Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPTDAS=29.12.2022
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
E-Mail: sekretariat@sgipt.org
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Anfang_Erleben
und Erlebnis bei Max Wertheimer_Datenschutz_Überblick__Rel.
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Willkommen in unserer Internet-Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie,
Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich
Erleben, und hier speziell zum Thema:
Erleben und Erlebnis bei Max
Wertheimer
Originalrecherche von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Zur Methode der Fundstellen-Textanalyse
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis * Zusammenfassung
*
Zusammenfassung Wertheimer Drei Abhandlungen zur Gestalttheorie
[Online]
-
Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegung 1
-
Über das Denken der Naturvölker, Zahlen und Zahlgebilde
106
-
Über Schlußprozesse im produktiven Denken 164
Fundstellen: erleben 1, erlebt 3, Erlebnis 12
Lesebeispiel Indizierungskürzel: WD83E1Erlebnis
Das Wort Erlebnis wird in WD:= Wertheimer Drei Abhandlungen zur Gestalttheorie
1925 auf Seite 83 zum ersten Mal verwendet.
Wertheimer gebraucht in den Drei Abhandlungen erleben 1, erlebt
3 und Erlebnis 12 mal. Erleben und Erlebnis werden nicht definiert, erklärt
oder näher erörtert, auch nicht durch Querverweis, Anmerkung,
Fußnote oder Literaturhinweis. Daraus ziehe ich den Schluss, dass
Wertheimer diese Begriff für allgemeinverständlich und für
nicht näher erläuterungsbedürftig hielt.
Fundstellenkürzel
erleben
-
anzunehmen und zu WD27e2erleben;
die Antwort, die eventuelle Statui-
erlebt
-
wirklich WD27e1Erlebten
gleichgültig; dem Gesehenen widerspricht es
-
Raumorientiertheitslage WD93e1erlebt"
-
Augenschein nach WD145e1erlebt
haben kann. Z. B. einer sagt, er sei im Rattenjahr
Erlebnis
-
27: "Nebenbei: Dieser klar und zwingend im WD27E1Erlebnis
gegebene
-
nur einem Dinge zu tun zu haben, die ev. neben dem WD27E2Erlebnis
-
dem WD27E3Erlebnis. Das kann
der Beobachter wohl unterscheiden;
-
des WD30E1Erlebnisses selbst
— die schon erwähnten diametralen Gegeninstanzen
-
daß ein unklareres, unsichereres WD47E1Erlebnis
vorlag; sondern: war
-
Differenzierung, sondern diese zwei Dinge sind im WD53E1Erlebnis
grob
-
Dieses WD53E2Erlebnis unterscheidet
sich von dem der Wahrnehmung
-
zwei“ — müßten irgendwie im WD83E1Erlebnis
enthalten sein; dagegen
-
die „Tonbewegung“ als charakteristisches, gerichtetes
WD93E1Erlebnis,
-
Buchstaben ein kompliziertes WD95E1Erlebnis
bildet).]
-
im WD96E1E r l e b n i s. Allgemein: Kommt x und
y in Betracht,
-
"Dieses selbe — schon im WD98E1Erlebnis
klar — nun in exakt feststellbarer,
Fundstellen im Kontext
S. 27: "Nebenbei: Dieser klar und zwingend
im WD27E1Erlebnis gegebene
Eindruck eines IdentischenFN27-2 ist — ohne jedes
Präjudiz — zu
unterscheiden von einer Vermutung oder Überzeugung, es mit
nur einem Dinge zu tun zu haben, die ev. neben dem WD27E2Erlebnis
vorhanden sein kann. Der Eindruck ist ein anderer als: ich sehe a,
ich sehe b, ich behaupte (mit Sicherheit), es sei (imgrunde)
dasselbe
Ding gewesen. Ähnlich wie die gesehene Bewegung etwas phä-
nomenales ist, etwas absolut anderes, als ein „jetzt da“ „jetzt
dort“ mit der Überzeugung, daß es hinübergegangen sein
müsse,
so ist auch der Eindruck der Identität von a und b
bei optimaler
Bewegung deutlich etwas anderes, als ein „da, dort ein gleiches,
das dasselbe sein muß“. Solche Fälle gibt es; der scharfen
Be-
obachtung sind solche Fälle auch unter ungünstigen Umständen
bald klar charakterisiert: die Frage der Identität ist da dem
wirklich WD27e1Erlebten
gleichgültig; dem Gesehenen widerspricht es
nicht, das Entgegengesetzte bei Überzeugung durch Gründe
etwa
anzunehmen und zu WD27e2erleben;
die Antwort, die eventuelle Statui-
rung, es sei in b das Identische gegeben, fließt nicht
direkt aus
dem WD27E3Erlebnis. Das
kann der Beobachter wohl unterscheiden;
auch unter Umständen, die der Identitätsannahme sehr günstig
sind, z. B. einem, wie man weiß, realiter nur singulär vorhandenen
Gegenstande; aber im Gegenteil: bei den regulären Versuchen [>28]
wußten die Beobachter überall, daß es sich um Sukzessiv-
expositionen zweier verschiedener Objekte handle; und dazu:
dem Beobachter wurden die Sukzessivexpositionen in ver-
schiedensten, längeren und kürzeren Zwischenzeiten (t)
gegeben
(s. § 7, 9), verschiedene duale Eindrücke traten auf (s.
