Kinder ohne Bindung
Deprivation, Adoption und Psychotherapie.
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Stimmen zum Buch * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe I.: Inhalte, II. Gerichtsentscheidungen gegen das Kindeswohl * Bewertung * Querverweise *
Verlagsinfo:
"Fehlende Bindungserfahrungen und trotzdem Heilung
Die international renommierten Autoren diskutieren
die Folgen von schwerwiegender Vernachlässigung im frühen Kindesalter
und die möglichen positiven Veränderungen für die betroffenen
Kinder durch Pflege- und Adoptiveltern.
»... Für unsere
nachwachsenden und vielfältig bedrohten Kinder wollen wir hoffen,
daß dieses Buch von möglichst vielen beruflich und politisch
Verantwortlichen gelesen und beachtet wird!« Kurt Eberhard (www.
agsp.de, Februar 2006)
Die Untersuchungen von René Spitz zum
Hospitalismus haben gezeigt, daß ausreichende Ernährung und
Versorgung allein nicht ausreichen: Kinder brauchen für eine gesunde
psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emotionalen Bedürfnisse
befriedigen. Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie von John Bowlby konnte
die Bindungsforschung nachweisen, daß eine Vernachlässigung
der frühen emotionalen Bedürfnisse eines Säuglings Schädigungen
in der Hirnreifung zur Folge hat. Diese sind eine Ursache für die
Entwicklung von schweren psychopathologischen Auffälligkeiten, die
wir auch als Bindungsstörungen diagnostizieren. Wenn die elterlichen
Fähigkeiten zur Förderung der emotionalen Entwicklung ihres Kindes
nicht ausreichen oder sich schädigend auswirken, wird oft eine Fremdbetreuung
des Kindes in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erwogen. Dies kann zu neuen,
»heilenden« Bindungserfahrungen des Kindes führen.
Die Beiträge erläutern
die rechtlichen Zusammenhänge und Fragen wie etwa Besuchskontakte,
betreuter Umgang oder Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie
unter bindungsdynamischen Gesichtspunkten."
Liselotte
Ahnert (socialnet, 28.2.2006)
»"Kinder ohne Bindung" behandelt frühe
Deprivationserfahrungen und ihre Manifestation als Bindungsstörungen,
intellektuelle Defizite sowie physische Mangelerscheinungen und diskutiert
einige Möglichkeiten der Regeneration vor allem nach Adoptionen. Das
Buch präsentiert die Beiträge einer Konferenz, die mit hoher
internationaler Beteiligung ... zu Ehren von M. Rutter (Institute of Psychiatry
in London, United Kingdom) organisiert worden war ... Rutters Beitrag über
die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung gehört zu den
faszinierendsten wissenschaftlichen Abhandlungen dieses Buches, der unschätzbare
Erkenntnisse über die Entwicklungspathologie rumänischer Heimkinder
und ihrer Begegnung durch die weltweit eingeleiteten Adoptionen nach dem
Zusammenbruch des Ceaucescou-Regimes zusammenfassend darlegt ... Die wissenschaftliche
Auseinandersetzung zu Entwicklungsproblemen nach frühkindlicher Deprivation
und Vernachlässigung wird zudem durch Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung
erweitert ... T. Hellbrügge (Internationale Akademie für Entwicklungs-Rehabilitation
München), der das Buch mit einem historischen Abriss über die
Deprivationsforschung einführt, (zeigt) dabei das Spektrum von Deprivationssystemen
und psychopathologischen Entwicklungsmustern (auf) ... Es ist ein äußerst
empfehlenswertes Buch, das vor allem in die Hände derer gehört,
die sich mit der Betreuung von Pflege- und Adoptivkindern befassen und
in therapeutische Maßnahmen für diese Kinder einbezogen sind.«
Kurt
Eberhard (www.agsp.de, Februar 2006)
»Das von Brisch und Hellbrügge vorgelegte
Werk erwirbt sich mehrere große Verdienste: es ist im besten Sinne
international, weil es sich nicht auf amerikanische Importe beschränkt;
