Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=09.12.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung : tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis in Pawlik Psychologie des Bewusstseins: die Erforschung menschlichen Erlebens und Verhaltens

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Pawlik, Kurt  (2017) 10 Psychologie des Bewusstseins: die Erforschung menschlichen Erlebens und Verhaltens. In (153-163)  Bromm, Burkhart  & Wolf, Jörn Henning  (2017, Hrsg.) Von der Freiheit, Schmerz zu spüren. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg Band 7. Berlin: de Gruyter. Kürzel Paw.

    Zusammenfassung-Pawlik-2017: Pawlik gebraucht Erleben 17 mal (ohne Titel) und Erlebnis 2 mal. Erleben wird von ihm nicht näher erklärt, sondern als selbstverständlicher, nicht erklärungs- oder begründungsbedürftiger Grundbegriff gebraucht.



    Fundstellen e := 17 Erleben (ohne Titel), Fundstellen E := 2 Erlebnis, Kürzel PAW.
    Zur  Methode der Fundstellen-Textanalyse.  * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis

    Titel Psychologie des Bewusstseins: die Erforschung menschlichen Erlebens und Verhaltens

    153: "Gerne komme ich der Einladung der Herausgeber nach, diesen Band mit einem Beitrag
    aus psychologischer Perspektive abzurunden. Psychologische Schmerzforschung
    zählt nicht zu meinen eigenen Forschungsschwerpunkten, und ich will zum Einstieg
    daher besser einen Punkt aus Burkhart Bromms eigenen Beitrag aufgreifen, an dem
    sich der wissenschaftstheoretische und methodische Zugang der Psychologie als
    empirischer Wissenschaft des menschlichen Geistes (will heißen: mind, nicht spirit),
    unseres bewussten PAWe1Erlebens2 und unseres Verhaltens beispielhaft herausarbeiten lässt.
    So beginne ich mit Burkhart Bromms Frage, ob „subjektive Empfindungen, die unser
    Gehirn ... macht“ (Beitrag Bromm) einer Messung grundsätzlich zugänglich sind: ..."

    154: "Die von den so bestimmten Reizintensitäten S0, S1, S2, ... Sn ausgelösten jeweiligen
    Empfindungsstärken müssen dann eine subjektiv gleichabständige Intervallskala
    PAWe2erlebter2 Empfindungsstärke bilden.
        Fechner (1860) prägte für solche Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen
    physikalischen Reiz- und PAWe3erlebten2 Empfindungsgrößen die Bezeichnung Psycho-
    physik, die sich für diesen Forschungszweig bis heute gehalten hat. In der Herlei-
    tung seiner Maßformel beschreitet er einen indirekten Weg zur Messung von Erleb-
    PAWE1nisgrößen1: über die Ermittlung eben wahrnehmbarer (merklicher) Reizunterschiede.
    Weiterentwicklungen in der neueren Psychophysik (in der ersten Hälfte des letzten
    Jahrhunderts; Stevens, 1957) eröffneten auch direkte Wege zur Quantifizierung der
    PAWe4erlebten2 Empfindungsstärke, so über die vergleichende Verhältnisskalierung von
    Empfindungsstärken (In welchem numerischen Verhältnis PAWe5erleben2 Sie die Stärke von
    Reiz 1 zu der von Reiz 2?) oder die Verhältnisherstellung (Stellen Sie Reiz 2 halb so laut
    [hell, schwer, ...] ein wie Reiz 2) ..."

    155: "... Direkter
    Beobachtung durch Dritte ist menschliches Verhalten und Handeln allemal zugäng-
    lich, auch in seinen organismischen (physiologischen, neuronalen usw.) Korrelaten,
    unser bewusstes PAWe6Erleben2 allerdings nur über Mitteilungen, die eine Person darüber
    von sich gibt (also wieder aus Verhalten), seien diese Mitteilungen nun sprachlicher
    oder nonverbaler Natur (wie Gesichtsausdruck, Körperhaltung usw.). ..."

