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- Gesellschaft für Allgemeine und Integrative Psychotherapie - Deutschland
Internet Publikation für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie IP-GIPT DAS=17.03.2001
Anfang 3.17_Grawe_VT/PA
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in der Psychotherapieforschungsabteilung der GIPT, hier:
Hauptseite Heckrath & Dohmen Kritik
Teil 3.17 Faksimile-Beweise zu den Sachverhalten;
Bewertung der schweren Vorwürfe
17 Sloane, R. B.; Staples, F. R.; Cristol, A. H.; Yorkston,
N. J. & Whipple, K. (1975). Short-term analytically oriented psychotherapy
versus behavior therapy. American Journal of Psychiatry 132 (4), 373-377.
[Sloa75] {RH&D1997: a) "Short-term Analytically Oriented Therapy";
b) Psychoanalytische Kurzpsychotherapie ; c) 2 Analytiker, 1 in analytischer
Ausbildung, einer mehr als 20 Jahre Erfahrung, einer 10-12 Jahre Erfahrung,
einer mehr als 6 Jahre Erfahrung}
Hinweis: Bei dieser Arbeit handelt es sich um
einer der gerühmtesten in der vergleichenden Psychotherapie- Forschung,
die Zeitschriftenveröffentlichung (4.4.1975) wurde nach dem Schreiben
des Buches veröffentlicht und ist daher aktueller. Ich gehe darauf
ein.
"One year and two years after the initial assessment,
all groups were found to be equally and significantly improved."
"....all groups ..."
|
p. 373
Aus der Originalarbeit, auf der der Grawe et al. (1994) basieren: Buol,
Claudia & Endtner, Katrin (Februar 1993). "Doch die Verhältnisse,
sie sind nicht so ..." (B. Brecht). Differentielle Wirkung von Psychotherapie.
Eine Metaanalyse. Uveröffentliche Lizentiatsarbeit am Psychologischen
Institut der Universität Bern, eingereicht bei Prof. Klaus Grawe.
Unitobler Psych. 1099'642 [Anmerkung: die an den Lesesaal der UB Erlangen
ausgeliehene Lizentiatsarbeit enhält die Seiten 12-13 nicht (Kapitel
"Vorgehen", Abschnitt "Beschreibung der Studien" und hier
"Bereichszuordnung").
Hier die lückenhafte und unkritische Darstellung der Untersuchung
von Sloane et al. bei Buol & Endtner 1993, S. 74:
Diese Arbeit enthält nicht die geringsten Hinweise
auf die Probleme (14 Stunden Therapie für Persönlichkeits- Störungen)
und Unklarheiten (traumhafte Effektstärken für die Wartegruppe
und völlige Nivellierung nach 2 Jahren, allerdings im Widerspruch
zur Exhaurierung in der Buchveröffentlichung von Sloane et al. [1975])
dieser Arbeit, obwohl diese ja nicht einmal aus dem Buch, sondern in erster
Linie aus dem Artikel, der auch aktueller ist, stammen. Denn: der Artikel
enthält als Literaturangabe das Buch, das sich zum Zeitpunkt des Artikels
nach dem dortigen Literaturverzeichnis "in press" befindet, während
das Literaturverzeichnis des Buches die Literaturangabe des Artikels nicht
enhält. Der Artikel enthält also die aktuellere Information.
1993 und 1994 jedoch waren diese Informationen sowohl Buol & Endtner
als auch Grawe et al. bekannt. Allerdings hätten sowohl Buol &
Endtner (1993) als auch Grawe et al. (1994) auffallen müssen, daß
die Wartegruppe bereits eine traumhafte Effektstärke nach vier Monaten
von 1.40 und nach einem Jahr von sage und schreibe 1.99 erzielte. Das hätte
doch selbst einem Gymnasiasten im Leistungskurs Psychologie auffallen müssen,
daß da irgendwas nicht stimmen kann.
