Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=09.04.2012 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung TT.MM.JJ
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Bücher, Literatur und Links zu den verschiedensten Themen, hier die Buchpräsentation:

    Buch-Präsentationen in der IP-GIPT

    Vernehmung in Theorie und Praxis.
    Wahrheit – Irrtum – Lüge.

    präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen



    Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Ergebnisse * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *


    Bibliographie: Hermanutz, Max & Litzcke, Sven Max (2009, 2. A., Hrsg.). Vernehmung in Theorie und Praxis. Wahrheit – Irrtum – Lüge. Stuttgart: Boorberg. [Verlags-Info]   286 Seiten,  € 24,–, [ISBN 3-415-03708-8].



    Verlagsinfo: "Vernehmung in Theorie und Praxis. Wahrheit – Irrtum – Lüge von Professor Dr. Max Hermanutz, Dipl.-Psychologe, Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen, und Professor Dr. Sven Max Litzcke, Dipl.-Psychologe, Dipl.-Verwaltungswirt (FH), Fachhochschule Hannover
    2009, 2., überarbeitete Auflage,
        Nach Einführung der Grundbegriffe erörtern die Autoren Rechtsfragen im Zusammenhang mit Vernehmungen in Strafsachen. Die Bandbreite der weiteren Themen reicht von der Vernehmungspsychologie über die Aussageanalyse bis hin zur Darstellung von Vernehmungsstandards und neuen Vernehmungsmethoden. Ein weiteres Kapitel stellt ein konkretes handlungsorientiertes Vernehmungstraining vor. Behandelt werden außerdem Rechtsfragen bei Glaubhaftigkeitseinschätzungen einschließlich der Aussageanalyse und des Polygraphentests, sowie der Zusammenhang von Gedächtnisfunktionen und Irrtum bei Vernehmungen.
        Tipp! Günstiger Kombinationspreis: " \g



    Inhaltsverzeichnis

    Geleitwort    5
    Vorwort zur zweiten Auflage     7
    Hinweise zu den Autoren    8

    l              Vernehmung und Glaubhaftigkeit - Grundbegriffe
                   (Sven Max Litzcke und Max Hermanutz)  17
    1.1          Befragung und Vernehmung  18
    1.2          Zeuge und Beschuldigter  18
    1.3          Lüge, Wahrheit und Irrtum   19
     l.3. l        Definitionen   19
    1.3.2       Klassifikation statt Definition  19
    1.3.3       Konstruktivistische Perspektive   21
    1.3.4       Exkurs: Wahrheit nach Popper  21
    1.3.5       Folgen für die Klassifikation   23
    1.3.6       Irrtum   23
    1.4          Glaubwürdigkeit, Glaubhaftigkeit und Glaubhaftigkeitsmerkmale   24
    1.4.1       Entwicklung der Begriffe   24
    1.4.2       Glaubhaftigkeit  25
    1.4.3       Glaubhaftigkeitsmerkmale.  26
    1.5          Glaubhaftigkeitsgutachten  27
    1.5.1       Aussagenanalyse    27
    1.5.2       Konstanzanalyse   27
    1.5.3       Kompetenzanalyse, Aussagetüchtigkeit, Zeugentüchtigkeit   28
    1.5.4       Aussageentstehung, Aussageentwicklung   29
    1.5.5       Motivationsanalyse, Aussagemotivation.  30
    1.6          Warnsignale   30
    1.7          Basisraten - intraindividueller Vergleich   32

