanften
Lächeln und zum Ausdrucke bloß vergnügter Stimmung. Während
des excessiven Lachens wird der ganze Körper häufig nach rückwärts
geworfen und schüttelt sich oder wird beinahe convulsivisch
bewegt; die Respiration ist bedeutend gestört; der Kopf und das Gesicht
werden mit Blut überfüllt, die Venen ausgedehnt und die Kreismuskeln
werden krampfhaft zusammengezogen, um die Augen zu schützen. Es werden
reichlich Thränen abgesondert. Es ist daher, wie früher bemerkt
wurde, kaum möglich, irgend eine Verschiedenheit zwischen dem von
Thränen feuchten Gesichte einer Person nach einem Paroxysmus excessiven
Lachens und nach einem Anfalle bitteren Weinens nachzuweisen.[15] Es ist
wahrscheinlich Folge der großen Ähnlichkeit der durch diese
so weit von einander verschiedenen Gemüthserregungen verursachten
krampfhaften Bewegungen, daß hysterische Patienten [190] abwechselnd
mit Heftigkeit weinen und lachen und daß kleine Kinder zuweilen plötzlich
von dem einen in den andern Zustand übergehen. Mr. Swinhoe bemerkt,
daß er oft gesehen hat, wie Chinesen, wenn sie an tiefem Kummer leiden,
plötzlich in hysterische Lachanfälle ausbrechen.
Ich war begierig zu erfahren, ob Thränen während excessiven
Lachens von den meisten Menschenrassen reichlich vergossen würden,
und ich höre von meinen Correspondenten, daß dies der Fall ist.
Ein Fall wurde bei den Hindus beobachtet, und diese
sagen selbst, daß es häufig vorkommt. Dasselbe gilt von
den Chinesen. Die Frauen eines wilden Stammes von Malayen auf der Halbinsel
von Malacca vergießen zuweilen Thränen, wenn sie herzlich lachen;
doch kommt dies selten vor. Bei den Dyaks von Borneo muß es häufig
der Fall sein, wenigstens bei den Frauen; denn ich höre von dem Rajah
C. Brooke, daß es bei ihnen eine sehr gewöhnliche Redensart
ist zu sagen, „wir weinten beinahe vor Lachen“. Die Eingebornen von Australien
drücken ihre Gemüthserregungen sehr entschieden aus; mein Correspondent
beschreibt sie als vor Freude umherspringend und mit ihren Händen
schlagend und auch als häufig brüllend vor Lachen. Nicht weniger
als vier Beobachter haben bei solchen Gelegenheiten ihre Augen sich reichlich
mit Wasser füllen sehen und in einem Falle liefen die Thränen
ihre Backen herab. Mr. Bulmer, ein Missionair in einem entfernten Theile
von Victoria, bemerkt, „daß sie ein sehr scharfes Gefühl für
das Lächerliche haben; sie sind ausgezeichnete Mimiker, und wenn einer
von ihnen im Stande ist, die Eigenthümlichkeiten irgend eines abwesenden
Gliedes des Stammes nachzuahmen, so ist es sehr häufig, Alle im Feldlager
convulsivisch lachen zu hören.“ Bei Europäern erregt kaum irgend
etwas das Lachen so leicht als Nachahmung, und es ist im Ganzen merkwürdig,
dieselbe Thatsache bei den Wilden von Australien wiederzufinden, welche
eine von den distinctesten Rassen der Welt darstellen.
In Süd-Africa füllen sich bei zwei Kafferstämmen, besonders bei den Weibern, die Augen häufig während des Lachens mit Thränen. Gaika, der Bruder des Häuptlings Sandilli, beantwortete meine Frage über diesen Punkt mit den Worten: „Ja, es ist ihr gewöhnlicher Gebrauch.“ Sir Andrew Smith hat gesehen, wie das bemalte Gesicht eines Hottentotten-Weibes nach einem Lachanfalle mit Thränen übergossen war. Bei den Abyssiniern in Nord-Africa werden Thränen [191] unter denselben Umständen abgesondert. Endlich ist dieselbe Thatsache auch in Nord-America bei einem merkwürdig wilden und isolirten Stamme, aber hauptsächlich bei den Weibern beobachtet worden. Bei einem andern Stamme ist sie nur bei einer einzelnen Gelegenheit gesehen worden.
