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republik durch die unter kommunisti- scher Leitung stehende zweite abgelöst
- auf Landauers Mitarbeit wurde verzich- tet. Vom 1.5.1919 wird Landauer
auf- grund einer Denunziation von Soldaten der sozialdemokratischen Regierung
Hoffmann verhaftet, in das Gefängnis München-Stadelheim geschleppt,
wo er am 2. Mai 1919 an den bestialischen Mißhandlungen durch Offiziere
und Soldaten starb.
Lit.: K. Bosl "Bayern im Umbruch - Die Revolution
von 1918 und ihre Voraus- setzungen, ihr Verlauf und ihre Folgen" München
1969 |
LANDAUER, Gustav
1870-1919 [Nr.142]
Pazifist, Anarchist und Schriftsteller. Nach Abbruch, des Germanistik-
und Philosophiestudiums 1892 Mitarbeiter der Halbmonatsschrift 'Der Sozia-
list', 1899 erstes literarisches Werk 'Der Todesprediger', dem viele folgen,
vor allem 1907 eine Monographie 'Die Revolution'. Landauer übersetzte
Balzac, Wilde und Kropotkin. Seit 1902 lebte er als freier Publizist in
der Nähe von Berlin. Landauer war - beeindruckt von Kropotkin und
Tolstoi - überzeugter Anarchist, der dieser Bewegung jedoch sehr kritisch
gegen- überstand. Ein Außenseiter unter Außenseitern,
aber keineswegs von ver- bohrter Abseitigkeit. Den Gewaltflügel 'Propaganda
der Tat' innerhalb der anarchistischen Bewegung lehnte er ab und
verurteilte ihn. Ihm waren pseudorevolutionäre Phrasen und Posen verhaßt.
1908 gründet er den 'Sozialistischen Bund', 1909 - 1915 gab er den
'Sozialist' heraus und 1911 erscheint sein 'Aufruf zum Sozialismus', eine
leidenschaftliche Auseinander- setzung sowohl mit dein Kapitalismus als
auch dem Marxismus. Für L. war der Sozialismus die 'Willenstendenz
geeigneter Menschen, um eines Ideals willen Neues zu schaffen, eine Sache
des ethischen Impulses'. Der Aus- bruch des ersten Weltkrieges überraschte
den entschiedenen Pazifisten und Antinationalisten nicht, erschütterte
ihn aber umso mehr. 1916/17 hielt er jene Vorträge, die seinem vielgerühmten
(posthum 1920 erschienenen) Shakespeare-Buch zugrundeliegen. 1919 kamen
seine 'Briefe aus der französischen Revolution' heraus. Bereits Mitte
November 1918 folgte er dem Ruf Eisners nach München, gehörte
dort zu dessen engsten Freunden und Beratern und war Mitglied des Zentralarbeiterrates
der Räterepublik. Entschieden wandte er sich gegen den Parteien-Parlamentarismus,
einen neuen Reichs-Zentralismus und gegen die Kommunisten. Nach Eisners
Er- mordung gehört L. zu den aktivsten Mitgliedern des 'Räte-Kongreß',
der vom 25.2. bis 8.3.1919 in München tagte. Nach Ausrufung der Rätere-
publik am 7.4.1919 wird ihm das Amt des Volksbeauftragten für Volks-
aufklärung übertragen. Nach der Niederschlagung des gegenrevolutionä-
ren Putschversuchs vom 12./13.4.1919 wurde die erste Münchner Räte- |