Aus der Geschichte der Chemie1)
Unvollständige Auswahl. Überschneidungen zu Physik, Biologie,
Medizin, Pharmazie und Technik sind nicht immer vermeidbar. Man beachte:
Die wissenschaftliche oder technische Leistung stellt sich vielfach aus
heutiger Sicht ganz anders dar als zur Real-Zeit des Geschehens, z.B. die
revolutionäre Bedeutung der Harnstoffsynthese ist heute vielfach nicht
mehr richtig einschätzbar.
Zum naturwissenschaftlichen Zeitgeist
des 19. Jhds. Methodische
Probleme und Fallen der (Wissenschafts) - Geschichtsschreibung
Die Chemie ist die Lehre von den Stoffen,
Elementen und ihren Verbindungen. Als grundlegende Naturwissenschaft ist
sie von größter Bedeutung für unser Leben und Überleben
- im Positiven wie im Negativen. Woher rührt die schier unendliche
Anzahl verschiedener Stoffe? Wie sind sie zusammengesetzt? Wie viele Elemente
gibt es? Wie verbinden sie sich? Was sind die Gesetzmäßigkeiten?
Wie kann man erkennen, wie sich die Stoffe zusammensetzen (Diagnose)? Wie
kann man sie in ihre Bestandteile zerlegen (Analyse)? Wie kann man Zusammensetzungen
und neue Stoffe bilden (Synthese)?
Zu den faszinierendsten Tatsachen
in der Chemie gehört, daß Elemente, die eine Verbindung miteinander
eingehen, völlig neue Eigenschaften bilden und die ursprünglichen
Eigenschaften der Elemente verlieren können (Analogien zur Psychologie4)
). Einfachstes und für das Leben bedeutsames Beispiel: Das Gas Wasserstoff
und das Gas Sauerstoff werden bei geeigneter Zusammensetzung zu etwas völlig
neuem: zu Wasser (H2O). Entfacht die Zufuhr von Sauerstoff
eine Glut, so vermag sie in der Kombination mit Wasserstoff als Wasser
eine Glut oder Flamme zu löschen. Wasserstoff und Sauerstoff erreichen
dagegen als Gasgemisch (Knallgas) sehr hohe Temperaturen. Inzwischen kennt
die Chemie über sechs Millionen Verbindungen und dabei wird es wohl
nicht bleiben. Noch überraschender ist es, daß selbst gleiche
Elemente, nur unterschiedlich angeordnet (Isomerie), völlig verschiedene
Eigenschaften zeigen können, so etwa der Kohlenstoff, Grundelement
der organischen Chemie, der einmal als gewöhnlicher Graphit und dann
als Diamant vorkommt. Hier liegt ein allgemeines Modell für den Zusammenhang
zwischen Inhalt und Form und die Bedeutung der vermeintlich "bloßen"
Ordnung oder Anordnung vor.
|
Thema/ Sachverhalt/ Leistung | Herkunft, Quelle |
3. Jts v. Chr. | Kupferreduktion, Eisen, Glasherstellung | Ägypten, Sumer |
6 Jhd. v. Chr. | Porzellan (1709 Deutschland Böttger & Tschirnhaus) | China |
5. Jhd. v. Chr. | Luft als Substanz | Empedokles |
4. Jhd. v. Chr. | Aufbau der Materie - Atomtheorie I (Die Lehre vom unteilbaren Atom ist heute widerlegt, aber wenn es um die Teilbarkeit mit chemischen Mitteln geht stimmt sie noch ). | Demokrit |
Um 1000 n. Chr. | Erstes Lehrbuch der Chemie | Avicenna |
11. Jhd. | Erfindung des Schießpulvers (China)
Destillieren von Branntwein aus Wein Dichtetabellen |
Tseng Kung Liang
Italien Abu'l Fath Al Chusini |
15. Jhd. | Iatrochemie: Vorgänge im Körperinneren | Paracelsus 1493-1541 |
1609 | Erster Lehrstuhl für Chemie in Marburg: Leibarzt (Paracelsist) des Landgrafen von Hessen | Joh. Hartmann2) |
1658 | Opera omnia chymica. Chem. Handwerksbetriebe Amsterdam. | J. R. Glauber |
1670 | Boyle entdeckt ein brennbares Gas, 1766 von Cavendish als brennbare Luft, heute als Wasserstoff bezeichnet | Boyle, Cavendish |
1674 | Reduktion der Luft beim Atmen; zwei Gase These | J. Mayow |
1676 | Lehrbuch Cours de chymie (31 Auflagen) | N. Lémery |
17. Jhd. | Verkokung der Steinkohle | J. J. Becher |
1771 | Entdeckung des Sauerstoffs | Scheele, Priestley |
1772 | Entdeckung des Stickstoffs: Priestley, Scheele, Cavendish | D. Rutherford |
1774 | Gesetz von der Erhaltung der Masse: bei chemischen Reaktionen bleibt die Masse erhalten. | A. Lavoisier |
1781 | Wassersynthese aus Sauerstoff und Wasserstoff | Cavendish |
1783 | Verbrennungstheorie | A. Lavoisier |
1799 | Gesetz der konstanten Proportionen: Alle Moleküle einer Verbindung enthalten die gleichen Elemente im gleichen Massenverhältnis. | J. Proust |
1802 | Wäremausdehnung der Gase | Gay-Lussac |
1805 | Atomtheorie II (siehe auch 4. Jhd. und 1913) | J. Dalton |
1811 | Satz des Avogadro: Alle Gase in gleichen Volumina bei gleichem Druck und Temperatur enthalten die gleiche Anzahl von Molekülen (N= 6,02 x 1023 1/mol). | Avogadro |
1814/15 | Einführung der Formelsprache | J.J. Berzelius |
1823 | Verflüssigung von Gasen
Feuerzeug von Döbereiner (erste Katalyse) Entdeckung der Isomerie (Name: Berzelius 1830) = gleiche Stoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften (aufgrund unterschiedlicher Anordnung) |
Faraday
Döbereiner Liebig & Wöhler |
1824 | Justus von Liebig, ohne Abitur3) vom Landesherrn
berufen, baut den ersten modernen experimentellen Lehr- und Forschungsbetrieb
für Chemie an der Universität Gießen auf.
