Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=23.06.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung : 08.10.16
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail: sekretariat@sgipt.org


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    Herzlich willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Sexualität, und hier speziell zum Thema:

    Homosexualitaet

    Aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie (GIPT)

     von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Überblick Liebe und Sexualität

    Einleitung und Grundsaetzliches zur Homosexualitaet.

      Homosexualitaet als gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung und Liebe ist nach allgemeiner und integrativer Ueberzeugung eine normale und natuerliche Variante der Natur, deren Entstehen individuell unterschiedlich multifaktoriell bedingt sein kann. Es ist aus allgemeiner und integrativer Sicht daher grundsaetzlich nicht richtig, sondern diskriminierend, wenn man Homosexualitaet als "krank", "krankhaft" und spezifischer gar noch als "pervers"1) oder "Perversion" bezeichnet und klassifiziert, wie es in konservativ psychiatrischen und psychoanalytischen Kreisen teilweise immer noch ueblich ist.. Natuerlich koennen aber auch Homosexuelle ebenso von jeder psychopathologischen Stoerung befallen werden und leiden, wie andere Menschen eben auch. Die allgemeinen und integrativen Grundsaetze zur Behandlung homosexueller Menschen besprechen wir unten. Wir begruessen daher auch ausserordentlich:

    Die juengere Vergangenheit und aktuelle Entwicklung

    Im Jahre 1974 hat die weltgroesste Organisation von PsychopathologInnen (PsychiaterInnen, PsychoanalytikerInnen) und PsychotherapeutInnen, die APA (American Psychiatric Organisation) die Diagnose "Homosexualitaet" abgeschafft, was in der Folgezeit auch dazu fuehrte, dass 1991 in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, im ICD-10. Revision, die Homosexualitaet als Krankheit abgeschafft wurde.

    Geschichtliches zur Homosexualitaet

    Der Begriff Homosexuell (gr.-lat.) bedeutet gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung2).
    Gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung gibt es nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren; sie ist so alt wie die menschliche Geschichtsschreibung. Unterstellt man, dass die sexuelle Begegnung der Zeugung von Nachwuchs und evolutionsbiologisch der Erhaltung der Art dient, dann koennte Homosexualitaet, so argumentieren manchmal konservative Kreise, die Arterhaltung gefaehrden.

    Diese Argumentation ist mehrfach falsch.
     

    • (1) hat die Sexualitaet nicht nur den Zweck der Arterhaltung, sondern ist Ausdruck zweier eigener, ueber die Arterhaltung hinausgehender Beduerfnisse: Sexualitaet um der Lust und um der Liebe willen.
    • (2) Homosexualitaet koennte die Arterhaltung nur unter zwei Nebenbedingungen gefaehrden: (2a) wenn sie in groesserem Umfange von den Menschen bevorzugt wuerde und

    • (2b) nicht gleichzeitig Massnahmen ergriffen wuerden, die den Nachwuchs sichern, was ja grundsaetzlich moeglich und kein Problem waere (siehe unten), wenn es denn genuegend Samenspender und Empfaengerinnen gaebe. Dies wuerde, zumindest im Uebergang, das bestreite ich nicht, zu groesseren soziologischen und sozialen Problemen fuehren. Besonders die Kirchen, Tradition (Sitten, Braeuche) und Gewohnheiten sind hier sehr widerstaendig.



    Interessante ethnologisch-kulturanthropologische Befunde zur
    Homo- und Bisexualitaet nach Ernest Bornemann
    (Stichwort Homosexualitaet, Lexikon der Liebe, Bd. 2, S. 591)

    Die Berdaches bei den Steppen-Indianern
     
       
      "Die amerikanischen Steppenindianer, die Tapferkeit im Kriege höher schätzten als irgendeine andere männliche Tugend, wußten nur allzu gut, daß es nicht allen Menschen gegeben ist, tapfer zu sein, und erzogen deshalb all jene Knaben, die nicht der höchsten Tapferkeit fähig waren, als Frauen. Niemand machte diesen Transvestiten, die man Berdaches nannte, irgendwelche Vorwürfe. Niemand lachte über sie. Man betrachtete sie als eine naturgegebene dritte Klasse von Menschen, nicht aber als drittklassige Menschen. Es gab Männer, Frauen und Berdaches. So hatte Gott es gewollt, so hatte er die Menschen geschaffen." 

