Die Balintgruppe
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präsentiert von Irmgard Rathsmann-Sponsel
und Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *
Verlagsinfo:
"Im Auftrag der Deutschen Balint-Gesellschaft. Balintarbeit ist
obligatorisch, um die psychosomatische Grundkompetenz zu erwerben,
die Ärzte für ihre Arbeit benötigen. Gespräche über
die Arzt-Patienten-Beziehung und Fallbesprechungen in der Balintgruppe
entlasten den Einzelnen und ermöglichen ein besseres Verständnis
für den Patienten. Auch der Umgang mit Problempatienten wird
dadurch wieder möglich.
Die Darstellung der Arbeitsweise
und Ziele der Balintarbeit unterstützt Sie bei der eigenen Arbeit,
als begleitende Lektüre ist das Buch ideal für Teilnehmer an
Balintgruppen. Auch
Methoden anderer Schulen werden dargestellt
wie z.B. die Balintarbeit mit Skulptur.
Mit Balintarbeit den eigenen Handlungsspielraum
erweitern."
1 Einleitung 1
Steffen Häfner
2 Lebensweg Michael Balints 3
Steffen Häfner
3 Umgang mit psychosomatisch Kranken
9
Kurt Laederach-Hofmann
3.1 Echte Begegnung? – 9
3.2 Erwartungen des Arztes – 12
3.3 Erwartungen und Ängste des Patienten
– 15
3.4 Gespräch als Ereignis – 19
3.5 Weitere Kommunikationsmöglichkeiten:
Telefon, E-Mail, Brief, Aufzeichnung – 22
3.6 Kommunikation Arzt – Patient im Vorfeld der
Psychotherapie – 24
4 Balintgruppen: Beziehungsdiagnostik und Beziehungstherapie
29
Kurt Laederach-Hofmann
5 Arbeitsweise der Balintgruppen
33
Steffen Häfner
5.1 Regelmäßig tagende Kleingruppen
– 33
5.2 Andere Organisationsformen – 37
5.2.1 Einmal im Monat tagende Gruppen – 37
5.2.2 Fraktioniert tagende Gruppen – 39
5.3 Informationsgruppe und Großgruppe –
41
5.3.1 Informationsgruppe – 41
5.3.2 Groß- oder Studiengruppe – 42
6 Ziele der Balintgruppen-Arbeit
47
Steffen Häfner
6.1 Vorbemerkungen – 47
6.2 Erkennen und Steuern eigener Gefühle
– 48
6.3 Erkennen unterschiedlicher Rollen des Arztes
– 49
6.4 Kontrolle ärztlicher Technik im Umgang
mit Patienten – 50
6.5 Einstieg in psychotherapeutisches Denken
– 51
7 Welche niedergelassenen Ärzte sind mit
Balintgruppen-Arbeit angesprochen? 53
Steffen Häfner
7.1 Entwicklung der Arzt-Patienten-Beziehung
– 53
7.2 Angesprochene Arztgruppen – 55
7.3 Schlussbemerkung – 58
8 Balintgruppen-Arbeit für Klinikärzte
59
Steffen Häfner
8.1 Besonderheiten in der Klinik – 59
8.2 Balintgruppen mit niedergelassenen Ärzten
und Klinikärzten – 61
8.3 Klinikteam als Balintgruppe – 62
9 Balintmethode und Psychosomatische Medizin
65
Steffen Häfner
9.1 Art und Entwicklung des Verhältnisses
zwischen Balintmethode und Psychosomatischer Medizin – 65
9.2 Stellungnahmen zur Problematik – 67
10 Balintgruppen-Arbeit mit Nichtärzten
71
Steffen Häfner
10.1 Medizinische Hilfsberufe und Pflegepersonal
– 71
10.2 Berufsgruppen außerhalb des medizinischen
Bereichs – 72
10.3 Schlussbemerkung – 76
11 Balintgruppen-Arbeit und Selbsterfahrung
77
Steffen Häfner
11.1 Abgrenzung der Balintgruppen-Arbeit – 77
11.2 Wirkung der Selbsterfahrung – 79
11.3 Schlussbemerkung – 81
12 Fehlentwicklungen in einer Balintgruppe
83
Steffen Häfner
12.1 Vermeidbare Fehler: Entstehung von „Balintoiden“
– 83
12.2 Balintgruppen ohne Gruppenleiter? – 86
13 Balintarbeit mit Skulptur 89
Heide Otten
14 Balintarbeit zur Effizienzsteigerung der
psychosomatischen Grundversorgung 93
Steffen Häfner
15 Balintgruppen-Arbeit mit Studenten
95
Steffen Häfner
15.1 Studiensituation und Balintgruppen-Arbeit
– 95
15.2 Beginn und Thematik der Gruppenarbeit –
96
15.3 Besuch von Balintgruppen auf Fortbildungskongressen
– 98
15.4 Mögliche Fehlentwicklungen und abweichende
Verfahrensweisen – 99
15.5 Schlussbemerkung – 101
Literaturverzeichnis 103
Stichwortverzeichnis 113
Leseprobe: > PDF-Datei des Verlages Leseprobe.: [6 Ziele der Balintgruppen-Arbeit, S. 47-58].
