Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=01.09.2008 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 15.01.10
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    Anfang   1848/49 Revolution/ Unabhängigkeitsbewegung__Überblick__Rel. Aktuelles __Rel. Beständiges __Titelblatt_ Konzept_ Archiv__Service iec-verlag __Wichtige Hinweise zu externen Links und Empfehlungen_

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Kunst, Bereich Galerie, und hier speziell Porträts von R. Sponsel aus dem Katalog Der Charakter und sein Preis,

    Abteilung V:
    Demokraten, Revolutionäre 1848/49 Unabhängigkeitsbewegung 19. Jhd.
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    'Mann der Arbeit - aufgewacht und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!!'  Georg Herwegh
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    Demokraten und Revolutionäre 1848/49: 58  Becker, Philipp; 59  Blum, Robert; 60  Börne, Ludwig; 62 Born, Stefan;
    63  Büchner, Georg; 64 Freiligrath, Ferdinand; 66  Hecker, Friedrich; 67  Herwegh, Georg; 69 Jacoby, Johann; 74 Ruge, Arnold;
    76 Schärttner, August; 77 Schubart, Christian; 78 Schurz, Carl; 79 Struve, Gustav; 80 Wagner, Richard.
    Unabhängigkeitsbewegung 19 Jhd. : 61 Bolivar; 65 Garibaldi;  68 Hofer, Andreas; 70  Juarez, Benito; 71 Kossuth, Lajos;
    72 Leroux, Pierre; 73 Mazzini, Giuseppe; 75 San Martin.

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

     
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    Lit.: F. Osterroth, Biographisches Lexikon des Sozialismus Hannover 1960
    BECKER, Philipp 1809-1886  [Nr.58]
    Deutscher Sozialist und Revolutionär. Aufgewachsen in Worms. Wein, Weib und Gesang sehr schätzend, lernte er das Bürstenbinderhandwerk und wußte die Sprache des Volkes zu reden. In seiner Jugend radikal, kein Blatt vor den Mund nehmend, rief er immer wieder zur Erhebung auf, be- freite häufig gefangene Freunde, Demokraten und Sozialisten aus dem Ge- fängnis, u.a. die Gründer des 'Bundes der Geächteten' (Jakob Venedy und Dr. Schuster). Er mußte schliesslich in die Schweiz flüchten und diente dort in der Miliz, wo er sich bedeutende militärische Kenntnisse aneignete, die er im 1848/49er Aufstand so glänzend zu nutzen wußte, daß Engels, der selber als Musketier dabei war, Becker den einzigen deutschen Revolu- tionsgeneral nannte. Marx ehrte ihn gar mit dem Ausdruck "deutscher Garibaldi". Nach dem mißglückten Hecker-Aufstand und seiner vergeb- lichen Intervention leitete er den Rückzug in die Schweiz und versorgte dort die Flüchtlinge. Dort erhielt er dann Kantonatsverweis - lächerlich. 1864 war er bei der Gründung der ersten sozialistischen Internationale in London dabei und organisierte den ersten internationalen Kongreß in Genf. Zwischen 1869 und 1871 redigierte er den 'Vorboten'; neben Bebel und Liebknecht gehörte er zu den Gründern der 'Sozialdemokratischen Partei' in Eisenach. Nach seinem Tod setzten ihm die Schweizer Sozialisten ein Denkmal.
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    Lit.: H. Blum "Robert Blum"  1878
    [Die Zeit]

    BLUM, Robert 1807-1848  [Nr.59]
    Deutscher Revolutionär. Stammt aus einer verarmten Kölner Bürgerfamilie und mußte trotz großer Begabung das Gymnasium mit 13 Jahren verlassen, um seinen Lebensunterhalt durch Schriftstellerei und als Theaterdiener zu verdienen. Bildete sich emsig weiter und wurde durch sein organisatori- sches und rednerisches Talent ein führender Politiker Sachsens. Während der Augustunruhen in Sachsen erwies er sich als gemäßigt, doch entwickel- te er sich bald zu einem radikaldemokratischen Volkstribun, der ihn auf Seiten des linken Flügels des Debattierclubs der Frankfurter Nationalver- sammlung vorfand. Volkssouveränität und Errichtungen der Republik zeichneten sein Denken aus. Enttäuscht von der Entwicklung in Deutsch- land sah er Hoffnung in den Wien (Erhebung im Oktober). Zusammen mit Julius Fröbel war er dort, um eine Grußadresse zu überbringen. Er wurde in die Kämpfe hineingezogen und auf Anweisung Schwarzenbergs stand- rechtlich erschossen. Offenbar eine bewußte Provokation der Reaktion.
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    Lit.: Fritz Böttger "Ludwig Börne"  Berlin 1953