    155f:     "Heute wissen wir, und die Beiträge von Gerhard Roth und Burkhart Bromm sind
    dafür Belege auf neuestem Forschungsstand, dass die angesprochene methodolo-
    gische Begrenzung auch keine systematische Erkenntnislücke lässt: Unbeschadet
    seiner unstreitigen neuropsychologischen und evolutionären Funktion, in beiden
    Kapiteln treffend beschrieben, ist unser bewusstes PAWe7Erleben2 zwar hoch funktional,
    aber in seinen Inhalten nur auf eine Teilmenge der im Gesamtgehirn gleichzeitig [>156]
    blaufenden neuronalen Prozesse gegründet, von denen viele bis die meisten unbe-
    wusst bleiben. Daher muss es gänzlich aussichtslos bleiben, auf die unser Bewusst-
    sein steuernden Prozesse aus dem bewussten PAWe8Erleben2 rückschließen zu wollen. So
    war bereits lange vor der heute verfügbaren Methodologie in experimenteller Psy-
    chologie die Enge des Bewusstseins (Begrenzung in der möglichen Zahl gleichzei-
    tig im Bewusstsein präsenter Inhalte; Pauli, 1930) wohl erkannt, nunmehr als Ein-
    Kanal-Modell der Informationsverarbeitung (Prinz, 1992) viel studiert. Dagegen steht
    die hochgradig mehrkanalige, parallel-verarbeitende neuronale Prozessarchitektur
    des Gehirns. Es mag Sigmund Freuds vielleicht einzige, absolut unbestreitbare Ein-
    sicht gewesen sein, dass der Großteil aller Prozesse, die unser PAWe9Erleben2 und Handeln
    steuern, unbewusst (begrifflich vielleicht besser: nicht bewusst) sind (und meist
    auch bleiben). Introspektion, wie auch immer eingeübt, kann keinen ausschöpfen-
    den Rückgriff auf diese Prozessarchitektur eröffnen. Was freilich nicht ausschließt,
    bewusstes PAWe10Erleben2 als Quelle heuristischer Intuition für hernach objektiv prüfbare
    Hypothesen zu nutzen oder Form und Inhalt dieses PAWe11Erlebens2 mit dem Ziel zu studie-
    ren, mentale Repräsentationen von uns und der Welt um uns aufzuschlüsseln: was
    wir über uns selbst und die Welt denken, welche Vorstellung wir uns von uns selbst
    und der Welt machen. Für die Analyse, wie unser Denken tatsächlich strukturell
    gebaut ist, wie es funktioniert, hat die Psychologie dagegen viel Mühe aufgewandt,
    besondere experimentelle Verfahren und Modelltests zu entwickeln (Tack, 2006), die
    erfolgreich ohne Introspektion auskommen. Als Beispiel nenne ich nur die Forschung
    von J. A. Anderson und seiner Schule zum kognitiven Lernen und zu Prozessen des
    Verstehens (Anderson et al., 2004). Dagegen belegte schon die große Literaturüber-
    sicht von (Nisbett und Wilson, 1977), dass Selbstbeobachtung allein wenig bis keinen
    Zugang zu Prozessen und Merkmalen der eigenen mentalen Prozesse erschließt. Und
    nach H. A. Simon gilt dies beispielsweise auch für die Prozess-Struktur des Kurzzeit-
    gedächtnisses (Estes, 2000).
        Ich kehre zurück zum Messproblem. Da Forschung auch über Bewusstsein am
    Ende auf Verhaltensdaten angewiesen ist (wie schon in den zwei Beispielen aus
    der Psychophysik), ist bewusstes PAWe12Erleben2 im Folgenden methodisch immer mitein-
    geschlossen, wenn ich von „Verhalten“ spreche. In seiner Untersuchung sieht man
    sich nun vor mindestens fünf methodischen Problemen: Variationen im Verhalten
    können:

    • äußerst flüchtig im Zeitverlauf sein, dazu
    • häufig komplex/mehrdimensional (so schon für PAWe13Erleben2 von Schmerz: PAWe14erlebte2
    • Intensität, Qualität [brennend, drückend, stechend, ...], Emotion, Ich-Nähe, ...),
    • sind nicht selten Teil der zu respektierenden Privatsphäre einer Person, zudem
    • vielfach multipel verursacht (auch durch früheres eigenes oder fremdes Verhal-
    • ten, Umstände einer Situation, persönliche Eigenart, ...) und
    • in aller Regel multivariat und zusätzlich auch noch multimodal"


    158: "Die Zeilen unterscheiden zehn wichtige Datenquellen für die Erhebung von Variati-
    onen in PAWe15Erleben2 und Verhalten, die ersten drei Spalten differenzieren deren Daten-
    modalität: ob Verhalten als solches, ob psychophysiologische bzw. neuropsycholo-
    gische Korrelate von Verhalten oder allein mentale Repräsentationen von Verhalten
    erfasst werden (was/wie/warum wir meinen, uns so zu verhalten, das zu PAWe16erleben2).
    Die beiden folgenden Spalten geben zu jeder Datenquelle an, ob sie allein laborge-
    bunden („stationär“) oder auch im Feld („ambulant“), will heißen im natürlichen
    Lebensablauf und -umfeld von Probanden, erhoben werden kann. Die letzte Spalte
    differenziert Datenquellen nach ihrer Reaktionsobjektivität (probandenseitig wil-
    lentliche Beeinflussbarkeit)"

    159: "Damit kann ich zu der von meinem Beitrag erwarteten „Abrundung“ in Hinblick
    auf das Verhältnis zwischen Psychologie und Neurophysiologie kommen. Burkhart
    Bromm beschreibt zutreffend und unumstößlich, dass und wie alles PAWe17Erleben2, alles
    Bewusstsein und Verhalten in seinem Prozessablauf voll gehirnabhängig ist, es auf
    der psychologischen, will heißen der PAWE2Erlebnis1- und Verhaltens-Ebene nichts geben
    kann, was nicht schon und zeitlich davor in Gehirnaktivität angelegt und passiert ist. ..."

    160: "In diesem Sinn ist auch Bewusstsein als ein Phänomen von Emergenz zu verstehen,
    nun auf der Sprach- und Datenebene unseres PAWe18Erlebens2 und Verhaltens (Bisiach, 1988;
    Gadenne, 2004). So kann seine Besonderheit, Eigentümlichkeit und Gesetzlichkeit
    nicht eins zu eins aus der Hirnaktivität aufgeklärt werden, die es zu 100 % physiolo-
    gisch konstituiert, und es ist auf diese auch nicht erschöpfend abbildbar."
     



    Literatur (Auswahl)
    Pawlik, Kurt  (2017) 10 Psychologie des Bewusstseins: die Erforschung menschlichen Erlebens und Verhaltens. In (153-163)  Bromm, Burkhart  & Wolf, Jörn Henning  (2017, Hrsg.) Von der Freiheit, Schmerz zu spüren. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg Band 7. Berlin: de Gruyter.



    Links (Auswahl: beachte)
    https://directory.doabooks.org/handle/20.500.12854/79439



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___


    Querverweise
    Standort:Psychologie des Bewusstseins: die Erforschung menschlichen Erlebens und Verhaltens.
    *
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis in Pawliks Psychologie des Bewusstseins: die Erforschung menschlichen Erlebens und Verhaltens. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Pawlik.htm

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    09.12.22    Angelegt und ausgewertet.