es ist von erheblicher wissenschaftshistorischer Bedeutung, weil es die
erste Generation europäischer Deprivationsforscher und deren Schüler
zu Wort kommen läßt; es ist interdisziplinär angelegt,
weil die Autoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen kommen; es ist praxisorientiert,
weil die meisten Autoren aus der Praxis stammen und weil es in klarer,
sehr lesbarer Sprache geschrieben ist. Für unsere nachwachsenden und
vielfältig bedrohten Kinder wollen wir hoffen, daß dieses Buch
von möglichst vielen beruflich und politisch Verantwortlichen gelesen
und beachtet wird!«
Jens
Walter (www.lehrerbibliothek.de, Januar 2006)
»Die Bindungsforschung hat sich mit ihrem
britischen Pionier John Bowlby (1907-1990) seit der Nachkriegszeit kinderpsychiatrisch
etabliert. Reale frühkindliche Erlebnisse in der Beziehung zu den
Eltern bestimmen demnach die Entwicklung eines Kindes grundlegend. Bindungstheorie
ist ein sozialpsychologisches und psychoanalytisches Konzept, mit dem das
enge emotionale Verhältnis erklärt wird, das sich zwischen Kleinkind
und Mutter entwickelt. Mit der Psychoanalyse hat sie gemein, dass frühkindliche
Erlebnisse ein Schlüssel zur Erklärung der gesamten weiteren
Entwicklung eines Menschen sind. Dabei werden sowohl die förderlichen
wie mangelhaften Bindungen untersucht. In diesem Band geht es um die Mangelsituation,
die Deprivation. Als (emotionale) Deprivation oder Deprivationssyndrom
bezeichnet man in der Kinderheilkunde die mangelnde Umsorgung bzw. Vernachlässigung
von Babys und Kleinkindern. Dauert die Deprivation länger an, kommt
es zu psychischem Hospitalismus und fatalen Folgen fehlender Bindungserfahrungen.
Die Beiträge dieses Buches beleuchten diesen Sachverhalt aus verschiedenen
Perspektiven, zeigen aber auch Möglichkeiten der Heilung auf.«
"
Vorwort 7
Einleitung 10
THEODOR HELLBRÜGGE
Vom Deprivationssyndrom zur Entwicklungs-Rehabilitation
13
STEPHEN J. SUOMI
Die wechselseitige Beeinflussung zwischen genetischen
und Umweltfaktoren formt individuelle Differenzen der Verhaltensentwicklung
bei Primaten 29
KIM A. BARD
Die Entwicklung von Schimpansen, die von Menschen
aufgezogen wurden
Fähigkeiten der Mütter, Bindung
und Bewältigungsverhalten 44
MECHTHILD PAPOUSEK
Bindungssicherheit und Intersubjektivität
Gedanken zur Vielfalt vorsprachlicher Kommunikations-
und Beziehungserfahrungen
61
MICHAEL RUTTER
Die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung
91
DANA E. JOHNSON, Internationales Adoptionsprojekt-Team
(IAP)
Zusammenhänge zwischen dem Wachstum von
psychisch belasteten Kindern und kognitiver sowie emotionaler Entwicklung
138
JARÓSLAV STURMA
Deprivationsstudien in der ehemaligen Tschechoslowakei
und ihre Folgen für die Familienpolitik 161
ZDENEK MATEJCEK
Ehemalige Heimkinder in Adoption und Familienpflege
Erfahrungen aus der Tschechischen Republik
169
MIRI KEREN
Wie soll man ein Kleinkind diagnostizieren, das
in einem Waisenhaus gelebt hat? 183
ANGIE HART
Die alltäglichen kleinen Wunder
Bindungsorientierte Therapie zur Förderung
der psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Pflege- und Adoptivkindern
190
KARL HEINZ BRISCH
Adoption aus der Perspektive der Bindungstheorie
und Therapie 222
LUDWIG SALGO
Das
Wohl des Kindes unter den Aspekten gesetzlicher Einflüsse
259
Adressen der Autoren 277
Das vorliegende Buch faßt verschiedene Beiträge zusammen, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven bearbeiten; es werden sowohl Ergebnisse aus der Tierforschung und der Grundlagenforschung dargestellt sowie anhand von Fallbeispielen die psychotherapeutische Arbeit mit Pflege- oder Adoptivkindern und ihren Eltern veranschaulicht. Abschließend werden juristische Fragestellungen diskutiert.
