Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=28.09.2021  Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    In memoriam Walter Toman  28.09.2021

    Walter Toman und die Plausibilität

    Nachdem wir eine umfangreiche Pilot-Studie zum Thema  Plausibilität  in Arbeit haben, hat sich dieses Jahr angeboten, nach Walter Toman und Plausibilität zu forschen. Dabei zeigte sich, dass Suchmaschinen wie z.B. Google zum Teil irritierende bis falsche Informationen ausgeben, wie im Folgenden noch dokumentiert wird. In einem Fall sind wir aber auf eine schöne Materialsammlung des Theaters Ulm gestoßen, das aus Tomans Familienkonstellationen eine Darstellung der Seite 16-18 und 45-51 unter dem Titel "Walter Toman. Familienkonstellationen: Ihr Einfluß auf den Menschen und sein soziales Verhalten" gebracht hat.

    Trauerarbeit nach Verlusten plausibel

    Wir bringen den gesamten Kontext, weil Toman hier sehr wichtige Regeln für die Bedeutung von Verlusten nahestehender Personen präsentiert.
     

      "Die allgemeine Wirkung von Verlusten von Familienmitgliedern kann am besten als eine Verunsicherung des Verlustträgers in seinen Beziehungen zu anderen Personen bezeichnet werden. Je schwerer die Verluste, desto stärker ist diese Verunsicherung des Verlustträgers in seinen gegenwärtigen und künftigen sozialen Beziehungen. Verluste selbst aber dürfen als umso schwerer angenommen werden,

      a) je kürzer sie zurückliegen,
      b) je früher im Leben einer Person sie eingetreten sind,
      c) je älter die verlorene Person (im Verhältnis zum ältesten Familienmitglied),
      d) je länger die Person mit der verlorenen Person zusammengelebt hat,
      e) je kleiner die Familie,
      f) je mehr das Gleichgewicht der Geschlechter in der Familie dadurch beeinträchtigt wird,
      g) je länger die verbliebenen Familienmitglieder brauchen, um einen Ersatz für die verlorene Person zu beschaffen,
      h) je größer die Zahl der Verluste und je schwerer die Verluste, die bereits vorher eingetreten waren.

      Diese Regeln gelten sowohl für permanente wie für temporäre Personenverluste. Bei temporären Personenverlusten muß Regel g) entsprechend modifiziert werden. Nicht die Zeit bis zum Auftreten einer vollwertigen Ersatzperson, sondern die Zeit bis zur Rückkehr der verlorenen Person wird hier gezählt (siehe auch Toman 1962, Toman und Preiser 1973).
      Regel c) impliziert, daß der Verlust eines Elternteils erheblich schwerer wiegt als der Verlust eines Geschwisters, der Verlust eines viel älteren Geschwisters höher als der eines nur wenig älteren Geschwisters. Dies entspricht den klinisch-psychologischen Beobachtungen von Verlusten und ihren Wirkungen.
      Regel d) impliziert unter anderem, daß es leichter für eine Person ist, den Verlust eines viel jüngeren als den eines nur wenig jüngeren Geschwisters zu verschmerzen. Sie impliziert aber auch, daß der Ver-.[>49] lust eines älteren Geschwisters schwerer in seinen psychologischen Wirkungen ist als der Verlust eines jüngeren Geschwisters.
      Das hängt damit zusammen, daß man mit einem älteren Geschwister in der Regel so lange zusammengelebt hat, wie man selbst auf der Welt ist, mit einem jüngeren Geschwister dagegen eine um den Altersabstand von ihm verminderte Zahl von Jahren. Außerdem gilt, daß ein älteres Geschwister immer eine Zeitspanne erlebt hat, in der das jüngere Geschwister noch nicht auf der Welt war. Wenn es den Neuankömmling als lästig erlebt, was als ein Teilaspekt der Beziehung zu ihm praktisch immer zutrifft, dann hat es eine Vorstellung davon, wie es sich die Lage wieder verbessern könnte: durch Herstellung des ursprünglichen Zustandes oder, anders gesagt, durch Beförderung des Neuankömmlings dorthin, wo er vor seiner Geburt war. Durch seine Erfahrung mit dem Zielzustand wird das ältere Geschwister besser Herr dieses Beseitigungswunsches gegenüber dem jüngeren Geschwister. Das jüngere Geschwister hat in der Regel ja nie ohne das ältere Geschwister gelebt. Es kann seine Rivalitätsgefühle und seinen gelegentlichen Ärger mit dem älteren Geschwister nicht so gut in einen Beseitigungswunsch gegenüber dem älteren Geschwister organisieren und diesen sodann unterdrücken, wie es das ältere Geschwister vermag. Das jüngere Geschwister hat ja den Zielzustand solcher Gefühle, ein Leben ohne das ältere Geschwister, vorher nie erlebt. Im Falle des Verlustes eines Geschwisters ist daher das jüngere betroffene Geschwister meist ratloser und aufgeregter als das ältere betroffene Geschwister.
      Daß Regel d) überhaupt gelten soll, wird aus dem Freud’schen Konzept der Trauerarbeit nach Verlusten plausibel (Freud 1916; auch Toman 1968). Je länger man mit jemandem gelebt hat, desto mehr hat man über ihn erfahren, desto stärker hat man sich an seine Existenz gewöhnt und desto schwieriger ist es daher, ihn und die Erfahrungen mit ihm im Falle seines Verlustes wieder zu vergessen bzw. sich an seine Nichtexistenz zu gewöhnen. Die Schwere des Verlustes kann unter anderem nach der Länge der Trauerarbeit eingeschätzt werden, die nach dem Eintritt des Verlustes notwendig wurde. Während sie andauert, ist der Betroffene akut von anderen Aufgaben und Belangen seines Lebens abgelenkt und damit verunsichert. Wann diese Trauerarbeit im konkreten Fall beendet ist, läßt sich allerdings oft nicht eindeutig feststellen."
       
