Handbuch der Integrativen Therapie
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseproben * Ergebnisse * Bewertung * Links und Literatur * Querverweise *
Bibliographie: Leitner, Anton (2010). Handbuch der Integrativen Therapie. Wien: Springer.1st Edition., 2010, XV, 333 S. 25 Abb., Geb. ISBN: 978-3-211-99734-5
Verlagsinfo:
"
Die Integrative Therapie versteht sich als moderne „Humantherapie".
Sie verbindet bewährte Konzepte unterschiedlicher Psychotherapierichtungen
mit Erkenntnissen der Evolutions- und Neurobiologie sowie mit kulturellen,
historischen und philosophischen Orientierungen.
In der Integrativen Therapie wird der Mensch in
seiner Vielschichtigkeit und Komplexität gesehen und auf der Grundlage
sinnvoller Methodenintegration und schulenübergreifender Konzepte
therapeutisch versorgt. Durch die Beachtung vieler Sichtweisen wird auch
eine Vielzahl an Möglichkeiten methodischer Behandlungswege erforderlich:
darum Integration.
Die Integrative Therapie wird als klinisches Verfahren
unter dem Blickwinkel lehr- und lernbarer Methoden und therapiepraktischer
Erkenntnisse skizziert. Sie wird als wissenschaftsgestütztes, psychotherapeutisches
Verfahren vorgestellt, insbesondere unter Berücksichtigung forschungsgegründeter
therapeutischer Wirkfaktoren.
Im Ergebnis wird die Integrative Therapie als Therapie
für Menschen charakterisiert, die sich zu einer bestimmten Lebenszeit
vor dem Hintergrund von Lebensgeschichte und Lebensperspektive sowie in
einem konkreten Lebenszusammenhang erleben und verhalten."
Vorwort
Geleitwort
Einleitung
I. Geschichtliche Quellen der Integrativen Therapie unter Berücksichtigung der Referenzwissenschaften
II. Die Entwicklung des aktuellen Verfahrens
1. Metatheorien
2. Realexplikative Theorien
3. Praxeologie
4. Praxis
III. Definitionen, zentrale Konzepte, Grundregel und Einstellungen
der Integrativen Therapie
1. Die therapeutische Beziehung als intersubjektives Geschehen
2. Die therapeutische Beziehung als intersubjektives Handeln
3. Unerlässliche Definitionen für die Integrative Therapie
4. Exkurs: Der Begriff der Mehrebenenreflexion (Tripelreflexion) anhand
eines Beispiels
5. Der Begriff "Eklektizismus" und die Integrative Therapie
6. Wie erfolgt das "Integrieren" in der Integrativen Therapie?
7. Die Einstellung Integrativer Therapeutinnen und Therapeuten zu Spiritualität
und Religion
8. Die Einstellung Integrativer Therapeutinnen und Therapeuten zur
Esoterik
9. Der Mensch als "informierter Leib" - der neurobiologische Ansatz
der Integrativen Therapie
IV. Theorie der Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung
1. Leiblichkeit
2. Soziales Netzwerk
3. Arbeit, Leistung und Freizeit
4. Materielle Sicherheiten und milieu-ökologische Bezüge
5. Wertorientierungen, weltanschauliche und religiöse Überzeugungen
V. Das Ätiologiemodell: Die Theorie zur Entstehung von gestörtem
Verhalten und Erleben und von Leidenszuständen
1. Die anthropologische Sichtweise von Krankheit
2. Die klinische Sichtweise von Krankheit
VI. Die Theorie des menschlichen Handelns in der Integrativen Therapie
1. Das Intersubjektivitätsprinzip
2. Das Bewusstseinsprinzip
3. Das Sozialitätsprinzip
4. Das Leiblichkeitsprinzip
5. Das Entwicklungsprinzip
VII. Praxis: Die Anwendbarkeit der Integrativen Therapie
1. Das tetradische System
2. Modalitäten der Integrativen Therapie
3. Die vier Ebenen der therapeutischen Tiefung
4. Die vier Wege der Heilung und Förderung
5. Mediengestützte Techniken
6. Therapiepraktische Beispiele der Integrativen Therapie
VIII. Die Effektivität der Integrativen Therapie
1. Effektivitätsstudien 1994-2009
2. Untersuchungsdesign
3. Durchführung
4. Rücklauf der Stichproben im Vergleich
5. Diskussion der Ergebnisse
6. Die Medikamentengruppe im Vergleich zur Therapiegruppe
7. Änderungen im sozialen Netzwerk der Patientinnen
Literaturverzeichnis
Sachverzeichnis
"Für wen wurde dieses Buch geschrieben ?