    BÖRNE, Ludwig 1786-1837    [Nr.60]
    Deutscher Dichter, Schriftsteller für Freiheit und Demokratie. Als drittes Kind einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie in Frankfurt in der Judengasse geboren. Die Juden lebten damals noch unter Ausnahmege- setzen - ob arm oder reich, spielte keine Rolle - zum Teil in entsetzlichen Zuständen. Seine Jugend - reich an Demütigungen -  ließ ihn zutiefst er- fahren, was Freiheit und Achtung wert sein können. Börne bekam Privat- unterricht und studierte nachher Medizin in Berlin, später Halle und Hei- delberg - zu einer Zeit, als Napoleon das deutsche Reich zerschlug und  Preußen zusammenbrach. 1811 Einstellung in Frankfurt als Polizeiaktuar, schon 1813 - weil Jude-  entlassen, was ihn außerordentlich verbitterte.  Zwischen 1818 - 1821 Herausgabe der 'Waage', in der er scharfe Zeitkri- tik betrieb. 1830 zieht ihn die Julirevolution nach Paris, wo er fortan lebte. Dort verfaßte er die 'Briefe aus Paris', detaillierte Chronik zum revolutio- nären Geschehen, in dem er die Revolution verherrlicht und die deutschen Zustände geißelt.
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    Lit.: W. Friedensburg (1923). Stephan Born und die Organisation der Berliner Arbeiterbewegung bis zum Berliner Arbeiterkongreß 1848.

     

    BORN, Stephan 1824-1898    [Nr.62]
    Deutscher Sozialist und Revolutionär. In Lissa (Polen) geboren, 1840 nach Berlin zu seinem Bruder, der dort studierte und ihn als Setzerlehrling in ei- ner Druckerei unterbrachte. Born besuchte 'nebenbei' Vorlesungen, stu- dierte Engels und gründete die erste deutsche Arbeiterorganisation, die 'Arbeiterverbrüderung'. Freunde im Berliner Handwerksverein machten ihn mit sozialistischen Ideen bekannt und rieten ihm, sie an Ort und Stelle, in Paris, zu studieren. Auf dem Weg nach Paris lernt er den Volkstribun Robert Blum kennen. In Paris führte ihn Engels in die Grundzüge der Na- tionalökonomie ein; er wurde in den 'Bund der Geächteten' [W]  aufge- nommen, von dessen Zentralkomitee wurde er als Agitator nach Südfrank- reich und in die Schweiz geschickt. Danach Brüssel und Arbeit bei der radikalen 'Deutschen Brüsseler Zeitung'. Nach Marx' Ausweisung half er dessen Familie nach Paris weiter. Er selber wurde von Marx angesichts der Märzrevolution 1848 nach Berlin geschickt. Dort wirkte er organisato- risch und gab 'Das Volk' heraus. Am 23.8.1848 gründete er mit 40 Dele- gierten die 'Arbeiterverbrüderung'. Er war gerade in Dresden als dort der Aufstand ausbrach, wo er nach Gefangennahme des Barrikadenkomman- danten dessen Stelle einnehmen mußte. Dies brachte ihm wie Richard Wagner einen Steckbrief ein, er flüchtete über Böhmen und Süddeutsch- land in die Schweiz, studierte und bildete sich dort weiter, wurde Berufs- schul- und Gymnasiallehrer und schließlich Professor für Literatur. Born stirbt 1898 in Basel, in dem Jahr, als seine 'Erinnerungen eines Achtund- vierzigers' erscheinen.
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    'Friede den Hütten, Krieg den Palästen'
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    Lit.: Ernst Johann "Georg Büchner", romono, Hamburg.
    BÜCHNER, Georg 1813-1837     [Nr.63]
    Er wäre sicher dabei gewesen, doch zu früh streckte ihn ein Nervenfieber nieder. Nicht umsonst sang Herwegh 'ein unvollendet Lied sank er ins Grab'. Während der Völkerschlacht in Leipzig wurde Büchner in Darm- stadt geboren, mit 18 war er das, was man das Salz der Erde nennt. Er studierte Medizin in Straßburg und schrieb an seine Eltern 'Was nennt ihr den ungesetzlichen Zustand? Ein Gesetz, das die große Masse der Staats- bürger zum fronenden Vieh macht, um die unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderheit zu befriedigen?! ... Dies Ge- setz ist eine ewig rohe Gewalt, angetan dem Recht und der gesunden Ver- nunft und ich werde mit Mund und Hand dagegen ankämpfen, wo ich kann.' Nach Gesetzesbestimmungen gezwungen, in Gießen weiter zu stu- dieren, hatte er Kontakt mit liberalen und revolutionär gesinnten Kreisen. Er gründete eine Geheimgesellschaft: 'Die Gesellschaft der Menschenrech- te'. Er verfaßte den 'Hessischen Landboten' ('Friede den Hütten, Krieg den Palästen', so die Losung der Schrift), in der er schrieb: "das Geld ist der Blutzehnte, der von dem Leib des Volkes genommen wird. ... Aus Verrat und Meineid und nicht aus der Wahl des Volkes ist die Gewalt der deut- schen Fürsten hervorgegangen, und darum ist ihr Wesen und Tun von Gott verflucht ...' Daraufhin mußte er sich absetzen, schrieb das Revolutionsdra- ma 'Dantons Tod'. Bei seiner Braut fand er Zuflucht, konnte dann in die Schweiz und erwarb als 23jähriger einen Ruf als Privatdozent für Medizin. Kurze Zeit später erliegt er einem Nervenfieber.
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    Freiligrath stirbt in Cannstadt, schwarz- rot-goldene Symbole (seinerzeit!!) schmückten sein Grab.
     