Der Beitrag von Theodor Hellbrügge gibt einen historischen Überblick über die Anfänge der Deprivationsforschung und eine Einführung in die vielfältigen Symptome des Hospitalismus. Dabei würdigt er sowohl die Pionierarbeiten von René Spitz als auch die des Pädiaters Meinhard von Pfaundler. Er berichtet über Ergebnisse von eigenen Untersuchungen zum Deprivationssyndrom sowie von Längsschnittstudien zur kindlichen Entwicklung und zeichnet den Entstehungsweg der Entwicklungs-Rehabilitation nach, wie sie heute in der Sozialpädiatrie verankert ist.
In den Aufsätzen von Stephen Suomi und Kim Bard wird über neue Befunde aus der Tierforschung mit Primaten berichtet. Suomi zeigt anhand seiner Studien, wie sich bei Rhesusaffen das Verhaltensrepertoire aus einem Wechselspiel zwischen Umwelt und Genetik entwickelt. Bard hat ein Interventionsprogramm verwirklicht, das Schimpansenmüttern, die von Menschen aufgezogen werden, hilft, intuitive Fähigkeiten zur Pflege ihres Nachwuchses und zum Aufbau von Bindungsverhalten wieder zu erlernen. Auf der Grundlage der Berichte zur Primatenforschung stellt Mechthild Papousek umfassend dar, wie sich aus den elterlichen intuitiven Verhaltensbereitschaften die Fähigkeit des Säuglings zur Intersubjektivität entwickelt und welche Konsequenzen sich hieraus für den Aufbau von psychischen Strukturen des Säuglings ergeben.
In einem zentralen Beitrag stellt Sir Michael Rutter die Ergebnisse aus seiner Längsschnittstudie dar, in der Kinder aus den rumänischen Waisenhäusern nach ihrer Adoption in englische Familien immer wieder nachuntersucht wurden. Die hieraus gewonnenen Daten über die körperliche, kognitive und psychische Entwicklung dieser Kinder ermöglichen es ihm, den Zusammenhang zwischen Zeit-[> 11]punkt und Dauer der Deprivation und ihren schädlichen Einflüssen auf die kindliche Entwicklung zu diskutieren. Auf dieser Basis erörtert er einige Fragen über die möglichen Wirkungen von frühen Deprivationserfahrungen und leitet Hypothesen über mögliche kausale Zusammenhänge zwischen Deprivation, Hirnreifung und psychopathologischen Auffälligkeiten der Kinder ab. Dieser Beitrag wird ergänzt durch die Forschungsergebnisse von Dana Johnson über die schädigenden Auswirkungen von Deprivationserfahrungen auf das Körperwachstum und die möglichen positiven Veränderungen in der körperlichen Entwicklung von Adoptivkindern durch neue, emotional tragende Erfahrungen mit Adoptiveltern.
In der ehemaligen Tschechoslowakei wurde eine große Zahl von Säuglingen zur Pflege in Kinderheimen abgegeben, wo sie unter deprivatorischen Bedingungen aufwuchsen. Durch die Längsschnittstudien von Zdenëk Matëjcek und Jaróslav Šturma konnten wichtige Hinweise auf solche Faktoren gewonnen werden, die es den Kindern trotz der schwierigen und traumatischen Startbedingungen ermöglichten, eine psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) aufzubauen, und die manche von ihnen vor einer psychisch auffälligen Entwicklung schützen.