    2               Rechtsfragen bei Vernehmungen in Strafsachen
                     (Frank Adler)    33
    2.1            Einführung   34
    2.2            Vernehmungsbegriff   35
    2.2.1         Amtliche Eigenschaft des Vernehmenden.  36
    2.2.2         Erkennbarkeit der amtlichen Eigenschaft für die Aussageperson   38
    2.2.3         Auskunftsverlangen   38
    2.2.4         Zusammenfassung: Vernehmungsbegriff   39
    2.3            Verbotene Vernehmungsmethoden.   39
    2.3.1         Allgemeines   39
    2.3.2         Strafverfahrensrecht    39
    2.3.3         Materielles Strafrecht    41
    2.3.4         Vergleich materielles Strafrecht - Strafverfahrensrecht   41
    2.4            Vernehmungsablauf   43
    2.4.1         Ladung und Belehrung   43
    2.4.2         Ladung und Belehrung des Beschuldigten   44
    2.4.2.1      ... durch die Polizei   44
    2.4.2.2      ... durch die Staatsanwaltschaft   45
    2.4.2.3      ... durch das Gericht   45
    2.4.2.4      Verstoß gegen Belehrungspflichten   45
    2.4.3         Ladung und Belehrung des Zeugen   46
    2.4.3.1      ... durch die Polizei   46
    2.4.3.2      ... durch die Staatsanwaltschaft    46
    2.4.3.3      ... durch das Gericht    47
    2.4.3.4     Besonderheiten bei Zeugen mit Zeugnisverweigerungsrecht    47
    2.4.3.5     Verstoß gegen Belehrungsvorschriften   48
    2.4.4        Zusammenfassung: Ladung und Belehrung   49
    2.4.5        Vernehmung zur Person   49
    2.4.6        Vernehmung zur Sache     49
    2.4.6.1     Bericht    50
    2.4.6.2     Verhör   50
    2.4.6.3     Suggestivfragen  51
    2.4.6.4     Fragen an den Zeugen nach entehrenden Tatsachen und Vorstrafen   51
    2.4.7        Beendigung der Vernehmung   51
    2.5           Dokumentation von Vernehmungen  52
    2.6           Beteiligungsrechte   53
    2.6.1        Seite des Vernehmenden   53
    2.6.2        Seite der Aussageperson   54

    3             Rechtsfragen bei Glaubhaftigkeitseinschätzungen -Aussageanalyse und Polygraphentest
                   (Frank Adler)   55
    3.1          Einführung   56
    3.2          Richterliche Beweiswürdigung   56
    3.2.1       Überprüfung der richterlichen Beweiswürdigung   57
    3.2.2       Konsequenzen für die Aussagebeurteilung    58
    3.3          Methoden der Aussagebeurteilung im gerichtlichen Verfahren   58
    3.3.1       Aussageanalyse   59
    3.3.2       Polygraph.   60
    3.3.3       Weitere „technische" Verfahren.   62
    3.3.4       Zusammenfassung: Aussagebeurteilung vor Gericht   63
    3.4          Beurteilung einer Aussage im Ermittlungsverfahren   63
    3.4.1       Notwendigkeit einer Aussagebeurteilung im Ermittlungsverfahren    63
    3.4.2       Welche Verfahren dürfen im Ermittlungsverfahren angewandt werden?    65
    1.4.2.l     Aussageanalyse   65
    3.4.2.2    Polygraph     65
    3.4.3       Zusammenfassung: Glaubhaftigkeitsbeurteilung im Ermittlungsverfahren.   68

    4             Polizeiliche Vernehmungen - Bestandsaufnahme
                   (Max Hermanutz und Sven Max Litzcke)    69
    4. l          Ausgangssituation    70
    4.1.1       Defizite    70
    4.1.2       Praktische Folgen     71
    1.l.3        Vernehmungsziele   73
    4.1.4       Vernehmungsalltag     74
    4.2          Alternativen    76
    4.3          Eigene Untersuchung     77
    4.3.1       Seminar ohne Training    77
    4.3.2       Methoden     78
    4.3.3       Analyse der Vernehmungsvideos   78
    4.3.4       Analyse der Vernehmerfragen    81
    4.3.5       Analyse der Antworten    82
    4.3.6       Glaubhaftigkeitseinschätzung     82
    4.4          Diskussion.    83