§ 7f.),
nur in gewissem Bereiche der t, mit relativ eng umrissenen
Grenzen, trat — und dies ganz klar und zwingend — der Ein
druck des Identischen auf. Zwingend : in solchem Falle unmög-
lich zu ändern, um-zu-vermuten. Selbst dann, wenn a und
b
in
Farbe oder Form deutlich verschieden
war — was ja dem
Urteil (nicht-identisch) zuhilfe käme; wobei dann im optimalen
Bewegungseindruck nur das Datum der Veränderung
hinzu-
kam."
FN27-2) Vgl. hierzu LINKE a. a.
0. S. 476 f.
S. 30: "... Gegen solche Zurechtlegung der
Phänomene sind aber hier — auch abgesehen vom klaren Zeugnis
des WD30E1Erlebnisses
selbst — die schon erwähnten diametralen Gegen-
instanzen vorhanden, man wußte ja, daß 2 Beize da waren
und sah
sie in verschiedenen Erscheinungsweisen (s. § 7); in optimalen
Ex-
positionsverhältnissen trat aber Bewegung in Identität zwingend
auf;
auch längere Betrachtung zeigte sich trotz Wissens günstig
für den
Eindruck (vgl. S. 36); — bei all diesen speziellen Beobachtungen
war die Aufmerksamkeit so konzentriert auf das wirklich
Gesehene, abseits von dergleichen Vermutungen
oder Schlüssen,
daß bei keinem der vielfach wiederholten und modifizierten Experimente
der Fall eintrat, daß Identitätseindruck
ent-
stand und zugleich eine Unsicherheit, ein Zweifel
da war, ob man Bewegung gesehen habe;
auch bei nichtoptimalen
Eindrücken nie der Eindruck eintrat, die Objekte seien
zwar identisch, ob aber Bewegung gesehen worden sei, sei zweifel-
haft oder sie sei sicher nicht gesehen worden; während sehr oft
das Entgegengesetzte der Fall war: Bewegung wurde gesehen,
aber Identität war zweifelhaft oder von einem Identitätseindruck
a = b war sicher nichts vorhanden.
Und: die Fälle Be-
wegung mit, Bewegung ohne Identität von a und b
traten nicht
etwa gesetzlos auf, so daß etwa einmal eben beide „Täuschungen“
eingetreten wären, einmal nur die eine (merkwürdigerweise
hier
nur die der Bewegung allein), sondern Bewegung
ohne
Identität von a = b zeigte zunächst
sich als ein
Stadieneindruck, der sich bei etwas kleinerem
t
als dem
optimalen einstellte (etc. s. § 11)."
