Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=24.02.2008 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 15.9.8
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Kunst, Bereich Galerie, und hier speziell Porträts von R. Sponsel aus dem Katalog Der Charakter und sein Preis,

    Abteilung XI:
    Bayerische Räterepublik

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

    "Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub" (Eugen Leviné)

     
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    bekannt zu geben. Auf dem Weg zu die- ser Sitzung  wurde er von dem Grafen Arco-Valley jedoch erschossen; der Mord an Eisner verursachte die Prokla- mierung der Räterepublik in Bayern.

    Lit.: K. Schwend, "Bayern zwischen Monarchie und Diktatur" 1954

    EISNER, Kurt 1867-1919 [Nr.140]
    Bayerischer Sozialistenführer während der Novemberrevolution 1918 und Schriftsteller. Nach philosophischem und germanistischem Studium und journalistischen Lehrjahren in Frankfurt und Marburg, wo ihm eine Maje- stätsbeleidigung 9 Monate Gefängnis einbrachte, gehörte er von 1889 bis 1905 zur Schriftleitung des 'Vorwärts'. Er war von 1907 - 1910 Schrift- leiter der 'Fränkischen Tagespost' in Nürnberg, dann Mitarbeiter der 'Münchner Post' und Herausgeber des 'Arbeiterfeuilletons'. 1914/15 Auf- klärungskampf gegen die deutsche Kriegspolitik. 1917 Gründung der Münchner USPD (unabhängige Sozialistische Partei Deutschlands). In Berlin und München rief er zu politischen Massenstreiks gegen den Krieg auf, worauf er postwendend 1918 verhaftet wurde. Entlassung im gleichen Jahr. An der Spitze eines rasch gebildeten Arbeiter- und Soldatenrates rief er am 7./8.11.1918 nach dem Sturz der bayerischen Zivil- und Militärbe- hörden den 'Freistaat Bayern' aus und wurde bayerischer Ministerpräsi- dent. Durch rückhaltlose Aufdeckung der Vergangenheit erhoffte er für Deutschland günstigere Friedensbedingungen. Durch die Veröffentlichung einseitig ausgewählter Gesandtschaftsberichte zum Kriegsausbruch wollte er den Kriegswillen der Reichsleitung beweisen. Der Rat der Volksbeauf- tragten wandte sich jedoch gegen ihn, seine Ideologie stieß selbst im Ar- beiter- und Soldatenrat auf Widerspruch und deutsche Zeitungen bezich- tigten ihn des Verrats. Als E. erkannte, daß die Volksmehrheit gegen sei- nen politischen Weg war und er die Demokratie nicht erzwingen wollte, berief er den Landtag ein, um den Rücktritt der provisorischen Regierung 

     
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    Lit.: G. Schmolze, "Revolution und Räterepublik in München 1918/19 in  Augenzeugenbe- richten", Düsseldorf 1969
    GANDORFER, Ludwig 1880-1918   [Nr.141]
    Blinder Führer des bayerischen Bauernbundes während der November- revolution. Großbauer eines Hofes in Niederbayern, hatte auch lange Jahre in Ostafrika eine Farm bewirtschaftet. Mit stärkstem Interesse für das po- litische Leben bekennt er sich zum Sozialismus. In ihm reift - unabhängig von Eisner - der Gedanke einer großen Volksbewegung und er gab den entscheidenden Anstoß zur Revolution. Nachdem Karl Liebknecht wegen seines Kampfes gegen den Krieg ins Zuchthaus gekommen war, nahm Ludwig Gandorfer dessen Sohn auf seinem Hofe auf. Bei einer Kundge- bung versprach G., daß das Landvolk die Arbeiter in den Städten nicht im Stich lassen werde. Zusammen mit seinem Freund Eisner führte er am 7/8.11.1918 den Kasernensturm und wurde in den sofort gegründeten Ar- beiter- und Soldatenrat gewählt. Am 10.11.1918 verunglückt G. tödlich - er war mit dem Auto unterwegs gewesen, um die Bauern für die Neuord- nung zu gewinnen und von der Wichtigkeit der Lebensmittellieferungen in die Städte zu überzeugen. Sein Bruder Karl übernahm nach seinem Tod den Vorsitz im Bauernrat und arbeitete eng mit Eisner zusammen. Wäh- rend einer Revolutionsfeier am 17.11.1918 im Nationaltheater München würdigt Eisner vor allem das Verdienst des blinden Bauernführers: 'Wir wollen des Mannes gedenken, mit dem ich Arm in Arm an diesem wilden Abend durch München gestürmt bin, an dem Tag, der die neue Freiheit schuf. Sein Herz war voll der Ahnung einer neuen Zeit und es ist ein grau- envolles Schicksal, daß er den Sieg seines Gedankens nicht überleben durfte.'