    Voellige Bisexualitaet von  Mann und Frau bei den Manus auf Neu-Guinea
     
      "Bei den Manus von Neu-Guinea fand genau das Gegenteil statt. Männer und Frauen waren in Sitte, Kleidung, Gebärde und gesellschaftlicher Funktion so wenig voneinander differenziert, daß Geschlechtsverkehr zwischen Männern überhaupt nicht als etwas anderes als Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau empfunden wurde. Es gab nicht einmal ein Wort für Pedicatio. Analkoitus und Genitalkoitus hatten den gleichen Namen."

    Voellige Homosexualitaet bei Maennern und Frauen bei den Marind-Anim auf Neu-Guinea

      "Der extremste Fall der Andersartigkeit, den die Ethnologie entdeckt hat, ist der der Marind-Anim von Neu-Guinea. Ihr Geschlechtsleben war ausschließlich homosexuell, sowohl bei Männern wie bei Frauen. Die jährlich einmalige Paarung zwischen Männern und Frauen galt nur der Erzeugung von Nachkommenschaft und stellte eine Form von so ekelerregender Abartigkeit dar, daß dabei Impotenz nahezu als Norm auftrat. Um die Impotenz zu bewältigen, brachte man den Göttern ein Opfer. Ein Paar wurde während des Geschlechtsaktes in eine Grube geworfen und getötet. Ihr Tod sollte die Götter dazu bewegen, den Männern bei der Befruchtungszeremonie Potenz zu geben und beiden Geschlechtern den Ekel vor dem anderen Geschlecht bei dieser einen Paarung zu nehmen."

    Allgemeine und integrative Grundsaetze zur
    Behandlung homosexueller Menschen

    Ein Problem in der Behandlung Homosexueller ergibt sich gewoehnlich erst dann, wenn die Homosexuelle (Lesbe) etwas will, was moeglicherweise - mit unseren derzeitigen therapeutischen Mitteln - gar nicht geht: eine Umorientierung des gleichgeschlechtlichen Liebesverlangens. Das ist immer dann kaum moeglich, wenn eine starke genetische Disposition oder / und eine starke psychologische Praegung die gleichgeschlechtliche Orientierung hervorgerufen hat.

    Aus allgemeiner und integrativer psychotherapeutischer Sicht, ergeben sich daher zwei grosse Behandlungsziele, wo wir helfen koennen:
     

    1. Helfen beim Annehmen und Akzeptieren der eigenen gleichgeschlechtlichen Orientierung und Helfen bei der gleichgeschlechtlichen Selbstverwirklichung,

    2. besonders in Liebe und Partnerschaft.
       
    3. Helfen bei all den Stoerungen, die unabhaengig von der geschlechtlichen Orientierung jeden treffen koennen.




    Medienberichte und Nachrichten zur Homsexualität   ..."[]
    • "Maas kündigt Entschädigung an 30 Millionen für Opfer von "Schwulen-Paragraf" In der DDR waren homosexuelle Handlungen bis 1968 strafbar, im Westen bis 1969 - und komplett abgeschafft wurde der "Schwulen-Paragraf" sogar erst 1994. Nun kündigt Justizminister Maas 30 Millionen Euro Entschädigung für die Opfer an.  ..."[]