"Neben der Sachebene gibt es in jeder Arzt-Patienten-Beziehung eine Handlungsebene und eine Beziehungsebene." (S. 32)
"3 Umgang mit psychosomatisch Kranken
3.1 Echte Begegnung?
Kommen wir auf den Patienten zurück, der
seinem Arzt stets neue körperliche Beschwerden präsentiert, ohne
dass eine krankhafte organische Veränderung gefunden werden kann.
Oft werden solche Patienten vom Arzt als typische psychosomatische Patienten
oder - im schlimmsten Fall - als Patienten bezeichnet, die nichts haben
[Laederach-Hofmann 1995]. Ein großes Problem der organisch Gesunden
ist oft ihre Vereinsamung. Beziehungen und Interaktionen sind nicht selten
erheblich gestört. Mitunter reichen die Störungen bis in die
Familie hinein, besonders dann, wenn Familienangehörige sich nicht
instrumentieren lassen und räumliche Distanz zum Kranken suchen. Die
Patienten sind zwar Träger eines individuellen Defektes, dabei aber
Glieder eines defekten Beziehungssystems, das als Grund und gleichzeitig
Folge der psychosomatischen Störung betrachtet werden kann. So sind
die Patienten (unbewusst) versucht, ein vorgeschobenes Symptom anzubieten.
Die Problempatienten präsentieren ihre Beschwerden durch Körpersprache.
Mit den Beschwerden ohne klinischen Befund richten sie einen Appell an
ihre Umwelt. Deswegen wird von fehlender kommunikativer Resonanz gesprochen.
Die Aufgabe psychosomatisch
tätiger Ärzte ist es, die Signale des Problempatienten zu erkennen,
zu übersetzen und zu interpretieren. Psychosomatisch krank zu sein
bedeutet, in den Beziehungen zu anderen Menschen krank zu sein. Es
bedeutet, ungelöste Konflikte, Ängste und Aggressionen verdrängt
zu haben. Psychosomatisch Kranke sind verzweifelte Menschen, denen
ihre Verzweiflung nicht bewusst ist. Sie können nicht wie andere über
innere Konflikte sprechen. Vielmehr übernimmt der Körper die
Aufgabe und spricht in symbolischer Sprache: Körperhaltung, Mimik,
Gestik, Blick usw. (nonverbale Zeichen). [<9]
Es gilt, die spezifischen
Mitteilungssymbole verstehen zu lernen. Dazu müssen Ärzte und
Therapeuten in Kontakt zum Patienten treten. Neben technischen Kenntnissen
der Interviewtechnik gehört besonders das empathische Verstehen zu
den geforderten Kompetenzen. Empathie heißt sich einfühlen,
sich in die Empfindungen eines anderen hineinversetzen. Das Beachten der
Gebärden, wie jemand etwas sagt, was er betont, was er weglässt,
warum er zuerst von dem und nicht von etwas anderem spricht, wieso er gerade
jetzt kommt etc., ist äußerst wichtig. Zu dem Thema haben Roter
et al. [2005] einige Hinweise publiziert, ebenso Enelow und Swisher [1980]
und Platt und Gordon [1999]. Sinnvoll ist es, sich vorerst mit Interpretationen
oder Kommentaren zurückzuhalten. Die einzelnen Schritte im therapeutisch
orientierten Gespräch (das sollte prinzipiell jedes ärztliche
Gespräch sein) sind:
Anmerkungen
und Endnoten
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Bewertung. Bewertungen
sind immer subjektiv, daher sind wir in unseren Buchpräsentationen
bemüht, möglichst viel durch die AutorInnen selbst sagen zu lassen.
