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Joseph Loschmidts Benzoldarstellung 1861
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Joseph Loschmidt wurde am 15. 3. 1821 als Sohn armer Bauersleute in Putschirn (Pocerny, CZ) bei Karlsbad (Böhmen) geboren. Er studierte am Polytechnischen Institut, der späteren TU, in Wien und promovierte dort. Zunächst wurde er Lehrer an der Realschule in Wien-Leopoldstadt. Er fand 1865 die Methode zur Berechnung der Moleküle eines idealen Gases im Normalzustand und führte die noch heute übliche Symbolik für Mehrfachbindungen ein. Nach seinen Veröffentlichungen über die 'Größe der Luftmoleküle' sowie 'Zur Theorie der Gase' (1866) wurde er als Professor der Physik an die Wiener Universität berufen. Er starb mit 74 am 8. 7. 1895. Wiss. Arbeiten. Loschmidt Zahl |
"Wir nehmen für den Kern das Symbol Sch. 184 an, und behandeln denselben ganz so, als ob er ein sechsstelliges Element wäre." Loschmidt in Chemische Studien" 1861, S. 30) |
Der inzwischen weltberühmte Joseph Loschmidt war um die Zeit 1861 noch ziemlich unbekannt. Auch sein Werk "Chemische Studien" erschien im Selbstverlag und soll damals vielen Chemikern unbekannt geblieben sein. Kekulés wohlwollender Biograph Anschütz wurde aber fündig. Anschütz schreibt (1929 Bd. I, S. 307):
"Müßig schließlich die Frage, ob Kekulé Loschmidts graphische chemische Formeln aus eigener Anschauung kannte, was ich früher [B. 45, 552 (1912).] verneinen zu müssen glaubte. Inzwischen habe ich eine mir damals unbekannte Stelle in einem Brief Kekulés an seinen Freund Erlenmeyer vom 4. Januar 1862 gefunden, die mich an meiner früheren Beweisführung irre werden ließ. Dort heißt es: 'Ihre sogenannte Kritik des Erdmann'schen Kapitels ...... habe ich erhalten (- besten Dank! -) und gelesen, ziemlich gleichwerthig mit Loschmidts Confusionsformeln' (sic)."
Von der Kekulé-Bibliothek habe ich am 31.3.2000 dankenswerterweise erfahren, daß das Werk "Chemische Studien" von Joseph Loschmidt laut Werkverzeichnis sich nicht unter den Büchern Kekulés befindet. Damit ist zumindest offen, was Kekulé von der Benzoldarstellung Loschmidts genau wußte. Aus dem Brief an Erlenmeyer, den Anschütz zitiert, folgt ja nur, daß er von dem Werk Loschmidts Kenntnis hatte, aber wir wissen nicht, welche Kenntnis er von Loschmidts Formeln und Darstellungen hatte. Es ist sehr gut möglich, daß Kekulé von dem Werk nur gehört, es aber selbst nicht vorliegen und studiert hatte.