Finger weg von SAP?
Wird hier im Hintergrund manipuliert?
Fragestellung: Was stimmt nicht mit der SAP-Aktie und was bedeutet das womöglich?
von Rudolf Sponsel, Erlangen * Querverweise
Beachte: Aktienkurse können steigen, fallen oder stehen bleiben. Obwohl nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert wurde, wird für die folgende Analyse keinerlei Anspruch auf Richtigkeit erhoben. Jede MarktteilnehmerIn handelt in eigener Verantwortung.
Am Freitag, den 14.2.2003 feierte die deutsche Börse
die
Achse des Guten und haussierte bis über 7% und einem
Schlußkursgewinn von immerhin noch sage und schreibe 4,66% im DAX.
Die SAP-Aktie hingegen, obschon in den letzten Wochen von einer ganzen
Reihe von "AnalystInnen" - das sind Leute, die von einem Unternehmen eigentlich
etwas wissen sollten - hochgelobt mit Kurszielen meist deutlich über
100, verlor an diesem Tag als einzige 2,8%. Zugleich wurde gemeldet, daß
die SAP-Aktie an der Eurex Terminbörse den höchsten Umsatz
erzielte. Seit einiger Zeit fällt überdies auf, daß der
"Turbo"-Optionsschein
auf die SAP Aktie von BNP-Paribas, obschon im
Geld, extremes Abgeld
zeigt. Hinsichtlich der Unternehmensführung - aber wohl auch durch
Konkurrenten - gab es immer wieder unterschiedliche Gerüchte. Die
Aktie zeigt sowohl extreme Schwankungen als auch ein extremes Kurs-Verhalten,
so daß sich die Frage stellt: was ist hier eigentlich los, wird hier
manipuliert, wissen einige Insider schon wieder mehr oder sind etwa Globalplayer
am Werk?
Fazit: besonders
aufpassen bei SAP
Eine gute Börsenregel ist: der Markt hat immer recht. Betrachten wir den Markt, Kursverlauf und die seltsamen Kursschwankungen und Eigenarten der SAP-Aktie und ihres Turbo-Derivates von BNP-Paribas wie auch die jüngsten Statistiken an der Eurex (Terminbörse), empfiehlt sich äußerste Vorsicht, also wenigstens, wenn nicht schon die Finger weg: Besonders aufpassen bei SAP. Was immer auch sein mag, sicher ist, daß große Pakete von SAP an einem Tag verkauft wurden, an dem alle anderen Aktien sehr stark stiegen, was wohl auch kein Zufall ist. Aber warum wird es so gemacht, daß es bemerkt werden muß? Im allgemeinen werden Großaufträge diskret und marktschonend abgewickelt. Sollte es also bemerkt werden? |
Übersicht zum Verlauf der SAP-Aktie (Quelle
Comdirect)
Quelle und mehr bei Comdirect: SAP eingeben (Chart bei XETRA aufrufen):
https://informer2.comdirect.de/
Anmerkung: Bei Börse online war nichts aktuell Kritisches zu SAP zu finden: https://boerse-online.de/
Die SAP-Statistik
an der Eurex
Die
Citybank meldete unter den News zu den Eurex-Umsetzen bei SAP:
https://investments.citibank.de/germany/news/overviewnews.html?search=SAP.ETR
Anmerkung 18.2.3: Wie ich der Eurex-Statistik vom 14.2.3 entnehme, war das PCR für SAP am 14.2.3 bei 1,64. Die Citibankmitteilung stellt die Relationen also umgekehrt dar (Calls/ Puts); dies führte bei der Erstzveröffentlichung zu einem falschen PCR. Das richtige ergibt sich durch: 48955/20869=1,638 = 1,64, was aber die Interpretation, daß hier Globalplayer und Insider am Werke sein könnten, nur unterstützt.
Die Vergleichszahlen von der Eurex bis zum 13.2.2003 für SAP
Kontrakte 02/13/03 (02/14/03) | 46'166 (58'824) |
Kontrakte Feb 03 2003 | 531'664 |
Kontrakte in 2003 | 2'069'293 |
Kontrakte Daily average for month | 59'074 |
Kontrakte Daily Average 2003 | 66'751 |
Put/Call Ratio 02/13/03 | 0.74 (14.2.3: 1,64) |
Open interest 02/12/03 | 3'043'300 |
Volume in EUR 02/13/03 | 37'775'951 |
Volume in Feb 03 | 444'687'012 |
Volume in 2003 | 1'835'595'767 |
Open interest in EUR 02/12/03 | 3'092'090'276 |
Quelle Eurex Terminbörse: https://www.eurexchange.com/
Interpretation (Deutung) der Vorgänge an der Eurex
Das Put/Call Verhältnis ist traditionell und üblicherweise
kleiner 1 - also mehr Kauf- gegenüber Verkaufsoptionen - , weil die
meisten MarktteilnehmerInnen optimistisch orientiert sind. Bei den meisten
Menschen gibt es einen Widerstand gegenüber der Vorstellung, daß
Kurse auch fallen. Das allgemeine Put/Call Verhältnis der Eurex-Werte
war am 13.2.3 mit 0.87 schon sehr hoch und stieg am 14.2.3 noch einmal
auf 0.91 (hier aus den Citibankzahlen errechnet), während dieses Verhältnis
bei SAP am 13.2.3 P/C= 0.74 betrug und am 14.2.3 auf extrem 1.64 stieg.