Welche differentialdiagnostischen Schwierigkeiten entstehen, wenn man ein Kind mit den Symptomen einer schwerwiegenden Deprivationserfahrung diagnostizieren soll, verdeutlicht der Beitrag von Miri Keren. Anhand eines kasuistischen Beispiels schildert sie sehr anschaulich die nur langsam positiven psychischen Veränderungen eines deprivierten Heimkindes in der Zeit nach seiner Adoption. Die Therapie beruhte auf einem multidimensionalen Behandlungsansatz. Die verschiedenen Diagnosen, die sich unter der Therapie ändern, werden von Keren immer wieder zur Diskussion gestellt.
Therapeutische Hilfestellungen für Pflege- und Adoptivkinder sowie ihre Eltern werden von vielen Seiten immer wieder für notwendig gehalten. Es besteht aber eine große Unsicherheit, wie diese Hilfen genau auszusehen haben und welche Ansätze erfolgversprechend sein könnten. Mit diesen Fragen und den Möglichkeiten sowie Grenzen der psychosozialen und psychotherapeutischen Hilfe beschäftigt sich der Beitrag von Angie Hart. Hier kommt besonders zur Geltung, daß Angie Hart selbst sowohl Adoptivmutter als auch Therapeutin ist. Sie schildert anhand von mehreren eindrucksvollen Fallbeispielen kreative Zugänge zu psychisch sehr belasteten Adoptivkindern. Verschiedenste therapeutische Zugänge zu den traumatisierten Jugendlichen und die Möglichkeit der Einbeziehung von Adoptiveltern sowie von leiblichen Eltern in die Therapie werden von ihr kritisch diskutiert. [>12]
Nach einer kurzen Einführung zur Entstehung von Bindungssicherheit und der Bedeutung von traumatischen Erfahrungen für die Entwicklung von Bindungsstörungen diskutiert Karl Heinz Brisch in seinem Beitrag, wie eine bindungsdynamische Sichtweise im Pflege- und Adoptionswesen auf Fragen wie Besuchskontakt, begleiteter Umgang, Rückführung und Psychotherapie angewandt werden kann. Dabei ist es ihm ein Anliegen, sowohl die Risiken als auch die Chancen der Betreuung eines bindungsgestörten Kindes durch Pflege- oder Adoptiveltern zu diskutieren und dies anhand eines Fallbeispiels zu erläutern.
Da richterliche Entscheidungen und sich verändernde Rechtsauffassungen das Kindeswohl erheblich bestimmen können, befaßt sich der abschließende Beitrag des Juristen Ludwig Salgo mit den gesetzlichen Einflüssen auf die Entwicklung von Pflege- und Adoptivkindern sowie von Kindern, die in den Rechtsstreit der Eltern involviert sind. An einzelnen Gerichtsurteilen diskutiert er exemplarisch, wie Entscheidungen gegen das Kindeswohl getroffen wurden und welche Auswirkungen diese für die psychische Situation des einzelnen Kindes haben können. Dabei nimmt er eine sehr bindungsorientierte Position ein, die dem Wohl des Kindes eine übergeordnete Rolle im Rechtsstreit zuschreibt.
Alle Beiträge zeigen somit auf unterschiedlichste
Weise, wie sich unser Wissen aus der Tierforschung, der Grundlagenforschung
sowie aus den verschiedenen Längsschnittstudien zur Beantwortung der
Frage nach den Ursachen des Deprivationssyndroms und seinen Folgen anwenden
läßt. Die klinischen Beiträge zur Problematik der Diagnosestellung
und Therapie machen Mut, daß positive Entwicklungen auch bei Kindern
mit schwerwiegenden Deprivationserfahrungen und Bindungsstörungen
möglich sind, wenn diese Kinder neue »sichere« Bindungserfahrungen
etwa mit Pflege- oder Adoptiveltern machen können."