Das vorliegende Buch richtet sich primär an Personen, die in Gesundheitsberufen
tätig sind, sowie an Interessierte, die die Vielschichtigkeit, den
Facettenreichtum und die Komplexität des Menschen durch Methodenintegration
und schulenübergrei-[>3]fende Konzepte im Rahmen einer Behandlung
berücksichtigen wollen. Denn durch die Beachtung vieler Sichtweisen
- so ein Credo der Integrativen Therapie - wird auch eine Vielzahl an Möglichkeiten
methodischer Behandlungswege erforderlich: darum Integration. Auch
sind diejenigen Menschen angesprochen, die den Diskurs darüber suchen,
wie eine Erhöhung der Mitbestimmung durch den Patienten/Klienten in
der Therapie mit Gesundheit korrelieren kann. Dieses zwischen zwei Subjekten
erfolgende (intersubjektive) Geschehen - bei jederzeitiger Berücksichtigung
des Verständnishorizontes der Patientin/Klientin eröffnet die
Möglichkeit der qualifizierten Zustimmung und Mitwirkung am therapeutischen
Vorgehen und entspricht auch demokratischer Tradition, individueller Selbstbestimmung,
Selbstwirksamkeit und sozialer Konfliktlösung.
Ich möchte auch Menschen ansprechen, die am
Thema 'Psychotherapie im Allgemeinen' interessiert sind, sowie Personen,
die in Zukunft für sich selbst eine Psychotherapieausbildung planen.
Ebenso richte ich mich an Kolleginnen und Kollegen anderer Psychotherapiemethoden,
die neugierig auf neue und forschungsgegründete Ansätze sind
und die Einladung zu Interdisziplinären Diskursen annehmen. Darin
läge im Sinne der Patientin/Klientin ein Beitrag zur 'Überwindung
des Schulenstreits'. Immerhin wendet sich in jeder Therapie
ein Mensch, ein Subjekt (Patient), der in einem oft krankmachenden Lebenskontext
steht, in Hilfe suchender Absicht an einen anderen Menschen, ein anderes
Subjekt (eine Therapeutin), das seinerseits ebenfalls vor dem Hintergrund
der jeweils eigenen Lebenswelt und Lebenszeit steht." (S. 2f)
Fallbeispiel (S. 175 und 226f):
"Ein konkretes Beispiel: Ein 40-jähriger Akademiker
empfindet Wut und Zorn während einer Auseinandersetzung mit einem
Kunden; diesem gegenüber stellt er aber in der Situation selbst völlige
Gelassenheit und Souveränität zur Schau. Der aggressive Impuls
mündete in einem Faustschluss der rechten Hand und einer leichten
Abduktion (Heben) des rechten Armes. Beides war für den Kunden und
auch den Betroffenen selbst in der Situation nicht zu erkennen oder wahrzunehmen.