S. 47: "Stellungen der Aufmerksamkeit auf den Ort des Endes,
den
Endteil von a resp. b (im Winkelexperiment; auf ein freies
Schenkelende) zeigten:
1. Sie wirkten benachteiligend, verschlechternd
für den zu-
standekommenden Bewegungseindruck; nicht etwa in dem Sinne,
daß ein unklareres, unsichereres WD47E1Erlebnis
vorlag; sondern: war
bei diffuser Aufmerksamkeit oder bei Beobachtung ohne bestimmte
Aufgabe der Aufmerksamkeitsstellung oder auch bei Stellung der
Aufmerksamkeit im Abstandsraum ein bestimmter Bewegungs-
eindruck vorhanden, so ergab Stellung der Aufmerksamkeit
auf das eine Objektende in der Regel einen vom optimalen
entfernteren Stadieneindruck: die Bewegung war „schlechter“,
dualer resp. statt Ganzbewegung nun Teilbewegung da, unter
Umständen entstand Ruhe."
S. 53: ".... Die Konstatierung
dieses Gegensatzes des Sehens eines Bewegten zur Wahrnehmung
eines Objekts „in einer Lage“ ist keine Übertreibung subtiler
Differenzierung, sondern diese zwei Dinge sind im WD53E1Erlebnis
grob
zweierlei; theoretisch relevant, indem im ersteren Falle das eine
„fundierende“ Element nicht mehr wie in normaler Weise als
ein „in bestimmter Lage befindliches“ Objekt wahrgenommen
ist, sondern schon im Charakter des Gehenden, sich Bewegenden:
es ist nicht a j b dagewesen, sondern
a
schon vom j erfaßt,
aj b. Und analog a jb.
Solche Eindrücke ergaben sich mehrfach; zu
ihrem Zustande-
kommen schien ein Verkürzen der Expositionszeit des einen
Reizes gegenüber der des anderen günstig.
Es gibt auch Fälle — und hier zeigt sich jene
Unterscheidung
in einfachster Art — bei denen der j-Charakter
beide Objekte
ergreift (jab).
Operiert man mit Dauerbeobachtung in Serienexposition
ababab . . .FN53-1) wo die Bewegung von
a
nach b und von b nach a
zurück usf., im Hin und Her, stattfindet, so zeigte sich bei nicht
allzulangen Expositionszeiten a, b:
es ist nicht mehr wechselnd
einmal die a-Lage, einmal die b-Lage da und dazwischen
die
Hin- und Rückbewegung (oder Drehung), sondern das Objekt
bewegt sich hin und her, ohne daß es in Anfangs- resp. Endlage,
den äußersten Lagen, mehr „befindlich“ wäre als innerhalb
der
Bewegung selbst, man kann nicht sagen „ich habe es in der, in
jeher Lage sich befinden gesehen“; es ist in den extremen Orten
nicht weniger als „bewegtes“ dagewesen als in den mittleren.
Dieses WD53E2Erlebnis
unterscheidet sich von dem der Wahrnehmung
eines Objekts als in einer Lage befindlich; es wird nicht a, b
und Bewegung gesehen, sondern schlechterdings nur Bewegtes."
FN53-1) Es ist bei solchen Serienexpositionen,
wo nicht eine Reihe a b Ex-
positionen in kleineren oder gröfseren Pausen, sondern
atbtatbta
. . . expo-
niert werden, natürlich auf symmetrische Anordnung
der Tachistoskop-
schlitze zu achten
S. 83: "... 2. j müßte
a
und b be-
treffen; dagegen s. die Singularbewegung § 9. 3. a und
b
müßten
vorhanden sein, d. h. die fundierenden Inhalte — „mindestens
zwei“ — müßten irgendwie im
WD83E1Erlebnis
enthalten sein; dagegen
s. § 14. 4. analog IV, 5 müßte aus Gründen des
§ 16 und
früherer Paragraphen die Theorie bloß frühere genetische
Ent-
stehung, Reproduktion für sich —
und die sonderbare Zer-
stückelung (bei kleineren Teilbewegungen
und Singular-
bewegungen) behaupten."
S. 93: "Zeigten sich so spezifische optische j-Phänomene,
so sei er-
wähnt, daß es in manchem Bezüge analoge Problemgebiete
auch auf anderen Sinnesgebieten gibt. So zeigt — z. B. — bei
prinzipieller Verschiedenheit im akustischen Bereiche die schon
einmal erwähnte Erscheinung des „lebenden Intervallschritts“,
FN93-1
die „Tonbewegung“ als charakteristisches, gerichtetes
WD93E1Erlebnis,
nicht statischer Art, einiges Verwandte. —
Anhang. § 22.