     
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    republik durch die unter kommunisti- scher Leitung stehende zweite abgelöst - auf Landauers Mitarbeit wurde verzich- tet. Vom 1.5.1919 wird Landauer auf- grund einer Denunziation von Soldaten der sozialdemokratischen Regierung Hoffmann verhaftet, in das Gefängnis München-Stadelheim geschleppt, wo er am 2. Mai 1919 an den bestialischen Mißhandlungen durch Offiziere und Soldaten starb.

    Lit.: K. Bosl  "Bayern im Umbruch - Die Revolution von 1918 und ihre Voraus- setzungen, ihr Verlauf und ihre Folgen" München 1969

    LANDAUER, Gustav 1870-1919  [Nr.142]
    Pazifist, Anarchist und Schriftsteller. Nach Abbruch, des Germanistik- und Philosophiestudiums 1892 Mitarbeiter der Halbmonatsschrift 'Der Sozia- list', 1899 erstes literarisches Werk 'Der Todesprediger', dem viele folgen, vor allem 1907 eine Monographie 'Die Revolution'.  Landauer übersetzte Balzac, Wilde und Kropotkin. Seit 1902 lebte er als freier Publizist in der Nähe von Berlin. Landauer war - beeindruckt von Kropotkin und Tolstoi - überzeugter Anarchist, der dieser Bewegung jedoch sehr kritisch gegen- überstand. Ein Außenseiter unter Außenseitern, aber keineswegs von ver- bohrter Abseitigkeit. Den Gewaltflügel 'Propaganda der Tat' innerhalb der anarchistischen Bewegung  lehnte er ab und verurteilte ihn. Ihm waren pseudorevolutionäre Phrasen und Posen verhaßt. 1908 gründet er den 'Sozialistischen Bund', 1909 - 1915 gab er den 'Sozialist' heraus und 1911 erscheint sein 'Aufruf zum Sozialismus', eine leidenschaftliche Auseinander- setzung sowohl mit dein Kapitalismus als auch dem Marxismus. Für L. war der Sozialismus die 'Willenstendenz geeigneter Menschen, um eines Ideals willen Neues zu schaffen, eine Sache des ethischen Impulses'. Der Aus- bruch des ersten Weltkrieges überraschte den entschiedenen Pazifisten und Antinationalisten nicht, erschütterte ihn aber umso mehr. 1916/17 hielt er jene Vorträge, die seinem vielgerühmten (posthum 1920 erschienenen) Shakespeare-Buch zugrundeliegen. 1919 kamen seine 'Briefe aus der französischen Revolution' heraus. Bereits Mitte November 1918 folgte er dem Ruf Eisners nach München, gehörte dort zu dessen engsten Freunden und Beratern und war Mitglied des Zentralarbeiterrates der Räterepublik. Entschieden wandte er sich gegen den Parteien-Parlamentarismus, einen neuen Reichs-Zentralismus und gegen die Kommunisten. Nach Eisners Er- mordung gehört L. zu den aktivsten Mitgliedern des 'Räte-Kongreß', der vom 25.2. bis 8.3.1919 in München tagte. Nach Ausrufung der Rätere- publik am 7.4.1919 wird ihm das Amt des Volksbeauftragten für Volks- aufklärung übertragen. Nach der Niederschlagung des gegenrevolutionä- ren Putschversuchs vom 12./13.4.1919 wurde die erste Münchner Räte- 

     
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    Lit.: Eugen Leviné  "Skizzen, Rede vor Gericht und Ande- res" Berlin-Schöneberg 1925
    LEVINE, Eugen 1883-1919  [Nr.143]
    Revolutionärer Räterepublikaner und Kommunist. Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus Petersburg, Erziehung in einem Internat in Wiesbaden, Studium der Volkswirtschaft, Schüler von Max Weber, Promotion. Aktiv bei der Revolution 1905 in Rußland dabei, mehrmals verhaftet. 1909 Emigration nach Deutschland, schloß sich der Linken an und nahm am 1. Gründungskongreß der KPD teil. In München war er seit März 1919 Herausgeber der 'Münchner Roten Fahne'. Er hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau der bayerischen KPD; Leiter des Vollzugsrates des Aktions- ausschusses der Münchner Räterepublik. Nach dem Fall der  Eisner-Re- publik bemüht er sich, eine Rote Armee zur Verteidigung  der kommunisti- schen Räterepublik aufzubauen, obgleich die Position ziemlich aussichtslos schien. Doch hängt dies mit seiner persönlichen Einstellung zusammen; er sah durchaus die geringen Chancen und war wohl das, was man einen mu- tigen Märtyrer für die Sache bezeichnen muß. In seiner Rede vor Gericht wird dies vielleicht deutlich: 'Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub, dessen bin ich mir bewußt. Ich weiß nicht, ob Sie mir meinen Urlaubs- schein noch verlängern werden, oder ob ich einrücken muß zu Karl Lieb- knecht und Rosa Luxemburg. Ich sehe auf jeden Fall Ihrem Spruch mit Gefaßtheit und mit einer inneren Heiterkeit entgegen'. Leviné wurde Anfang Juni 1919 zum Tode verurteilt und erschossen.