Heckrath & Dohmen - die auf
die Lücken und Unklarheiten der Arbeit von Sloa75 nicht eingehen -
kommentieren (S. 192): "Bei Sloa75 (Sloane et al., 1975) wurde Short-Term
Analytically Oriented Psychotherapy (PA-Bedingung, durchschnittlich 14,2
Sitzungen) mit Behavior Therapy (VT-Bedingung, durchschnittlich 13,2 Sitzungen)
verglichen, wobei die PA-Bedingung der Psychoanalytischen Kurztherapie
zugeordnet wurde. Um den Einfluß der Erfahrung der Behandler zu kontrollieren,
waren pro Therapie-Bedingung jeweils ein Therapeut mit mehr als 20 Jahren,
einer mit 10-12 Jahren und einer mit mehr als 6 Jahren Erfahrung beteiligt.
Von den PA-Therapeuten waren 2 Psychoanalytiker, einer befand sich in Lehranalyse.
Alle VT-Therapeuten waren im Verfahren ausgebildet." |
Ergebnis 17 Sloane, R. B.; Staples, F. R.; Cristol,
A. H.; et al. (1975).
Heckrath & Dohmen (1997) ? : ? Grawe
et al. (1994)
"One year and two years after the initial assessment,
all groups were found to be equally and significantly improved." Es
stellt sich dann natürlich die Frage, ob man auf diese Therapien nicht
kostengünstiger hätte verzichten können und was letztlich
der Vergleich zwischen VT und PA-KT in dieser Studie noch aussagen soll:
kurzfristig betrachtet war VT effektiver als PA-KT. Grawe et al. und Buol
& Endtner gehen auf die Probleme in keiner Weise ein und unterdrücken
sogar relevante Informationen.
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Kritik: Ich zweifle
im übrigen am therapeutischen Sachverstand der Untersucher, wenn sie
meinen, mit 14 Sitzungen in der Therapie
von Persönlichkeits- Störungen auszukommen. Bei dieser Studie
handelt es sich aber um keine geringere als einer der gerühmtesten
Studien im Design zum Vergleich psychoanalytische- orientierte Therapie
versus Verhaltenstherapie. Obwohl diese Studie, über die sogar ein
Buch
veröffentlicht wurde, zu den renommiertesten zählt, fragen wir
uns sehr kritisch, wie es zu dieser völlig ungerechtfertigten und
realitätsabgehobenen Glorifizierung kommen konnte?
-
Erstens ist unklar, wieso Angstneurosen mit Persönlichkeitsstörungen
gemischt wurden.
-
Zweitens ist unklar, wie man zu der abenteuerlichen Vorannahme
gelangen konnte, insbesondere bei Persönlichkeitsstörungen ließen
sich in ca. 14 Stunden nachhaltige Erfolge erzielen.
-
Drittens zeigt die Nachuntersuchung nach zwei Jahren, daß
sich offenbar die Warteliste genauso verbessert hat wie die behandelten
Gruppen. Im Buch wird dieser Sachverhalt (S. 80) exhauriert mit der Erklärung,
die WartelistenteilnehmerInnen seien nicht mehr als unbehandelt anzusehen.
S. 69 im Buch führt aus, daß 22 Patienten der Warteliste
an mindestens drei Therapiesitzungen im Nachuntersuchungszeitraum 4 Monate
bis ein Jahr teilgenommen haben. Das spricht auch nicht gerade für
die Stringenz des so hochgelobten Designs. Im übrigen stehen diese
Ausführungen des Buches im Widerspruch zu den Ausführungen des
hier referierten Artikels. Was stimmt nun?
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Hauptseite Heckrath &
Dohmen Kritik
Fußnoten
1) GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
2) Sloane, R.
B.; Staples, F. R.; Cristol, A. H.; Yorkston, N. J. & Whipple,
K. (dt. 1981, engl. 1975). Analytische Psychotherapie und Verhaltenstherapie.
Stuttgart: Enke.
Zitierung
Sponsel, R. (DAS). Teil
3.17 Faksimile-Beweise zu den Sachverhalten; Überprüfung
und Bewertung der schweren Vorwürfe von
Heckrath & Dohmen (1997) zum direkten Wirkungsvergleich zwischen psychoanalytischer
und Verhaltenstherapie durch die Forschungsgruppe Grawe et al. (1994).
Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/ptf/grawe/g_hd3_17.htm
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