Wie vorhin bemerkt wurde, geht excessives Lachen gradweise in mäßiges
Lachen über. In diesem letztern Falle werden die Muskeln rund um das
Auge viel weniger zusammengezogen; auch findet sich wenig oder gar kein
Stirnrunzeln. Zwischen einem leisen Lachen und einem breiten Lächeln
ist kaum irgend welcher Unterschied, ausgenommen, daß beim Lächeln
kein wiederholter Laut ausgestoßen wird, obschon eine einzelne ziemlich
starke Exspiration oder ein leises Geräusch — ein Rudiment eines Lachens
— häufig beim Beginn eines Lächelns zu hören ist. Bei einem
mäßig lächelnden Gesichte kann die Zusammenziehung der
obern Kreismuskeln gerade noch an einem leichten Senken der Augenbrauen
bemerkt werden. Die Zusammenziehung der untern kreisförmigen und Augenlidmuskeln
ist viel deutlicher und zeigt sich durch das Furchen der untern Augenlider
und der Haut unter ihnen in Verbindung mit einem leichten Hinaufziehen
der Oberlippe. Aus dem breitesten Lächeln kommen wir durch die feinsten
Abstufungen in das sanfteste. In diesem letztern Falle werden die Gesichtszüge
in einem viel geringern Grade bewegt, auch viel langsamer, und der Mund
wird geschlossen gehalten. Auch ist die Krümmung der Nasenlippenfurche
unbedeutend verschieden in beiden Fällen. Wir sehen hieraus, daß
keine scharfe Trennungslinie zwischen der Bewegung der Gesichtszüge
während des heftigsten Lachens und eines sehr leichten Lächelns
gezogen werden kann. [16]
Man kann daher sagen, daß ein Lächeln der erste Zustand
in der Entwickelung eines Lachens ist. Man kann sich aber auch eine verschiedene
und wahrscheinlichere Vermuthung bilden, nämlich daß die Gewohnheit,
laute wiederholte Töne aus einem Gefühle des Vergnügens
auszustoßen, zuerst zur Zurückziehung der Mundwinkel und der
Oberlippe und zur Zusammenziehung der kreisförmigen Muskeln führte,
und daß nun durch Association und lang fortgesetzte Gewohnheit dieselben
Muskeln in unbedeutende Thätigkeit versetzt werden, sobald durch irgend
eine Ursache in uns ein Gefühl erregt wird, [192] welches, wenn es
stark wäre, zum Lachen geführt haben würde. Das Resultat
ist dann ein Lächeln.
Mögen wir das Lachen als die vollständige Entwickelung eines Lächelns, oder wie es wahrscheinlicher ist, ein leises Lächeln als die letzte Spur einer durch viele Generationen fest eingewurzelten Gewohnheit zu lachen, sobald wir vergnügt gestimmt sind, betrachten, wir können bei unsern Kindern den allmählichen Übergang des einen in's andere verfolgen. Es ist Denen, welchen die Pflege kleiner Kinder anvertraut ist, wohl bekannt, daß es schwer ist, sich zu vergewissern, wann gewisse Bewegungen um ihren Mund herum wirklich ausdrucksvoll sind, d. h. wann sie wirklich lächeln. Ich habe daher mit Sorgfalt meine eigenen Kinder beobachtet. Eines derselben lächelte im Alter von fünfundvierzig Tagen, während es gleichzeitig in einem glücklichen Gemüthszustande war; d. h. hier wurden die Mundwinkel zurückgezogen und die Augen wurden gleichzeitig entschieden strahlend. Ich beobachtete dasselbe am folgenden Tage, aber am dritten Tage war das Kind nicht ganz wohl, und da fand sich keine Spur des Lächelns, und gerade dies letztere macht es wahrscheinlich, daß die früheren Zeichen eines Lächelns wirkliche waren. Acht Tage später und während der nächst darauf folgenden Woche war es merkwürdig, wie seine Augen erglänzten, sobald es lächelte, und seine Nase wurde in derselben Zeit quer gefurcht. Dies wurde nun von einem kleinen blökenden Geräusche begleitet, welches vielleicht ein Lachen darstellen sollte. Im Alter von 113 Tagen nahm dieses kleine Geräusch, welches immer während der Exspiration gemacht wurde, einen unbedeutend verschiedenen Character an und wurde mehr abgesetzt oder unterbrochen wie beim Schluchzen, und dies war sicherlich beginnendes Lachen. Die Veränderung im Tone schien mir zu der Zeit mit der größern seitlichen Ausdehnung des Mundes zusammenzuhängen in dem Maße, wie das Lächeln breiter wurde.