    5              Gedächtnis, Irrtum und Vernehmung
                    (Ute J. Bayen)     86
    5.1           Das trügerische Gedächtnis    87
    5.2           Was führt zu Irrtümern in Augenzeugenaussagen?   87
    5.2.1        Grenzen der Wahrnehmung     87
    5.2.2        Nicht alles gelangt ins Langzeitgedächtnis    88
    5.2.3        Gedächtnisinhalte sind nicht so klar und detailliert wie Wahrnehmungen    88
    5.2.4        Gedächtnisinhalte können sich mit der Zeit ändern    89
    5.2.5        Der Abruf von Informationen aus dem Gedächtnis ist nicht perfekt    89
    5.2.6        Das Gedächtnis ist eine Interpretation und Rekonstruktion der Wirklichkeit    89
    5.2.7        Quellenverwechslung     90
    5.2.8        Zwischenfazit    90
    5.3           Der Einfluss falscher Nachinformation  90
    5.3.1        Einflussfaktoren auf den Falschinformationseffekt    92
    5.3.2        Interindividuelle Unterschiede    92
    5.3.3        Ausmaß möglicher Falschinformation    92
    5.3.4        Vertrauen in die Falschinformation     93
    5.3.5        Erklärungsansätze    93
    5.3.6        Empfehlungen für die Vernehmungspraxis    94
    5.4           Personenidentifizierung   96
    5.4.1        Die Auswahl von Vergleichspersonen für die Gegenüberstellung   97
    5.4.2        Simultane versus sequentielle Gegenüberstellung    97
    5.4.3        Antworttendenzen bei der Identifizierung   98
    5.4.4        Beeinflussbarkeit von Zeugenaussagen   98
    5.4.5        Empfehlungen für die Praxis   99

    6              Diagnostische Grundlagen für die polizeiliche Urteilsbildung
                    (Max Hermanutz, Tun Hahn und Sarah-Maria Werner)    100
    6.1           Einleitung    101
    6.2           Entscheiden unter Unsicherheit    101
    6.3           Merkmalssysteme zur Glaubhaftigkeitseinschätzung   103
    6.4           Prozess der Urteilsbildung     104
    6.4. l        Statistische Urteilsbildung     104
    6.4.2        Klinische Urteilsbildung     105
    6.4.3        Normstichprobe und Einzelfall    105
    6.4.4        Glaubhaftigkeitsdiagnostik    106
    6.4.5        Hypothesenprüfung    107
    6.5           Entscheidungsfehler    110
    6.6           Aufgaben für weitere Forschung    113

    7              Vernehmungsmethoden
                    (Max Hermanutz und Sven Max Litzcke)    116
    7.1           Der Montessori-Prozess    117
    7.2           Historischer Abriss    118
    7.3           Taktik   119
    7.4           Reid-Methode   120
    7.5           Neuere Entwicklungen   121
    7.5.1        GEMAC-Modell    122
    7.5.2        PEACE-Modell   122
    7.5.3        RPM-Technik    123
    7.6           Glaubhaftigkeit in Vernehmungen    124
    7.7           Narratives Interview    125
    7.8           Fragengenerierung Verhör   127
    7.8.1        Spezifizierung des Tatbestandes     127
    7.8.2        Feststellung von Tatbestandsmerkmalen im Lebenssachverhalt    130
    7.9           Kognitives Interview     130
    7.9.1        Beschreibung    130
    7.9.2        Zeitlicher Ablauf.   132
    7.9.3        Erinnerungshilfen      133
    7.9.3.1     Wahrnehmungskontext    133
    7.9.3.2     Alles berichten   134
    7.9.3.3     "Wechsel der Erzählreihenfolge   134
    7.9.3.4     Perspektivenwechsel    135
    7.9.4        Anwendung    136
    7.9.5        Bewertung   136
    7.9.6        Diskussion   137

    8              Tatklärung über Fallanalyse und Vernehmungsstrategie -ein Fallbeispiel
                    (Klaus Wiest)   139
    8.1           Grundprinzipien der Operativen Fallanalyse  140
    8.2           Fallbeispiel    141
    8.3           Tathergangsanalyse   142
    8.4           Motivlage   144
    8.5           Täterprofil    145
    8.6           Ermittlungsempfehlungen    146
    8.7           Vernehmungsempfehlungen   147
    8.8           Fazit    152

    9              Aussagenanalyse
                    (Peter Steck)   153
    9.1           Problemgeschichtlicher Hintergrund und theoretische Voraussetzungen    154
    9.2           Das Verfahren der kriteriumsorientierten Aussageanalyse (CECA)   157
    9.3           Wissenschaftliche Grundlagen der CBCA   160
    9.3.1        Gedächtnispsychologische Grundlagen   160
    9.3.2        Die Validierung der CBCA.   161
    9.3.3        Reliabilität und Objektivität der CBCA    163
    9.4           Die Anwendung der CBCA in der polizeilichen Vernehmung    164
    9.5           Ansätze zu einer Modifikation und Erweiterung der kriterienbasierten Aussageanalyse   165