     

    Lit.: H. Eulenberg "Ferdinand Freiligrath"  1948 
    FREILIGRATH, Ferdinand 1810-1876    [Nr.64]
    Deutscher Dichter der Freiheit und Revolution, Freund Marx' und Lasalles.
    Als Lehrersohn geboren fehlten ihm doch die Mittel zum Studium, Kauf- mannslehre in Soest (Westfalen), 1832 Überseehandlung in Amsterdam. Fremdartige Gedichte, die ihm in Deutschland Ruhm brachten, sogar einen Ehrensold des Preußenkönigs von 300 Talern im Jahr - ein stattlich Geld, das Freiligrath -als er in sich sah, 'sobald ich die Augen über mich selbst öffnete, war ich ein Revolutionär'- ablehnte, um 'frei und ungehemmt' zu sein. Sein Gedichtband (1844) 'Glaubensbekenntnis' enthielt die Losung 'Kein Leben mehr ohne Freiheit' und brachte ihm Polizeischikanen, denen er sich dadurch entzog, daß er nach Ostende ging. Danach Schweizaufent- halt, anschliessend Brüssel, wo er Marx kennenlernt, den er als 'einen inte- ressanten, netten und. anspruchslosen Kerl' beschrieb. Nach seiner Aus- weisung aus Belgien ging er nach London als Korrespondent eines Han- delshauses. Die Märzrevolution 1848 führte ihn nach Deutschland zurück. Er lernte revolutionäre Arbeiter kennen und befreundete sich mit Lasalle. Sein Gedicht 'Die Toten an die Lebenden' bringt ihm einen Prozeß wegen Hochverrats ein, die Geschworenen sprechen ihn jedoch frei. Marx ge- winnt ihn für die 'Neue Rheinische Zeitung' und für den 'Bund der Kommu- nisten'. Bis 1851 lebt er in der Gegend von Düsseldorf, gibt noch zwei Ge- dichtbände heraus, aber durch zwei Steckbriefe verfolgt muß er nach Lon- don ins Exil. Er arbeitet als schlecht bezahlter Buchhalter, wurde dann Ge- schäftsführer einer Schweizer Bank in London, unterstützte Marx und sank abermals ins Elend. Eine Sammlung deutscher Demokraten brachte 60.000 Taler. Er wagt die Heimreise und bekennt zum deutsch- französischen Kriegsausgang: 'daß ich ... das Reich, wie es aus den Kämpfen hervorge- gangen ist, für das Höchste halten sollte, für das Ideal, nach dem wir alle gestrebt, für das wir Kerker und Exil nicht gescheut haben: das, mein Lie- ber, fällt mir nicht ein.' (Brief an Auerbach am 8.4.1874.)
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    Lit.: Hrsg.: Arbeitskreis Vorgeschichte und Geschichte der Revolution von 1848/49  "Männer der Revolution von 1848", Berlin 1970

    HECKER, Friedrich 1811-1881    [Nr.66]
    Deutscher Demokrat und Revolutionär. Rechtsanwalt in Mannheim, sehr beliebt beim Volk, Kommandant der Mannheimer Bürgergarde, drauf- gängerische und mitreißende Natur, wenig theoretisch orientiert, sondern ein Mann der Tat. Hecker führte den Zug der 40 Demokraten an, die den Frankfurter Debattierclub aus Protest verließen. Seit 1842 Mitglied der Badischen Zweiten Kammer, Führer der Linken, trat 1847 für die Errich- tung der Republik ein. Nachdem der Versuch mißlang, aus dem Frankfur- ter Debattierclub ein revolutionäres Kampforgan zu machen, bildete er zu- sammen mit Struve in Konstanz eine provisorische Regierung. Am 12.4.1848 inszenierte er zusammen mit seinen Gefährten einen Aufstand, der Südwestdeutschland gewinnen sollte; die Aktion schlug fehl und Hecker floh in die Schweiz. Ein halbes Jahr später wanderte er nach Amerika aus und betätigte sich als Farmer in Illinois. Im Sezessionskrieg stand er als Oberst auf Seiten der Unionstruppen. 