Bei einem zweiten Kinde wurde das erste wirkliche Lächeln ungefähr in demselben Alter beobachtet, nämlich bei fünfundvierzig Tagen, und bei einem dritten Kinde in einem etwas früheren Alter. Als das zweite Kind fünfundsechzig Tage alt war, lächelte es viel breiter und deutlicher als das zuerst erwähnte in demselben Alter es that und stieß selbst in diesem frühen Alter ein Geräusch aus, was dem Lachen sehr ähnlich war. In diesem allmählichen Erlangen der Gewohnheit des Lachens bei Kindern haben wir einen Fall vor [193] uns, welcher in einem gewissen Grade mit dem des Weinens analog ist. Da bei den gewöhnlichen Bewegungen des Körpers, wie beim Gehen, Übung nothwendig ist, so scheint dies auch beim Lachen und Weinen der Fall zu sein. Auf der andern Seite ist die Kunst zu schreien, weil sie Kindern von Nutzen ist, von den frühesten Tagen an ganz gut entwickelt worden.
Ausgelassenheit, Heiterkeit. — Ist ein Mensch ausgelassener Stimmung,
so bietet er, wenn er auch nicht wirklich lächelt, doch gewöhnlich
eine gewisse Neigung dar, seine Mundwinkel zurückzuziehen. In Folge
der Erregung des Vergnügens wird die Circulation schneller; die Augen
sind glänzend und die Farbe des Gesichts erhöht sich. Das durch
den vermehrten Blutzufluß gereizte Gehirn wirkt auf die geistigen
Fähigkeiten zurück; es ziehen lebendige Ideen schneller durch
die Seele und die Affecte werden wärmer. Ich habe einmal gehört,
wie ein Kind, das nur wenig unter vier Jahren alt war, gefragt wurde, was
es heiße, in guter Stimmung zu sein; darauf antwortete es, „das heißt
lachen, schwatzen und küssen“. Es dürfte schwierig sein, eine
richtigere und practischere Definition zu geben. Ein Mensch in diesem Zustande
hält seinen Körper aufrecht, seinen Kopf erhoben und seine Augen
offen. Es liegt keine Ermattung in den Gesichtszügen und keine Zusammenziehung
der Augenbrauen wird sichtbar. Im Gegentheil strebt der Stirnmuskel, wie
Moreau bemerkt,[17] sich leicht zusammenzuziehen, und dies glättet
die Augenbrauen, entfernt jede Spur eines Stirnrunzelns, wölbt die
Augenbrauen ein wenig und hebt die Augenlider. Die lateinische Redensart
„exporrigere frontem“ — die Augenbrauen glätten — heißt daher
heiter oder lustig sein. Der ganze Ausdruck eines Menschen in guter Laune
ist das genaue Gegentheil von dem eines an Kummer Leidenden. Nach Sir Ch.
Bell werden „in allen aufheiternden Gemüthsbewegungen die Augenbrauen,
Augenlider, die Nasenlöcher und die Mundwinkel erhoben. In den niederdrückenden
Leidenschaften tritt das Umgekehrte ein.“ Unter dem Einflusse der letzteren
werden die Augenbrauen schwer, die Augenlider, die Wangen, der ganze Kopf
erscheint matt, die Augen sind stumpf, das ganze Gesicht schlaff und [194]
das Athmen langsam. In der Freude wird das Gesicht breiter, im Kummer wird
es länger. Ob das Princip des Gegensatzes hier bei der Hervorbringung
dieser entgegengesetzten Ausdrucksweisen in Unterstützung der directen
Ursachen, welche speciell erwähnt worden und hinreichend deutlich
sind, mit in's Spiel gekommen ist, will ich nicht zu sagen wagen.