Wir befinden uns normaliter in einer
bestimmten Raumorientierungslage; der
Sehraum ist
[in bezug auf die Vertikalrichtung, die Horizontalstreckung, das
Niveau (s. u.)] in bestimmter Weise orientiert, und bleibt es im
allgemeinen, trotzdem Bewegungen der Sehobjekte, Augenbe-
wegungen, Bewegungen des Kopfes, des Körpers stattfinden: die
Sehobjekte werden i. a. trotzdem innerhalb ruhig bleibender
Raumorientiertheitslage WD93e1erlebt."
FN93-1 e (1/16) h (1/2);
e (1/16) h (1/2); e (1/16) h (1/2) e (1/2).
S. 94f: "Es kann bei diesen Experimenten so vorgegangen werden,
daß nichts tangiert wird außer rein Optischem; Körper,
Kopf,
Auge bleibt dauernd ruhig, es wird ruhig ein Punkt fixiert: am
schlagendsten bei dem bekannten Spiraleversuch FN94-2
(s. S. 72).
FN94-2 Welcher Nystagmus sollte
bei dem Spiraleversuch mitspielen? [>95]
Projiziert man das starke Nachbild z. B. auf die Mitte einer
großen Wandtafel, indem man einen Punkt derselben — z. B.
einen von mehreren auf der Tafel gezeichneten Buchstaben
— fixiert, so kann es leicht zu dem paradoxen Eindruck kommen,
daß einerseits (z. B.) das starke „Sich-ausdehnen“ von der Mitte
aus (radiär nach allen Seiten) da ist, andererseits die Tafel
aber,
deren Rahmen peripher im Gesichtsfelde ist (besser noch auch
ein Stuhl, ein Türpfosten daneben), „doch völlig ruhig bleibt“
(„die Tafel dehnt sich nicht aus“); es ist die Bewegung innerhalb
ruhigbleibendem Felde da; spielt aber Verankerung keine Rolle
— sei es dadurch, daß keine Verankerung leistende Objekte da
sind, sei es, daß sie zu sehr aufmerksamkeitsperipher sind —,
so ist kein Ausdehnen in ruhigem Rahmen,
sondern ein
Ausdehnen schlechthin da, ein dauerndes Auseinanderziehen von
der Mitte aus im Sehfelde (das immerhin bei dauernd sicht-
baren Buchstaben ein kompliziertes WD95E1Erlebnis
bildet).]
Anmerkung. Hierbei sei ein Prinzipielles erwähnt;
von
der tatsächlichen psychischen Erfahrung aus erscheint die
übliche dogmatische These, daß „Bewegung“
psychisch etwas schlechthin Relatives
sei, falsch.
Meint man, es sei „nur eine relative
Ortsänderung“
gegeben und das Gesehene eben nur gleicherweise deutbar
als z. B. Bewegung des Eisenbahnzugs oder
der Gegen-
stände draußen (entgegengesetzter Richtung) und ähnlich
in anderen Fällen — (diese These hat ja sogar zur Annahme
der Fundierung gewisser sichtbarer Bewegungen als
„relativ zum Rande des Gesichtsfelds“ geführt),FN95-1
— so stehen dem die Tatsachen geradezu entgegen. Meint
man, die These sei schlüssig, weil ja wirklich einmal das
eine, einmal das andere — bei demselben physikalischen
Tatbestande — erscheine, so steht dem entgegen, daß
es in Wirklichkeit gar nicht so schlechthin
beliebig ist, „den Sachverhalt in einer
und der anderen
Weise aufzufassen“; eine Reihe von Faktoren spielt da eine
Rolle: kommt die eigene Körperlage in Betracht [es ist
z. B. in einfacher Weise möglich, nach Art der S. 61 ge-
schilderten haploskopischen Spiegelversuche auch bei ruhiger
Kopflage scheinbares Hin- und Herbewegen des Bildes des
FN95-1 Vgl. HAMANN, Zeitschr.