Leseprobe II. Aus Salgo Gerichtsentscheidungen gegen das Kindeswohl. (S. 270-271)
"Der zweite Fall: Kindeswohl versus Staatsräson
Die beschriebene Streichung des »Bindungsbegriffs« steht
für Einstellungen und für ein Klima, auf deren Hintergrund erst
Entscheidungen wie die nachfolgende - mein zweites Beispiel - möglich
werden:
Im Jahre 1992 geborene Zwillinge, die seit dem Kleinkindalter
mit ihrer allein sorgeberechtigten Mutter gelebt hatten, von dieser nach
Ansicht des OLG »verantwortungsvoll« erzogen worden waren und
gute schulische Leistungen gezeigt hatten, wurden nach Entzug der Personensorge
der Mutter und nach Einsetzung eines Ergänzungspflegers - unter Androhung
und Anwendung von Gewalt - im März 2004 von ihrer Mutter getrennt
und in eine Einrichtung verbracht, wo sie sich bis Dezember 2004 befanden.
Die Vorgehensweise des Ergänzungspflegers fand die volle Unterstützung
der mit dem Fall befaßten Gerichte erster (AG Frankfurt am Main,
Abt. Höchst, FamRZ 2004, 1595) und zweiter Instanz (OLG Frankfurt
am Main, FamRZ 2002, 1585 und JAmt 2005, 366) sowie der eigens für
die Wahrnehmung der Interessen der Kinder bestellten Verfahrenspflegerin.
Dieser massive Eingriff wurde mit einer hartnäckigen
und grundlosen Ablehnung jeglicher Kontakte der Kinder mit dem in den USA
lebenden und sich wiederholt in Deutschland aufhaltenden Vater begründet.
Das OLG ordnete im Wege der einstweiligen Anordnung, obwohl von der Mutter
Rechtsmittel eingelegt worden waren, die sofortige Herausgabe der Kinder
an, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keinerlei das Kindeswohl akut gefährdende
Ereignisse vorlagen. Darüber hinaus ordnete das OLG die Zulässigkeit
von Gewaltanwendung gegen die Mutter und die Kinder sowie den möglichen
Einsatz von polizeilichen Vollzugsorganen bei der Vollstreckung an. Die
Ergänzungspflegerin des Jugendamtes ließ die Zwillinge mit Unterstützung
der Polizei in der Schule abholen und in ein Heim außerhalb ihres
Wohnbezirks bringen, wo sie sich bis Dezember 2004 befanden und wo sie
im Rahmen einer »Konfrontationstherapie« mehrfach ihrem Vater
begegnen mußten. Zwar bestimmt die einschlägige Norm im Verfahrensrecht
(§33, Abs. 2, Satz2 FGG), daß »eine Gewaltanwendung gegen
ein Kind ... nicht zugelassen werden darf, wenn das Kind herausgegeben
werden soll, um das Umgangsrecht auszuüben«. Das Gericht hat
aber hier wohlweislich die Herausgabe nicht zur Umgangsausübung,
sondern wegen Gefährdung des Kindeswohls angeordnet. So jedenfalls
die formale Begründung; es ging aber um nichts anderes als den Umgang,
der ermöglicht, ja erzwungen werden sollte. Somit handelt es sich
um die Umgehung einer vorn Gesetzgeber gezielt geschaffenen Verbotsnorm.
[>271]
Es ist hier nicht möglich, einen solchen in
vielerlei Hinsicht schwierigen Fall ausführlich zu diskutieren (vgl.
Salgo, 2005). Es drängen sich Fragen aus der Perspektive der Thematik
dieses Bandes auf: Was ist mit den Bindungen dieser Zwillinge zu ihrer
Mutter? Daß sie zu ihrem Vater keine Bindungen zu haben scheinen,
mag äußerst bedauerlich sein, daß sie durch die Trennung
von ihrer Hauptbezugsperson jemals Bindungen zu ihrem Vater werden entwickeln
können, erscheint mehr als fraglich. Offensichtlich sollte unter den
Bedingungen einer Trennung von der Mutter eine Heranführung an den
Vater erzwungen werden; dieser hochproblematische Versuch ist kläglich
gescheitert."
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