    10            Warnsignale
                    (Sven Max Litzcke und Max Hermanutz)   168
    10.1         Einleitung   169
    10.2         Warnsignale    170
    10.3         Basisrate (Baseline)     174
    10.4         Misserfolge im Lügenerkennen   175
    10.5         Erfolge im Lügenerkennen    177
    10.6         Moderatorvariablen     178
    10.7         Vernehmungsrelevanz der Studien    181
    10.8         Der Einfluss von Emotionen    182
     

    11          Kinder als Zeugen - Bildkärtchen-Methode
                  (Claudia M. Roebers)   184
    11.1        Einleitung   185
    11.2        Entwicklungspsychologischer Hintergrund    185
    11.3        Befragungspraxis bei Kindern   188
    11.4        Die Bildkärtchen-Methode  189
    11.4.1     Theoretischer Hintergrund    l 89
    11.4.2     Durchführung   191
    11.4.3     Wirksamkeit - empirische Befunde   193
    11.4.4     Zusammenfassende Bewertung    198

    12           Glaubhaftigkeitsattribution - Wahrheits- und Lügenstereotype
                   (Sven Max Litzcke und Astrid Klossek)   199
    12.1        Einleitung   200
    12.2        Theorie     200
    12.3        Methodik    204
    12.4        Ergebnisse    206
    12.5        Diskussion    210

    13            Vernehmungstraining
                    (Max Hermanutz und Sven Max Litzcke)    213
    13.1         Der Bedarf.    214
    13.2         Das Problem.    214
    13.3         Eine Lösung     215
    13-3.1      Hintergrund     215
    13.3.2      Trainingsansatz.    217
    13.4         Vernehmungsmethodik    218
    13.4.1      Simulation l - Eingangstest   218
    13.4.2      Simulation 2 - Kognitives Interview, freier Bericht und Verhör   220
    13.5         Glaubhaftigkeit   223
    13.5.1      Simulation 3 -Alibi prüfen/wahre Aussagen     223
    13.5.2      Simulation 4 - Alibi prüfen/Falschaussage    224
    13.5.3      Simulation 5 - Farbschmiererei    225
    13.5.4      Neue Szenarien und Trainingsevaluation    227
    13.6         Diskussion    228

    14            Soziale Wahrnehmung bei polizeilichen Vernehmungen - sozialpsychologische und soziologische Perspektive
                    (Ruth Linssen)    230
    14.1         Einleitung    231
    14.2         Wirklichkeit und Interpretation von Wirklichkeit    232
    14.3         Anwendungsbeispiel     233
    14.4         Stereotype und Frames in Vernehmungen    236
    14.5         Welche Frames sind in Vernehmungen vorhanden?  237
    14.6         Entlastende Wirkung von Frames   239
    14.7         Rahmenbedingungen von Vernehmungen   240
    14.8         Selektive Wahrnehmung in Vernehmungen    241
    14.9         Widersprüchliche Wahrnehmungen     244
    14.10       Wahrnehmung und Urteilsbildung: Ein Literaturbeispiel   246
    14.11       Handlungen und deren Ursachen   247
    14.12       Ergänzung fehlender Informationen    249
    14.13       Beobachterrolle und Wahrnehmungsverzerrungen   250
    14.14       Abweichung als Frage des Standpunktes   252
    14.15       Wann werden Frames genutzt?   253
    14.16       Seiteneffekte und soziale Folgen von Vernehmungen   254
    14.17       Vernehmungen und das soziale Umfeld    255
    14.18       Fazit    257

    15            Literatur   258
    16            Stichwortverzeichnis   284
     



    Leseprobe:

    "Geleitwort

    Die rasante Entwicklung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse führte in den letzten Jahren zu einer bedeutenden Verbesserung des Sachbeweises im Strafverfahren. Objektive Spuren, insbesondere im Bereich der DNA, werden für die Tataufklärung und Beweisführung immer wichtiger. Der Sachbeweis hat ohne Zweifel Konjunktur.
        Doch auch diese Spuren müssen in das Gesamtbild der Ermittlungen eingefügt werden, denn sie alleine können den Personalbeweis nicht ersetzen. Hierfür ist und wird auch in Zukunft die Vernehmung ein unverzichtbares Mittel bleiben. Die Vernehmung - so der Altmeister der Kriminalistik, Hans Groß (FN1), in seinem 1898 erstmals veröffentlichten Handbuch für Untersuchungsrichter - hat den Zweck, »den erkennenden Richter nach Möglichkeit über den Hergang der Tat so zu unterrichten, als ob er sie mit eigenen Sinnen und sachverständigem Wissen und Können wahrgenommen hätte«. Wahrlich hohe Ansprüche gestern, heute und morgen. Vernehmungsgeschick gehört in allen polizeilichen Aufgabenfeldern zum alltäglichen Handwerkszeug jeder Beamtin und jedes Beamten, sei es im Streifendienst, im Posten- und Bezirksdienst, bei der Kriminalpolizei oder bei der Verkehrspolizei. Damit ist auch schon die volle Breite skizziert, in der die Polizeibeamtinnen und -beamten unter ganz unterschiedlichen fachspezifischen Anforderungen Vernehmungen durchführen. Für alle Bereiche gilt jedoch gleichermaßen, dass durch ein professionelles Vorgehen, durch der Situation angemessen richtige Vernehmungstaktik und -technik entscheidende Beiträge für ein beweiskräftiges Verfahren erbracht werden.
        Die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten treffen bei ihren Vernehmungen auf höchst unterschiedliche Anforderungen. Beschuldigte und Opfer, Kinder und alte Menschen, gerissene Täter im weißen Kragen und einfach strukturierte Delinquenten, skrupellose Intensivtäter und bereuende Gelegenheitstäter, »polizeierfahrene« Schwerkriminelle und respektvolle Ersttäter, gesellschaftlich hochgestellte Persönlichkeiten und Menschen aus sozialen Randgruppen, Manager und Sozialhilfeempfänger, mitteilungsbedürftige, eloquente, geltungsbedürftige Zeitgenossen und introvertierte, gehemmte, sprachlich ausdrucksschwache Menschen. Sie alle erfordern unterschiedliche Vorgehensweisen, ein hohes Maß an Flexibilität und vielfältige Fertigkeiten bei der Durchführung von Vernehmungen. Neben der ungemein wichtigen Erfahrung im Polizeiberuf sind kriminalistische, juristische, psychologische und soziologische Kenntnisse eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg polizeilicher Befragungen. [>6]
        Nur durch einen hohen Professionalisierungsgrad kann das wesentliche Ziel der Vernehmung erreicht werden: die "Wahrheitsfindung. Das Ergebnis und letztlich auch der Wahrheitsgehalt einer Aussage werden wesentlich durch die Komplexität von Interaktionsprozessen und der Informationsverarbeitung aller Beteiligten geprägt. Die professionelle Durchführung einer Vernehmung impliziert daher zwangsläufig einen hohen kriminalistischen Sachverstand, Erfahrung und Gespür sowie Rechtssicherheit im betroffenen Themenfeld. Durch eine gründliche Vorbereitung setzt der Vernehmungsbeamte und die Vernehmungsbeamtin den entscheidenden Grundstein für den Erfolg der Vernehmung. Vielfach sind Vernehmungen jedoch im Polizeialltag ad hoc durchzuführen. Die Kolleginnen und Kollegen haben sich in einer spontanen Situation auf die unterschiedlichsten Bedingungen einzustellen. Dies gelingt nur, wenn die Grundlagen dafür vorhanden sind. In diesem Buch finden sich wissenschaftliche Gesichtspunkte, die es dem Praktiker ermöglichen, seine Erkenntnisse und Erfahrungen zu reflektieren und damit eine weitere Verbesserung seiner Vernehmungskompetenz zu erreichen. Und diese hohe Kompetenz ist, um noch mal Hans Groß zu zitieren, unerlässlich: »Wie zu vernehmen ist, steht im Gesetz genau zu lesen ... der Gesetzgeber kann nur mit wenigen Worten die Form regeln; den Inhalt zu finden, muss dem Wissen und Können des Einzelnen überlassen bleiben. Es braucht aber viel davon, wenn es gut gemacht werden soll«.
        Im geistigen Ringen um bloße Aussage oder Wahrheit ist diese Kompetenz der Schlüssel zum Erfolg. Jeder Praktiker kennt zur Genüge solche Erfolgserlebnisse, in denen mit Ausdauer, Beharrlichkeit, Geschick und situationsgerechter Vernehmungsmethode die Wahrheit ans Licht befördert und im Falle der Tätervernehmung den Ermittlungen mit einem Geständnis die Krone aufgesetzt werden konnte.
        Ich wünsche den Leserinnen und Lesern in ihrer polizeilichen Tätigkeit weiterhin viel Erfolg und bin mir sicher, dass dieses Fachbuch mit dazu beiträgt, die dazu notwendige Kompetenz zu verbessern.