     
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    Lit.: E. Mühsam  "Namen und Menschen" 1949

    MÜHSAM, Erich  1878-1934  [Nr.144]
    Anarchist und Schriftsteller. Seit 1901 als freischaffender Schriftsteller tätig, war einer der radikalsten linksbürgerlichen Publizisten und Lyriker, hatte enge Kontakte mit der Boheme und oppositionellen Literaturkreisen, arbeitete an Münchner Kabaretts und Zeitschriften mit. Als entschiedener Kriegsgegner sympathisierte er ab 1916 mit Karl Liebknecht. Mit der Herausgabe der Zeitschrift 'Kain' von 1911-14 und 'Fanal' von 1918-19 greift er aktiv in den Klassenkampf seiner Zeit ein. 1918 wird er Mitglied des Münchner Arbeiter- Soldaten- und Bauernrates - ein unerbittlicher Kämpfer gegen Militarisnus und Faschismus, der sich stürmisch für Gleich- heit und Freiheit einsetzt. Als 'anarchistischer Rebell' war auch er den stän- digen Verfolgungen durch die reaktionäre Justiz  ausgesetzt: von 1919- 1924 verbüßt er eine Haftstrafe in Niederschönenfeld. 1925 entsteht sein bedeutendstes literarisches Vermächtnis 'Revolution. Kampf-, Marsch- und Spottlieder'. 1927-29 arbeitet er an seinen 'Unpolitischen Erinnerun- gen' die 1949 unter dem Titel 'Namen und Menschen' erscheinen. Wie un- zählige andere bezahlt auch Erich Mühsam seinen Mut zum offenen Wort mit seinem Leben. Am 10. oder 11.7.1934 bringen ihn die Naziverbrecher im KZ Oranienburg durch grausame Folterungen um.

     
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    Lit.: H. Liebermann  'Ernst Toller"
    1939

    TOLLER, Ernst  1893-1939   [Nr.145]
    Sohn eines jüdischen Kaufmanns, gründete in Heidelberg einen  'kulturpo- litischen Bund der Deutschen Jugend' mit kriegsgegnerischem Völkerver- söhnungsprogramm. Durch Kurt Eisner kommt Ernst Toller in die sozial- demokratische Bewegung. Er lehnt es jedoch ab - immer mehr Dichter als Politiker -, Volksbeauftragter zu werden. Erst nach Eisners Ermordung wird er im Februar schliesslich doch Vorsitzender der Münchner USPD. Energisch bekämpfte er die terroristischen Aktionen der zweiten Rätere- publik. Als Kommandant der 'Roten Armee' zerriß er zahlreiche Haftbe- fehle und Todesurteile, ließ Geiseln entweichen und verhinderte, daß Da- chau mit Artillerie beschossen wurde. Die Sieger über die Räterepublik verurteilten ihn im Sommer 1919 zu 5 Jahren Festung. Während der Haft- zeit entstanden die meisten seiner Dichtungen und Dramen. 1924 vorzeitige Entlassung und gleichzeitig Ausweisung aus Bayern. 1933 verbrannte man auch die in zwei Dutzend Sprachen übersetzten Werke Tollers auf dem nationalsozialistischen Scheiterhaufen. Kurz darauf emigrierte er zuerst in die Schweiz, dann nach Frankreich. Nicht müde setzte er sich nun für das republikanische Spanien ein und war lange Jahre Mittelpunkt einer Hilfsak- tion für spanische Kinder, die an den Folgen des Bürgerkrieges litten. Noch nicht 46jährig erhängte er sich vereinsamt in einem New Yorker Hotel.



    Literatur (Auswahl)
    Gusenbauer, Ernst (). Das Modell der Rätedemokratie und die Münchner Räterepublik des Jahres 1919. Berlin: viademica. [Info-PDF]



    Links (Auswahl: beachte)
    • Revolution, Rätegremien und Räterepublik in Bayern, 1918/19: [BayLandBibl]



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
     
    "Ein zu Unrecht geneigter Kaiser sagt zornig und hochmütig zu einem seiner Beamten: Verschwinde, für mich bist du nicht länger Beamter. Der Beamte erwidert unerschrocken: Und für mich bist du nicht mehr Kaiser."           Matthäus von Paris
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    Querverweise
    Standort: Bayerische Räterepublik.
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    Überblick Der Charakter und sein Preis. * Rudolf Sponsel Bilder u.a.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Bayerische Räterepublik. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/galerie/rs/DCUSP/BayRR/BRR0.htm
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    korrigiert: irs 08.09.08



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