Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=28.09.2018  Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tmj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    In memoriam Walter Toman  28.09.2018
     

    Walter Toman und Karl Marx

    Anläßlich des 200. Geburtstages von Karl Marx bot sich an, in Tomans Werken nach Aussagen zu Karl Marx zu suchen. Tatsächlich wurden wir in "Motivation, Persönlichkeit, Umwelt" fündig. Das Zitat zeigt, dass sich Toman mit Marx auseinandergesetzt - er zitiert im Literaturverzeichnis Das Kapital (1867) - und wesentliche Marxsche Positionen erfasst hat.

    Aus: Kapitel 1 Historische Vorläufer von Motivationstheorien (gesperrt bei Toman hier fett). Das Kapitel berichtet sachlich und wertneutral aus der 2500jährigen Geistesgeschichte (Sokrates, Plato,  Aristippus, Hobbes, Schopenhauer, Aristoteles,Thomas von Aquin, Spinoza, Kant, Locke, Hume, Bentham, John Stuart Mill, Marx, Durkheim, Nietzsche, Herbart). S.19 geht auch auf Karl Marx ein:
     

          "Soziale und soziologische Gesichtspunkte spielen bei Bentham (1789), J. St. Mill (1843) und K. Marx (1867) in die Explikationen über die menschliche Motivation zunehmend hinein. Für Bentham kommt der Mensch durch verfeinerte Kalkulationen seiner Lustmöglichkeiten sozusagen sekundär zum Interesse am Gemeinwohl. Lust ist das natürliche und moralische Ziel der menschlichen Handlungen. Gutes Verhalten des einzelnen ist auf die Vermehrung der Menge und die Verbesserung der Verteilung von Lust unter den Menschen gerichtet.

          Für John Stuart Mill ist ähnlich wie schon für seinen Vater James Mill die Glückseligkeit definiert als die größtmögliche Lust der größtmöglichen Zahl von Menschen. Mill gestattet allerdings im Gegensatz zu Bentham Unterscheidungen der Lüste nicht nur nach Intensität, Präsenz, Dauer, usw., sondern auch nach ihrer Qualität, etwa nach ihrer „Höhe“. Geistige Freuden hält er für prinzipiell größer als sinnliche. Soziale und altruistische Motive sind nicht wie bei Bentham sekundär gegenüber den egoistischen. Etwas wie ein Geselligkeitstrieb ist primär. Dadurch, daß die Menschen direkt die Glückseligkeit der Gemeinschaft fördern, finden sie unwillkürlich auch individuelle Glückseligkeit.

          Nach Karl Marx wäre ein solcher Zustand allerdings erst nach der Weltrevolution und nach Errichtung der „klassenlosen Gesellschaft“ möglich. In dieser arbeiten die Menschen freiwillig für das Gemeinwohl, und die geschaffenen Güter werden nach dem „Verdienst“ um dieses Gemeinwohl unter den einzelnen verteilt. Vor dieser Vision hatte Marx bekanntlich aus den Thesen der Materialität nicht nur der Welt, sondern auch des Bewußtseins (im Gegensatz zu der idealistischen Auffassung der Realität des Geistes, Ichs, Bewußtseins, usw. und der Immaterialität der Welt) und der Präpotenz der ökonomischen Verhältnisse gegenüber allen anderen Determinanten des Geschichtsprozesses den dialektischen Materialismus entwickelt. Die Gegenwart wird nach Marx jedoch vom Klassenkampf beherrscht, in dem die Besitzenden die Besitzlosen bekämpfen und zu unterdrücken suchen (Marx 1867)."


    Am Ende des Kapitels fasst Toman kritisch wertend summarisch zusammen, S. 22:
     

      "Damit haben wir die wichtigsten der historisdien Keimformen von Motivationstheorien gestreift, Das soll nicht heißen, daß nicht später und unter der ausdrücklichen Aegide der Psychologie keine solchen, lediglich rudimentären Motivationstheorien zu finden sind. Zum Teil beherrschen auch heute noch unausgegorene, vage und von heimlichen Metaphysiken durchdrungene Formen von Motivationstheorien das Feld. Sie werden noch vergleichsweise zur Sprache kommen. Die besser ausgeformten und empirisch eindeutiger verifizierbaren Theorien dagegen sind in späteren Kapiteln unser Hauptinteresse. Sie werden uns für den Versuch einer allgemeinen Motivationstheorie erst im eigentlichen Sinne vorbereiten."




    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten  >
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    Kommunikationsdaten: Nachdem Walter Toman am Sonntag, den 28.9.2003 verstarb, haben wir die Kommunikationsdaten herausgenommen.
    Nachfolger von Prof. Toman am Institut für Psychologie I Prof. Dr. Friedrich Lösel (Lehrstuhl 1) [Online]



    Querverweise
    Standort: In Memoriam Walter Toman 28.9.2018
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    Überblick Walter Toman im Internet * Berufsbiographie und Literaturliste *



    Zitierung
    IP-GIPT (DAS). Walter Toman in Memoriam 28.09.2018. Walter Toman und Karl Marx. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/lit/toman/im180928.htm
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    korrigiert: irs 18.09.2018



    Änderungen - wird unregelmäßig überarbeitet, in der Regel erscheint zum Todestag ein "In memoriam". Kleine Änderungen werden nicht extra dokumentiert.
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