Das bedeutet, daß der Markt entgegen allen Kommentaren, Analystenmeinungen
zu SAP und der allgemeinen Tendenz für SAP extrem pessimistsch wurde.
Dies wiederum könnte bedeuten, daß hier massiv Globalplayer
oder/ und Insider am Werke waren bzw. noch sind, was Kleinanlager zur Vorsicht
mahnen sollte.
Contrary Opinion: = Strategie gegen
die allgemeine Marktmeinung. Dahinter steht die Philophie, der große
Haufen der MarktteilnehmerInnen liegt meistens falsch.
Put-Call-Ratio (Verhältnis):
Ein Put bedeutet eine Verkaufsoption, d.h. das Recht,
eine Aktie zu einem bestimmten Preis zu einem bestimmten Termin an den
Verkäufer der Verkaufsoption verkaufen zu dürfen.
Ein Call bedeutet eine Kaufoption, d.h. das Recht, eine Aktie
zu einem bestimmten Preis zu einem bestimmten Termin vom Verkäufer
der Kaufoption kaufen zu dürfen. Ein Put-Käufer
setzt auf fallende Kurse des Wertpapiers, ein Call-Käufer auf steigende
Kurse. An den Terminbörsen kann man Calls und Puts auch direkt kaufen
und verkaufen und so das "wirkliche" Kaufen oder Verkaufen von Wertpapieren
umgehen. Damit wird ein gigantischer - weil letztlich unbegrenzter - virtueller
Markt aufgebaut, dessen wirtschaftlicher Sinn und Nutzen zumindest partiell
fragwürdig ist (wir werden dies im Laufe der Zeit in unserer Abteilung
Börse kritisch untersuchen).
Allgemeine graphische Deutungsregel: Verlaufen Kurs und PCR gleichsinnig, zeigt das PCR bei sich veränderden (steigend oder fallend) Kursen eine Kontraindikation an, verlaufen sie gegensinnig zeigt das PCR eine Indikation für die Kursentwicklung an. |
Interpretation Sponsel: PCR < 1 (in der Graphik 100) bedeutet, daß
mehr MarktteilnehmerInnen auf steigende Kurse setzen, PCR nahe oder
> 1 (in der Graphik 100) bedeutet, daß mehr MarktteilnehmerInnen
auf sinkende Kurse setzen. Hierbei ist die Optimismusneigung nicht herausgerechnet
(der "normale" Wert ist nämlich nicht 1, sondern meiner Schätzung
nach um die 0.50). Ungeachtet dessen kann man dem Verlauf der Kurven ohne
Probleme entnehmen: Mit dem lange fallendem DAX steigt das PCRvon 0.60
auf 1.00, d.h. der Pessimismus nimmt fortlaufend und korrekt dem abnehmenden
DAX-Verlauf entsprechend zu. Die Kontraindikation stimmt hier z.B. für
die Nach-11. Septemberreaktion.
Und die Moral von der Geschicht: Trau dem sog. Kontra-Indikator nicht! |
Ich habe am Freitagabend auch den SAP-Investor-Service angemailt und heute zunächst eine standardisierte Antwort erhalten, wonach zu vermuten ist (siehe bitte unten), daß weitergehende Auskünfte nicht erteilt werden können bzw. nicht sollen: |
From - Sat Feb 15 18:26:01 2003
Return-Path: <webmaster@sap.com> Sehr geehrter Rudolf Sponsel,
Ihr Investor Relations-Team
|
Die meisten Internet-Banken und Börsen-Kursdienste bieten ein sehr komfortables Analysten- Bewertungssystem an. Es lohnt sich, bei Comdirect (siehe bitte oben: Durchschnitt von 51 Analystenbewertungen), Citi (seit 22.2.10 Targo), Consors und anderen nachzusehen.
Analysten-Rerports bei Onvista: https://cooperations.onvista.de/multex/
Analyst Relations bei SAP: https://www.brodeur.de/magazin/mag8_pos2.htm
Links zu Analysten: https://www.brodeur.de/magazin/mag8_sv3.htm
Die Financial Times schreibt am 8.10.2: "Während fast alle Marktbeobachter vom größten europäischen Softwarekonzern SAP dieser Tage eine Gewinnwarnung erwarten, zeigt sich Co-Vorstandssprecher Hasso Plattner extrem gut gelaunt. "Die Analysten liegen so grottenfalsch, dass ich mich wundere, wieso sich professionelle Anleger nach ihnen richten", spottete der Manager am Rande einer Präsentation in Frankfurt. Zum Ergebnis des dritten Quartals, für das SAP am Donnerstag der kommenden Woche Geschäftszahlen vorlegen wird, wollte sich Plattner nicht äußern." https://www.ftd.de/tm/it/1033808034611.html?nv=rs
Das Manager-Magazin schreibt (kostenpflichtig) am 15.7.2: Analysten
strafen Aktie ab. Der Softwarekonzern hat die Anlageprofis vergrätzt.
Analysten senken den Daumen.
https://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,205060,00.html
"Vergessen Sie niemals, dass der Wertpapiermarkt der härteste Markt der Welt ist - alle dort Tätigen haben nur ein Interesse: Ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen." |