    Fußnoten

    1) Pervers (lat.) widernatuerlich, verkehrt, verderbt, entartet, triebabwegig, krankhaft vom Normalen, Natuerlichen abweichend (besonders im Geschlechtlichen). nach Fremdwoerterbuch (1966). VEB Bibliographisches Institut Leipzig.
    2) Nach neueren Forschungen wurde der Begriff "homosexuell" nicht 1887 von Krafft-Ebing in seinem Werk "Psychopathia Sexualis", das 19 Auflagen erlebte, geschaffen, sondern von Karl Maria Kertbeny (eigentlich Benkert) in einem Brief an Karl Heinrich Ulrichs, datiert vom 6. Mai 1868: "Ich dagegen verbrachte dies Jahr, und ziemlich unfreiwillig, da es nicht mein Wille gewesen hieher verschlagen, und durch persönliche Bedrohung gezwungen zu werden, mich auch noch mit juridischen Grundstudien beschäftigen zu müssen - mit dem Studieren der legislativen wie juridischen Grundprinzipe, sowie aller bestehenden Gesetzbücher, besprach zudem die Frage eingehendst mit gewiegten Leuten der Staats- wie Rechtsübung, und habe überdies die naturwissenschaftliche, anthropologische wie historische Seite der Frage gründlichst erschöpft, und in einem eigen dicken M(anu)s(cri)pte liegen - das Sie noch nicht kennen, und das in vier Hauptabtheilungen zerfallt: Monosexual; Homosexual; Heterosexual; und Heterogenit - wobei mir der ungemeine Vortheil ward, hier einen der wissenschaftlichst geschultesten, der Wiener Diagnosistenschule entsprossenen, aber hier gebornen, und hier stärkste Praxis ausübenden Arzt zur Seite gehabt zu haben, der lebhaftestes Interesse an solchen Forschungen nimmt, mit dem ich Alles besprechen kann, und der mir schon die merkwürdigsten Fälle theils sehen liesz, theils theoretisch analysirte.
        Aus einem Briefentwurf Kertbenys (an Karl Heinrich Ulrichs), datiert auf Mittwoch, den 6. Mai 1868 (siehe dazu S. 32 f.). Wahrscheinlich hat Kertbeny die neuen Ausdrücke 'monosexual', 'homosexual' und 'heterosexual' (Zeile 11) bereits früher verwendet; alle anderen Manuskripte, die 'Homosexuales' und 'Heterosexuales' betreffen, sind aber ohne Datum." Quelle: Kertbeny, Karl Maria (2000). Schriften zur Homosexualitätsforschung. Herausgegeben von Manfred Herzer. Berlin: Bibliothek rosa Winkel.  [Ich verdanke diesen Hinweis einem aufmerksamen Internetleser].
        Sprachlich ist Homosexualitaet ein "Bastard": homos (gr.) = gleich, sex us (lat.) = Geschlecht. Nach Bornemann eine unglueckliche Schoepfung, weil homo im Lateinischen Mann bedeutet. Das erklaert, dass viele unter Homosexualitaet, wenn man es nur lateinisch und falsch interpretiert, fuer Sexualitaet unter Maennern hielten. Die Krafft-Ebingsche Bedeutung ist tatsaechlich aber gleichgeschlechtlich und damit sehr treffend und sinnig.
        Ich danke Franz Gstättner für seinen Hinweis auf Kertbeny.


    Querverweise
    Standort: Homosexualität in der GIPT.
    *
    Überblick: Zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe, Sex, Sexuelle Abweichungen und Störungen, Mißbrauch, Psychopathologie, Sex- und Beziehungs- Kriminalität, Psychotraumatologie und Viktimologie.



    Zitierung
    Sponsel, R. (DAS). Homosexualitaet in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie (GIPT) Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/sex/homo.htm
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    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    08.10.16    Rubrik "Medienberichte und Nachrichten zur Homsexualität" aufgenommen.
    01.09.05    Überarbeitung Herkunft und Korrektur der Begriffsschöpfung homosexual. *  Querverweis.