     

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    'Mann der Arbeit - aufgewacht 
    und erkenne deine Macht! 
    Alle Räder stehen still, 
    wenn dein starker Arm es will!!' 
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    'Wer seine Hände falten kann, bet um ein gutes Schwert.'

    Lit.: B. Kaiser "Der Freiheit eine Gasse" 1948
    HERWEGH, Georg 1817-1875    [Nr.67]
    Begnadeter deutscher Dichter der Freiheit und Revolution. 'Mann der Ar- beit - aufgewacht und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!!' Von Heinrich Heine 'die eiserne Lerche der Re- volution' genannt. Dieser Mann wurde als Sohn eines Gastwirts in Stutt- gart geboren, machte das Abitur am Maulbronner Gymnasium und trat 1835 als Theologiestudent in das Tübinger Stift ein, wurde jedoch bald unter Druck gesetzt, weil er Kontakt zum 'Jungen Deutschland' hatte. Arbeit als freier Schriftsteller in Stuttgart. Streit mit Offizier, Flucht in die Schweiz. 1841 Veröffentlichung seiner Verse 'Wer seine Hände falten kann, bet um ein gutes Schwert..' und 'Reißt die Kreuze aus den Erden, alle sollen Schwerter werden. ...' Das Buch erlebte in zwei Jahren sechs Auflagen und rief leidenschaftliche Begeisterung hervor (was den gegen- wärtigen Deutschunterricht nicht daran hindert, diesen tapferen Menschen totzuschweigen). 1842 kehrt er nach Deutschland zurück, wird begeistert gefeiert und selbst Wilhelm IV gesteht ihm 'ich achte eine gesinnungsvolle Opposition', was ihn jedoch nicht daran hinderte, Herwegh's Zeitschrift zu verbieten und ihn selber auszuweisen. H. ging nach Paris, wo er Kontakt mit Marx und Engels und allen möglichen Emigranten hatte. Bei Ausbruch der Revolution stellte er sich an die Spitze einer 800 Mann starken Frei- willigenlegion, die jedoch schnell von den Militärs der Reaktion auseinan- dergejagt wird. Er zieht sich in die Schweiz zurück, hatte Richard Wagner, Alexander Herzen und Bakunin zu seinen Freunden. Lasalle beauftragte ihn mit politischen Missionen und er entwickelt sich zum sozialistischen Dich- ter. Er war konsequenter Gegner des neuen deutschen Kaiserreiches. Aufgrund einer Amnestie kann er 1866 nach Baden zurückkehren und stirbt dort 58 Jahre alt. 
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    'Das ist das Unglück der Könige, daß 
    sie die Wahrheit nicht hören wollen'
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    Lit.: J. Jacoby (1877). "Gesam- melte Schriften und Reden'. 2 Bde.
    JACOBY, Johann 1805-1877    [Nr.69]
    Deutscher Radikaldemokrat. Unbestechlich und unbeugsam. Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Königsberg geboren, dort auch Medizin studiert. Er ließ sich 1830 als Arzt nieder. Unter dem Einfluß der Juden- hetze wurde er zum Demokraten, glaubte an die Revolution, 1789 war ihm in gewisser Weise Vorbild. Leitete mit einer Flugschrift die Verfassungsde- batte 1841 ein. Mitglied des Vorparlaments 1848, auf der Seite der Lin- ken, bei allen möglichen Kammern und Gremien dabei. Er rief Friedrich- Wilhelm IV am 2.11.1848 das bekannte Wort zu: 'Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen'. 1862-70 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, konsequenter Gegner Bismarcks. Grün- det 'die Zukunft', weil ihm die 'Fortschrittspartei' nicht fortschrittlich genug ist. Mehrfach in Hochverratsprozesse verwickelt und in Untersuchungshaft. Protestierte gegen die Annexion Elsaß-Lothringens, dafür Festungshaft. 1874 Mitglied des Reichstages auf Seiten der Sozialdemokratie; legte je- doch das Mandat nieder, weil er überzeugt war, daß auf parlamentari- schem Wege aus einem Militärstaat kein Volksstaat zu machen ist. Unbe- stechlichkeit und Charakterstärke führen ihn in die Isolation - zum 'Real- politiker' wollte er nie herabsinken. 
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    Nach 1866 kann Ruge nicht mehr als konsequent bezeichnet werden.
     

