Erleben und Erlebnis, erfahren und Erfahrung bei Franz Kafka
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Zur Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Zusammenfassung *
Erleben und Erlebnis werden oft durch erfahren und Erfahrung ausgedrückt. Das wird hier an fünf Werken Kafkas genau untersucht, mit sämtlichen Fundstellen dokumentiert und analysiert.
Reise Tagebücher 1910-1923
Die Verwandlung
Brief an den Vater
Das Schloss
Der Prozess
In der Strafkolonie
Das Urteil
Reise-Tagebücher-erleb, erleben, erlebt(e,en,es), Erlebnis
1910 1910: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap001.html
27. Dezember. Meine Kraft reicht zu keinem Satz mehr aus. Ja, wenn
es sich um Worte handeln würde, wenn es genügte, ein Wort hinzusetzen
und man sich wegwenden könnte im ruhigen Bewußtsein, dieses
Wort ganz mit sich erfüllt zu haben.
Zum Teil habe ich den Nachmittag verschlafen, während
des Wachseins lag ich auf dem Kanapee, überdachte einige Liebeserlebnisse
aus meiner Jugend, hielt mich ärgerlich bei einer versäumten
Gelegenheit auf (damals lag ich etwas verkühlt im Bett und meine Gouvernante
las mir die ›Kreutzersonate‹ vor, wobei sie es verstand, meine Aufregung
zu genießen), stellte mir das vegetarische Nachtmahl vor, war mit
meiner Verdauung zufrieden und hatte Befürchtungen darüber, ob
mein Augenlicht für mein ganzes Leben genügen wird.
1911 https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap002.html
28. März [Besuch bei Dr. Steiner]
Ich aber dringe mit meiner vorbereiteten Ansprache vor: Ich fühle,
wie ein großer Teil meines Wesens zur Theosophie hinstrebt, gleichzeitig
aber habe ich vor ihr die höchste Angst. Ich befürchte nämlich
von ihr eine neue Verwirrung, die für mich sehr arg wäre, da
eben schon mein gegenwärtiges Unglück nur aus Verwirrung besteht.
Diese Verwirrung liegt in Folgendem: Mein Glück, meine Fähigkeiten
und jede Möglichkeit, irgendwie zu nützen, liegen seit jeher
im Literarischen. Und hier habe ich allerdings Zustände
erlebt (nicht viele), die meiner Meinung nach den von Ihnen,
Herr Doktor, beschriebenen hellseherischen Zuständen sehr nahestehen,
in welchen ich ganz und gar in jedem Einfall wohnte, aber jeden Einfall
auch erfüllte und in welchen ich mich nicht nur an meinen Grenzen
fühlte, sondern an den Grenzen des Menschlichen überhaupt. Nur
die Ruhe der Begeisterung, wie sie dem Hellseher wahrscheinlich eigen ist,
fehlte doch jenen Zuständen, wenn auch nicht ganz. Ich schließe
dies daraus, daß ich das Beste meiner Arbeiten nicht in jenen Zuständen
geschrieben habe. – Diesem Literarischen kann ich mich nun nicht vollständig
hingeben, wie es sein müßte, und zwar aus verschiedenen Gründen
nicht. Abgesehen von meinen Familienverhältnissen könnte ich
von der Literatur schon infolge des langsamen Entstehens meiner Arbeiten
und ihres besonderen Charakters nicht leben; überdies hindert mich
auch meine Gesundheit und mein Charakter daran, mich einem im günstigsten
Falle ungewissen Leben hinzugeben. Ich bin daher Beamter in einer sozialen
Versicherungsanstalt geworden. Nun können diese zwei Berufe einander
niemals ertragen und ein gemeinsames Glück zulassen. Das kleinste
Glück in einem wird ein großes Unglück im zweiten. Habe
ich an einem Abend Gutes geschrieben, brenne ich am nächsten Tag im
Bureau und kann nichts fertigbringen. Dieses Hinundher wird immer ärger.
Im Bureau genüge ich äußerlich meinen Pflichten, meinen
innern Pflichten aber nicht, und jene nichterfüllte innere Pflicht
wird zu einem Unglück, das sich aus mir nicht mehr rührt. Und
zu diesen zwei nie auszugleichenden Bestrebungen soll ich jetzt die Theosophie
als dritte führen? Wird sie nicht nach beiden Seiten hin stören
und selbst von beiden gestört werden? Werde ich, ein gegenwärtig
schon so unglücklicher Mensch, die drei zu einem Ende führen
können? Ich bin gekommen, Herr Doktor, Sie das zu fragen, denn ich
ahne, daß, wenn Sie mich dessen für fähig halten, ich es
auch wirklich auf mich nehmen kann.
Er hörte äußerst aufmerksam zu,
ohne mich offenbar im geringsten zu beobachten, ganz meinen Worten hingegeben.
Er nickte von Zeit zu Zeit, was er scheinbar für ein Hilfsmittel einer
starken Konzentration hält. Am Anfang störte ihn ein stiller
Schnupfen, es rann ihm aus der Nase, immerfort arbeitete er mit dem Taschentuch
bis tief in die Nase hinein, einen Finger an jedem Nasenloch.
20. August
"Ich habe über Dickens gelesen. Ist es so schwer und kann es ein
Außenstehender begreifen, daß man eine Geschichte von ihrem
Anfang
in sich erlebt, vom fernen Punkt bis zu der heranfahrenden
Lokomotive aus Stahl, Kohle und Dampf, sie aber auch jetzt noch nicht verläßt,
sondern von ihr gejagt sein will und Zeit dazu hat, also von ihr gejagt
wird und aus eigenem Schwung von ihr läuft, wohin sie nur stößt
und wohin man sie lockt.
Ich kann es nicht verstehn und nicht einmal glauben.
Ich lebe nur hie und da in einem kleinen Wort, in dessen Umlaut (oben »stößt«)
ich zum Beispiel auf einen Augenblick meinen unnützen Kopf verliere.
Erster und letzter Buchstabe sind Anfang und Ende meines fischartigen Gefühls."
26. August
Zwischen dieser und der vorangehenden Eintragung liegt das Reisetagebuch
Lugano-Paris-Erlenbach. Die Eintragung selbst hat einen Zusammenhang mit
dem auf dieser Reise entstandenen Romanplan ›Richard und Samuel‹ (vgl.
›Erzählungen und Kleine Prosa‹). Es war schon eine Gewohnheit der
vier Freunde Robert, Samuel, Max und Franz geworden, jeden Sommer oder
Herbst ihre kleinen Ferien zu einer gemeinsamen Reise zu verwenden. Während
des übrigen Jahres bestand ihre Freundschaft meist darin, daß
sie gerne an einem Abend in der Woche alle vier zusammenkamen, meist bei
Samuel, der als der wohlhabendste ein größeres Zimmer hatte,
einander verschiedenes erzählten und dazu mäßig Bier tranken.
Mit dem Erzählen waren sie um Mitternacht, wenn sie auseinandergingen,
niemals fertig, da Robert Sekretär eines Vereins war, Samuel Angestellter
eines kommerziellen Bureaus, Max Staatsbeamter und Franz Beamter in einem
Bankgeschäft, so daß fast alles, was einer während
der Woche in seinem Berufe erlebt hatte, den drei andern
nicht nur unbekannt war und ihnen rasch erzählt werden mußte,
sondern ohne umständlichere Erklärung auch unverständlich
war. Vor allem aber brachte es die Verschiedenheit dieser Berufe mit sich,
daß jeder gezwungen war, seinen Beruf den andern immer wieder darzustellen,
denn die Darstellungen wurden von den andern, weil sie doch nur schwache
Menschen waren, nicht gründlich genug aufgefaßt, gerade deshalb
aber und auch aus guter Freundschaft immer wieder verlangt.
1. Oktober
"Zu Kubin: Die Geschichte von Hamsun ist verdächtig. Solche Geschichten
könnte man aus seinen Werken zu Tausenden als erlebt
erzählen."
13. Oktober
"Geschwätzigkeit des Dr. K. Ging zwei Stunden hinter dem Franz-Josefs-Bahnhof
mit ihm herum, bat ihn von Zeit zu Zeit, mich wegzulassen, hatte die Hände
vor Ungeduld verflochten und hörte so wenig zu als möglich war.