f. Psychol. 45, S. 236. [>96]
eigenen Kopfes im Spiegelbild zu erzeugen], so Faktoren
derselben; aber auch in rein optischen Fällen, abgesehen
vom Fixationsorte, noch das Verhalten der Auf-
merksamkeit, und hauptsächlich kommt
es darauf an,
woran Verankerung stattfindet
— und diese ist nicht
durch bloße Gedanken ganz beliebig und momentan wechsel-
bar, hängt nicht einfach vom Belieben ab. Es ist ent-
scheidend, daß es, auch bei bestem Willen nicht
immer
möglich ist, etwa beliebigerweise sofort aus
einer
„Betrachtungsart“ in die andere überzugehen;
entgegengesetzt, man ist in der einen eingestellt und kann
nicht beliebig nun die andere haben; bis etwa die Lage
— ziemlich gegen den Willen — umkippt und nun die
andere Erscheinungsweise, wieder zwingend,
da ist. So
im WD96E1E r l e b n i s. Allgemein: Kommt
x
und y in Betracht,
bezüglich deren eine physikalisch relative Ortsveränderung
vor sich geht, so ist die gesehene Bewegung nichts
weniger als relativ in dem Sinne der Physik:
welch letzterer die Tatsache a ruhig, b
bewegt
gleichbedeutend ist mit a bewegt, b
ruhig. — Im
Grunde entscheidet schon die Erscheinungsweise
der
oben besprochenen j-Phänomene
gegen solche These."
S. 97f: "III. Ich erinnere an die bekannten Experimente bez. der
„scheinbaren Vertikale“ ; bei schräger Kopflage FN97-1
wird die schein-
bare Vertikale kraß schräg eingestellt; wieder ist hierbei
oft FN97-2
jener Zustand der „Labilität“ vorhanden,
manchmal geradezu
ein sichtbares Schwanken, Sichdrehen
der (objektiv ruhen-
den) Linie. Bei den betreffenden Experimenten ist der Laby-
rinthfaktor tangiert; dieselben Resultate ließen sich aber nun
auf rein optischem Wege, durch „Einstellung“, erzielen.
Ich stellte einen Spiegel schräg so auf, daß
der Beobachter,
FN97-1 Z. B. NAGEL, Zeitschr. f.
Psychol. 16, S. 173
FN97-2 NAGEL a. a. O [>98]
in den Spiegel sehend, das Zimmer mit recht vielen „Veranke-
rungs-“Gegenständen (Tür, Schrank, Stuhl, Apparate, Fenster)
im Winkel von ca. 45° geneigt sah. Zuerst ist da ein deutlich
schräges Bild vorhanden, das recht seltsam wirkt, sonderlich,
wenn der Beobachter im Spiegelzimmer sieht, wie ein Mensch
in diesem schräg stehenden Zimmer umhergeht, hantiert, sich
setzt, und etwa im Türrahmen ein breites Objekt langsam fallen
gelassen wird — eine breite Pappröhre, die vom oberen Tür-
rahmen, parallel bleibend, in der Tür zur Erde fällt. Zunächst
erscheint dieses Fallen als sehr seltsames schräges Fallen, in
wunderlichem Widerspruch zur gewohnten Richtung der Verti-
kale. Aber schon nach einigen Minuten, während deren der
Beobachter dauernd in den Spiegel sah und der Mensch im
Spiegelzimmer herumging und hantierte, war starke Abänderung
eingetreten: wurde nun das Papprohr in der Türe wieder fallen
gelassen, so sah der Beobachter es nicht mehr schräg,
son-
dern richtig vertikal fallen; die Raumorientierungslage
hatte sich schon geändert: das schräge Zimmer war
nicht
mehr schräg, sondern normal da FN98-1
und die durch Verankerungs-
momente („Vertikale“ und „Horizontale“ des Schrankes, der
Türe usw.) determinierten ausgezeichneten Lagen waren schon
die Vertikale, die Horizontale der Raumlage für den Beobachter
geworden.
"Dieses selbe — schon im WD98E1Erlebnis
klar — nun in exakt fest-
stellbarer, objektiverer Form: der Beobachter hat im ersten An-
fang des Versuches an einem Schnurapparat die „scheinbare
Vertikale“ einzustellen und ebenso nach dem längeren Hinein-
sehen in den Spiegel."
FN98-1 Analoge Brillenexperimente
sind bekannt.
