Erleben und Erlebnis in Husserls Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Erstes Buch 1913
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Zusammenfassung-Husserl-IP
Erleben wird 18 mal gefunden (20 Angaben mit einem Pseudo und einem
OCR-Fehler). Erlebnis erzielt 350 Treffer mit einer klaren Definition S.
65:
S. 65: "Unter HIP5E65.1E
r l e b n i s s e n im w e i t e s t e n
S i n n e verstehen wir alles und jedes im HIP5E65.2Erlebnisstrom
Vorfindliche; also nicht nur die intentionalen HIP5E65.3Erlebnisse,
die aktuellen und potentiellen cogitationes, dieselben in ihrer vollen
Konkretion genommen; sondern was irgend an reellen Momenten in diesem Strom
und seinen konkreten Teilen vorfindlich ist."
Diese Definition kann problemlos auf das Erleben übertragen
werden: Unter Erleben im weitesten Sinne verstehen wir alles und jedes
im Erlebensstrom Vorfindliche; also nicht nur das intentionale Erleben,
die aktuellen und potentiellen cogitationes, dieselben in ihrer vollen
Konkretion genommen; sondern was irgend an reellen Momenten in diesem Strom
und seinen konkreten Teilen vorfindlich ist."
Gretchenfrage der Erlebenspsychologie
S. 154 thematisiert die grundlegende Frage der Erlebenspsychologie,
ob und wie überhaupt Erleben beschrieben werden kann. Die Ausführungen
sind schwach und geben keine klare Antwort, wie überhaupt weitgehend
unklar bleibt, wie Husserl und die Phänomenologen das Erleben, besonders
das Wesen des Erlebens, erfassen. Das werde ich noch weiter dokumentieren.
Anmerkung: Zur Kritik der Wesenskonzepte > William
James.
Fundstellen erleben
Nachdem sämtlich Fundstellen zum Erleben erfasst wurden, werden
nicht mit Seitenzahlen, sondern fortlaufend indiziert.
S. 49: Pseudo "sich verlebendigende ..."
S. 60: "§ 34. D a s W e s e n d e s
B e w u ß t s e i n s a l s T h e m a.
Wir beginnen mit einer Reihe von Betrachtungen,
innerhalb
deren wir uns mit keiner phänomenologischen Epoche [gr.] mühen.
Wir
sind in natürlicher Weise auf die »Außenwelt«
gerichtet und voll-
ziehen, ohne die natürliche Einstellung zu verlassen, eine psycho-
logische Reflexion auf unser Ich und sein HIPe1Erleben.
Wir vertiefen
uns, ganz so wie wir es tun würden, wenn wir von der neuen
Einstellungsart nichts gehört hätten, in das W e s e n
d e s »B e w u ß t-
s e i n s v o n E t w a s«, in dem wir z. B. des
Daseins materieller
Dinge, Leiber, Menschen, des Daseins von technischen und litera-
rischen Werken usw. bewußt sind. Wir folgen unserem allgemeinen
Prinzip, daß jedes individuelle Vorkommnis sein Wesen hat, das
in
eidetischer Reinheit faßbar ist und in dieser Reinheit zu einem
Felde möglicher eidetischer Forschung gehören muß.
Demnach hat
auch das allgemeine natürliche Faktum des »Ich bin«,
»Ich denke«,
»Ich habe mir gegenüber eine Welt« u. dgl. seinen
Wesensgehalt,
und mit diesem ausschließlich wollen wir uns jetzt beschäftigen.
Wir vollziehen also exemplarisch irgendwelche singuläre HIPE1Bewußt-
seinserlebnisse, genommen, wie sie
sich in der natürlichen Einstellung
geben, als reale menschliche Fakta, oder wir vergegenwärtigen
uns solche in der Erinnerung oder in der frei fingierenden Phan-
tasie. Auf solchem exemplarischen Grunde, der als vollkommen klarer
vorausgesetzt sei, erfassen und fixieren wir in adäquater Ideation
die reinen Wesen, die uns interessieren. Die singulären Fakta,
die
Faktizität der natürlichen Welt überhaupt entschwindet
dabei
unserem theoretischen Blicke — wie überall, wo wir rein eide-
tische Forschung vollziehen."