Zufällige Entdeckung isomerer Verbindungen (siehe 1830) |
Justus von
Liebig (1803- 1873) Liebig & Wöhler |
1827 | Entdeckung des Aluminiums
Entdeckung der Bewegung von Schwebeteilen in Flüssigkeiten |
F. Wöhler
R. Brown |
1828 | Harnstoff-Synthese, erstmals wird ein organischer Stoff aus anorganischen Teilen hergestellt (contra Vitalisten, Theologen etc.: damals eine Sensation von enormer philosophischer Bedeutung) | F. Wöhler |
1829 | Prinzip der "Dreiheit" (Triaden), Grundlage des Periodensystems | Döbereiner |
1830 | Begriff der "Isomerie" = Verbindungen gleicher chemischer Zusammensetzung zeigen unterschiedliche Eigenschaften, z. B. Polarisation des Lichts (siehe 1844 ) | Berzelius
(siehe auch 1824 Liebig & Wöhler) |
1833 | Entdeckung Polymerie: lange Molekülketten,verschieden groß, aber mit den gleichen Eigenschaften. Theorie der Affinitäten | Berzelius |
1834 | Isolierung des Anilin: Begründung der Farbenchemie | Runge |
1839 | Einführung der praxisorientierten Chemikerausbildung Gießen | Liebig |
1840 | Theorie der Pflanzenernährung (Agrikulturchemie) noch mit der
Fehlannahme, die Nährsalze seien wasserunlöslich.
Entdeckung Ozon Grundlagen der Thermochemie |
Liebig
C.F.Schönbein
|
1842 | Energieerhaltungssatz (Physik) | R.J. Mayer |
1844 | Erklärung der Isomerie durch Unterschiede in der baulichen Anordnung, der Gestalt der Moleküle (siehe 1848) | Pasteur |
1848 | Stereochemie ( Chemie der "Gestalten") | Pasteur |
1855 | Gesetz des Minimums: der Ernteertrag wird vom am geringsten verfügbaren Nährstoff bestimmt | Liebig |
1858 | Begriff der Bindung. Kohlenstoffhypothese.
Struktur- oder Valenztheorie |
A. S. Couper
Kekulé |
1860 | Kekulé organisiert den ersten internationalen Chemiker- Kongreß in Karlsruhe, erster internat. wiss. Kongreß überhaupt | Kekulé
Chemiker |
1865 | Veröffentlichung der Benzoltheorie (französisch, dt. 1866) | Kekulé |
1870 | Periodisches System der Elemente | Meyer, Mendelejew |
1880 | Indigo (=dunkelblauer Farbstoff)-Synthese | Bayer |
1898 | Entdeckung des Radiums | Curie |
1902 | Traubenzucker-Synthese | E. H. Fischer |
1913 | Atommodell - Atomtheorie III (siehe auch 4. Jhd. und 1805) | Niels Bohr |
1928 | Hämin-Analyse | H. Fischer |
1929 | Penecillinentdeckung | A. Fleming |
1930 | Entwicklung der Theorie der chemischen Bindung | Linus Pauling |
1931 | Phänomen der Resonanz führe zur Stabilität des Benzolrings | Linus Pauling |
1945 | Penicillinherstellung | A. Fleming |
1962 | Struktur der Desoxyrobonucleinsäure | Crick & Watson |
1968 | Thermodynamik inversibler Prozesse | L. Onsager |
1973 | Vitamin B12 Synthese | R. Woodward |
1980 | Nobelpreis für Entcodung der DNA | Berg, Gilbert, Sanger |
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Atomphysik
(Universität Ulm)
Computerprogramme
zur Atomphysik
Atoms
and Ions
Literatur (Auswahl): (Bemerkung:
Das Zeichen \ weist aus, daß der Verlag oder das Seitenzahlende bei
Artikeln noch nicht festgestellt wurde.)
Asimov, Isaac (orig. 1989,
dt. 1996). 500 000 Jahre Erfindungen und Entdeckungen. Augsburg:
Bechtermünz (Lizenzausgabe)
Brock, William H.
(dt. 1997, orig. 1992). Viewegs Geschichte der Chemie. Braunschweig: Vieweg.
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Pietro & Weindling, Paul (1983, Eds.). Information Sources in
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Durbin, Paul T. (1980,
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Stolz, R. (1989, Hg.). ABC Geschichte der Chemie. Leipzig: \
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Sarton, George (1965). Das Studium der
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