    Lit.: Deutsche Nationalbiografie

     

    RUGE, Arnold 1802-1880    [Nr.74]
    Deutscher Demokrat und Schriftsteller, beim linken Flügel im Frankfurter Debattierclub 1848. Geboren zu Bergen auf Rügen, wollte eigentlich See- fahrer werden ging aber aufs Gymnasium, paukte Latein und die Bibel, von 1821 bis 1824 Studium in Halle, Jena und Heidelberg. Trat der Ver- schwörung des 'Jünglingsbundes' bei und wurde nach einem Treffen in Würzburg zu 14 Jahren Kerker verurteilt, saß nach 1 Jahr Untersuchungs- haft 5 Jahre in Kolberg. Nach seiner Befreiung 1830 wird er Hilfslehrer in Halle, 1832 Dozent für historische Philologie, erste Heirat, Herausgabe der 'Hallischen Jahrbücher', Italien, Tod der ersten Frau. 1834 heiratet er Agnes Nietzsche. Bei den Jahrbüchern arbeiten Ludwig Feuerbach und David Strauß mit. Die Jahrbücher sind Zeugnis der radikalen 'junghege- lianischen' Schule und schlagen radikaldemokratische Töne an. Da ab- zusehen war, daß sich die Jahrbücher nicht würden halten können, 1840 Übersiedlung nach Dresden, 1841 Verbot der Jahrbücher in Preußen, 1843 auch in Sachsen, wo sie als 'Deutsche Jahrbücher' erschienen waren. Ruge geht nach Paris, gibt dort mit Marx die 'Deutsch-französischen Jahr- bücher' (nur zwei Hefte erschienen) heraus, 1846 nach Leipzig, wo er eine Verlagsbuchhandlung gründet. Dort 1848 für Breslau für den Frankfurter Debattierclub gewählt. Während der badischen Volksbewegung geht er nach Paris, von dort nach London und siedelt 1850 nach Brighton über, wo er 1880 stirbt. 
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    Im Juli 1952 ehrt ihn seine Stadt: aus Anlaß des Turntages wird in der Ruine der ehemaligen Turnhalle in Hanau eine Gedenktafel zu Ehren Schärttners angebracht.

    Lit.: K. Geisel "Die Hanauer Turnerwehr" Hanauer Geschichtsblätter 25, 1974. K. Siebert "Hanauer Biografien aus drei Jahrhunderten" Hanauer Geschichtsblätter Nr. 3/4  1919
     Lit.: [Hanau]

    SCHÄRTTNER, August 1817-1859    [Nr.76]
    Deutscher Freiheitskämpfer, 1848/49er Veteran, Küfnermeister, be- geisterter Turner und Gastwirt. Als Sohn eines Küfnermeisters und Wein- händlers in Hanau geboren, erlernte den väterlichen Beruf und ging einige Jahre auf Wanderschaft. Nach seiner Rückkehr begeistert er sich für die aufkommende Turnerbewegung und wird als hervorragender Turner von  großer Körperkraft und Gewandtheit beschrieben. Als Leiter des Hanauer Turnerbundes (ab 1841) organisiert er große Turnerfeste, hatte auch mit Jahn Kontakt. Unter Schärttner wurde Hanau der Vorort des 'demokrati- schen Turnerbundes'. Als 1849 der Badener Aufstand ausbrach, der die Durchführung der Reichsverfassung vom 28.3.1849 bezwecken sollte, rückte die Hanauer Turnerwehr am 2. Juni unter seinem Kommando in einer Stärke von 300 Mann nach Baden, doch mußte sie nach der Nieder- lage des Volksheeres in die Schweiz flüchten (es waren noch 240 Mann). Sch. begab sich über Genf nach Frankreich und ging von dort aus nach London, wo er die Gastwirtschaft 'Zum deutschen Haus' betrieb. In Ab- wesenheit wird er wegen Hochverrat zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. In seinem Gasthaus in London verkehrten u.a. Carl Schurz und Gottfried Semper. In London wird er Mitglied des 'Bundes der Kommunisten', der seine Versammlungen teilweise im 'Deutschen Haus' abhält. Bei der Spal- tung gehörte er zur Aktivistengruppe von Willich-Schapper, die einen neu- en Aufstand für nötig hielt, während Marx dies gegenwärtig für aussichts- los hielt. Marx hielt es für erwiesen, daß Sch. Kontakt mit einem preußi- schen Geheimagenten hatte. Ob diese Auffassung Marxens in ihrem negati- ven Verdächtigungsgehalt richtig war, ist nicht erwiesen. Sch., so ein Bio- graf, soll aus Heimweh gemütskrank geworden sein und starb am
    3.2.1859 in London. 
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         Lit.:   Th.   Jäger   "Christian   Schubart"

    SCHUBART, Christian 1739-1791    [Nr.77]
    Deutscher Dichter, studierte Theologie. Betätigte sich als Hauslehrer und Organist. 1769 Musikdirektor des Herzogs von Württemberg in Lud- wigsburg, aber schon 1773 wegen ' Ausschweifungen und satirischer Aus- fälle gegen seinen Herrn' den Amtes enthoben und ausgewiesen. 1774 gründet Sch. in Augsburg die freimütige 'Deutsche Chronik', die bis 1778 erschien. 1775 Übersiedlung nach Ulm, von dort nach Württemberg ge- lockt, wo ihn Karl Eugen - erbittert ob Sch. Publizistik - verhaften ließ (22.1.1777). Schubart wurde 10 Jahre ohne Prozeß (!) auf der Festung Hohenasperg gefangengehalten (nur weil er den König in seiner Zeitung angegriffen hatte, als dieser 3000 Soldaten verkaufte) und erst 1787 auf Fürbitte des Preußenkönigs begnadigt. Bekannt ist Sch. vor allem durch seine volkstümlichen, pathetisch politischen Gedichte.
     