Tage später kam der sehr schlank und sportlich aussehende Akademiker
(er war schon seit einigen Wochen als Patient wegen einer depressiven Störung
in Therapie) und berichtete über den stechend-ziehenden Schmerz, den
er seit der Begegnung mit diesem Kunden verspürte, der vom Rücken
zwischen den Schulterblättern in den rechten Arm hinein ausstrahlte
und über die Nackenregion bis in die rechte Schläfe und Stirnregion
reichte. Eine Leibintervention machte deutlich, dass der aggressive Impuls
gegen den Kunden im Ansatz steckengeblieben war und sich in Form einer
Muskelverkrampfung (Retroflexion) äußerte und sich so in leibliche
Konkretheit transformierte (Fortsetzung siehe Kap. 7, S. 226)."
"Die Leibintervention bestand darin, dass mit der Anregung des Verstärkens
der aufkommenden Körperimpulse (Faustschluss und Auswärtsbewegung
des Armes) die vorhin schon vom Therapeuten wahrgenommene Bewegung auch
dem Erleben des Patienten zugänglich wurde. Der Patient verstärkte
den aufkommenden Impuls und ließ den „zurückgehaltenen Ärger"
zu, [>227] indem er kraftvoll mit der Faust auf einen Medizinball einschlug
(aus theoretischer Sicht könnte diese Therapiephase beschrieben werden
als: a) Aktionsphase, b) dritte Ebene der therapeutischen Tiefung und c)
konfliktzentriert aufdeckende Modalität). Der Therapeut ermutigte
ihn dazu, sich auch verbal zu äußern. Daraufhin kam eine Flut
von verbalen Attacken gegen den Kunden, danach auch gegen andere ihm nahestehende
Personen. Nach dieser für den Patienten auch körperlichen Anstrengung
fühlte er sich schmerzfrei und blieb es auch in der Folgezeit. Er
interpretierte sein Verhalten so, dass der aggressive Impuls gegen den
Kunden im Ansatz stecken geblieben war und sich in einer schmerzhaften
Muskelverkrampfung im Bereich des rechten Armes über die Nackenregion
ausstrahlend geäußert hatte. [FN59] Der Therapeut griff nur
das Phänomen als Signal auf: Faustschluss und Abduktion des rechten
Armes. Das führte den Patienten zum Evidenzerlebnis, wobei die Entschlüsselung
der Signale im anschließenden therapeutischen Prozess durch den Patienten
selbst geleistet wurde (Integrationsphase). In der nachfolgenden Reflexion
überlegte der Patient, wie er sich in einer zukünftigen ähnlichen
Situation verhalten könnte, um derartige Schmerzen zu vermeiden. Er
beschloss zu versuchen, dem Impuls in geschütztem Rahmen nachzugeben,
Bewegungsansätze aufzugreifen, diese zu verstärken und sich damit
Erleichterung zu verschaffen (Neuorientierungsphase)."
Bewertung:
Ein interessantes und wichtiges Buch, das eine alte "Schwäche"
(Evaluation, Effektivität, Wirksamkeit) der großen Stärke
Petzold'scher Integrativer Therapie, nämlich den ganzen Menschen mitsamt
seinem Leib und sein soziokulturelles Umfeld einzubeziehen, nunmehr wohl
endgültig überwunden hat. Seit über 10 Jahren arbeitet man
intensiv und erfolgreich an Evaluation, Therapieerfolgskontrolle, Wirksamkeits-
und Effektivitätsnachweisen, so wie es die quantitativ-orientierte
herrschende Wissenschaftsideologie erwartet und wünscht, was durch
diese Arbeit Anton Leitners nunmehr eindrucksvoll belegt wird. Damit dürfte
ein entscheidender Schritt auch in Richtung berufs- und sozialrechtliche
Anerkennung im feudalen Richtlinien-Deutschland gebahnt worden sein.
Anmerkung: Im Stichwortverzeichnis
habe ich die Einträge - Dokumentation, Evaluation, Qualitätssicherung-
und Qualitätsmanagement - vermisst.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
Psychotherapie Ethik site:www.sgipt.org. * Behandlungsfehler site:www.sgipt.org * |