    Stuttgart, im März 2009                                                                                                            Dieter Schneider
                                                                                                                                                    Inspekteur der Polizei Baden-Württemberg"
     

    FN1: Hans Groß (1922). Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik, 7. Auflage, I. Teil, S. 73 ff.
     



    Ergebnisse.

    Aus der Vielzahl der Ergebnisse habe ich zwei ausgewählt:

    Empfehlungen zur Personenidentifizierung (S. 99):

    "5.4.5   Empfehlungen für die Praxis
    Aus den oben genannten Faktoren, welche das Ergebnis von Live-Gegenüberstellungen oder auch der Vorlage von Lichtbildern beeinflussen können, lassen sich zusammenfassend folgende Empfehlungen für die Vernehmungspraxis ableiten.
    Bei der Auswahl unverdächtiger Vergleichspersonen ist eine hohe Ähnlichkeit dieser Personen zur Täterbeschreibung anzustreben, und es sollte, wenn möglich, der Doob-Kirshenbaum Test durchgeführt werden, um festzustellen, dass die Unverdächtigen der Täterbeschreibung im selben Maße entsprechen wie der Verdächtige.
    Die Live-Gegenüberstellung oder Vorlage von Lichtbildern sollte sequentiell erfolgen, wobei der Tatverdächtige und unverdächtige Vergleichspersonen in zufälliger Reihenfolge hintereinander gezeigt werden. Bei der Gegenüberstellung sollten keine Ermittlungsbeamten anwesend sein, welche die Identität des Tatverdächtigen kennen, damit sie nicht subtil beeinflussen können.
    Es sollte ihnen ferner ausdrücklich gesagt werden, dass sich der Täter möglicherweise nicht unter den gezeigten Personen befindet und dass der Zeuge es sagen sollte, wenn er sich nicht sicher ist, ob sich der Täter unter den gezeigten Personen befindet.
    Für ausführlichere Empfehlungen zur Durchführung von Live-Gegenüberstellungen und Lichtbildvorlagen siehe Wells et al. (1998)."

    Fazit der sozialen Wahrnehmung bei polizeilichen Vernehmungen (S. 257):

    "14.18    Fazit
    Es konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse von polizeilichen Vernehmungen nicht nur von Kommunikationsprozessen und aussageanalytischen Kategorien beeinflusst werden, sondern auch kollektive Deutungsmuster, so genannte Frames, und individuelle Attributionen von Vernehmungen eine relevante Rolle spielen. Sie führen zu Deutungen und Zuordnungen, die die weitere Vernehmung, ebenso wie Folgeermittlungen, in eine bestimmte Richtung tendieren lassen. Entscheidungen basieren dann nicht auf sachlichen Informationen, sondern auf subjektiven Ergänzungen der vorhandenen Sachinformation. Es wurde gezeigt, dass diese Ergänzungen und Zuschreibungen nicht nur fehlerhaft sein können, sondern auch je nach Wissens- und Erfahrungsstand des Vernehmungsbeamten variieren können.
    Ferner sind indirekte Folgen von Vernehmungen für die Vernommenen zu beachten, wie etwa Stigmatisierungsprozesse im sozialen Umfeld der Aussageperson. Die Bewusstmachung der dargestellten Vorgänge kann zu Verbesserungen auf der konkreten Handlungsebene von Vernehmungen beitragen, indem sie Ansätze zum kritischen Nachdenken über Vernehmungsergebnisse oder gewählte Ermittlungsansätze liefert."