S. 70: "... Die Frage betrifft, da wir hier Bewußt-
sein in jedem noch so weiten, sich schließlich mit dem Begriff
des
HIP2Erlebnisses deckenden
Sinn verstehen können, die Eigenwesenheit
des HIPE3Erlebnisstromes
und aller seiner Komponenten. Inwiefern soll
zunächst die m a t e r i e l l e Welt ein prinzipiel
andersartiges, a u s
d e r E i g e n w e s e n h e i t d e r HIPE4E
r l e b n i s s e A u s g e s c h l o s s e n e s
sein? Und wenn sie das ist, wenn sie gegenüber allem Bewußtsein
und seiner Eigenwesenheit das »F r e m d e«, das »A
n d e r s s e i n«
ist, wie k a n n sich Bewußtsein mit ihr v
e r f l e c h t e n; mit ihr und
folglich mit der ganzen bewußtseinsfremden Welt? Denn leicht
über-
zeugt man sich ja, daß die materielle Welt nicht ein beliebiges
Stück,
sondern die Fundamentalschicht der natürlichen Welt ist, auf die
alles
andere reale Sein w e s e n t l i c h bezogen ist. Was
ihr noch fehlt, sind
die Menschen- und Tierseelen; und das Neue, das diese herein-
bringen, ist in erster Linie ihr »HIPe2Erleben«
mit dem bewußtseins-
mäßigen Bezogensein auf ihre Umwelt. D a b e i
i s t d o c h B e w u ß t -
se i n u n d D i n g l i c h k e i t e i n
v e r b u n d e n e s G a n z e s, ver-
bunden in den einzelnen psychophysischen Einheiten, die wir Animalia
nennen, und zu oberst verbunden in der r e a l e n E i
n h e i t d e r
g a n z e n W e l t. Kann Einheit eines Ganzen anders sein als
einig
durch das eigene Wesen seiner Teile, die somit irgendwelche
W e s e n s g e m e i n s c h a f t statt prinzipieller Heterogeneität
haben
müssen?"
S. 152: "»Man kann ja kaum einmal Vermutungen darüber anstellen,
wie
man zur Erkenntnis des unmittelbaren HIPe3Erlebens
kommt. Denn es
ist weder Wissen noch Gegenstand des Wissens, sondern etwas an-
deres. Es ist nicht einzusehen, wie ein Bericht über HIPe4Erleben
des
HIPe5Erlebens,
auch wenn es da ist, zu Papiere kommt«. »Es ist aber
immerhin dies die letzte Frage des Grundproblems der Selbstbeob-
achtung«. »Heutzutage bezeichnet man diese absolute Beschreibung
als Phänomenologie«.[FN1 S. 152]
Über Th. Lipps' Darstellungen referierend,
sagt Watt dann
weiter: »Der g e w u ß t e n Wirklichkeit der
Gegenstände der Selbst-
beobachtung steht gegenüber die Wirklichkeit des gegenwärtigen
Ich und der gegenwärtigen HIPE5Bewußtseinserlebnisse.
Diese Wirklich-
keit ist HIPe6erlebt
[nämlich bloß
HIPe7erlebt,
nicht ‚gewußt', d. i. reflektiv
erfaßt]. Sie ist eben damit absolute Wirklichkeit«. »Man
mag
nun sehr verschiedener Meinung darüber sein«, so fügt
er nun
seinerseits hinzu, »was man mit dieser absoluten Wirklichkeit
an-
fangen kann .... Es handelt sich dabei auch wohl nur um Ergeb-
nisse der Selbstbeobachtung. Wenn nun diese immer rückschauende
Betrachtung, immer ein Willen um eben g e
h a b t e HIPE6Erlebnisse
als
Gegenstände ist, wie soll man Zustände statuieren, von denen
man
kein Wissen haben kann, die nur bewußt sind? Es dreht sich ja
eben darum die Wichtigkeit der ganzen Diskussion, nämlich um die
Derivation des Begriffes des unmittelbaren HIPe8Erlebens,
das kein Wissen
ist. Beobachten muß man können. HIPe9Erleben
tut schließlich jeder.