Es schien mir, daß ein Mensch, der in seinem Beruf Gutes leistet,
wenn er sich in Berufsgeschichten hineinerzählt hat, unzurechnungsfähig
werden muß; seine Tüchtigkeit kommt ihm zu Bewußtsein,
von jeder Geschichte ergeben sich Zusammenhänge, und zwar mehrere,
er überblickt alle, weil er sie erlebt hat,
muß in der Eile und aus Rücksicht auf mich viele verschweigen,
einige zerstöre ich ihm auch durch Fragen, bringe ihn aber dadurch
auf andere, zeige ihm dadurch, daß er auch weit in mein eigenes Denken
hinein herrscht, seine Person hat in den meisten Geschichten eine schöne
Rolle, die er nur andeutet, wodurch ihm das Verschwiegene noch bedeutungsvoller
scheint; nun ist er aber meiner Bewunderung so sicher, daß er auch
klagen kann, denn selbst in seinem Unglück, seiner Plage, seinem Zweifel
ist er bewunderungswürdig, seine Gegner sind auch tüchtige Leute
und erzählenswert; in einer Advokatenkanzlei, die vier Konzipisten
und zwei Chefs hat, war eine Streitsache, in der er allein dieser Kanzlei
gegenüberstand, durch Wochen das Tagesgespräch der sechs Juristen."
20. Oktober
"Den 18. bei Max; über Paris geschrieben. Schlecht geschrieben,
ohne eigentlich in das Freie der eigentlichen Beschreibung zu kommen, die
einem den Fuß vom Erlebnis löst. Ich war auch
dumpf nach der großen Erhebung des vorigen Tages, der mit der Vorlesung
Löwys geendet hatte. Am Tage war ich noch in keiner außergewöhnlichen
Verfassung gewesen, war mit Max seine von Gablonz angekommene Mutter holen,
war mit ihnen im Kaffeehaus und dann bei Max, der mir aus dem ›Mädchen
von Perth‹ einen Zigeunertanz vorspielte. Ein Tanz, in dem sich seitenlang
nur die Hüften mit eintönigem Ticken wiegen, und das Gesicht
einen langsamen, herzlichen Ausdruck hat. Bis dann gegen Ende kurz und
spät die angelockte innere Wildheit kommt, den Körper schüttelt,
ihn überwältigt, die Melodie zusammendrückt, daß sie
in die Höhe und Tiefe schlägt (besonders bittere, dumpfe Töne
hört man heraus) und dann einen unbeachteten Schluß macht. Am
Anfang und unverlierbar während des Ganzen ein starkes Nahesein dem
Zigeunertum, vielleicht weil ein im Tanz so wildes Volk sich ruhig nur
dem Freunde zeigt. Eindruck großer Wahrheit des ersten Tanzes. Dann
in ›Aussprüche Napoleons‹ geblättert. Wie leicht wird man augenblicksweise
ein Teilchen der eigenen ungeheuren Vorstellung Napoleons! Darm ging ich
schon kochend nach Hause, keiner meiner Vorstellungen konnte ich standhalten,
ungeordnet, schwanger, zerrauft, geschwollen, in der Mitte meiner um mich
herum rollenden Möbel; überflogen von meinen Leiden und Sorgen,
möglichst viel Raum einnehmend, denn trotz meines Umfanges war ich
sehr nervös, zog ich im Vortragssaal ein. Aus der Art, wie ich zum
Beispiel saß, und sehr wahrhaftig saß, hätte ich als Zuschauer
meinen Zustand gleich erkannt."
26. Oktober
"Trotzdem beginnt das Stück, die offenbar großen Kräfte
des Verfassers arbeiten, es kommen Dinge zutage, die den des Theaterzettels
nicht zuzutrauen sind, die ihnen aber mit der größten Sicherheit
zukommen, wenn man nur dem Peitschen, Wegreißen, Schlagen, Achselnbeklopfen,
Ohnmächtigwerden, Halsabschneiden, Hinken, Tanzen in russischen Stulpenstiefeln,
Tanzen mit gehobenen Frauenröcken, Wälzen auf dem Kanapee glauben
wollte, weil dies doch Dinge sind, wo keine Widerrede hilft. Es
ist jedoch nicht einmal der erinnerungsweise erlebte Höhepunkt der
Zuschaueraufregung nötig, um zu erkennen, daß
der diskrete Eindruck des Theaterzettels ein falscher Eindruck ist, der
sich erst nach der Aufführung bilden kann, jetzt aber schon unrichtig,
ja unmöglich ist, der nur in einem müde Abseitsstehenden entstehen
kann, da für den ehrlich Urteilenden nach der Vorstellung zwischen
Theaterzettel und Vorstellung nichts Erlaubtes mehr zu sehen ist."
9. Dezember
"Wenn man über einem Buch mit Briefen oder Memoiren, gleichgültig
von was für einem Menschen, diesmal von Karl Stauffer-Bern, still
hält, nicht aus eigener Kraft ihn in sich zieht, denn dazu gehört
schon Kunst und die beglückt sich selbst, sondern hingegeben – wer
nur nicht Widerstand leistet, dem geschieht es bald von dem gesammelten
fremden Menschen sich wegziehn und zu seinem Verwandten sich machen läßt,
dann ist es nichts Besonderes mehr, wenn man durch Zuschlagen des Buches,
wieder auf sich selbst gebracht, nach diesem Ausflug und dieser Erholung
sich in seinem neu erkannten, neu geschüttelten, einen Augenblick
lang von der Ferne aus betrachteten eigenen Wesen wieder wohler fühlt
und mit freierem Kopfe zurückbleibt. – Später erst kann es uns
wundern, daß jene fremden Lebensverhältnisse trotz ihrer Lebhaftigkeit
unveränderlich in dem Buch beschrieben sind, obwohl wir nach unserer
Erfahrung zu wissen glauben, daß von einem Erlebnis,
wie es zum Beispiel die Trauer über den Tod eines Freundes ist, nichts
auf der Welt weiter absteht als die Beschreibung dieses Erlebnisses.
Was aber für unsere Person recht ist, ist es nicht für die fremde.
Wenn wir nämlich mit unseren Briefen dem eigenen Gefühle nicht
genügen können – natürlich gibt es hier eine beiderseits
verschwimmende Menge von Abstufungen – wenn uns selbst in unserem besten
Zustand immer wieder Ausdrücke behilflich sein müssen, wie »unbeschreiblich«,
»unsagbar« oder ein »so traurig« oder »so
schön«, dem dann ein rasch abbröckelnder »daß«-Satz
folgt, so ist uns, wie zum Lohn dafür, die Fähigkeit gegeben,
fremde Berichte mit der ruhigen Genauigkeit aufzufassen, die uns dem eigenen
Briefschreiben gegenüber, zumindest in diesem Maße, fehlt. Die
Unkenntnis, in der wir uns über jene Gefühle befinden, welche
den vorliegenden Brief je nachdem einmal gespannt oder zerknittert haben,
gerade diese Unkenntnis wird Verstand, da wir gezwungen sind, an den hier
liegenden Brief uns zu halten, nur das zu glauben, was darin steht, dieses
also vollkommen ausgedrückt zu finden und von einem vollkommenen Ausdruck,
wie es nur gerecht ist, den Weg ins Menschlichste hinein offen zu sehen.
So enthalten zum Beispiel Karl Stauffers Briefe nur den Bericht über
das kurze Leben eines Künstlers ... [bricht ab]"
1912 https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap003.html
5. Januar
"Wenn man sich am Abend endgültig entschlossen zu haben scheint,
zu Hause zu bleiben, den Hausrock angezogen hat, nach dem Nachtmahl beim
beleuchteten Tische sitzt und jene Arbeit oder jenes Spiel vorgenommen
hat, nach dessen Beendigung man gewohnheitsmäßig schlafen geht,
wenn draußen ein unfreundliches Wetter ist, das das Zuhausebleiben
selbstverständlich macht, wenn man jetzt auch schon so lange bei Tisch
stillgehalten hat, daß das Weggehn nicht nur väterlichen Ärger,
sondern allgemeines Staunen hervorrufen müßte, wenn nun auch
schon das Treppenhaus dunkel und das Haustor gesperrt ist und wenn man
nun trotz alledem in einem plötzlichen Unbehagen aufsteht, den Rock
wechselt, sofort straßenmäßig angezogen erscheint, weggehn
zu müssen erklärt, es nach kurzem Abschied auch tut, je nach
der Schnelligkeit, mit der man die Wohnungstüre zuschlägt und
damit die allgemeine Besprechung des Fortgehens abschneidet, mehr oder
weniger Ärger zu hinterlassen glaubt, wenn man sich auf der Gasse
wiederfindet, mit Gliedern, die diese schon unerwartete Freiheit, die man
ihnen verschafft hat, mit besonderer Beweglichkeit belohnen, wenn man durch
diesen einen Entschluß alle Entschlußfähigkeit in sich
aufgeregt fühlt, wenn man mit größerer als der gewöhnlichen
Bedeutung erkennt, daß man mehr Kraft als Bedürfnis hat, die
schnellste Veränderung leicht zu bewirken und zu ertragen, daß
man mit sich allein gelassen in Verstand und Ruhe und in deren Genüsse
wächst, dann ist man für diesen Abend so gänzlich aus seiner
Familie ausgetreten, wie man es durchdringender durch die entferntesten
Reisen nicht erreichen könnte, und man hat ein Erlebnis
gehabt, das man wegen seiner für Europa äußersten Einsamkeit
nur russisch nennen kann. Verstärkt wird es noch, wenn man zu dieser
späten Abendzeit einen Freund aufsucht, um nachzusehn, wie es ihm
geht."
