Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=19.02.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung t.m.j.
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Wissenschaft, Bereich Assoziationen:

    Die C. G. Jung’sche Assoziationsmethode
    zur Diagnostik der Komplexe

    Mit freundlicher Genehmigung des IEC-Verlages     Literatur     Anwendung im Fall Kristina

     Am informativsten ist wohl ein praktisches Beispiel, um die Grundidee Jungs verständlich zu machen:  Klinisches Beispiel aus Jung, C. G. (a.a.O., S. 547):
     
    Reizwort Reaktion Reaktionszeit in Sekunden
    Kopf  Haar 
    1,4 
    grün Wiese
    1,6
    Wasser tief 
    5,0
    stechen Messer 
    1,6
    lang  Tisch
    1,2
    Schiff sinken 
    3,4
    fragen  antworten 
    1,6
    Wolle stricken
    1,6
    bös freundlich
    1,4
    See  Wasser 
    4,0
    krank  gesund
    1,8
    Tinte schwarz 
    1,2
    schwimmen können
    3,8

     C. G. Jung erläutert (a.a.O., S. 547): „Die vier kursiv gedruckten Zahlen stellen abnorm lange Reaktionszeiten dar. Die Reizwörter sind ganz alltäglich, nicht schwierig und so beschaffen, daß sie für gewöhnlich Träger zahlreicher, geläufiger Zusammenhänge sind. Als wir den Patienten befragen, erfahren wir, daß er vor kurzem, in einem schweren Anfall von Depression, beschlossen hatte, Suizid durch Ertrinken zu verüben. Wasser, See, Schiff, schwimmen waren Wörter, die diesen Komplex erregten. Der Komplex führte eine Verlängerung der Reaktionszeit herbei. Dieses Phänomen ist ganz alltäglich und kann immer und überall in Assoziationsstudien beobachtet werden." Das Beispiel spricht für sich und muß nicht weiter kommentiert werden.

     Der Jung’sche Komplexbegriff ist vieldeutig und schwierig, jedenfalls dann, wenn man den Artikel im „Wörterbuch Jungscher Psychologie" [FN2] liest . Wir wollen ihn daher für die GIPT einfach festlegen:
     
     
    Definition yGIPT Komplex: Ein Komplex repräsentiert ein gegenwärtiges oder früheres psychomentales Problem, das nicht bewußt zu sein braucht.

     Forschungshypothese: Wird ein Komplex berührt, zeigt sich dies gewöhnlich in einer komplizierteren, zeitkostenden Informationsverarbeitung oder / und in veränderten psychovegetativen Reaktionen [FN3]. Komplexe oder psychomentale Probleme führen zu einer längeren Informationsverarbeitung. Das ist im wesentlichen auch die einfache Theorie, die dem Assoziationsversuch zugrunde liegt. Um zufällige Einflüsse möglichst auszuschalten, sollte man einen Komplex durch mehrere, ein halbes Dutzend oder mehr Reizworte versuchen zu repräsentieren. Forschungshypothesen zu Störvariablen müssen in Zukunft natürlich berücksichtigt werden [FN4].

     Zum Mittelwert der Zeitmessung [FN5] . Jung empfiehlt wegen des störenden Einflusses das wahrscheinliche, nicht das arithmetische Mittel (a.a.O., S. 243) und er bringt Vergleiche bei drei Versuchspersonen in Bezug auf die Mittel:
     
    Wahrscheinliches Mittel 
    1,8 sec 
    2,0 sec
    1,6 sec
    Arithmetisches Mittel
     2,8 sec
    3,0 sec
    3,6 sec
     Erhöhung des arithm. Mittels [FN6]
    55 %
    66 % 
    125 %

        Wir schließen die Ausführungen zum Jung’schen Assoziationsversuch mit der Originalreizwörterliste C. G. Jungs von 1908 für Forschungsinteressierte [FN7] :

