J.L.G. Ferris (1863-1930)
Ein zu Unrecht vergessener ur-amerikanischer
Historienmaler?
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Zur
Galerie J.L.G. Ferris' * Zur Künstlerbiographie
Netzquellen
Ferris * Querverweise
J.L.G. Ferris ist ein zu Unrecht
vergessener ur-amerikanischer Maler und er taucht in vielen Kunstgeschichten,
Kunstenzyklopädien und Lexika gar nicht mehr auf. Nicht einmal dem
Thieme-Becker
oder
Kindlers Malerei-Lexikon ist er auch nur eine Erwähnung
wert. Das entspricht in gar keiner Weise seiner künstlerischen Bedeutung,
seinem Können und seinen Werken.
Seltsamerweise ist J.L.G.
Ferris aber auch aus den amerikanischen Kunstgeschichten, Enzyklopädien
oder Kunstlexika verschwunden [so in: 1,
2,
3,
6,
7,
8,
9].
In gewisser Weise ist dies
ein eindrucksvolles Beispiel für ein ganz wesentliches politisches
Nationalitätsmerkmal der USA: Mangel an Kontinuität, Stetigkeit
und Zuverlässigkeit. Obwohl es andererseits gar nicht zu einem anderen
typischen Merkmal paßt: zum patriotischen Nationalismus. Vermutlich
ist Ferris aus den Kunstgeschichten und Lexika verschwunden, weil er in
einem wichtigeren Standardwerk - an dem sich viele orientieren und von
dem viele abschreiben - möglicherweise wegen Copyrightproblemen
nicht mehr erwähnt wurde.
Ich stieß zufällig
auf Ferris, als ich anläßlich einer entsprechenden Recherche
in der Chronik
1903 das Bild "Die
Monroe-Doktrin" fand, das dort J.L.G. Ferris zugeschrieben wurde. Ich
suchte dann im Netz nach Ferris und fand vergleichsweise wenig, was ich
nicht verstand. Ich recherchierte deshalb ebenso erstaunt wie herausgefordert
weiter, was ganz gut paßte, da ich mich gerade mit der amerikanischen
Kunst und Malerei zu befassen begann, die m.E. in ihrer Bedeutung von den
Europäern - die sich den USA kulturell überlegen wähnen
- vielfach verkannt und grob unterschätzt wird.
Glücklicherweise fand
ich einen umfassenden Eintrag mit Bibliographie in der American Nationalbiography,
der
- neben einigen anderen spärlichen - die bei weitem wichtigste Quelle
für meine Darstellung liefert. Hier werden auch wichtige Quellen genannt.
Writing Independence * The First Thanksgiving * Washington Amtseinführung * Libertybell * Virginia Dare * Blacksmith * Monroe-Doktrin ("A Word to the Kaiser"?)
Writing
the Declaration of Independence
[ursprünglich: https://www.walika.com/sr/drafting.htm]
Überwiegend nach der American Nationalbiography und anderen Quellen
Ferris, Jean Leon Gerome (8.
Aug 1863 - 18 März 1930), historischer Maler wurde in Philadelphia,
Pennsylvanien, als Sohn von Elizabeth Anastasia Moran und Stephen Jarnes
Ferris geboren.
Jean Leon Gerome 1824-1904, fr. Maler ("Hahnenkampf", 1847) und Bildhauer: Weltaus- stellung 1878 Paris. [1, 2] |
Der Vater war ein prorninenter Porträtist und Radierer,
und Elizabeth Ferris war die Schwester der bekannten Maler Edward, Thomas
und Peter Moran. Stephen Ferris nannte seinen Sohn nach dem französischen
Künstler und Lehrer, mit denen er als ein junger Mann studiert hatte,
um seinen Sohn zu ermutigen, einer Karriere in den Künsten nachgehen.
Er gab ihm auch sie ersten Stunden. L.L.G. setzte seine Studien an
der Pennsylvanien Akademie der schönen Künste von 1879 bis 1882
fort, besuchte Klassen unter Thomas Eakins, Christian Schussele und Thomas
P. Anschutz
Ferris begleitete 1981 seinen Vater auf einer Reise durch Spanien. 1883 ging er nach Paris, um seine künstlerische Ausbildung im Atelier des akademischen Malers William Adolphe Bouguereau fortzusetzen. Er wurde auch Privatstudent seines Namensvetters Jean Leon Gerome, wovon er stark in Richtung Historismus beeinflußt wurde, wie er in seiner "Autobiographie" berichtete. |
Ferris kehrte 1887 nach Amerika zurück, besuchte
Europa das folgende Jahr erneut wieder zurück und bereiste England
und Belgien, wo er 17. Jhd. Architektur und Kleidung studierte. In 1888
begann er, sich um Copyrightgeschäfte in Bezug auf seine Werke zu
kümmern. Eine seiner frühsten erhalten bleibenden Arbeiten ist
Molly
Pitcher at the Battle of Monmouth (1892, private Sammlung).
Ferris heiratete Annette Ryder
von Brewster, New York im Mai 1894; sie hatten ein Kind.
