Wenn Albträume wahr werden
Traumatische Ereignisse verarbeiten
und überwinden.
präsentiert von Irmgard Rathsmann-Sponsel & Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Bewertung * Querverweise *
Danksagungen 11
Einführung: Warum kognitive Verhaltenstherapie? 13
Teil I: Traumatische Belastung verstehen
1 Wenn Albträume wahr werden 19
Im Griff des Traumas 19
Was ist eine traumatische Erfahrung? 20
Verschiedene Arten traumatischer Erfahrungen 21
Andere Ereignisse, die als traumatisch erlebt werden können
23
Ihre eigene Traumaerfahrung 23
Den Griff lockern 25
Das Ziel dieses Buches 27
Wie Sie dieses Buch am besten nutzen können 28
2 Die eigenen Reaktionen verstehen
31
Häufige Reaktionen auf traumatische Erlebnisse 31
Die eigenen Symptome verstehen 33
Die Reaktionen im Einzelnen 35
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung? 45
3 Die Reaktionen von Angehörigen und Freunden verstehen
47
Seelische Narben 47
Der Welleneffekt 48
Gemeinsam überleben 53
4 Reaktionen von Helfern und Betreuern: «Stellvertretende
Traumatisierung» 55
Vorsicht: Traumatisierung kann anstecken! 55
Was ist eine stellvertretende Traumatisierung - und wie lässt
sie sich vermeiden? 56
Wie man die stellvertretende Traumatisierung erkennt
59
Was gegen die stellvertretende Traumatisierung helfen kann
59
Besondere Problemlösungen für Hilfsorganisationen
62
Teil II: Traumatische Belastung überwinden
5 Den ersten Schritt zur Genesung tun
67
Den richtigen Rahmen schaffen 67
Den Weg zur Genesung vorbereiten 68
6 Den Weg zur Genesung einschlagen
73
Erfahrung verarbeiten: Die eigene Geschichte erzählen
73
7 Umgang mit wiederkehrenden Erinnerungen und Rückblenden
81
Was richtig erscheint, ist nicht unbedingt am hilfreichsten!
81
Die Ausgangssituation ermitteln 82
Der Unterschied zwischen einer Rückblende und einer wiederkehrenden
Erinnerung 84
Wiederkehrende Erinnerungen in den Griff bekommen
85
Mit Rückblenden umgehen lernen 89
8 Entspannungstechniken lernen 101
Innere Erregung wahrnehmen 101
Den Schlaf verbessern 103
Entspannende Atemtechnik 109
Mit der eigenen Wut umgehen lernen 111
9 Vermeidung und Entfremdung überwinden
125
Das eigene Vermeidungsverhalten kennen lernen 125
Wie Panik und Vermeidung zusammenhängen 127
Strategien gegen die Panik entwickeln 128
Sicherheitsverhalten abstreifen 133
«Abgestorbene Gefühle» wiederbeleben 133
Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten oder Drogen ablegen
13 6
Entfremdung und Angst vor Intimität überwinden
137
10 An das Leben vor dem Trauma anknüpfen
141
Gefangener des Traumas 141
Das eigene Leben zurückerobern 143
11 Schuldgefühle überwinden, Selbstachtung
gewinnen 151
Die Schuldgefühle der Überlebenden 151
Selbstvorwürfe 152
Wo Schuldgefühle ihren Ursprung haben 154
Die Zwiebelmethode 156
Neue Sichtweisen auf die Schuld 156
Selbstachtung zurückgewinnen 157
Sich selbst akzeptieren 159
Schuldgefühle überwinden 161
12 Trauer, Verlust und emotionaler Schmerz.
163
Verluste bewältigen 163
Hilfreiche Abschieds- und Gedenkrituale 167
13 Verletzung, Behinderung und körperlicher Schmerz
171
Mit den körperlichen Narben des Traumas leben lernen
171
Den eigenen Körper so akzeptieren lernen, wie er jetzt ist
174
Mit dem Schmerz leben lernen 176
14 Heilen, loslassen, weitergehen 181
Visualisierung der Zukunft 181
Vergebung 183
Jahrestage 184
Ihr Weg ist anders als der aller anderen! 185
So finden Sie professionelle Hilfe zur Unterstützung Ihres Heilungsprozesses
186
Den zurückgelegten Weg würdigen 188
Eine letzte Bemerkung 191
Zitierte Literatur 193
Hilfreiche Bücher 195
Nützliche Adressen 197
Register 201
Einführung
Warum kognitive Verhaltenstherapie?