Die Kombination Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassungen sollte jede kundige
oder auch interessierte LeserIn in die Lage versetzen selbst festzustellen,
ob sie dieses oder jenes genauer wissen will. Die BuchpräsentatorIn
steht gewöhnlich in keiner Geschäftsbeziehung zu Verlag oder
den AutorInnen; falls doch wird dies ausdrücklich vermerkt. Die IP-GIPT
ist nicht kommerziell ausgerichtet, verlangt und erhält für Buchpräsentationen
auch kein Honorar. Meist dürften aber die BuchpräsentatorInnen
ein kostenfreies sog. Rezensionsexemplar erhalten. Die IP-GIPT gewinnt
durch gute Buchpräsentationen an inhaltlicher Bedeutung und Aufmerksamkeit
und für die PräsentatorInnen sind solche Präsentationen
auch eine Art Fortbildung - so gesehen haben natürlich alle etwas
davon, am meisten, wie wir hoffen InteressentInnen und LeserInnen.
Beispiele für Bewertungen: [1,2,3,]
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Anm. Vorgesehene.
Wir
präsentieren auch Bücher aus eigenem Bestand, weil wir sie selbst
erworben haben oder Verlage sie aus verschiedenen Gründen nicht (mehr)
zur Verfügung stellen wollen oder können.
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Balint,
Michael (1896 Budapest - 1970 London). Balint, Sohn eines praktisches
Arztes, studierte Medizin in Budapest. 1921 ging er nach Berlin, studierte
dort Biochemie und begann eine Ausbildung zum Psychoanalytiker bei Hans
Sachs. 1924 promovierte er zum Dr. phil. 1924 setzte er seine psychoanalytische
Ausbildung bei Sandor Ferenczi in Budapest fort. Seit 1926 wirkte er als
Lehranalytiker am Psychoanalytischen Institut in Budapest. 1939 emigrierte
Balint aufgrund der politischen Verhältnisse nach England, zunächst
nach Manchester und später nach London. 1947 nahm er seine Arbeit
an der Tavistock Clinic auf. Im Jahre 1950 fand das erste Seminar für
Allgemeinpraktiker statt – eine Fallbesprechungsgruppe, in der es um die
Auseinandersetzung mit den in der allgemeinärztlichen Praxis auftretenden
psychologischen Problemen ging: Als sogenannte Balintgruppen haben diese
Seminare inzwischen weltweite Verbreitung gefunden. Weitere Schwerpunktinteressengebiete
Balints waren die frühkindliche Erfahrung, die frühe Mutter-Kind-Beziehung
und die Entwicklung neuer therapeutischer Techniken. 1968 wurde er zum
Präsidenten der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft gewählt.
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Balintoiden.
Auf S. 83f wird ausgeführt:
"12 Fehlentwicklungen in einer Balintgruppe
12.1 Vermeidbare Fehler: Entstehung von „Balintoiden"
Selbsterfahrungsgruppe
Aus den vorangegangenen Kapiteln waren Fehlentwicklungen
in der Balintarbeit schon herauszulesen, doch es erscheint wichtig, sie
gesondert zusammenzufassen. Wenn das eigentliche Anliegen verfehlt wird,
spricht man gelegentlich von „Balintoiden" [Loch 1979, 1995; Luban-Plozza
et al. 1998]. An l. Stelle ist die Gefahr zu erwähnen, dass
eine Balintgruppe, d.h. eine Fallbesprechungsgruppe unter besonderer Berücksichtigung
der Arzt-Patienten-Beziehung, zu einer analytischen oder tiefenpsychologisch
orientierten Selbsterfahrungsgruppe umfunktioniert wird. Das Arbeitsbündnis
mit dem Gruppenmitglied wäre verletzt und die Zielrichtung der
Gruppenarbeit grundsätzlich eine andere.
Es wurde darauf hingewiesen,
dass es in bestimmten klinikbezogenen Gruppen notwendig ist, die Grenze
zur Selbsterfahrungsgruppe zu verschieben. Wenn die Grundregeln verletzt
werden, so liegt das eindeutig am Gruppenleiter, der darauf zu achten hat,
dass die Regeln eingehalten werden [Egli 2005].
Supervisionsgruppe
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Gruppenarbeit
im Stil einer reinen psychotherapeutischen Supervision verläuft. Dass
die psychotherapatientenzentrierte Selbsterfahrung
und die Falldarstellung auch eine Supervision darstellt, wurde bereits
beschrieben. Es geht in der Balintgruppe nicht primär darum, psychotherapeutische
Behandlungen zur Debatte zu stellen, sondern Problemfälle aus der
Praxis vorzustellen, die vorwiegend, besonders bei der Ausrichtung auf
Hausärzte, somatische Fälle sind. Die Balintgruppe ist auch geeignet,
psychiatrische und psychotherapeutische Fälle zu diskutieren, aber
die ausschließliche Behandlung und Kontrolle [<83] neurotischer
Erkrankungen ist nicht die Aufgabe der Balintgruppe. Auch hier hat der
Gruppenleiter die Möglichkeit, entweder derartige Fallberichte auszuklammern
oder sie auf das für die Balintarbeit notwendige Maß zu reduzieren.