     

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    SCHURZ, Carl   1829-1906    [Nr.78]
    Deutscher Revolutionär (1848/49) und amerikanischer Staatsmann. In der Nähe Kölns geboren, schon als 19jähriger Student Führer der radikalde- mokratischen Studentenbewegung. Leutnant der aufständischen Armee in Baden. Nach dem Fall von Rastatt vor der Reaktion muß er fliehen, um seiner Hinrichtung zu entgehen. Es gelingt ihm allerdings noch das Husaren- stück, seinen in Spandau gefangenen Professor Gottfried Kinkel zu befrei- en. Dann englisches Exil, Kontakt mit Mazzini und Kossuth. 1852 Aus- wanderung in die USA. Sofort im politischen Gefecht auf Seiten der Repu- blikaner, setzt sich gegen Sklaverei und für Lincoln ein. Politische Karriere unter Lincoln. Botschafter in Madrid, 1862 legt er sein Amt nieder, um ak- tiv im Bürgerkrieg gegen Sklavenherrschaft zu kämpfen. Danach Journalist und 1869 Mitglied im Senat. Gegner des Krieges mit Spanien und der Annexion der Philippinen. Sch. lebte seit 1881 in New York.
     Lit.: H. Höwing 1948 "Carl Schurz -  Rebell, Kämpfer, Staatsmann"
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    STRUVE, Gustav 1805-1870    [Nr.79]
    Radikaler badischer Politiker. Aktivist 1848/49. Als Sohn eines russischen Staatsrates in München geboren und aufgewachsen. Studium der Rechte, Rechtsanwalt in Mannheim. Unterstützt in den vierziger Jahren den Kampf der Liberalen in der Kammer journalistisch. Interesse für republikanisch- sozialistische Ideen. Bei Ausbruch der Revolution 1848/49 fordert er eine förderative Republik. Als dies vom Frankfurter Vorparlament versagt wird, gründet er zusammen mit Hecker ein Freikorps zur Eroberung Süd- deutschlands. Niederwerfung des Aufstands durch die Reaktion. Gefan- gensetzung, befreit durch den großen badischen Aufstand, Mitglied der 
    provisorischen Regierung Brentano. Sturz Brentanos auf sein Betreiben, doch dieser behält schliesslich die Oberhand und zwingt Struve zur Flucht nach Amerika.

    Lit.: F. Osterroth, Biografisches Lexikon des Sozialismus. Hannover 1960

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    1850 'Lohengrin', verschiedene Reisen und Aufführungen. 1860 Teilamnestie, zum ersten Mal wieder in Deutschland. 1864 Begegnung mit Ludwig II, Übersiedlung nach München, 'Tristan und Isolde', Bekanntschaft mit Nietzsche, 'Meistersinger', 'Ring der Nibelungen', Bayreuth, 'Parsifal'. 1883 stirbt Wagner in Venedig.