1913: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap004.html
1914: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap005.html
6. Januar
"Dilthey: ›Das Erlebnis und die Dichtung‹.
Liebe zur Menschheit, höchste Achtung vor allen von ihr ausgebildeten
Formen, ein ruhiges Zurückstehn auf dem geeignetsten Beobachtungsplatz.
Luthers Jugendschriften, »die mächtigen Schatten, die aus einer
unsichtbaren Welt, angezogen von Mord und Blut, in die sichtbare hineintreten«.
– Pascal."
12. Januar
"Tellheim: Zitiert aus Dilthey ›Das Erlebnis und
die Dichtung‹. »Er hat jene freie Beweglichkeit des
Seelenlebens, welche unter den wechselnden Lebensumständen immer wieder
durch ganz neue Seiten überrascht, wie sie nur die Schöpfungen
echter Dichter besitzen.«"
6. Juni
"Der Magistratsbeamte Bruder [Fußnote: Diese und die nachfolgende
Eintragung wirken wie Vorahnungen. Fast zwei Monate vor Ausbruch des Krieges
geschrieben, geben diese Eintragungen Szenen wieder, wie wir sie bald nachher
in sehr ähnlicher Weise erlebten,
als die Russen einen Teil Österreichs eroberten. ...."
28. Juli
"Verzweifelter erster Eindruck der Einöde, des elenden Hauses,
des schlechten Essens ohne Obst und Gemüse, der Streitigkeiten zwischen
W. und H. Entschluß, nächsten Tag wegzufahren. Kündigung.
Bleibe doch. Vorlesung des ›Überfall‹, meine Unfähigkeit, zuzuhören,
mitzugenießen, zu urteilen. Die Rede-Improvisationen des W. Für
mich Unerreichbares. Der Mann, der mitten im Garten schreibt, dickes Gesicht,
schwarzäugig, gefettetes langes, glatt zurückgestrichenes Haar.
Starre Blicke, Augenzwinkern rechts und links. Die Kinder, unbeteiligt,
sitzen wie Fliegen um seinen Tisch. – Meine Unfähigkeit, zu denken,
zu beobachten, festzustellen, mich zu erinnern, zu reden, mitzuerleben
wird immer größer, ich versteinere, ich muß das feststellen.
Meine Unfähigkeit wird sogar im Bureau größer. Wenn ich
mich nicht in einer Arbeit rette, bin ich verloren. Weiß ich das
so deutlich, als es ist? Ich verkrieche mich vor Menschen nicht deshalb,
weil ich ruhig leben, sondern weil ich ruhig zugrunde gehen will. Ich denke
an die Strecke, die wir, E. und ich, von der Elektrischen zum Lehrter Bahnhof
gingen. Keiner sprach, ich dachte an nichts anderes, als daß jeder
Schritt ein Gewinn für mich sei. Und E. ist lieb zu mir; glaubt sogar
unbegreiflicherweise an mich, trotzdem sie mich vor dem Gericht gesehen
hat; ich fühle sogar hie und da die Wirkung dieses Glaubens an mich,
ohne diesem Gefühl allerdings ganz zu glauben. Das erste Leben, das
seit vielen Monaten Menschen gegenüber in mir war, fühlte ich
der Schweizerin im Coupé gegenüber, bei der Rückfahrt
von Berlin. Sie erinnerte an G. W. Einmal rief sie sogar: Kinder! – Kopfschmerzen
hatte sie, so plagte sie das Blut. Häßlicher ungepflegter kleiner
Körper, schlechtes billiges Kleid aus einem Pariser Warenhaus, Sommersprossen
im Gesicht. Aber kleine Füße, ein trotz Schwerfälligkeit
infolge seiner Kleinheit ganz beherrschter Körper, runde feste Wangen,
lebendiger, nie verlöschender Blick."
1915: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap007.html
27. April
"Rote-Kreuz-Schwester. Sehr sicher und entschlossen. Reist, als wäre
sie eine ganze Familie, die sich selbst genügt. Wie der Vater raucht
sie Zigaretten und geht im Gang auf und ab, wie ein Junge springt sie auf
die Bank, um etwas aus ihrem Rucksack zu holen, wie eine Mutter schneidet
sie vorsichtig das Fleisch, das Brot, die Orange, wie ein kokettes Mädchen,
das sie wirklich ist, zeigt sie auf der gegenüberliegenden Bank ihre
schönen kleinen Füße, die gelben Stiefel und die gelben
Strümpfe an den festen Beinen. Sie hätte nichts dagegen, angesprochen
zu werden, beginnt sogar selbst zu fragen, nach den Bergen, die man in
der Ferne sieht, gibt mir ihren Führer, damit ich die Berge auf der
Karte suche. Lustlos liege ich in meiner Ecke, ein Widerwille, sie so auszufragen,
wie sie es erwartet, türmt sich in mir auf, trotzdem sie mir gut gefällt.
Starkes braunes Gesicht von unbestimmtem Alter, grobe Haut, gewölbte
Unterlippe, Reisekleidung, darunter der Pflegerinnenanzug, weicher Kappenhut,
nach Belieben über das fest gedrehte Haar gerückt. Da sie nicht
gefragt wird, beginnt sie brockenweise vor sich hinzuerzählen. Meine
Schwester, der sie, wie ich später erfahre, gar nicht gefallen hat,
unterstützt sie ein wenig. Sie fährt nach Satoralja Ujhel, wo
sie ihre weitere Bestimmung erfahren wird, am liebsten ist sie dort, wo
am meisten zu tun ist, denn dort vergeht die Zeit am schnellsten (meine
Schwester schließt daraus, daß sie unglücklich ist, was
ich aber für unrichtig halte). Man erlebt mancherlei,
einer zum Beispiel hat unerträglich im Schlaf geschnarcht, man hat
ihn geweckt, ihn gebeten, auf die andern Patienten Rücksicht zu nehmen,
er hat es versprochen, kaum aber ist er zurückgefallen, war auch schon
wieder das schreckliche Schnarchen da. Es war sehr komisch. Die andern
Patienten haben die Pantoffel nach ihm geworfen, er lag in der Zimmerecke
und war deshalb ein nicht zu verfehlendes Ziel. Man muß mit den Kranken
streng sein, sonst kommt man nicht zum Ziel, ja, ja, nein, nein, nur nicht
mit sich handeln lassen. Hier mache ich eine dumme, aber für mich
sehr charakteristische, kriecherische, listige, nebenseitige, unpersönliche,
teilnahmslose, unwahre, von weit her, aus irgendeiner letzten krankhaften
Veranlagung geholte, überdies durch die Strindberg-Aufführung
vom Abend vorher beeinflußte Bemerkung darüber, daß es
Frauen wohltun muß, Männer so behandeln zu dürfen. Sie
überhört die Bemerkung oder geht über sie hinweg. Meine
Schwester natürlich faßt sie ganz in dem Sinn auf, in dem sie
gemacht ist, und eignet sich sie durch Lachen an. Weitere Erzählungen
von einem Tetanuskranken, der gar nicht sterben wollte."
1917: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap009.html
Keine Fundstelle
1919: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap010.html
Keine Fundstelle
1920: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap011.html
Keine Fundstelle
1921: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap012.html
Keine Fundstelle
1922: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap013.html
Keine Fundstelle
1923: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap014.html
Keine Fundstelle
Reise-Tagebücher-erfahr,
erfährt, erfuhr, erfahren, Erfahrung in den Reise Tagebüchern
Keine Fundstelle "erleb"
Verwandlung-erleb, erleben, erlebt(e,en,es), Erlebnis
Querverweis: Die Verwandlung im Margrafentheater Erlangen.
Brief-erleb, erleben, erlebt, Erlebnis in den Brief an den Vater
https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/vater/vater3.html
"Es ist auch wahr, daß Du mich kaum einmal wirklich geschlagen
hast. Aber das Schreien, das Rotwerden Deines Gesichts, das eilige Losmachen
der Hosenträger, ihr Bereitliegen auf der Stuhllehne, war für
mich fast ärger. Es ist, wie wenn einer gehängt werden soll.
Wird er wirklich gehenkt, dann ist er tot und es ist alles vorüber.
Wenn er aber alle Vorbereitungen zum Gehenktwerden miterleben
muß und erst wenn ihm die Schlinge vor dem Gesicht hängt, von
seiner Begnadigung erfährt, so kann er sein Leben lang daran zu leiden
haben. Überdies sammelte sich aus diesen vielen Malen, wo ich Deiner
deutlich gezeigten Meinung nach Prügel verdient hätte, ihnen
aber aus Deiner Gnade noch knapp entgangen war, wieder nur ein großes
Schuldbewußtsein an. Von allen Seiten her kam ich in Deine Schuld."