S. 145: "P. MARJOS PIONNIER berichtet (Anthropos III 489 f.) über
das System
des „kleinen Zyklus“ in Siam und Laos das 12 Jahre faßt, in welchem
jedes Jahr der Reihe nach den Namen eines Tieres trägt: Ratte
1, Rind 2,
Tiger 3, Hase 4, Drache 5, Schlange 6, Pferd 7, Ziege R . . . [Nebenbei
existiert noch ein großer Zyklus (wohl späteren Ursprungs?),
der 5 kleine
also 60 Jahre umfaßt, in 6 Dekaden untergeteilt ist; jedes Jahr
einer
Dekade ist vom entsprechenden der anderen durch Zahlworte unter-
schieden.] Jeder Siamese kennt das Tier seines Geburtsjahrs und die
Reihenfolge der Tiere. Fragt man: wie alt bist du? so erhält man
zur
Antwort: ich bin aus dem Rattenjahr; oder: ich bin aus dem Hahnen-
jahr usw. Um das Alter des Gefragten zu erkennen, muß man wissen,
wieviel Jahre zwischen dem betreffenden Tierjahr liegen und dem gegen-
wärtigen und zu dieser Anzahl die Zyklen addieren, die der Mann
dem
Augenschein nach WD145e1erlebt
haben kann. Z. B. einer sagt, er sei im Ratten-
jahr geboren, es war zur Zeit (1907) das Ziegenjahr, er konnte also
8 Jahre oder 20 oder 32, 44, 56, 68, 80 alt sein. Nun weiß man
ja aber
um wen sichs handelt und ein Irrtum um 12, 24, . . . Jahre ist kaum
möglich.
— Die Leute kennen nicht ihre Alterszahl, aber ihr Zahlentier."
Literatur
(Auswahl)
-
Wertheimer, Max (1905) Experimentelle Untersuchungen zur Tatbestandsdiagnostik.
In: Archiv für die gesamte Psychologie. Band 6, S. 59–131.
-
Wertheimer, Max ( 1910) Musik der Wedda. In: Sammelbände der internationalen
Musikgesellschaft. Band 11, Leipzig 1910, S. 300–309.
-
Wertheimer, Max (1912) Über das Denken der Naturvölker. I. Zahlen
und Gebilde. In: Zeitschrift für Psychologie. Band 60, 1912, S. 321–378.
Englische Übersetzung in D. N. Robinson (Hrsg.): Significant Contributions
to the History of Psychology. Series A. Orientations. Band II, University
Publications of America, Washington D. C. 1977.
-
Wertheimer, Max (1912) Experimentelle Studien über das Sehen
von Bewegung. (PDF; 9,0 MB). In: Zeitschrift für Psychologie. Band
61, 1912, S. 161–265. Englische Übersetzung in T. Shipley (Hrsg.):
Classics in Psychology. Philosophical Library, New York 1961; neue vollständige
Übersetzung in On Perceived Motion and Figural Organization. Herausgegeben
von Lothar Spillmann und Michael Wertheimer. 2012.
-
Wertheimer, Max (1920) Über Schlussprozesse im produktiven Denken.
Weltkreisverlag, Berlin 1920. Gekürzte englische Fassung in W. D.
Ellis (Hrsg.): A Source Book of Gestalt Psychology. Kegan Paul, Trench,
Trubner, London, S. 274–282.
-
Wertheimer, Max (1922) Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt. I. Prinzipielle
Bemerkungen. In: Psychologische Forschung. Band 1, 1922, S. 47–58. Gekürzte
englische Fassung in W. D. Ellis (Hrsg.): A Source Book of Gestalt Psychology.
Kegan Paul, Trench, Trubner, London S. 71–88 (Reprint 2017 in der Zeitschrift
Gestalt Theory).
-
Wertheimer, Max (1923) Bemerkungen zu Hillebrandts Theorie der stroboskopischen
Bewegungen. In: Psychologische Forschung. Band 3, 1923, S. 106–123.
-
Wertheimer, Max (1923) Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt. II. In:
Psychologische Forschung. Band 4, 1923, S. 301–350. Englische Übersetzung
2012 in: On Perceived Motion and Figural Organization. Herausgegeben von
Lothar Spillmann und Michael Wertheimer.