    Lit.: H. Mayer "Richard Wagner" romono Hamburg 1959

    WAGNER, Richard 1813-1883    [Nr.80]
    Deutscher Komponist und Freiheitskämpfer. Veteran im Dresdner Auf- stand 1849. Schillernde politische Persönlichkeit, vor allem durch die einseitige Bemächtigung durch die nationalsozialistischen Schweine. Als Sohn eines Polizeiaktuars in Leipzig geboren; im gleichen Jahr stirbt schon der Vater. Die Mutter heiratet nun einen Schauspieler und man übersiedelt nach Dresden. Kreuzschule in Dresden, Gymnasium in Leipzig, Student der Musik in Leipzig, 1833 Chordirektor in Würzburg, rasche Karriere; Reisen. 1842 Rückkehr nach Dresden, 1843 'Fliegender Holländer', 1845 'Tannhäuser'. 1849 Beteiligung am Mai-Aufstand. W. kannte die Schriften Proudhons, vor allem durch Röckel; durch Georg Herwegh lernte W. 
    auch Bakunin kennen, von dem er sich ausserordentlich beeindruckt zeigt ('alles an ihm war kolossal, mit einer auf primitive Frische deutenden Wucht'). Am 4. Mai 1849 brach der bewaffnete Aufstand in Dresden aus, um die Frankfurter Reichs-Verfassung durchzusetzen, nachdem schon am 3. Mai Barrikaden errichtet wurden (wobei sich die von dem Architekten und späteren bedeutenden Kunsttheoretiker Gottfried Semper erbauten Barrikaden als besonders widerstandsfähig zeigten). Am gleichen Tag setz- ten sich Hof und Regierung ab und baten die Preußen um Hilfe. Bakunin, als einer der wenigen, die als 'gelernte' Offiziere eine Ahnung vom militäri- schen Kampf hatten, dirigierte als Befehlshaber die Kämpfe. Auf der Seite der Aufständischen waren auch die Künstler des Vaterlandsvereins, Wagner verteilte Manifeste und hielt am 7. Mai Wache auf dem Turm der Kreuzkirche. Am 7. Mai stürmten die vereinigten Preußen und Sachsen die Innenstadt, am 8. Mai beschloß die Revolutionsregierung, sich ins Erzge- birge abzusetzen, um von Freiberg aus den Kampf fortzusetzen.  Doch Bakunin wurde bereits in Chemnitz verhaftet. Wagner, der dort erst zur Nacht eintraf, hatte Glück und konnte nach Weimar flüchten. Ein Steck- brief verfolgte ihn (Röckel mußte 11 Jahre Zuchthaus absitzen) und W. ging nach Zürich ins Exil. 
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    Lit.: Masur, G. "Simon Bolivar und die Befreiung Südamerikas" Konstanz

    BOLIVAR, Simon 1783-1830    [Nr.61]
    Bedeutender Freiheitskämpfer Südamerikas. Als Sohn einer reichen 
    Kreolenfamilie, in Venezuela aufgewachsen. Während eines Europaauf- enthaltes (Paris, Rom) setzt sich der Leitgedanke der Erkämpfung der Un- abhängigkeit Südamerikas in ihm durch. Auftakt zum langandauernden Unabhängigkeitskrieg war dann 1810 der siegreiche Aufstand gegen die Vertreter Joseph Napoleons. Unter Mithilfe von Miranda kann 1811 die neue unabhängige Republik Venezuela ausgerufen werden. Bald jedoch schwere Niederlage der Patrioten durch die Royalisten (Königstreuen). B. muß nach Neu Granada (heute Kolumbien) flüchten, baut jedoch eine neue Armee auf, der dann die Royalisten unterliegen. 1812 wird B. zum Befreier Venezuelas ausgerufen. Jedoch erst zwischen 1817 und 1820 gelingt ihm nach nochmaliger Oberhand der Royalisten die endgültige Befreiung Vene- zuelas und Neu Granadas. 1819 plant H., Venezuela, Neu Granada und das noch unbefreite Ecuador in einem Staat, Groß-Kolumbien, zu vereini- gen. 1822 zieht er deshalb nach Ecuador und schlägt die spanische Armee. 1823 erringt er einen weiteren Sieg in Peru - dadurch ist Spaniens Herr- schaft in Südamerika endgültig gebrochen. B. entwirft eine Verfassung für die neue Republik Bolivien. Finanzielle Belastungen und Unstimmigkeiten der regionalen Fraktionen führen 1826 jedoch zum Zerfall von Groß-Ko- lumbien; Ecuador und Venezuela treten aus der Union aus. Krank und verbittert stirbt Bolivar auf einer Reise nach Europa. Seine Idee einer Pan- amerikanischen Union sollte sich erst über ein Jahrhundert später verwirklichen.
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    Lit.: Smith, D. M. "Cavour and Garibaldi"  1860, London 1954; Huch, R. "Garibaldi" romono 1900

    GARIBALDI, Giuseppe 1807-1882    [Nr.65] 
    Italienischer, radikaler Politiker. Als Sohn eines Kapitäns in Nizza geboren. 1834 wegen seiner Beteiligung an den von Karl Albert grausam verfolgten Aufständen zum Tode verurteilt. Kehrte 1848 in die Heimat zurück, um gegen die Österreicher zu kämpfen. G. war ein Vorkämpfer für die natio- nale Freiheit und Selbständigkeit. Er zeichnete sich durch Energie, Tapfer- keit, Unbestechlichkeit und bezaubernde Liebenswürdigkeit aus. 1848-53 erneute Verbannung, lebte als Landwirt auf der Insel Caprera. Historische Leistung: 'Der Zug der Tausend' nach Marsala im Mai 1860 - führte zur Eroberung Siziliens. Garibaldi stand durch sein kühnes und mitreißendes Vorgehen im Brennpunkt jeden Geschehens. Er wurde zum vergötterten Freiheitshelden des Risorgimento. Menschliche Größe bewies er in seinem berühmtem 'Ich gehorche', mit welchem er 1866 trotz erfolgreicher Kämpfe die vertraglich bei Österreich verbleibende Gegend von Trient räumte und in Erkenntnis der eigenen Grenzen die letzte Entscheidung über die Angelegenheit der Nation und den dazu berufenen gesetzlichen Autori- täten überließ.
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    HOFER, Andreas 1767-1810    [Nr.68]
    Tilorer Freiheitsheld. Einfacher Bauernsohn und Gastwirt in der Nähe von Meran, vertrat im Tiroler Landtag die Bauern des Passeiertales und bekämpfte leidenschaftlich die Reformen Joseph II. 
    1809 bereitet er einen Volksaufstand gegen die napoleonische Unter- drückung vor und tritt an der Spitze seiner Bauern den französischen Truppen am Berg Isel entgegen. Durch seinen Kampf und mannhaften Tod ist er zum Symbol des deutschen Freiheitswillen geworden. Durch Verrat fiel er in französische Hände und wurde auf Befehl Napoleons 1830 in Mantua standrechtlich erschossen.
     