In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hat es in der psychologischen
Therapie so etwas wie eine Revolution gegeben. Lange Zeit hatten Freud
und seine Anhängerinnen und Anhänger Einfluss darauf, was man
sich unter einer Therapie vorstellte. Die Psychoanalyse und die psychodynamische
Psychotherapie beherrschten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
das Feld. Man setzte auf langwierige Behandlungen, in deren Verlauf man
die in der Kindheit liegenden Wurzeln persönlicher Probleme aufzudecken
versuchte - in Anspruch nehmen konnten dieses Angebot nur Menschen, die
sich dies finanziell leisten konnten. Einige Therapeutinnen und Therapeuten
mit sozialem Gewissen modifizierten daher diese Form der Behandlung, indem
sie z. B. kürzere Therapien oder Gruppentherapien anboten, doch die
Nachfrage nach therapeutischer Hilfe war so groß, dass dies nur wenig
Auswirkungen hatte. Gleichzeitig gab es zwar zahlreiche Fallgeschichten
von Menschen, die davon überzeugt waren, dass die Psychotherapie ihnen
geholfen hatte. Ihre Therapeutinnen und Therapeuten aber zeigten erstaunlich
wenig Interesse daran, im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen nachzuweisen,
dass das, was sie Hilfe suchenden Menschen anboten, auch tatsächlich
hilfreich war.
Als Reaktion auf die Exklusivität psychodynamischer Therapien
und die dürftigen Beweise für ihre Wirksamkeit entwickelte man
in den 1950er und 1960er Jahren eine Reihe von Techniken, die man unter
der Bezeichnung «Verhaltenstherapie» zusammenfasste. Zwei grundlegende
Merkmale waren diesen Techniken gemeinsam: Erstens zielten sie darauf ab,
Symptome (z. B. Ängste) zu beseitigen, indem sie diese direkt behandelten,
ohne ihre tief sitzenden historischen Ursachen unbedingt ergründen
zu wollen. Zweitens stützten sie sich auf das, was man in psychologischen
Laborversuchen über die Mechanismen des Lernens herausgefunden und
in überprüfbare [>14] Begriffe gefasst hatte. Wer Verhaltenstherapie
praktizierte, verpflichtete sich, Techniken einzusetzen, deren Nutzen bereits
bewiesen oder zumindest der Überprüfung zugänglich war.
Am wirksamsten erwiesen sich diese Techniken bei der Behandlung von Angststörungen,
die mit konventionellen psychotherapeutischen Ansätzen bekanntermaßen
eher schwer zu behandeln sind.
Nach einer ersten Welle der Begeisterung wuchs jedoch die Unzufriedenheit mit der Verhaltenstherapie. Dafür gab es eine ganze Reihe von Gründen, darunter die Tatsache, dass die Verhaltenstherapie sich nicht mit den Gedanken befasste, die für die Leidenserfahrung der Patientinnen und Patienten offenbar eine so zentrale Rolle spielten. Die damit in Verbindung stehende Tatsache, dass die Verhaltenstherapie sich bei der Behandlung von Depressionen als völlig unzureichend erwies, unterstrich den Bedarf nach einer wichtigen Revision. In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren wurde daher eine besonders bei Depressionen geeignete Form der Behandlung namens «kognitive Therapie» entwickelt. Ihr Pionier war der amerikanische Psychiater Professor Aaron T. Beck. Seine Theorie der Depression befasste sich vor allem mit den Denkmustern depressiver Menschen. Auf dieser Grundlage fußte auch seine neue Form der Therapie. Es ist sicherlich keine Übertreibung zu sagen, dass Becks Werk die Psychotherapie grundlegend verändert hat, nicht nur was die Behandlung von Depressionen, sondern auch die einer großen Bandbreite anderer psychischer Probleme betrifft.
In den letzten Jahren sind die von Beck eingeführten Techniken mit denen der bereits vorher entwickelten Methoden der Verhaltenstherapie verschmolzen. Das dahinter stehende Konzept ist unter der Bezeichnung «kognitive Verhaltenstherapie» bekannt geworden. Zwei Gründe sind dafür verantwortlich, dass diese Form der psychotherapeutischen Behandlung so wichtig geworden ist. Erstens ist die ursprünglich von Beck und seinen Nachfolgern entwickelte kognitive Therapie bei Depressionen den strengsten wissenschaftlichen Prüfungen unterworfen worden und hat sich dabei für einen signifikanten Teil der untersuchten Fälle als äußerst erfolgreiche Behandlung erwiesen. Sie war nicht nur wirksamer als die beste vergleichbare andere Behandlung (außer natürlich in schweren Fällen, in denen eine medikamentöse Behandlung notwendig ist). Einige Studien legen auch nahe, dass Menschen, die erfolgreich mit der kognitiven Verhaltenstherapie behandelt wurden, mit geringerer Wahrscheinlichkeit einen späteren Rückfall erleiden als Menschen, die eine erfolgreiche Behandlung mit anderen Therapieformen (z. B. antidepressiven Medikamenten) hinter sich haben. Zweitens ist klar geworden, dass mit [>15] einer ganzen Reihe von psychischen Problemen spezifische Denkmuster verbunden sind, und dass die Therapien, die sich dieser Denkmuster annehmen, die besten Erfolge erzielen. Aufgrund dieser Erkenntnisse hat man deshalb spezifische kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsmethoden für bestimmte Angststörungen entwickelt, z. B. für Panikstörungen, generalisierte Angststörungen, spezifische Phobien, soziale Phobien, Zwangsstörungen und Hypochondrie, aber auch für andere Störungen wie Spiel-, Alkohol- und Drogensucht oder Essstörungen wie Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störung (eine Essstörung mit Essattacken) . Über die engen Grenzen spezifischer psychischer Störungen hinaus sind kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken auch bei anderen Problemen erfolgreich zum Einsatz gekommen, haben z. B. Menschen mit geringer Selbstachtung oder mit Ehe- und Beziehungsproblemen effektiv helfen können.