"Ich verlor dadurch nicht nur den Familiensinn, wie Du sagst, im Gegenteil, eher hatte ich noch Sinn für die Familie, allerdings hauptsächlich negativ für die (natürlich nie zu beendigende) innere Ablösung von Dir. Die Beziehungen zu den Menschen außerhalb der Familie litten aber durch Deinen Einfluß womöglich noch mehr. Du bist durchaus im Irrtum, wenn Du glaubst, für die anderen Menschen tue ich aus Liebe und Treue alles, für Dich und die Familie aus Kälte und Verrat nichts. Ich wiederhole zum zehntenmal: ich wäre wahrscheinlich auch sonst ein menschenscheuer, ängstlicher Mensch geworden, aber von da ist noch ein langer, dunkler Weg dorthin, wohin ich wirklich gekommen bin. (Bisher habe ich in diesem Brief verhältnismäßig weniges absichtlich verschwiegen, jetzt und später werde ich aber einiges verschweigen müssen, was – vor Dir und mir – einzugestehen, mir noch zu schwer ist. Ich sage das deshalb, damit Du, wenn das Gesamtbild hie und da etwas undeutlich werden sollte, nicht glaubst, daß Mangel an Beweisen daran schuld ist, es sind vielmehr Beweise da, die das Bild unerträglich kraß machen könnten. Es ist nicht leicht, darin eine Mitte zu finden.) Hier genügt es übrigens, an Früheres zu erinnern: Ich hatte vor Dir das Selbstvertrauen verloren, dafür ein grenzenloses Schuldbewußtsein eingetauscht. (In Erinnerung an diese Grenzenlosigkeit schrieb ich von jemandem einmal richtig: »Er fürchtet, die Scham werde ihn noch überleben.« [RS: letzter Satz im Schloss]) Ich konnte mich nicht plötzlich verwandeln, wenn ich mit anderen Menschen zusammenkam, ich kam vielmehr ihnen gegenüber noch in tieferes Schuldbewußtsein, denn ich mußte ja, wie ich schon sagte, das an ihnen gutmachen, was Du unter meiner Mitverantwortung im Geschäft an ihnen verschuldet hattest. Außerdem hattest Du ja gegen jeden, mit dem ich verkehrte, offen oder im Geheimen etwas einzuwenden, auch das mußte ich ihm abbitten. Das Mißtrauen, das Du mir in Geschäft und Familie gegen die meisten Menschen beizubringen suchtest (nenne mir einen in der Kinderzeit irgendwie für mich bedeutenden Menschen, den Du nicht wenigstens einmal bis in den Grund hinunterkritisiert hättest) und das Dich merkwürdigerweise gar nicht besonders beschwerte (Du warst eben stark genug es zu ertragen, außerdem war es in Wirklichkeit vielleicht nur ein Emblem des Herrschers) – dieses Mißtrauen, das sich mir Kleinem für die eigenen Augen nirgends bestätigte, da ich überall nur unerreichbar ausgezeichnete Menschen sah, wurde in mir zu Mißtrauen zu mir selbst und zur fortwährenden Angst vor allem andern. Dort konnte ich mich also im allgemeinen vor Dir gewiß nicht retten. Daß Du Dich darüber täuschtest, lag vielleicht daran, daß Du ja von meinem Menschenverkehr eigentlich gar nichts erfuhrst, und mißtrauisch und eifersüchtig (leugne ich denn, daß Du mich lieb hast?) annahmst, daß ich mich für den Entgang an Familienleben anderswo entschädigen müsse, da es doch unmöglich wäre, daß ich draußen ebenso lebe. Übrigens hatte ich in dieser Hinsicht gerade in meiner Kinderzeit noch einen gewissen Trost eben im Mißtrauen zu meinem Urteil; ich sagte mir: »Du übertreibst doch, fühlst, wie das die Jugend immer tut, Kleinigkeiten zu sehr als große Ausnahmen.« Diesen Trost habe ich aber später bei steigender Weltübersicht fast verloren."
Vater-erfahr, erfahren,
erfuhr, erfährt, Erfahrung im Brief an den Vater
Zusammenfasung-Erleben-Erlebnis: Erlebnisse kommen im Schloss 2x und erlebt 6x vor. In allen Fällen kann erlebt bzw. Erlebnisse durch erfahren bzw. Erfahrung ohne Bedeutungsverlust ersetzt werden, wenngleich erlebt oder Erlebnis stilistisch besser erscheint. Umgekehrt - erfahren, Erfahrung durch erleben, erlebt, Erlebnis ersetzen - ergab sich folgendes Bild:
Zusammenfasung-Erfahren-Erfahrung:
50 Fundstellen, und zwar im einzelnen mit folgenden Bedeutungen:
Das sollte durch die Ersetzungsmethode
feststellbar sein.
Zusammenfassung Zur Gleichbedeutungsanalyse von erleben, Erlebnis mit erfahren, Erfahrung mit Hilfe der Ersetzungsmethode in Kafkas Schloss
Schaut man sich die 10 Bedeutungsunterscheidungen an, so erscheint intuitiv sofort klar, dass Eg0, Eg1, Eg2, Eg3, Eg4 keine Ersetzungsprobleme machen sollten. Schwieriger ist Eg5-; wie drückt man Unerfahrenheit mit einer Wortschöpfung von Erlebnis aus? Mit "selten" oder "kaum" erlebt"? Das trifft es nicht. Eg6 als können oder Fähigkeit hat mit erleben oder Erlebnissen im Grunde nichts zu tun. Auch Eg7 als wissen wird in erleben nicht erfasst. EgP (platonisch) wie auch Egs (sonstige Bedeutung) spielt hier keine Rolle.
Kann man in Kafkas Schloss erleben und erfahren, Erlebnis und Erfahrung gleichsetzen? Das wird hier an ... Beispielen untersucht mit folgenden Ergebnissen:
erleben, erlebt, Erlebnis ersetzen durch erfahren, Erfahrung
Originaltext erleben, erlebt., Erlebnis | Ersetzen durch erfahren, Erfahrung ... | Kommentar |
"habe etwas Derartiges nicht KS04e1erlebt," | habe etwas Derartiges nicht erfahren, | erfahren kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, erlebt aber stil. besser |
"Nur weil ich in anderen Fällen auch dieses letztere KS05e1erlebt habe, ..." | Nur weil ich in anderen Fällen auch dieses letztere erfahren habe, | erfahren kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, erlebt aber stil. besser |
"als hätten sie etwas so Schönes noch nicht KS11e1erlebt, ... " | als hätten sie etwas so Schönes noch nicht erfahren, ... | erfahren kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, erlebt aber stil. besser |
"es ging dann allerdings meistens nicht sehr gut aus, wie es ja auch K.KS14e1erlebt hatte." | es ging dann allerdings meistens nicht sehr gut aus, wie es ja auch K. erfahren hatte. | erfahren kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, erlebt aber stil. besser |
"ich habe Derartiges bei anderen einige Male KS15e1erlebt. " | ich habe Derartiges bei anderen einige Male erfahren. | erfahren kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, erlebt aber stil. besser |
"Von hier weggetrieben zu werden schien ihm ein alles bisher KS19e1Erlebte übersteigendes Unglück zu sein. " | "Von hier weggetrieben zu werden schien ihm ein alles bisher Erfahrenes übersteigendes Unglück zu sein. " | erfahren kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, erlebt aber stil. besser |
"daß er es sich nicht versagen konnte, mit seinen kleinen KS15E1Erlebnissen an sie zu rühren, ..." | daß er es sich nicht versagen konnte, mit seinen kleinen Erfahrungen an sie zu rühren, ... | Erfahrungen kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, Erlebnisse aber stilistisch besser |
"Zuerst erzählte er uns von seinen kleinen KS15E2Erlebnissen, etwa, ..." | "Zuerst erzählte er uns von seinen kleinen Erfahrungen, etwa, ..." | Erfahrungen kann hier ohne Bedeutungsverlust verwendet werden, Erlebnisse aber stilistisch besser |
erfahren ersetzen durch erleben. Erfahrung ersetzen durch Erlebnis(se)
Originaltext erfahren, Erfahrung eg1 | erfahr... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar Eg1 gut ersetzbar" |
Trotzdem aber wußte man leider aus den KS04Eg1Erfahrungen bei Tageslicht, daß es sehr aufmerksame Beobachter waren ..." | Trotzdem aber wußte man leider aus den Erlebnissen bei Tageslicht, daß es sehr aufmerksame Beobachter waren, | Erfahrungen können hier ohne Bedeutungs- und Informationsverlust durch Erlebnisse ersetzt werden. Damit ist ein Existenzbeweis für KS04Eg1erbracht. |
"übrigens auch schon KS15.10Eg1erfahren, wie wenig allen solche Versprechungen bedeuten" | übrigens auch schon erlebt, wie wenig allen solche Versprechungen bedeuten | Erfahren kann hier ohne Bedeutungs- und Informationsverlust durch erlebt ersetzt werden. |
Originaltext Eg5 (viel) Erfahrung haben | erfahr... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar Eg5 nicht angemessen ersetzbar |