Nur w e i ß er dies nicht. Und wenn er es wüßte, wie
könnte er
wissen, daß sein HIPe10Erleben
wirklich absolut so ist, wie er es sich denkt?
Aus wessen Kopf darf die Phänomenologie fertig ins Leben springen?
..."
154: "In der Tat, was sollte aus der Phänomenologie
werden, wenn
»es nicht einzusehen wäre, wie ein Bericht
über HIPe11Erleben des
HIPe12Er-
lebens, auch wenn es da ist, zu
Papier kommt«? Was sollte aus
ihr werden, wenn sie Aussagen machen dürfte über die Wesen
von
»gewußten«, reflektierten HIPE7Erlebnissen,
nicht aber über Wesen von
HIPE8Erlebnissen schlechthin?
Was sollte werden, wenn »kaum einmal Ver-
mutungen darüber anzustellen wären, wie man zur Erkenntnis
un-
mittelbaren HIPe13Erlebens
kommt« — bzw. zur Erkenntnis seines Wesens?
Mag sein, daß der Phänomenologe keine Daseinsfeststellungen
be-
züglich der HIPE9Erlebnisse
zu vollziehen hat, die ihm als exemplarische
für seine Ideationen vorschweben. Er erschaut doch, so könnte
man
einwenden, in diesen Ideationen nur Ideen von solchen, was er je-
weils eben im Exempel vor Augen hat. So wie sein Blick sich dem
HIPE10Erlebnis zuwendet,
wird es erst zu dem, als was es sich ihm nun
darbietet, sowie er den Blick abwendet, wird es zu einem anderen.
Das erfaßte Wesen ist nur Wesen von dem reflektierten
HIPE11Erlebnis,
und
die Meinung, durch Reflexion absolut gültige Erkenntnisse gewinnen
zu können, die für HIPE12Erlebnisse
überhaupt, ob reflektierte oder un-
reflektierte, Geltung haben, ist völlig unbegründet. »Wie
soll man
Zustände statuieren können«, sei es auch als Wesensmöglichkeiten,
»von denen man kein Wissen haben kann?«"
158: "... »Man kann keine
Vermutungen darüber anstellen, wie man zur Erkenntnis
des un-
mittelbaren HIPe14Erlebens
kommt«; daraus ist nur zu entnehmen, wie
fremd der modernen Psychologie die immanente Wesensanalyse noch
ist, obschon sie doch die einzig mögliche Methode für die
Fixierung
der Begriffe bildet, welche in aller immanenten psychologischen De-
skription als bestimmende zu fungieren haben. [FN1,2 S. 158]"
160: "Bei diesen eigentümlichen Verflochtenheiten mit allen »seinen«
HIPE13Erlebnissen ist
doch das HIPe15erlebende
Ich nichts, was f ü r s i c h ge-
nommen und zu einem e i g e n e n Untersuchungsobjekt gemacht
werden könnte. Von seinen »Beziehungsweisen« oder
»Verhaltungs-
weisen« abgesehen, ist es völlig leer an Wesenskomponenten,
es hat
gar keinen explikabeln Inhalt, es ist an und für sich unbeschreiblich:
reines Ich und nichts weiter."
161: "Darum gibt es doch Anlaß zu einer
Mannigfaltigkeit wichtiger
Beschreibungen, eben hinsichtlich der besonderen Weisen, w i
e es
in den jeweiligen HIPE14Erlebnisarten
oder HIPE15ErlebnismodisHIPe16erlebendes
Ich
ist. Dabei unterscheidet sich immerfort — trotz der notwendigen
Aufeinanderbezogenheit — das HIPE16E
r l e b n i s s e l b s t und das r e
i n e
Ich des HIPe17Erlebens.
