Première séance du Congrès.
M. W e l t z i e n, commissaire général, a ouvert la première séanse par le dicours suivant:
Meine Herren!
Als provisorischer Geschäftsführer babe
ich die Ehre eine Versammlung zu eröffnen, wie eine derartige zuvor
wohl nie getagt hat.
Zwar traten seit 1822 fast jährlich auf
O k e n's Anregung nach dem Vorbilde schweizerischer Versammlungen
die deutschen Naturforscher und Aerzte in den verschiedenen Städten
ihres Vaterlandes zu wissenschaftlichem Verkehr zusammen; es fanden diese
Versammlungen Nachahmung in England, Frankreich, und noch in den letzten
Jahren vereinigten sich auch die skandinavischen Naturforscher zu ähnlichen
Zusammenkünften.
Es sind dieses aber immer Männer, welche zwar den verschiedenen
Theilen der Naturwissenschaften und der Medizin ihre Kräfte zuwenden,
welche aber stets denselben Nationalitäten angebören.
Die wissenschaftliche Beschäftigung in diesen
Versammlungen ist hauptsächlich durch Vorträge bezeichnet, welche
über eigene Arbeiten nach freier Wahl jedes Einzelnen gehalten werden,
deren Gegenstand an kein voraus festgestelltes Programm gebunden ist.
Ein reger, freundschaftlicher Verkehr, gewürzt durch eine Reihe
von Festen, vereinigt eine Anzahl von Tagen die stamm - und sprachverwandten
Naturforscher und Aerzte.
Nicht so unsere heutige Versammlung.
Zum ersten Male sind hier die Vertreter einer einzigen
Naturwissenschaft, und zwar der jüngsten, versammelt; diese Vertreter
gebören aber fast allen Nationalitäten an. Wir sind verschiedenen
Stammes und sprechen verschiedene Sprachen, aber wir sind fachverwandt,
uns verbindet ein wissenschaftliches Interesse, uns vereinigt dieselbe
Absicht.
Wir sind versammelt zu dem bestimmten Zwecke, den
Versuch zu machen, in gewissen, für unsere schöne Wissenschaft
wichtigen Punkten eine Einigung anzubahnen.
Bei der außerordentlich raschen
Entwicklung der Chemie, besonders bei der massenhaften Ansammlung des thatsächlichen
Materials, sind die theoretischen Ansichten der Forscher und die Ausdrücke
in Wort und Symbol weiter auseinander gegangen, als zur gegenseitigen Verständigung
zweckmäßig und besonders für das Lehren ersprießlich
ist. Und doch bei der Wichtigkeit der Chemie für die übrigen
Naturwissenschaften, bei der Unentbehrlichkeit derselben für die Technik
muß es im höchsten Grade wünschenswerth und geboten erscheinen,
ihr eine exactere Form zu geben, damit es möglich werde, dieselbe
in verhältnißmäßig kurzer Zeit wissenschaftlich zu
lehren.
Um dies zu erlangen, sollten wir
nicht gezwungen sein, verschiedene Ansichten und Schreibweisen, wobei die
Verschiedenheiten wenig Wesentlichkeiten bieten, vorzutragen, nicht mit
einer Nomenelatur belastet sein, welcher bei einer Masse von uunöthigen
Symbolen meist alle rationelle Basis abgeht und die zur Vermehrung des
Uebelstandes sich meist von einer Theorie ableitet, welche jetzt kaum mehr
Gültigkeit besitzt.
Die zahlreiche Betheiligung an der Versammlung ist
wohl ein deutliches Zeichen, daß diese Mißstände allseitig
erkannt sind und eine Beseitigung derselben im Wege der Einigung im höchsten
Grade wünschenswerth erscheint. Die Erreichung dieses Zieles ist ein
so schöner Preis, daß es wohl der Mühe werth ist, den Versuch
hierzu zu machen.
Den ersten Gedanken zu einem Chemiker-Congresse
sprach unser College Kekule schon vor längerer Zeit gegen mich aus.
In diesem Frühjahr that ich die ersten Schritte zu seiner Verwirklichung.
Das Zeitgemäße des Unternehmens wurde vielfach anerkannt, allerseits
fand ich zuvorkommende Unterstützung, so daß ich nicht zweifle,
diese Versammlung wird berufen sein, in der Geschichte unserer Wissenschaft
einen nicht unwichtigen Zeitabschnitt zu begründen.
Die Stadt Carlsruhe, welcher vor zwei Jahren das
Glück zu Theil wurde, eine der glänzendsten Versammlungen der
deutschen Naturforscher und Aerzte zu beherbergen, hat jetzt die Ehre,
die erste internationale Chemiker-Versammlung in ihren Mauern vereinigt
zu sehen.
Carlsruhe ist die Hauptstadt eines zwar kleinen,
aber gesegneten Landes, in welchem unter einem erhabenen Fürsten,
einer liberalen Regierung Wissenschaften und Künste blühen und
ihre Vertreter, geachtet und unterstützt, mit Freudigkeit und Liebe
ihrem Berufe folgen können.
Indem ich Sie in dieser Stadt herzlich willkommen
heiße, zweifle ich nicht, daß dieselbe Freudigkeit auch unsere
Versammlungen durchdringen und hoffe, daß die Wissenschaft mit Befriedigung
einst auf die Versammlung zurückblicken werde."