"... Du hast doch viel KS15.1Eg5Menschen- erfahrung, du kommst aus der Fremde; | ... Du hast doch viel Erlebnisse mit Menschen gehabt, du kommst aus der Fremde; | Die Ersetzung trifft zwar die Sache, aber man spricht nicht so, sondern von Erfahrung |
"... Die Mutter verwies ihr solche Reden, der Vater lachte nur über ihre Altklugheit und KS15.6Eg5Vielerfahrenheit, ..." | ||
"er darin einige KS19Eg5Erfahrung haben, werde etwas Ähnliches nicht wieder vorkommen können." | ||
"im Dienst war sie KS20.3Eg5vielerfahren, kühl und ..." |
Originaltext Eg5- (unerfahren) | Eg5 ... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar Eg5 nicht restlos ersetzbar |
... So jung und KS15.9Eg5-unerfahren wir auch waren, das wußten wir, ... | ... So jung wir auch waren und diesbezüglich kaum Erlebnisse hatten, das wußten wir, ... | Die Unerfahrenheit lässt sich mit kaum Erlebnisse zwar einigermaßen umschreiben, aber nach meinem Sprachgefühlt fehlt etwas. |
er habe noch zu wenig 20.7Eg5-Erfahrung | er habe noch zu wenig erlebt | Zu wenig Erfahrung lässt sich zwar mit zu wenig erlebt einigermaßen umschreiben, aber nach meinem Sprachgefühlt fehlt etwas. |
Originaltext Eg6 im Sinne von können | Eg6 ... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar Eg6 nicht angemssen ersetzbar |
".. Nun habe er, K., einige medizinische Kenntnisse und, was noch mehr wert sei, KS13.2Eg6Erfahrung | "... Nun habe er, K., einige medizinische Kenntnisse und, was noch mehr wert sei, viele Erlebnisse. | Erfahrung lässt sich hier nicht angemessen mit Erlebnisse ersetzen. |
ihre flinken, KS11Eg6vielerfahrenen Bewegungen, mit denen sie auf dem ... | ihre flinken, vielerlebten Bewegungen, mit denen sie auf dem ... | Vielerfahrene Bewegungen lassen sich hier nicht so gut mit vielerlebten Bewegungen ersetzen, eher erprobt, gemacht, durchgeführt |
Originaltext erfahren/Erfahrung im Sinne von wissen Eg7 | erfahr... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar Eg7 zwar ähnlich, aber man spricht nicht so, trifft wissen nicht |
"»Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß ich KS01Eg7erfahren, was für eine Arbeit man für mich hat." | »Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß ich erleben, was für eine Arbeit man für mich hat. | Erleben statt erfahren ist hier in der Sache zwar sehr ähnlich, aber man spricht nicht so. Es fehlt das Spezifikum: es geht um wissen. |
"»Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß ich KS01Eg7erfahren, was für eine Arbeit man für mich hat." | »Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß ich erleben, was für eine Arbeit man für mich hat. | Erleben statt erfahren ist hier in der Sache zwar sehr ähnlich, aber man spricht nicht so. Es fehlt das Spezifikum: es geht um wissen. |
»Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß ich KS01Eg7erfahren, was für eine Arbeit man für mich hat. | »Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß ich erleben, was für eine Arbeit man für mich hat. | Erleben statt erfahren ist hier in der Sache zwar das Gleiche, aber man spricht nicht so. Es fehlt das Spezifikum: es geht um wissen. |
"... Außerdem wolltest du, wie die Wirtin vom Herrenhofwirt KS13.4Eg7erfahren hat, | ... Außerdem wolltest du, wie die Wirtin vom Herrenhofwirt erlebt hat, | Erleben statt erfahren ist hier in der Sache zwar das Gleiche, aber man spricht nicht so. Es fehlt das Spezifikum: es geht um wissen. |
Originaltext Eg8 verhinderte Erfahrg. | Eg8 ... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar Eg8 unterschiedlich, einmal nicht gut; im andern Fall sogar sogar besser ersetzbar |
morgen oder heute schon hätte er alles KS15.8Eg8erfahren, | morgen oder heute schon hätte er alles erlebt, | erlebt passt nicht so gut wie erfahren, also nicht gut ersetzbar. |
und ihn wahre Liebe lehren, die er bei Frieda nie KS20.1Eg8erfahren könnte | und ihn wahre Liebe lehren, die er bei Frieda nie erleben könnte | die wahre Liebe erleben statt erfahren passt sogar besser, also ersetzbar. |
_____________________________
Fundstellen
im Textkontext
Schloss-Erleben, erlebt, Erlebnis im Schloss
erleben 0, erlebt 7, Erlebnis 2
erlebt 7
4.Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap004.html
"Ich leugne nicht, daß es möglich ist, einmal auch etwas
ganz gegen die Vorschriften und gegen das Althergebrachte zu erreichen;
ich habe etwas Derartiges nicht KS04e1erlebt,
aber es gibt angeblich Beispiele dafür, mag sein; aber dann geschieht
es gewiß nicht auf die Weise, wie Sie es tun, indem man immerfort
›Nein, nein‹ sagt und nur auf seinen Kopf schwört und die wohlmeinendsten
Ratschläge überhört. Glauben Sie denn, meine Sorge gilt
Ihnen? "
5. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap005.html
"Nur weil ich in anderen Fällen auch dieses letztere KS05e1erlebt
habe, kann ich so von ihm erzählen, wie ich es tue."
11.Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap011.html
11.1 "Er forschte nach irgendeiner Axt, die Gehilfen wußten von
einer und brachten sie, und nun ging es zum Holzschuppen. Nach kurzer Zeit
war die leichte Tür erbrochen, entzückt, als hätten sie
etwas so Schönes noch nicht KS11e1erlebt,
einander jagend und stoßend, begannen die Gehilfen Holz ins Schulzimmer
zu tragen, bald war ein großer Haufen dort, es wurde eingeheizt,
alle lagerten um den Ofen, eine Decke bekamen die Gehilfen, um sich in
sie einzuwickeln, sie genügte ihnen vollauf, denn es wurde verabredet,
daß immer einer wachen und das Feuer erhalten solle, bald war es
beim Ofen so warm, daß man gar nicht mehr die Decke brauchte, die
Lampe wurde ausgelöscht, und glücklich über die Wärme
und Stille streckten sich K. und Frieda zum Schlaf."
11.2 Als K. in der Nacht durch irgendein Geräusch erwachte und
in der ersten unsicheren Schlafbewegung nach Frieda tastete, merkte er,
daß statt Friedas ein Gehilfe neben ihm lag. Es war das, wahrscheinlich
infolge der Reizbarkeit, die schon das plötzliche Gewecktwerden mit
sich brachte, der größte Schrecken, den er bisher im Dorf KS11e2erlebt
hatte.
14. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap014.html
"Immerhin zeigten sich doch auch bei ihm die Folgen dieser Lebensweise
manchmal aber niemals in Gisas Gegenwart in lächerlichen Ausbrüchen
auf Augenblicke wiedererwachten amtlichen Hochmuts, der freilich gerade
zu seiner gegenwärtigen Stellung schlecht genug paßte; es ging
dann allerdings meistens nicht sehr gut aus, wie es ja auch K.KS14e1erlebt
hatte."
15. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap015.html
"Wenn wir plötzlich einmal gekommen wären mit der Nachricht,
daß alles schon in Ordnung sei, daß es zum Beispiel nur ein
inzwischen völlig aufgeklärtes Mißverständnis gewesen
sei oder daß es zwar ein Vergehen gewesen sei, aber es sei schon
durch die Tat gutgemacht oder selbst das hätte den Leuten genügt
daß es uns durch unsere Verbindungen ins Schloß gelungen sei,
die Sache niederzuschlagen; man hätte uns ganz gewiß wieder
mit offenen Armen aufgenommen, Küsse, Umarmungen, Feste hätte
es gegeben, ich habe Derartiges bei anderen einige Male KS15e1erlebt.
"
19. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap019.html
"Von hier weggetrieben zu werden schien ihm ein alles bisher KS19e1Erlebte
übersteigendes Unglück zu sein. "
Erlebnis 2
15 Kapitel https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap015.html
15.1 "»Ich habe aber«, sagte K., »das Innere eines
Beamtenschlittens gesehen, in welchem keine Akten waren.« In der
Erzählung Olgas eröffnete sich ihm eine so große, fast
unglaubwürdige Welt, daß er es sich nicht versagen konnte, mit
seinen kleinen KS15E1Erlebnissen
an sie zu rühren, um sich ebenso von ihrem Dasein als auch von dem
eigenen deutlicher zu überzeugen."
