Differentielle Psychologie, Psychodiagnostik, Psychopathologie und Psychotherapie der Persönlichkeiten aus der Reihe Hochstapelei - Psychologie und Psychopathologie der HochstaplerIn
Nacherstelltes Inhaltsverzeichnis Erich
Wullfen
Die Psychologie des Hochstaplers
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Nach den Seitenleisten bzw. in [Klammern] von mir eingefügt.
I. [Einleitung]
Instinkte und Triebe 5
Verstellungsinstinkt beim Kinde 7/8
Lügen der Kinder 10/11
Märchen und Phantasie 12/13
Anfänge der Hochstapelei 14/15
Hochstaplerische Seelenquellen 16/17
Die Lust am Schwindeln 18/19-20/21
Sehnsucht und Protest des Hochstaplers 20/21
Hochstaplerische Schriftstellerei und Redekunst 22/23
Die Welt des Scheins 24/25
Der Hochstapler ein Schauspieler 25/26
II. [Hochstaplerische Typen 26/27 ff]
Der falsche Beamte 28/29
Der Hauptmann von Köpenick 30/31
Der falsche Bürgermeister Alexander 33
Eine Kulturkömödie 35
Falsche Mediziner 37
Internationale Hochstapler 39
Komödiantentypus 41
Ordensschwindler 43
Georges Manolesku 45
Fürst Lahowary 47
Der pathologische Schwindler 49
Der Reiz zum Aufstieg 51
Religiöse Betrüger 53
Adrian Gorder (falscher Pfarrer in Holland und Deutschland
aktiv ~1872-1900) 52
de Rocquancourt (falscher Prälat) 53
Historische berühmte Hochstapler 51
Cagliostro 54
Napoleon Bonaparte 57
III. Die Hochstaplerin 58
Die Heiratsschwindlerin 61
Martha Kupfer 61
Therese Humbert 65
Adele Spitzeder 65
Henriette Pauline Wilke 65
= Die Goldprinzessin 67
Die Virtuosin (Juwelenbetrug) 69
Die erotische Hochstaplerin 70
Die psychopathische (hysterische) Hochstaplerin 73
Cölestine Wurm (Himmelsbriefe) 74
Das Blumemedium Anna Rothe (um 1900 Berlin) 76
IV. Das Hochstaplerische in der Kunst
[Dichterisches Vermögen und hochstaplerische Veranlagung 78]
[Überläufer vom Impressionismus zum Expressionismus: echt?
79]
[Das Verbrechen der literarischen Fälschungen] 80
Lena Christ 80
Pietro Aretino (Fürst der Diebe) 80
Macpherson (Ossian) 80
Chattertons Arbeiten "mittelalterlicher Mönche" 80
Shakespeare 80
Georg Friedrich Händel ("musikalischer Kleptomane") 80
[Wissenschaft und Technik 80]
Caesare Lombroso 81
Friedrich Hebbel 81
Gottfried Keller 81
Odysseus ein Nationalheros 83
[List und Täuschung in der deutschen Dichtung 84]
Betrüger im Volksmärchen 85
Münchhausen 85
Daudets "Wunderbare Abeneteuer des Herrn Tartarin aus Tarascon" 85
Henrik Ibsens Peer Gynt 87
Shakespeares Richard III. 87
[Verkleidungstrieb, Rollenidentifikation 88] .
Goethe, Wagner, Schiller 88
Die Welt des Scheins (Schlußabsatz
89-90)
"So finden wir im nüchternen Leben wie in der Dichtung ein Reich des schönen Scheins, in das wir Menschen, in das ganze Völker sich flüchten. Dem Menschen ist gegeben, nicht nur zu sein, auch zu scheinen. Er trägt eine ewige Sehnsucht in sich, zu scheinen, anders und mehr zu scheinen, als er in seiner Armseligkeit zu sein vermag. Deshalb regiert auch der Schein als in gewissem Sinne unabänderliches Gesetz das Leben und die Welt. Seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden in Geschichte und Welt immer Masken, immer Gestalten, die vorgegeben werden. Fürsten und Priester, der Staatsmann, Soldat und Beamter, der Arzt [>90] und Gelehrte, der Kaufmann und Künstler, alle geben sie etwas vor, was sie in Wirklichkeit nicht sind. Wer dürfte die Hand aufs Herz legen und beteuern, er sei immer ganz echt? Viele geben sich Mühe - es ist wahr - , der Verkleidung, die Zwang, Gelegenheit, Zufall, innerer Drang sie wählen ließ, gerecht zu werden. Aber keiner kann mit der Maske einen anderen Menschen anlegen. Jeder verfolgt in der täuschenden Hülle, oft unbewußt, seine eigenen kleinlichen Zwecke. Dann gibt es andere, kaleidoskopische Seelen, Vexiergemüter, Proteusgestalten, Chamäleonnaturen, durch ihre Veranlagung klafft ein Riß. Mit der glänzendsten Darstellungsgabe verbindet sich die Unfähigkeit, auf dem Mummenschanze des Daseins sich dauernd zu behaupten. Sie reden dazwischen, verraten sich selbst, sie gestehen ein, was andere, Minderbegabte, vermeiden. da reißt ihnen der Marschall die Maske vom Gesicht - und zwischen diesen allen steht der Hochstapler mit seiner schillernden Begabung, der aus seinem Wörterbuche so gern das Wort 'unmöglich' gestrichen hätte. Sucht zu glänzen, werfen wir ihm vor, zu blenden, im Golde zu wühlen, im Lichtermeere von Juwelen zu wandeln, durch äußeren Schein zu täuschen, ohne innere Berechtigung hohe Personen und hohe Aufgaben vorzugeben. Ist er damit nicht ein Kind der Zeit? der Welt? der Geschichte? 'So wie ich bin, seid ihr alle!' ruft er uns zurück. 'Die Goldleidenschaft will euch die Sinne verwirren, wahrt eure Seelen und eure Vernunft! Der Hochstapler, der Schelm, hat seine Mission, der Hochstapler, der Schelm, hält euch den Spiegel vor!'" |