Und wieder: Das r e i n S u b j e k t i v e d e r
HIPE17E
r -
l e b n i s w e i s e und der übrige,
sozusagen i ch - a b g e w a n d t e
G e h a l t d e s HIPE18E
r l e b n i s s e s. Es bestebt also eine gewisse, außer-
ordentlich wichtige Zweiseitigkeit im Wesen der HIPE19Erlebnissphäre,
von
der wir auch sagen können, daß an den HIPE20Erlebnissen
eine s u b -
j e k t i v - o r i e n t i e r t e Seite und eine o b
j e k t i v - o r i e n t i e r t e
zu unterscheiden ist: eine Ausdrucksweise, die ja nicht mißverstanden
werden darf, als lehrten wir, es sei das ev. »Objekt« des
HIPE21Erlebnisses
an diesem etwas dem reinen Ich Analoges. Gleichwohl wird sich die
Ausdrucksweise rechtfertigen. Und wir fügen gleich bei, daß
dieser
Zweiseitigkeit, in erheblichen Strecken mindestens, eine Teilung der
Untersuchungen (wenn auch keine wirkliche Trennung) entspricht,
die einen nach der reinen Subjektivität orientiert, die anderen
nach
dem, was zur »Konstitution« der Objektivität
f ü r die Subjektivität
gehört. Wir werden von der »intentionalen Beziehung«
von HIPE22Erleb-
nissen (bzw. des reinen HIPe18erlebenden
Ich) auf Objekte und von mancher-
lei HIPE23Erlebniskomponenten
und »intentionalen Korrelaten«, die damit
zusammenhängen, vieles zu sagen haben. Dergleichen kann aber
in umfassenden Untersuchungen analytisch oder synthetisch erforscht
und beschrieben werden, ohne daß man sich mit dem reinen Ich
und seinen Weisen der Beteiligung dabei irgend tiefergehend be-
schäftigt. Öfters berühren muß man es freilich,
sofern es eben ein
notwendiges Dabei ist."
194: OCR Fehler ("übersehen")
225: "... Dem HIPe19E r l e b e
n, als o r i g i n ä r e m B e w u ß t-
s e i n v o m HIPE24E r
l e b n i s, entsprechen als mögliche Parallelen Er-
innerungen von ihm, somit auch als deren Neutralitätsmodifikationen
P h a n t a s i e n. So für jedes HIPE25Erlebnis,
und wie immer es mit der
Blickrichtung des reinen Ich bestellt sein mag. ..."
314: "... Was wir aktuell HIPe20erleben
(bzw. in der Phantasiemodifikation unreflektiert bewußt haben),
s e h e n wir nicht. Es bedarf also der Änderung der Einstellung,
es bedarf der verschiedenen hyletischen, noetischen, noematischen
»Reflexionen« (sämtlich rechtmäßig so genannt,
weil sie Ablenkungen
von der ursprünglichen, »geraden« Blickrichtung auf
das X sind).
Diese Reflexionen sind es, die uns nun ein großes, in sich zusammen-
hängendes Forschungsfeld eröffnen, bzw. eine mächtige,
unter der
Idee Dingregion stehende Problematik."
65: "Unter HIP5E65.1E r l e b n
i s s e n im w e i t e s t e n S i n n e
verstehen wir alles und jedes im HIP5E65.2Erlebnisstrom
Vorfindliche;
also nicht nur die intentionalen
HIP5E65.3Erlebnisse,
die aktuellen und potentiellen cogitationes, dieselben in ihrer vollen
Konkretion genommen; sondern was irgend an reellen Momenten in diesem Strom
und seinen konkreten Teilen vorfindlich ist."
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korrigiert: 08.12.2022 irs Rewchtschreibprüfung und gelesen