[20.1 "Kaum war sie im Ausschank, war sie dort schon eingelebt."]
________________
Schloss-erfahr, erfahren,
erfuhr, erfährt, Erfahrung Kürzel Eg
01. Kapitel https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/schloss.html
»Das ist noch nicht sicher«, sagte K., »erst muß
ich KS01Eg7erfahren, was
für eine Arbeit man für mich hat. Sollte ich zum Beispiel hier
unten arbeiten, dann wird es auch vernünftiger sein, hier unten zu
wohnen. Auch fürchte ich, daß mir das Leben oben im Schlosse
nicht zusagen würde. Ich will immer frei sein.«
02. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap002.html
02.1 Barnabas, der Überbringer dieses Briefes, wird von Zeit zu
Zeit bei Ihnen nachfragen, um Ihre Wünsche zu KS02.1Eg7erfahren
und mir mitzuteilen.
02.2 "Vielmehr sah er darin eine ihm offen dargebotene Wahl, es war
ihm überlassen, was er aus den Anordnungen des Briefes machen wollte,
ob er Dorfarbeiter mit einer immerhin auszeichnenden, aber nur scheinbaren
Verbindung mit dem Schloß sein wolle oder aber scheinbarer Dorfarbeiter,
der in Wirklichkeit sein ganzes Arbeitsverhältnis von den Nachrichten
des Barnabas bestimmen ließ. K. zögerte nicht zu wählen,
hätte auch ohne die KS02.2Eg0Erfahrungen,
die er schon gemacht hatte, nicht gezögert."
04. Kapitel https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap004.html
"Er hätte gern mit Frieda vertraulich gesprochen, aber die Gehilfen,
mit denen übrigens Frieda hie und da auch scherzte und lachte, hinderten
ihn daran durch ihre bloße, aufdringliche Gegenwart. Anspruchsvoll
waren sie allerdings nicht, sie hatten sich in einer Ecke auf dem Boden
auf zwei alten Frauenröcken eingerichtet. Es war, wie sie mit Frieda
besprachen, ihr Ehrgeiz, den Herrn Landvermesser nicht zu stören und
möglichst wenig Raum zu brauchen, sie machten in dieser Hinsicht,
immer freilich unter Lispeln und Kichern, verschiedene Versuche, verschränkten
Arme und Beine, kauerten sich gemeinsam zusammen, in der Dämmerung
sah man in ihrer Ecke nur ein großes Knäuel. Trotzdem aber wußte
man leider aus den KS04Eg1Erfahrungen
bei Tageslicht, daß es sehr aufmerksame Beobachter waren, immer zu
K. herüberstarrten, sei es auch, daß sie in scheinbar kindlichem
Spiel etwa ihre Hände als Fernrohre verwendeten und ähnlichen
Unsinn trieben oder auch nur herüberblinzelten und hauptsächlich
mit der Pflege ihrer Bärte beschäftigt schienen, an denen ihnen
sehr viel gelegen war und die sie unzähligemal der Länge und
Fülle nach miteinander verglichen und von Frieda beurteilen ließen."
05. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap005.html
5.1 "Die Besprechung mit dem Vorsteher machte K. fast zu seiner eigenen
Verwunderung wenig Sorgen. Er suchte es sich dadurch zu erklären,
daß nach seinen KS5.1Eg1bisherigen
Erfahrungen der amtliche Verkehr mit den gräflichen
Behörden für ihn sehr einfach gewesen war. Das lag einerseits
daran, daß hinsichtlich der Behandlung seiner Angelegenheit offenbar
ein für allemal ein bestimmter, äußerlich ihm sehr günstiger
Grundsatz ausgegeben worden war, und andererseits lag es an der bewunderungswürdigen
Einheitlichkeit des Dienstes, die man besonders dort, wo sie scheinbar
nicht vorhanden war, als eine besonders vollkommene ahnte. K. war, wenn
er manchmal nur an diese Dinge dachte, nicht weit davon entfernt seine
Lage zufriedenstellend zu finden, obwohl er sich immer nach solchen Anfällen
des Behagens schnell sagte, daß gerade darin die Gefahr lag."
06. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap006.html
6.1 "»Ihre Leistungen sind bewundernswert«, sagte K., »daran
ist kein Zweifel, aber wir sprachen von den Zeiten vor Ihrer Heirat, und
damals wäre es doch merkwürdig gewesen, wenn Hansens Familie
unter Geldopfern oder zumindest mit Übernahme eines so großen
Risikos, wie es die Hingabe des Wirtshauses war, zur Heirat gedrängt
und hierbei keine andere Hoffnung gehabt hätte als Ihre Arbeitskraft,
die man ja noch gar nicht kannte, und Hansens Arbeitskraft, deren Nichtvorhandensein
man doch schon KS6.1Eg7erfahren
haben mußte."
6.2 "Es ist keine Legende«, sagte die Wirtin, »es ist vielmehr
der allgemeinen KS6.2Eg0Erfahrung
entnommen.«"
07. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap007.html
"»Sie waren unhöflich gegenüber dem Herrn Gemeindevorsteher,
diesem alten, verdienten, vielerfahrenen,
ehrwürdigen Mann.« "
"... Ich habe nur ein kleines Protokoll nach seinem Diktat über
Ihre Besprechung aufgesetzt und daraus über die Güte des Herrn
Vorstehers und über die Art Ihrer Antworten genug KS7Eg7erfahren.«"
11. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap011.html
"... Daneben aber freute er sich allerdings auch aufrichtig auf den
Kaffee, den ihm Frieda auf einem Spiritusbrenner kochte, und verfolgte,
an dem erkaltenden Ofen lehnend, ihre flinken, KS11Eg6vielerfahrenen
Bewegungen, mit denen sie auf dem Kathedertisch die unvermeidliche, weiße
Decke ausbreitete, eine geblümte Kaffeetasse hinstellte, daneben Brot
und Speck und sogar eine Sardinenbüchse. "
12. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap012.html
"Habe ich unrecht getan, verzeihen Sie es meiner KS12Eg5-Unerfahrenheit;
ich bin schon von meinem Bräutigam genug ausgezankt worden, als er
sah, was geschehen war. Ja, er verbot mir sogar, früh einzuheizen,
weil er glaubte, daß Sie durch Versperrung des Schuppens gezeigt
hätten, daß Sie nicht geheizt haben wollten, bevor Sie selbst
gekommen wären."
13. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap013.html
13.1 "... Nur anfänglich hatte ihn Schüchternheit behindert,
bald aber gewöhnte er sich an K. und Frieda, und als er dann heißen,
guten Kaffee zu trinken bekommen hatte, war er lebhaft und zutraulich geworden,
und seine Fragen waren eifrig und eindringlich, so, als wolle er möglichst
schnell das Wichtigste KS13.1Eg7erfahren,
um dann selbständig für K. und Frieda Entschlüsse fassen
zu können. ..."
13.2 ".. Nun habe er, K., einige medizinische Kenntnisse und, was noch
mehr wert sei, KS13.2Eg6Erfahrung
in der Krankenbehandlung. ..."
13.3 "... »Schon öfters«, begann Frieda, »gleich
anfangs, hat sich die Wirtin bemüht, mich an dir zweifeln zu machen,
sie behauptete nicht, daß du lügst, im Gegenteil, sie sagte,
du seist kindlich offen, aber dein Wesen sei so verschieden von dem unseren,
daß wir, selbst wenn du offen sprichst, dir zu glauben uns schwer
überwinden können, und wenn nicht eine gute Freundin uns früher
rettet, erst durch bittere KS13.3Eg1Erfahrung
zu
glauben uns gewöhnen müssen. ..."
13.4 "... Außerdem wolltest du, wie die Wirtin vom Herrenhofwirt
KS13.4Eg7erfahren
hat, aus irgendwelchen Gründen damals im Herrenhof übernachten,
und das war allerdings überhaupt nicht anders als durch mich zu erlangen.
... "
15. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap015.html
15.1 "... Du hast doch viel KS15.1Eg5Menschenerfahrung,
du kommst aus der Fremde; scheint sie dir nicht auch besonders klug?«
..."
15.2 "... Genaueres kann man darüber nicht KS12.3Eg7-erfahren
oder erst nach langer Zeit. ..."
15.3 "»Den Vorwurf, den du mir machst«, sagte Olga, »mache
ich mir auch, seit jeher schon. Allerdings nicht, daß ich Barnabas
ins Schloß geschickt habe, ist mir vorzuwerfen, ich habe ihn nicht
geschickt, er ist selbst gegangen, aber ich hätte ihn wohl mit allen
Mitteln, mit Gewalt, mit List, mit Überredung, zurückhalten sollen.