-
Wertheimer, Max (1925) Drei Abhandlungen zur Gestalttheorie. Verlag
der Philosophischen Akademie, Erlangen 1925. Unveränderter reprografischer
Nachdruck: Darmstadt 1967. [Online]
-
Wertheimer, Max (1927) Über Gestalttheorie. In: Symposion. Band 1,
1927, S. 39–60.
-
Wertheimer, Max (1928) Gestaltpsychologische Forschung. In: E. Saupe
(Hrsg.): Einführung in die neuere Psychologie. Osterwieck am Harz
1928.
-
Wertheimer, Max (1933) Zu dem Problem der Unterscheidung von Einzelinhalt
und Teil. In: Zeitschrift für Psychologie. Band 129, 1933, S. 353–357.
-
Wertheimer, Max (1934) On Truth. In: Social Research. Band 1, 1934, S.
135–146. Nachdruck in Mary Henle (Hrsg.): Documents of Gestalt Psychology.
1961.
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Wertheimer, Max (1935) Some problems in the theory of ethics. In: Social
Research. Band 2, 1935, S. 353–367. Nachdruck in M. Henle (Hrsg.): Documents
of Gestalt Psychology. 1961.
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Wertheimer, Max (1935) Discussion [of: Lauretta Bender, Gestalt Function
In Visual Motor Patterns In Organic Disease Of The Brain]. In: Archives
of Neurology and Psychiatry. Band 33, 1935, S. 328–329.
-
Wertheimer, Max (1940) A story of three days. In: R. N. Anshen (Hrsg.):
Freedom. Its Meaning. Harcourt, Brace, New York 1940. Nachdruck in M. Henle
(Hrsg.): Documents of Gestalt Psychology. 1961.
-
Wertheimer, Max (dt. 1989) Eine Geschichte dreier Tage. Deutsche Übersetzung
von A story of three days von Hans-Jürgen Walter. In: Gestalt Theory.
Band 11, 1989, S. 68–78.
-
Wertheimer, Max (1944) Gestalt theory. In: Social Research. Band 11, 1944,
S. 78–99.
-
Wertheimer, Max (1945) Productive Thinking. Harper, New York 1945.
-
Wertheimer, Max (dt. 1957) Produktives Denken. Deutsche Übersetzung
von Productive Thinking durch Wolfgang Metzger. Kramer, Frankfurt 1957.
ND 2019, hg. v. Viktor Sarris, ISBN 978-3662598207.
-
Wertheimer, Max (1959) On discrimination experiments. Herausgegeben von
Lise Wertheimer. Psychological Review. Band 66, 1959, S. 252–266.
-
Wertheimer, Max (dt. 1991) Zur Gestaltpsychologie menschlicher Werte. Hans-Jürgen
Walter, Hrsg., mit einer Einleitung von Albert Einstein (Deutsche Übersetzungen
von A story of three days, Some problems in the theory of ethics, On Truth.)
Westdeutscher Verlag, Opladen 1991.
-
Wertheimer, Max (1923; dt. 2012) On Perceived Motion and Figural Organization.
Herausgegeben von Lothar Spillmann und Michael Wertheimer. MIT-Press 2012.
Enthält die englischen Übersetzungen von Wertheimers Arbeiten
zum Sehen von Bewegung 1912 und der Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt
1923.
Links(Auswahl:
beachte)
https://www.webmaster-seo.com/de/unicode/coding?range=131
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten:
GIPT= General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Phi-Phänomen, j-Phänomen
Dorsch (Abruf
29.12.2022): "Phi-Phänomen
[engl. phi phenomenon], [WA], von Wertheimer (1912) eingeführte
Bez. für den Eindruck von Bewegung (Scheinbewegungen), wenn unter
best. Voraussetzungen Reize (Reiz, z. B. zwei Lichtpunkte in Abstand) alternierend
dargeboten werden. Mit Phi wird auch der jeder Bewegungswahrnehmung zugrunde
liegende Vorgang bez.
__
Querverweise
Standort: Erleben und Erlebnis bei Max Wertheimer.
*
Haupt- und Verteilerseite
Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
Zur Methode der Fundstellen-Textanalyse.
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Erleben und Erlebnis bei Max Wertheimer. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Wertheimer.htm
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korrigiert: 29.12.2022 irs Rechtschreibprüfung
Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
29.12.2022 Angelegt,
gesichtet, erfasst, markiert.