Heute leiden fast zehn Prozent der Allgemeinbevölkerung unter Depressionen, und mehr als zehn Prozent haben die eine oder andere Angststörung. Viele kämpfen mit anderen psychischen Problemen und persönlichen Schwierigkeiten. Deshalb ist es auch so wichtig, Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln, deren Wirksamkeit bewiesen ist. Doch selbst wenn diese Möglichkeiten zur Verfügung stehen, bleibt ein großes Problem ungelöst - nämlich die Tatsache, dass die professionelle Behandlung jedes einzelnen Individuums teuer ist und die Ressourcen knapp verteilt sind. Zwar könnte man diesem Defizit entgegnen, indem möglichst viele Menschen sich selbst helfen, doch führt die natürliche Neigung, etwas zu tun, um sich augenblicklich besser zu fühlen, meist leider genau zu den Verhaltensweisen, die die vorhandenen Probleme fortbestehen lassen und verschlimmern. Wer z. B. unter Agoraphobie leidet, bleibt am liebsten zuhause, um mögliche Angstattacken zu vermeiden, und wer mit Bulimia nervosa zu kämpfen hat, verbietet sich Lebensmittel, von denen er meint, dass sie ihn dick machen könnten. Mit solchen Strategien lassen sich unmittelbare Krisen zwar umgehen, das grundsätzliche Problem packen sie aber nicht an, und sie bieten auch keine Hilfe im Umgang mit zukünftigen Schwierigkeiten.
Alles in allem besteht also ein doppeltes Problem: Effektive Behandlungsmethoden
wurden entwickelt, sind aber nicht im breiten Rahmen verfügbar. Und
wenn Betroffene versuchen, sich selbst zu helfen, verschlimmern sie oft
noch ihre Lage. Die kognitive Verhaltenstherapie hat in den letzten Jahren
auf dieses Problem reagiert und die Prinzipien und Techniken der Behandlung
bestimmter Probleme in Selbsthilfebüchern dargestellt. Diese Bücher
beschreiben ein systematisches Behandlungsprogramm, das jeder für
sich durcharbeiten und so seine Schwierigkeiten [>16] überwinden kann.
Auf diese Weise werden die Erkenntnisse der kognitiven Verhaltenstherapie
auf möglichst breiter Basis verfügbar gemacht.
Natürlich werden Selbsthilfebücher Therapeutinnen und Therapeuten
nie ganz ersetzen können. Viele Menschen werden auch weiterhin der
individuellen Behandlung durch einen qualifizierten Therapeuten bedürfen.
Trotz der nachgewiesenen Erfolge der kognitiven Verhaltenstherapie gibt
es auch immer wieder Menschen, die darauf nicht reagieren und andere Formen
der Behandlung brauchen. Obgleich die Forschung über den Einsatz kognitiv-verhaltenstherapeutischer
Selbsthilfebücher noch in den Kinderschuhen steckt, deuten die bis
heute durchgeführten Untersuchungen darauf hin, dass solche Bücher
für viele Menschen eine ausreichende Hilfestellung sind, die ihnen
die Überwindung ihrer Probleme auch ohne persönliche Betreuung
möglich macht.
Viele Menschen leiden jahrelang im Stillen. Anderen gelingt es trotz großer Mühen nicht, angemessene Hilfe zu finden. Wieder andere verspüren zu viel Scham oder Schuldgefühle, um anderen ihre Probleme anzuvertrauen. Für viele dieser Menschen können auf der kognitiven Verhaltenstherapie gründende Selbsthilfebücher ein Rettungsanker sein, der ihnen Genesung und eine bessere Zukunft ermöglicht.
Professor Peter Cooper
The University of Reading"
Leseprobe II
Wiederkehrende
Erinnerungen in den Griff bekommen (S. 86-87)
Literatur (Auswahl)
Das Buch enthält ein zweiseitiges Literaturverzeichnis
und eine Seite zu hilfreichen Büchern (Selbsthilfe); außerdem
drei Seiten mit nützlichen Adressen.
Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org |
korrigiert: irs 16.11.08