Ich hätte ihn zurückhalten sollen, aber wenn heute jener Tag,
jener Entscheidungstag wäre und ich die Not des Barnabas, die Not
unserer Familie so fühlte wie damals und heute und wenn Barnabas wieder,
aller Verantwortung und Gefahr deutlich sich bewußt, lächelnd
und sanft sich von mir losmachte, um zu gehen, ich würde ihn auch
heute nicht zurückhalten, trotz allen KS15.3Eg5Erfahrungen
der Zwischenzeit und, ich glaube, auch du an meiner Stelle könntest
nicht anders. ..."
15.4 "Dann haben wir dich verloren, der du mir jetzt, ich gestehe es,
fast mehr bedeutest als der bisherige Schloßdienst des Barnabas.
Und doch dieser Widerspruch quält mich schon den ganzen Abend mußt
du es KS15.3Eg7erfahren,
denn sonst bekommst du keinen Überblick über unsere Lage, bliebest,
was mich besonders schmerzen würde, ungerecht zu Barnabas; die notwendige
völlige Einigkeit würde uns fehlen, und du könntest weder
uns helfen noch unsere Hilfe, die außerordentliche, annehmen. ..."
15.5 "... Es gab ja manche Auswege, eine andere hätte sich zum
Beispiel recht schön geschmückt, und es wäre ein Weilchen
darüber vergangen, und dann wäre sie in den Herrenhof gekommen
und hätte KS15.5Eg7erfahren,
daß Sortini schon fort, vielleicht, daß er gleich nach Entsendung
des Boten weggefahren sei, etwas, was sogar sehr wahrscheinlich ist, denn
die Launen der Herren sind flüchtig. ..."
15.6 "... Die Mutter verwies ihr solche Reden, der Vater lachte nur
über ihre Altklugheit und KS15.6Eg5Vielerfahrenheit,
dann aber stutzte er, schien etwas zu suchen, dessen Fehlen er erst jetzt
merkte, aber es fehlte doch nichts, und sagte: Brunswick habe etwas von
einem Boten und einem zerrissenen Brief erzählt, und er fragte, ob
wir etwas davon wußten, wen es betreffe und wie es sich damit verhalte.
..."
15.7 "... Frieda hatte ihn ausgehen und dann wiederkommen gesehen,
ein paar Worte mit ihm gesprochen und das, was sie KS15.7Eg3erfahren
hatte, gleich verbreitet; aber wieder gar nicht aus Feindseligkeit gegen
uns, sondern einfach aus Pflicht, wie es im gleichen Falle die Pflicht
jedes anderen gewesen wäre. ..."
15.8 "Zwar sagte er – er sprach nicht mehr so deutlich wie früher,
er hatte fast zu deutlich gesprochen-, daß er nur noch sehr wenig
Geld gebraucht hätte, morgen oder heute schon hätte er alles
KS15.8Eg8erfahren,
und nun sei alles vergebens gewesen, nur am Geld sei es gescheitert und
so fort, aber der Ton, in dem er es sagte, zeigte, daß er das alles
nicht glaubte. Auch hatte er gleich, unvermittelt neue Pläne.
... "
15.9 "... So jung und KS15.9Eg5-unerfahren
wir auch waren, das wußten wir, und auch der Vater wußte es
natürlich, aber er hatte es vergessen, dieses, wie das allermeiste.
... "
16. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap016.html
18. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap018.html
18.1 "... Aber Bürgel schien auf ihn nicht zu achten, allzusehr
beschäftigte ihn die Frage, die er sich selbst vorgelegt hatte: »Soviel
ich erkenne und soviel ich selbst KS18.1Eg7erfahren
habe, haben die Sekretäre hinsichtlich der Nachtverhöre etwa
folgendes Bedenken: Die Nacht ist deshalb für Verhandlungen mit den
Parteien weniger geeignet, weil es nachts schwer oder geradezu unmöglich
ist, den amtlichen Charakter der Verhandlungen voll zu wahren. ..."
18.2 "... Immerhin beweist aber meine KS18.2Eg7Erfahrung
vielleicht, daß es sich um eine so seltene, eigentlich nur dem Gerücht
nach vorhandene, durch gar nichts anderes bestätigte Sache handelt,
daß es also sehr übertrieben ist, sich vor ihr zu fürchten.
..."
19. Kapitel https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap019.html
"Diese Müdigkeit aber stamme daher, daß er die Anstrengung
der Verhöre noch nicht gewöhnt sei. Er sei ja noch nicht lange
hier. Werde er darin einige KS19Eg5Erfahrung
haben, werde etwas Ähnliches nicht wieder vorkommen können. Vielleicht
nehme er die Verhöre zu ernst, aber das sei doch wohl an sich kein
Nachteil."
20. Kapitel: https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/schloss/chap019.html
20.1 "... Und sie hatte sich zurechtgelegt, sie werde auf alles verzichten
und sich zu ihm hinabwenden und ihn wahre Liebe lehren, die er bei Frieda
nie KS20.1Eg8erfahren könnte
und die unabhängig ist von allen Ehrenstellungen der Welt. ..."
20.2 "... Es fing ja auch sehr gut an. Die wenigen Handgriffe und Kenntnisse,
die nötig waren, hatte sie schon vorher in KS20.2Eg7Erfahrung
gebracht. ..."
20.3 "... Wie sie auch sonst sein mag und wie sie auch ihre Stelle
zu schätzen wußte, im Dienst war sie KS20.3Eg5vielerfahren,
kühl und beherrscht, du hebst es ja selbst hervor, ohne allerdings
von der Lehre zu profitieren. ..."
20.4 "... Klamm kann man dies gewiß nicht vorwerfen, und es ist
nur der falsche Gesichtswinkel eines jungen, KS20.4Eg5-unerfahrenen
Mädchens, der dich an Klamms Liebe zu Frieda nicht glauben läßt.
Klamm scheint dir und dies mit Recht unerreichbar, und deshalb glaubst
du, auch Frieda hätte an Klamm nicht herankommen können.
..."
20.5 "... Du willst ihr nicht glauben! Und weißt nicht, wie du
dich damit bloßstellst, wie du gerade damit deine S20.5Eg5-Unerfahrenheit
zeigst! ..."
20.6 "... Ich weiß nicht, ob es so ist, auch ist mir meine Schuld
gar nicht klar, nur wenn ich mich mit dir vergleiche, taucht mir etwas
Derartiges auf, so, als ob wir uns beide zu sehr, zu lärmend, zu kindisch,
zu S20.6Eg5-unerfahren bemüht
hätten, um etwas, das zum Beispiel mit Friedas Ruhe, mit Friedas Sachlichkeit
leicht und unmerklich zu gewinnen ist, durch Weinen, durch Kratzen, durch
Zerren zu bekommen so, wie ein Kind am Tischtuch zerrt, aber nichts gewinnt,
sondern nur die ganze Pracht hinunterwirft und sie sich für immer
unerreichbar macht-; ich weiß nicht, ob es so ist, aber daß
es eher so ist, als wie du es erzählst, das weiß ich.«
..."
20.7 "... K. sagte, er hatte den Eindruck gehabt, daß die Wirtin
noch mit ihm sprechen wolle, er bitte um Entschuldigung, wenn das ein Irrtum
gewesen sei, übrigens müsse er nun allerdings gehen, allzulange
habe er die Schule, wo er Diener sei, sich selbst überlassen, an allem
sei die gestrige Vorladung schuld, er habe noch zu
wenig S20.7Eg5-Erfahrung
in diesen Dingen, es werde gewiß nicht wieder geschehen, daß
er der Frau Wirtin solche Unannehmlichkeiten mache wie gestern. ..."
Prozess-Erleben, erlebt, Erlebnis
10. Kapitel Ende - Letzter Satz
https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/prozess/prozesa1.html
"Aber an K.s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während
der andere das Messer ihm tief ins Herz stieß und zweimal dort drehte.
Mit brechenden Augen sah noch K., wie die Herren, nahe vor seinem Gesicht,
Wange an Wange aneinandergelehnt, die Entscheidung beobachteten. »Wie
ein Hund!« sagte er, es war, als sollte die Scham ihn KP10eaüberleben."
