SGIPT - Gesellschaft für Allgemeine und Integrative Psychotherapie - Deutschland
    Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT DAS=20.01.2002

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    Willkommen in der Abteilung Weiterentwicklung der Psychotherapie (WEPT) hier zum Thema Materialien:

    Kriterien zur Kombination psychotherapeutischer Anwendungen und das Problem der Passung beim Import von  Anwendungselementen

    von Rudolf Sponsel (KEPP, DA-WEPT), Erlangen

     Arbeitsvorlage KEPP 5.3.1999   Überblick WEPT
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    Motto: Sigmund  Freud  am 12.12.1904 in Wien: "Es gibt viele Arten und Wege der Psychotherapie. Alle sind gut, die zum Ziel der Heilung führen."

    Um die Frage beantworten zu können, ist zu klären, was unter einer psychotherapeutischen   Anwendung [EN1] verstanden werden kann und soll.

    Eine Psychotherapeutische Anwendung besteht in der Regel aus:
     
    1. Krankheits- oder Störungstheorie [EN2] 
    2. Handlungs-Repertoire an Verfahren, Methoden, Techniken [EN3] 
    3. Dokumentations-System
    4. Evaluations-System (Mikro- und Makrotherapeutisch)
    5. Setting (Einzel, Paar, Gruppe, Familie, Team, Klasse, Sozialsystem)
    6. Feld (z. B. stationär, ambulant, streetwork oder Vor-Ort [Hausbesuch])
    7. Sitzungseinheit (Intensivblock, z. B. Wochenende, mehrere Stunden, 50 oder 25 Minuten) 
    8. Turnus / Frequenz (Häufigkeit pro Zeiteinheit)
    9. Finanzierung
    10. Sonstiges (Rest- und Auffangkategorie)
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    Es hat sich gezeigt, daß beinahe beliebige Kombinationen mehr oder minder integriert möglich sind. Die Entwicklung der Psychotherapieschulen, Verfahren und Methoden zeigt sehr eindrucksvoll, daß es historisch und real, faktisch und praktisch keine besonderen Kombinationsprobleme gibt, wenn man nicht bestimmte dogmatische Grundsatzentscheidungen vorgibt oder nicht empirische Befunde klar gegen Kombinierbarkeit sprechen. Der Widerstand gegen die Kombination von Methoden ist in den wenigsten Fällen wissenschaftlich begründet als vielmehr interessenpolitisch motiviert. Das kann man in Deutschland sehr schön an den Psychotherapierichtlinien sehen, die die Kombination tiefenpsychologisch- psychoanalytischer Verfahren mit verhaltenstherapeutischen bürokratisch untersagen, obwohl ja schon Freud die verhaltenstherapeutische Konfrontationsmethode kannte, anwandte und z. B. Ferenczi anläßlich einer Supervision für Phobiker vor bald 90 Jahren empfahl.

    Bevor wir die zwei Kombinierbarkeits- bzw. eo ipso Nicht-Kombinierbarkeitskriterien formulieren, sollen einige bekannte Kombinationsprobleme beispielhaft genannt werden:

    Bekannte (unvollständige) Beispiele aus der Diskussion von Kombinierbarkeits-Problemen
     
    1. Direktives versus nondirektives Selbstverständnis
    2. Arbeit mit "dem" Unbewußten versus Verzicht auf die bewußte Arbeit mit "dem" Unbewußten
    3. Bedeutung unbewußter "Pläne" ("Skripten") versus Verzicht auf solche Konzepte
    4. Arbeit mit Schwerpunkt Beziehung zur PatientIn versus Beziehung als "bloße" Rahmenbasis
    5. Störungsspezifisches Vorgehen versus relativ störungsunabhängiges Vorgehen
    6. Spezifizierter, "ausgefeilter" Methoden-Katalog versus globale "Haupt"-Methoden
    7. Symptom als "direkter" Repräsentant der Störung versus Symptom als indirekter Repräsentant der Störung (verändert muß das hinter  dem Symptom liegende Problem werden)
    8. Symptomzentrierte Arbeit versus Arbeit an den die Symptome erzeugenden Konstellationen
    9. Definitionsmacht der Therapieziele: die PatientIn bestimmt ausschließlich die Therapieziele, die PsychotherapeutIn trifft die Entscheidung, was wichtig und relevant ist, es wird ausgehandelt zwischen PatientIn und PsychotherapeutIn.
    10. Informationsdichte der Anwendungen: PatientIn soll genau wissen, was, wozu, wie geschieht oder nicht bzw. mehr oder minder oder in Abhängigkeit von den Bedingungen.
    11. Dynamische und verhaltenstherapeutische Konzeption der Gruppenarbeit: die Gruppe als Instrument und Medium oder demonstrative Einzelfallarbeit für das Forum Gruppe
    12. Bedeutung der Beziehungen in der Primärgruppe der Ursprungs-Familie