    Bewertung: Zur Bewertung übernehme ich den Umschlagklappentext: "Das Buch kombiniert juristisches und psychologisches Wissen mit konkreten kriminalistischen Anwendungen. Der Schwerpunkt liegt auf der Vernehmungsdurchführung. Die vierzehn Kapitel konzentrieren sich auf wissenschaftlich fundierte und zugleich praxisrelevante Inhalte. Die Bandbreite der Themen reicht von den Grundbegriffen über die Vernehmungspsychologie und die Aussageanalyse bis hin zur Darstellung von Vernehmungsstandards und neuen Vernehmungsmethoden. Behandelt werden außerdem Rechtsfragen bei Glaubhaftigkeitseinschätzungen einschließlich der Aussageanalyse und des Polygraphentests. Die Autoren erörtern die diagnostischen Grundlagen für die polizeiliche Urteilsbildung und geben ein Fallbeispiel zur Tatklärung über Fallanalyse und Vernehmungsstrategie."
        Also: Ein ausgezeichnetes Buch, das bei geeigneter Vermittlung im Rechtsbereich, vor allem bei Polizei, Staatsanwaltschaften aber auch RichterInnen (besonders ErmittlungsrichterInnen) das Vernehmungsniveau und die Verwertbarkeit von Vernehmungen gewaltig anheben dürfte. Erst recht, wenn man den Trainingsleitfaden "Polizeiliche Vernehmung und Glaubhaftigkeit" aus dem gleichen Verlag einbezieht.



    Links (Auswahl: beachte)
    • Feltes, Thomas. Oktober 2009: https://www.polizei-newsletter.de/books/2009_Vernehmung_TF.pdf
    • Polizeiliche Vernehmung und Glaubhaftigkeit.


    Literatur (Auswahl)

    • Informationen über Bücher, Bibliotheken, bibliographische Quellen.




    Anmerkungen und Endnoten
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    Bewertung. Bewertungen sind immer subjektiv, daher sind wir in unseren Buchpräsentationen bemüht, möglichst viel durch die AutorInnen selbst sagen zu lassen. Die Kombination Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassungen sollte jede kundige oder auch interessierte LeserIn in die Lage versetzen selbst festzustellen, ob sie dieses oder jenes genauer wissen will.  Die BuchpräsentatorIn steht gewöhnlich in keiner Geschäftsbeziehung zu Verlag oder den AutorInnen; falls doch wird dies ausdrücklich vermerkt. Die IP-GIPT ist nicht kommerziell ausgerichtet, verlangt und erhält für Buchpräsentationen auch kein Honorar. Meist dürften aber die BuchpräsentatorInnen ein kostenfreies sog. Rezensionsexemplar erhalten. Die IP-GIPT gewinnt durch gute Buchpräsentationen an inhaltlicher Bedeutung und Aufmerksamkeit und für die PräsentatorInnen sind solche Präsentationen auch eine Art Fortbildung - so gesehen haben natürlich alle etwas davon, am meisten, wie wir hoffen Interessenten- und LeserInnen.  Beispiele für Bewertungen: [1,2,3,]
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    Anm. Vorgesehene. Wir präsentieren auch Bücher aus eigenem Bestand, weil wir sie selbst erworben haben oder Verlage sie aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) zur Verfügung stellen wollen oder können.
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    Querverweise
    Standort Vernehmung in Theorie und Praxis. Wahrheit – Irrtum – Lüge.
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    Polizeiliche Vernehmung u. Glaubhaftigkeit_Ein Trainingsleitfaden.
    Überblick Forensische Psychologie, Kriminologie und Recht in der IP-GIPT.
    Buch-Präsentationen, Literaturhinweise und Literaturlisten in der IP-GIPT. Überblick und Dokumentation.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    Buchpräsentation site: www.sgipt.org. 
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    Information für Dienstleistungs-Interessierte.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Buchpräsentation Vernehmung in Theorie und Praxis. Wahrheit – Irrtum – Lüge. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/Boorberg/HL_VTP.htm
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    korrigiert: irs 08.04.12



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    tt.mm.jj