Prozess-erfahr, erfahren,
erfuhr, erfährt, Erfahrung
Originaltext Erlebnisse, erlebt | erleb... Ersetzen durch erf.... | Kommentar restlos ersetzbar |
Nun habe ja wohl K. schon seinen eigenen KP71E1.1Erlebnissen entnommen, daß die allerunterste Organisation des Gerichtes nicht ganz vollkommen ist, pflichtvergessene und bestechliche Angestellte aufweist, wodurch gewissermaßen die strenge Abschließung des Gerichtes Lücken bekommt. | Nun habe ja wohl K. schon seinen eigenen Erfahrungen entnommen, daß die allerunterste Organisation des Gerichtes nicht ganz vollkommen ist, pflichtvergessene und bestechliche Angestellte aufweist, wodurch gewissermaßen die strenge Abschließung des Gerichtes Lücken bekommt. | Erlebnisse können ohne jeden Bedeutungs- oder Informationsverlust durch Erfahrungen ersetzt werden. Damit ist ein Existenzbeweis für KP71E1.1 erbracht. |
kaum bekam ich die Möglichkeit, selbst zu Gericht zu gehen, nützte ich sie immer aus, unzählbare Prozesse habe ich in wichtigen Stadien angehört und, soweit sie sichtbar sind, verfolgt, und – ich muß es zugeben – nicht einen einzigen wirklichen Freispruch KP76e1.1erlebt.« | kaum bekam ich die Möglichkeit, selbst zu Gericht zu gehen, nützte ich sie immer aus, unzählbare Prozesse habe ich in wichtigen Stadien angehört und, soweit sie sichtbar sind, verfolgt, und – ich muß es zugeben – nicht [von] einen einzigen wirklichen Freispruch erfahren« | Erlebt kann hier ohne jeden Bedeutungs- oder Informationsverlust durch Erfahrungen ersetzt werden. Damit ist ein Existenzbeweis für KP76e1.1erbracht. |
https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/prozess/prozes71.html
71 "... Aber das Wichtigste ist dies nicht, denn viel kann man auf diese Weise nicht erfahren, wenn natürlich auch hier wie überall ein tüchtiger Mann mehr erfährt als andere. Das Wichtigste bleiben trotzdem die persönlichen Beziehungen des Advokaten, in ihnen liegt der Hauptwert der Verteidigung. Nun habe ja wohl K. schon seinen eigenen KS71E1.1Erlebnissen entnommen, daß die allerunterste Organisation des Gerichtes nicht ganz vollkommen ist, pflichtvergessene und bestechliche Angestellte aufweist, wodurch gewissermaßen die strenge Abschließung des Gerichtes Lücken bekommt. Hier nun drängt sich die Mehrzahl der Advokaten ein, hier wird bestochen und ausgehorcht, ja es kamen, wenigstens in früherer Zeit, sogar Fälle von Aktendiebstählen vor. ..."
https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/prozess/prozes76.html
76 "Diese geordnete Darstellung verblüffte K. anfangs, dann aber
sagte er ebenso leise wie der Maler: »Ich glaube, Sie widersprechen
sich.« »Wie denn?« fragte der Maler geduldig und lehnte
sich lächelnd zurück. Dieses Lächeln erweckte in K. das
Gefühl, als ob er jetzt daran gehe, nicht in den Worten des Malers,
sondern in dem Gerichtsverfahren selbst Widersprüche zu entdecken.
Trotzdem wich er aber nicht zurück und sagte: »Sie haben früher
die Bemerkung gemacht, daß das Gericht für Beweisgründe
unzugänglich ist, später haben Sie dies auf das öffentliche
Gericht eingeschränkt, und jetzt sagen Sie sogar, daß der Unschuldige
vor dem Gericht keine Hilfe braucht. Darin liegt schon ein Widerspruch.
Außerdem aber haben Sie früher gesagt, daß man die Richter
persönlich beeinflussen kann, stellen aber jetzt in Abrede, daß
die wirkliche Freisprechung, wie Sie sie nennen, jemals durch persönliche
Beeinflussung zu erreichen ist. Darin liegt der zweite Widerspruch.«
»Diese Widersprüche sind leicht aufzuklären«, sagte
der Maler. »Es ist hier von zwei verschiedenen Dingen die Rede, von
dem, was im Gesetz steht, und von dem, was ich persönlich erfahren
habe, das dürfen Sie nicht verwechseln. Im Gesetz, ich habe es allerdings
nicht gelesen, steht natürlich einerseits, daß der Unschuldige
freigesprochen wird, andererseits steht dort aber nicht, daß die
Richter beeinflußt werden können. Nun habe aber ich gerade das
Gegenteil dessen erfahren. Ich weiß von keiner wirklichen Freisprechung,
wohl aber von vielen Beeinflussungen. Es ist natürlich möglich,
daß in allen mir bekannten Fällen keine Unschuld vorhanden war.
Aber ist das nicht unwahrscheinlich? In so vielen Fällen keine einzige
Unschuld? Schon als Kind hörte ich dem Vater genau zu, wenn er zu
Hause von Prozessen erzählte, auch die Richter, die in sein Atelier
kamen, erzählten vom Gericht, man spricht in unseren Kreisen überhaupt
von nichts anderem; kaum bekam ich die Möglichkeit, selbst zu Gericht
zu gehen, nützte ich sie immer aus, unzählbare Prozesse habe
ich in wichtigen Stadien angehört und, soweit sie sichtbar sind, verfolgt,
und – ich muß es zugeben – nicht einen einzigen wirklichen Freispruch
KS76e1.1erlebt.«
»Keinen einzigen Freispruch also«, sagte K., als rede er zu
sich selbst und zu seinen Hoffnungen. »Das bestätigt aber die
Meinung, die ich von dem Gericht schon habe. Es ist also auch von dieser
Seite zwecklos. Ein einziger Henker könnte das ganze Gericht ersetzen.«
»Sie dürfen nicht verallgemeinern«, sagte der Maler unzufrieden,
»ich habe ja nur von meinen Erfahrungen gesprochen.« »Das
genügt doch«, sagte K., »oder haben Sie von Freisprüchen
aus früherer Zeit gehört?« »Solche Freisprüche«,
antwortete der Maler, »soll es allerdings gegeben haben. Nur ist
es sehr schwer, das festzustellen. Die abschließenden Entscheidungen
des Gerichts werden nicht veröffentlicht, sie sind nicht einmal den
Richtern zugänglich, infolgedessen haben sich über alte Gerichtsfälle
nur Legenden erhalten."
Strafkolonie-erleb, erleben, erlebt(e,en,es), Erlebnis
1. Kapitel; https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/strafkol/strafkol.html
keine Fundstelle.
Strafkolonie-erfahr, erfahren, erfährt, erfuhr
1. Kapitel; https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/strafkol/strafkol.html
"... Also hier ist das Bett, wie ich sagte. Es ist ganz und gar
mit einer Watteschicht bedeckt; den Zweck dessen werden Sie noch erfahren.
..."
"Der Reisende sah flüchtig auf den Mann hin; er hielt, als der
Offizier auf ihn gezeigt hatte, den Kopf gesenkt und schien alle Kraft
des Gehörs anzuspannen, um etwas zu erfahren. Aber die Bewegungen
seiner wulstig aneinander gedrückten Lippen zeigten offenbar, daß
er nichts verstehen konnte. Der Reisende hatte verschiedenes fragen wollen,
fragte aber im Anblick des Mannes nur: »Kennt er sein Urteil?«
»Nein«, sagte der Offizier und wollte gleich in seinen Erklärungen
fortfahren, aber der Reisende unterbrach ihn: »Er kennt sein eigenes
Urteil nicht?« »Nein«, sagte der Offizier wieder, stockte
dann einen Augenblick, als verlange er vom Reisenden eine nähere Begründung
seiner Frage, und sagte dann: »Es wäre nutzlos, es ihm zu verkünden.
Er erfährt es ja auf seinem Leib.« Der Reisende wollte schon
verstummen, da fühlte er, wie der Verurteilte seinen Blick auf ihn
richtete; er schien zu fragen, ob er den geschilderten Vorgang billigen
könne. Darum beugte sich der Reisende, der sich bereits zurückgelehnt
hatte, wieder vor und fragte noch: »Aber daß er überhaupt
verurteilt wurde, das weiß er doch?« »Auch nicht«,
sagte der Offizier und lächelte den Reisenden an, als erwarte er nun
von ihm noch einige sonderbare Eröffnungen. »Nein«, sagte
der Reisende und strich sich über die Stirn hin, »dann weiß
also der Mann auch jetzt noch nicht, wie seine Verteidigung aufgenommen
wurde?« »Er hat keine Gelegenheit gehabt, sich zu verteidigen«,
sagte der Offizier und sah abseits, als rede er zu sich selbst und wolle
den Reisenden durch Erzählung dieser ihm selbstverständlichen
Dinge nicht beschämen. »Er muß doch Gelegenheit gehabt
haben, sich zu verteidigen«, sagte der Reisende und stand vom Sessel
auf."
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. |
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Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus ... geht,
sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.
korrigiert:
Originaltext erleben, erlebt., Erlebnis | Ersetzen durch erfahren, Erfahrung ... | Kommentar |
Originaltext erfahren, Erfahrung | erfahr... Ersetzen durch erleb.... | Kommentar |
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