    These 1: Theorie Kriterium
     
    Anwendungen sind nur dann theoretisch nicht kombinierbar, wenn zwischen den Anwendungstheorien logische Widersprüche in den Grundannahmen bestehen. Da viele Psychotherapieschulen mehr oder minder starke ideologisch anmutende Glaubenssysteme beinhalten, besteht das theoretische Haupthindernis in eben den unterschiedlichen ideologisch- anmutenden Glaubenssystemen.
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    These 2: Praxis Kriterium
     
    Anwendungen sind nur dann praktisch- empirisch nicht kombinierbar, wenn zwischen den praktisch- empirischen Anwendungen praktisch- empirische Unverträglichkeiten, Behinderungen, Neutralisierungen oder schädliche Effekte entstehen. 
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    These 3: Passung und Integrations-Kriterium
     
    In viele Psychotherapieschul- Anwendungen lassen sich meist ohne besondere Passungs- Probleme Elemente aus dem praktischen Handlungs- Repertoire anderer Psychotherapieschul- Anwendungen integrieren (die PsychotherapeutIn selbst wirkt in den meisten Fällen als Passungs-Transformator und -Filter). Dies erweist die Geschichte der Methoden- und Kombinationsvielfalt und die psychotherapeutische Alltagspraxis. 
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    Überblick: Weiterentwicklung der Psychotherapie (WEPT)

    End/ Fußnoten und Anmerkungen
    EN1 Genauer wäre Anwendungssystem.
    EN2  und einer impliziten Anthropologie, Ökologie, Soziologie, einer Lehre vom Menschen, Umwelt und Gesellschaft.
    EN3  Den Sachverhalt, der potentiell heilt, nennen wir Heilmittel (Heilwirkfaktor); den Weg, ihn herzustellen oder herbeizuführen, Methode und die spezifische Art und Weise, wie die Herstellung erfolgt, heißt Technik. Verschiedene Methoden werden zum Begriff Verfahren zusammengefaßt. Autogenes Training ist also z. B. eine Methode, das Heilmittel (Heilwirkfaktor) Entspannung herbeizuführen. Die spezifische Anwendung und Verpackung: allein oder in der Gruppe, fraktioniert oder in einem Block, im Liegen oder in der Droschkenkutscherhaltung, ist eine Frage der Technik. Die verschiedenen Entspannungsmethoden bilden zusammen die Klasse der Entspannungsverfahren, z. B. Autogenes Training; Progressive Muskelrelaxation; Funktionelle Entspannung; Hypnose; Meditation; Naturmethoden wie Sport, Spiel, Kunst und Kultur; Schlaf, Faulenzen und Erholung. Bekannte und bewährte Heilmittel (Heilwirkfaktoren) können natürlich keiner Therapieschule gehören, mögen sie auch von ihr erfunden oder entdeckt worden sein, sondern sie gehören der allgemeinen Heilkunde und sind für alle Menschen da. [Zur psychologischen Heilmittel- bzw. Wirkfaktorenlehre siehe bitte hier]


    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Kriterien zur Kombination psychotherapeutischer Anwendungen und das Problem der Passung beim Import von  Anwendungselementen. Aus der Reihe Weiterentwicklung der Psychotherapie (WEPT). IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/berpol/wept/kriko.htm
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    end-korrigiert: irs 20.01.02