Bei allen Menschenrassen scheint der Ausdruck guter Laune derselbe
zu sein und wird leicht erkannt. Die Personen, welche mir aus den verschiedenen
Theilen der alten und neuen Welt Mittheilungen gesandt haben, beantworten
meine Fragen über diesen Punkt bejahend und geben noch einige Einzelheiten
in Bezug auf die Hindus, Malayen und Neu-Seeländer. Das Glänzen
der Augen bei den Australiern ist vier Beobachtern aufgefallen. Dieselbe
Thatsache ist bei den Hindus, den Neu-Seeländern und den Dyaks von
Borneo bemerkt worden.
Wilde drücken zuweilen ihre Befriedigung nicht bloß durch
Lächeln aus, sondern auch durch Geberden, welche von dem Vergnügen
des Essens hergeleitet werden. So citirt Mr. Wedgwood [18] eine Angabe
Petherick's, daß die Neger am obern Nil ein allgemeines Reiben ihres
Bauches begannen, wenn er seine Perlen auspackte. Und Leichhardt sagt,
daß die Australier mit ihrem Munde schmatzten und schnalzten, als
sie seine Pferde und Ochsen und ganz besonders als sie seine Känguruh-Hunde
sahen. Wenn die Grönländer „etwas mit Vergnügen bestätigen,
so saugen sie mit einem bestimmten Laute Luft ein“[19] und dies dürfte
eine Nachahmung des Actes des Verschluckens würziger Speise sein.
Das Lachen wird durch die feste Zusammenziehung der Kreismuskeln
des Mundes unterdrückt, welche den großen Jochbeinmuskel und
andere Muskeln daran hindern, die Lippen nach rückwärts und aufwärts
zu ziehen. Es wird auch zuweilen die Unterlippe von den Zähnen festgehalten,
und dies gibt dem Gesichte einen schalkhaften Ausdruck, wie es bei der
blinden und tauben Laura Bridgman beobachtet wurde. [20] Der große
Jochbeinmuskel ist zuweilen in seinem Verlaufe variabel. Ich habe eine
junge Frau gesehen, bei welcher die Herabdrücker der Mundwinkel bei
dem Unterdrücken eines Lächelns [195] in starke Thätigkeit
versetzt wurden. Dies gab ihr indeß durchaus nicht einen melancholischen
Ausdruck des Gesichts wegen des Glanzes ihrer Augen.
Das Lachen wird häufig in einer gezwungenen Weise dazu angewendet,
irgend einen andern Seelenzustand, selbst Zorn, zu verbergen oder zu maskiren.
Wir sehen oft Personen lachen, um ihre Scham oder Schüchternheit zu
verbergen. Wenn eine Person ihren Mund zusammenkneift, als wollte sie die
Möglichkeit eines Lächelns verhüten, trotzdem nichts vorhanden
ist, ein solches zu reizen, oder nichts, was den freien Genuß desselben
verhindern könnte, so erhält das Gesicht einen affectirten, feierlichen
oder pedantischen Ausdruck. Aber von solchen hybriden Ausdrucksformen braucht
hier nichts weiter gesagt zu werden. Bei dem Verlachen wird ein wirkliches
oder vorgegebenes Lächeln oder ein Lachen häufig mit dem Ausdrucke,
welcher der Verachtung eigenthümlich ist, verschmolzen, und dies kann
in zorniges Verachten oder Spott übergehen. In solchen Fällen
ist die Bedeutung des Lachens oder des Lächelns die, der verletzenden
Person zu zeigen, daß sie nur Erheiterung erregt."
Darwin fährt fort mit "Liebe, zärtliche Empfindungen u.
s. w."
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