Ferris hatte lange eine Serie von Bildern geplant
mit Szenen aus der amerikanischen Geschichte. Seit 1898 betrieb er dieses
Projekt sehr ernsthaft. Seine Idee war, Zusammenhänge der Geschichte
bildlich umzusetzen. Obwohl er vom Geist Beniamin Wests und John Trumbulls
beeinflußt war, glich seine Arbeit doch mehr den 19. Jhd. Buchillustrationen
von F. O. C. Darley, Alonzo Chappel und anderen Buchillustratoren. Er bevorzugte
weniger idealisierte Veranschaulichungen von großen Episoden der
Geschichte, sondern ganz genaue Darstellungen von historischen Ereignissen,
Darstellungen und auch Helden, die mit täglichen Aktivitäten
beschäftigt sind (siehe z.B. Thanksgiving
und Blacksmith).
Der genauen Folge, in der
Ferris die Bilder in der Serie beendete, ist nicht klar, da er seine Werke
nicht datierte, außerdem wollte er sie gar nicht verkaufen. Chronologisch
beginnt die Serie - um 1908 - mit Ihe Eve of Discovery, 1492, Seestücke
zur Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus, die Serie San Salvador
1492, die die Landung von Colurnbus zeigt, fällt ins Jahr 1930. Mehrere
der Bilder beschreiben die Geschichte Philadelphias und das Leben Benjamin
Franklins. Eine größere Zahl Bilder beschreiben Leben und Zeit
Washingtons
(The Painter and the President) Weitere Themen sind: Die Geschichte
der Pilgrims, u.a. mit den Bildern
The Mayflower Compact 1620
und 1621, The First Thanksgiving. Als
eines seiner bedeutendsten Werke gilt Writing
the Declaration of Independence 1776, gemalt 1921.
Ferris erforschte die Ereignisse,
um die es in seinen Bildern ging, sehr sorgfältig und legte großen
Wert auf Authentizität. Dies wurde gefördert durch seinen Zugang
zur Akademie der Schönen Künste und Historischen Gesellschaft
Pensylvanias sowie zur Independence Hall mit all ihren historischen Porträts.
Er studierte die Arbeiten
von 18. Jhd. Malern wie William Hogarth, Nicholas Lancret und Jean Baptiste
Simeon Chardin für Information z.B. der Kleidung und der Schuhe dieser
Periode; wichtig etwa für authentische Details als Ferris Dr. Franklins
Sedan
Stuhl,
1787 malte (1919). Eine für drei Monate gedachte Ausstellung in der
Kongress Halle in Philadelphia - 1916 - wurde so populär, daß
sie 15 Jahre dauerte.
Weitere Werke und Serien:
The Capture of the Pirate Blackboard,
1718, 1921 gemalt.
Abraham Lincoln and the Civil War
Sunk without a Trace, 1917, gemalt 1921
General Howe's Levee, 1777, gemalt 1898
Washington's March through the Jerseys,
1776, gemalt 1906
Ferris starb in Philadelphia und hinterließ seiner Frau seine historisch Serien. Obgleich die Stadt von Philadelphia hoffte, die Arbeiten zu erwerben, Frau Ferris übertrug nach den Wünschen ihrer verstorbenen Mannes der Smithsonian Institution, die die Serien viele Jahre zeigten.
Bibliographie:
Ferris's Papiere wurden dem Archiv ' 76 Bay Village,
Ohio vermacht. Seine "Autobiographie" erschien im Literary Digest, 7. Juli
1928. Sein Leben und seine Arbeit werden in zwei Publikationen von Barbara
J. Mitnick dargestellt: "Jean Leon Gerome Ferris: Amerika's Painter
Historian" (Ph.D. diss ., Rutgers Univ ., 1983) und Jean Leon Gerome Ferris,
1863-1930: American Painter Historian, Katalog einer Wanderausstellung,
organisiert durch das Lauren Rogers Museurn of Art, Laurel, Miss., 1985.
Ein Bericht über Ferris's Leben und Karriere ist in William Ayres,
ed ., Picturing History: American Painting 1770-1930 (1993) pp.166, 168-
69. Ferris's historische Serien gingen 1976 an die Erben zurück und
wurden dann in öffentlichen und privaten Sammlungen verstreut. 16
Bilder einschließlich Writing
the Declaration of Independence befindet sich im Besitz der Virginia
Historical Society in Richmond
Picturing History: American Painting 1770-1930, The IBM Gallery, New York; Corcoran Gallery of Art, Washington, D.C.; Dallas Museum of Art; Center for the Fine Arts, Miami, 1993-1994, no. 22, repro.
https://antiquesandthearts.com/archive/george.htm
Works by Eighteenth Century artists Gilbert Stuart
and Charles Willson Peale are on view, including Stuart's well-known "Athenaeum"
and "Vaughan" portraits. Twentieth Century versions of the Washington image
range from the Colonial Revival renderings of J.L.G. Ferris, Norman
Rockwell and N.C.Wyeth to the more contemporary visions of Robert Arneson,
Larry Rivers, Robert Colescott and Komar & Melamid.