    „01  Kopf    02  grün   03  Wasser  04  singen   05  Tod   06  lang  07  Schiff  08  zahlen  09  Fenster  10  freundlich  11  Tisch  12  fragen  13  Dorf   14  kalt  15  Stengel   16  tanzen   17  See   18  krank  19  Stolz  20  kochen   21  Tinte  22  bös  23  Nadel  24  schwimmen  25  Reise  26  blau  27  Lampe  28  sündigen   29  Brot   30  reich   31  Baum  32  stechen   33  Mitleid    34  gelb   35  Berg   36  sterben   37  Salz   38  neu   39  Sitte   40  beten   41  Geld   42  dumm   43  Heft   44  verachten   45  Finger   46  teuer   47  Vogel   48  fallen   49  Buch   50  ungerecht   51  Frosch   52  scheiden   53  Hunger  54  weiß   55  Kind    56  aufpassen   57  Bleistift   58  traurig    59  Pflaume    60  heiraten   61  Haus  62  lieb   63  Glas  64  streiten    65  Pelz  66  groß  67  Rübe   68  malen   69  Teil   70  alt    71  Blume   72  schlagen   73  Kasten   74  wild    75  Familie   76  waschen   77  Kuh   78  fremd    79  Glück  80  lügen   81  Anstand   82  eng   83  Bruder   84  fürchten   85  Storch   86  falsch   87  Angst   88  küssen   89  Braut  90  rein   91  Türe   92  wählen   93  Heu    94  zufrieden   95  Spott   96  schlafen   97  Monat   98  hübsch   99  Frau   100 schimpfen."
     


    Querverweise  Überblick Wissenschaft     Literatur     Assoziationsversuch Kristina

    Fußnoten
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    2)  Samuels, A., Shorter, B. & Plaut, F. (dt. 1991, orig. 1986), S. 124 - 126.
    3) Ein modernes Forschungsinstrument zur Erforschung des Unbewußten ist daher sicher der Polygraph.
    4) Es spricht nicht eben für die Wissenschaftlichkeit der Psychoanalyse, den Jung’schen Assoziationsversuch nicht weiterentwickelt zu haben.
    5) Bei C. G. Jung ergab sich als allgemeiner Mittelwert für die Dauer einer Assoziation 1,8 sec. Er zitiert die Ergebnisse seiner Vorläufer (a.a.O., S. 242): Aschaffenburg gibt 1,2 bis 1,4 sec. an, Féré bei Männern 0,7 und bei Frauen 0,83 sec, Galton fand 1,3 sec und Trautscholdts zwischen 0,896 und 1,154 sec. In die Messung gehen also nicht unbeträchtliche Fehler ein, so daß Absolutvergleiche nicht zulässig erscheinen. Im Fall Kristina erhielten wir bei den als neutral eingestuften Items ein arithmetisches Mittel von 2,24 Sekunden. Bezogen auf den Wert der 1. Versuchsperson (155 %) ergäben sich dann rückgerechnet 1,45 sec, bezogen auf die 2. Versuchsperson (166 %) = 1,35 sec und bezogen auf die 3. Versuchsperson  (225 %) = 0,995 sec.
    6) von Sponsel berechnet: Basis „wahrscheinliches Mittel".
    7) Reizwörterliste vom Typus 1908. In: Jung, C. G. (1910). Die Assoziationsmethode. Vorlesung aufgrund der Einladung der Psychologischen Abteilung der Clark University, Worcester, Massachusetts im September 1909. In: Gesammelte Werke 2 „Experimentelle Untersuchungen", S. 461 - 487. Olten: Walter, Seite 462. Instruktion nach C. G. Jung (S. 463) „Antworten Sie so rasch wie möglich mit dem ersten Ihnen einfallenden Wort."

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Die C. G. Jung’sche Assoziationsmethode zur Diagnostik der Komplexe .Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/av/cgj_inf1.htm
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