In der Supervisionsgruppe
ist jedes Mitglied verpflichtet, regelmäßig seine Fälle
vorzutragen, um die Therapiekontrolle zu haben. In der Balintgruppe steht
es jedem Gruppenteilnehmer frei, ob er einen Fall vortragen will oder nicht.
Entsprechend gibt es keine Reihenfolgen oder zwingend zu fordernde Folgeberichte.
Zu starke Aktivität des Gruppenleiters
Fehlentwicklungen sind auch dann zu beobachten,
wenn Gruppenleiter beim Agieren zu aktiv sind. Durch zu häufiges Eingreifen
kann sich die Gruppendynamik nicht entfalten. Psychotherapeutische Vorlesungen
gehören ebenfalls nicht in die Balintgruppen-Arbeit. Dieser Gefahr
unterliegen Gruppenleiter besonders dann, wenn sie bei guter psychoanalytischer
Aus- bzw. Weiterbildung keine Erfahrung mit der Gruppenarbeit haben. Sie
versuchen dann, ihre Unsicherheit durch ständiges Eingreifen und unnützes,
übertriebenes Deuten zu kompensieren. ..."
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Interaktionsbezogene
Fallarbeit - IFA-Gruppe
"Verhaltenstherapeutische Balintgruppen („interaktionelle
Fallarbeitsgruppen - IFA“) wurden ursprünglich als Analogon zur Balintgruppe
als Pflichtbaustein für die verhaltenstherapeutische Facharztweiterbildung
entwickelt. Ihr theoretischer und praktischer Rahmen geht jedoch über
den einer Balintgruppe hinaus und kann nicht nur die Lebens- und Lerngeschichte
des Therapeuten, sondern auch Systembedingungen mit einbeziehen. Es können
alle verhaltenstherapeutischen Methoden – auch diagnostische und therapeutische
Rollenspiele sowie Paradoxien und Humor – zur Anwendung kommen. Das Gewicht
liegt auf den zwischen Therapeut und Patient ablaufenden Interaktionen.
Im geschützten Rahmen der Gruppe entwickelt sich in freier Assoziation
der TeilnehmerInnen eine neue Interaktionsebene, in der der Therapeut aus
seiner bisherigen Perspektive herausfindet, seine „blinden Flecken“ sich
erhellen, seine Blockaden sich lösen und er zu einem kreativeren und
befriedigenderen Therapeutenverhalten fähig wird. Die TeilnehmerInnen
sollten bereit sein, eigene Fälle mitzubringen und sich in einen kreativen
Gruppenprozess einzubringen." [Quelle]
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Selbsterfahrung.
Balintgruppenarbeit ist natürlich auch Selbsterfahrung, aber
eine ganz besondere, auf die TherapeutIn- ProblempatientIn- Beziehung zugeschnittene.
___
Theorie
der Balintgruppe. Balints Ansatz macht die Arzt-Patient-Beziehung und
die Persönlichkeit des Arztes ("Droge Arzt") zum Mittelpunkt. Bei
diesem Ansatz geht es darum, herauszufinden, wie es um die Wirkung der
Persönlichkeit Arzt ("Droge Arzt") und die Arzt-Patient-Beziehung
bestellt ist. Als Instrument hierzu dient die sog. Balint-Gruppe, die nach
ganz bestimmten Regeln ablaufen soll, damit sie die Arzt-Patient-Beziehung
erhellen und die Wirkung der Persönlichkeit des Arztes deutlich machen
kann. Die Theorie der Balintgruppe besagt, dass sich durch die balintgemäße
Präsentation in der Gruppe die Arzt-Patient-Beziehung spiegelt und
wiederfindet. Die Aufgabe der BalintgruppenleiterIn besteht darin, diese
Spiegelung und Repräsentation der Arzt-Patient-Beziehung bestmöglich
zu fördern. Am Ende könnten Einsichten derart stehen: Aha,
das ist los zwischen uns, so wirke ich oder dies oder das bewirke ich (nicht).
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Urregel
der Balint-Gruppe.
Freier Einfallsvortrag (= mit allen aktivierten
Gefühlen, Ideen, Assoziationen; nicht sachlogisch eingeschränkt
und vernunft-gefiltert) über einen Fall ohne Verwendung von Aufzeichnungen
oder anderen Hilfsmitteln. Eine freie Gesprächsatmosphäre ist
hierfür nicht nur der beste Rahmen, sondern im Grunde sogar notwendige
Bedingung.
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Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
Balintgruppe site:www.sgipt.org. |
korrigiert: irs 11.11.06