       

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    Suchen mit Google "Walter Toman plausibel"
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    [1] Trauerarbeit nach Verlusten 
    plausibel
    [2] "Das könnte eine plausible Erklärung sein, auf  die die Verfasser der  Festschrift [für Toman] in  ihrer  Bemerkung, die psychodynami-
    sche Richtung habe sich nicht durchsetzen können, wohl 
    auch anspielen." (S. 12)
    [3] Google Artefakt: kein Zusammen-
    hang zwischen Toman und plausibel. 
    [4] "Lebensgeschichten  sind  mit  all  ihren  Stationen  und  Abfolgen 
    persönliche  (Re-)Konstruktionen,  die  plausibel  machen,  wie  man  zu  dem 
    geworden  ist,  was  man  ist  (vgl.  Fuchs-Heinritz,  2009;  Bollmann,  2012, S. 71-77)." "Plausibel kommt zwar vor, aber nicht im Zusammenhang mit Toman.
    [5] Das Buch enthält in der dt. Übersetzung wie oben ausgewiesen S.49 "plausibel".
    [6]
    [7]
    [8]
    [9] Familienkonstellationsbuch.
    [10]
    [11]
    [12]

    Weitere Fundstellen:
    "Walter  Toman (1965) erweitert die Forschungsansätze Adlers und unter- sucht Familien- und Geschwister- konstellationen ebenfalls unter dem Aspekt des Geburtenrangplatzes und seinen Auswirkungen auf außerfamiliale Beziehungen. Beide waren zu dem Ergebnis gekommen, dass der Platz in der Geschwisterreihenfolge wesentlich prägt. Obwohl die Geschwisterkon- stellationstheorie nicht immer plausibel erscheint und sie nicht isoliert betrachtet werden darf, ist sie, trotz aller Kritik, interessanterweise nicht ganz aus der Geschwister- forschungslandschaft verschwunden. Vor allem der Aspekt der Ge- schwisterrivalität war bedeutend im Zusammenhang von Geschwister- konstellationen und deren Per- sönlichkeitsentwicklung. Toman entwickelte dazu eine „Ge- schwister-Replikations-Hypothese“ die besagt, dass innerfamiliäres Beziehungsgeschehen sich auf außerfamiliäre Beziehungen auswirkt." (S. 60): [Quelle] 

    "so plausibel die Ausführungen von Adler und Toman auch sind: Ernst und ..." S. 76 [GB]
     

     


     


    Literatur und Links
    Freud, S. (1918/1917) Trauer und Melancholie
    Toman, Walter () Familienkonstellationen.
     



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    Kommunikationsdaten: Nachdem Walter Toman am Sonntag, den 28.9.2003 verstarb, haben wir die Kommunikationsdaten herausgenommen.
    Nachfolger von Prof. Toman am Institut für Psychologie I Prof. Dr. Friedrich Lösel (Lehrstuhl 1), inzwischen auch emeritiert, aber noch aktiv. [Online]



    Querverweise
    Standort: In Memoriam Walter Toman 28.9.2021: Plausibilität seiner Arbeiten.
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    Überblick Walter Toman im Internet * Berufsbiographie und Literaturliste *



    Zitierung
    IP-GIPT (DAS). Walter Toman in Memoriam 28.09.2021: Walter Tomans Arbeiten und die Plausibilität. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/toman/im210928.htm
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    korrigiert: irs 27.09.2021



    Änderungen - wird unregelmäßig überarbeitet, in der Regel erscheint zum Todestag ein "In memoriam". Kleine Änderungen werden nicht extra dokumentiert.
    28.09.2021    Eingestellt.