    Lit.: K. Paulin "Das Leben Andreas Hofers"  1935
     

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    JUAREZ, Benito 1806-1872    [Nr.70]
    Präsident und Diktator von Mexiko. Ausgebildeter Rechtsanwalt; war als Gouverneur von Oaxaco durch den Ausbau einer ungewöhnlich ehrlichen Verwaltung bekannt geworden. Beschrieben als vollblütiger Indianer, hochgeachtet wegen seiner Sorge um den kleinen Mann. Er griff vor allem die Sonderprivilegien der Kirche und Armee an. 1853 von Santa Anna verbannt, trat er nach deren Sturz in die liberale Regierung unter Juan Alvarez als Justizminister ein. Den von Napoleon 1862 eingesetzten Kaiser von Mexiko, Maximilian, konnte Juarez erst nach 5 Jahren vertreiben, Armut und Uneinigkeit des krisengeschüttelten Landes erschwerte J. den Wiederaufbau. Die Trennung von Kirche und Staat und die Prägung seiner Nation im Geiste eines Liberalismus gegen fast unüberwindliche Schwierig- keiten sind das bleibende Verdienst dieses ehrlichen und aufrechten Indianers.

    Lit.:  R. Roecker "Juarez and his Mexico" 2 Bde. New York 1947

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    KOSSUTH, Lajos 1802-1894    [Nr.71]
    Revolutionärer ungarischer Demokrat. Jurist, 1837 von der Reaktion verurteilt, 1840 Amnestie. Leitete bis 1844 die Zeitung 'Pester Nach- richtenblatt', erfocht an der Spitze des ungarischen Parlaments im März 1848 bürgerlich-demokratische Rechte für die ungarische Nation. Führer der demokratischen Unabhängigkeitsbewegung, 1848/49 Finanzminister des ersten ungarischen Ministeriums und Organisator des Freiheitskampfes zur Verteidigung der Revolution. Er proklamierte die Thronentsetzung der Habsburger und die Unabhängigkeit Ungarns. Wird im April 1849 Staats- präsident. Nach der Niederschlagung der Revolution durch die Habsbur- ger Imperialisten gelang ihm die Flucht ins Exil; er wurde zum Führer der Emigranten und setzte sich für den Zusammenschluß der Donauvölker ein. 1894 stirbt er in Turin.

    Lit.: "Männer der Revolution von 1848" Berlin 1954
    Rüstow: "Geschichte des ungarischen Insurrektionskrieges in den Jahren 1848 und 1849" Zürich 1860

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    1851 wird er verbannt und kehrt erst 1869 nach Frankreich zurück.

    Lit.: H. Mougin "Pierre Leroux"  Paris 1938 (mit Biografie)
    LEROUX, Pierre 1797-1871    [Nr.72]
    Französischer Sozialist und Revolutionär, Anhänger der Carbonari und Saint-Simonist; von Marx und Engels wenig geschätzt, umso mehr von Heine. Besuchte das Polytechnikum, mußte jedoch aus Geldmangel sein
    Studium abbrechen und schlug sich zunächst als Maurer, dann als Buch- drucker durch. 1824 tritt er dem Kreis um die Zeitschrift 'Globe' bei, de- ren Drucker und Direktor er werden sollte. Reist als Sozialisten'prediger' nach Belgien, Südfrankreich und Lyon, um Anhänger zu gewinnen. Beein- flußte George Sand und Viktor Hugo. Die von der Revolution proklamierte Gleichheit nennt er einen heiligen Grundsatz, den man allerdings 'richtig' an- wenden müsse. Er bedauerte, erst nach dem Tod Robespierres geboren worden zu sein. Es komme darauf an, daß sich der Mensch seiner univer- sellen Solidarität bewußt werde. Er kritisiert die Regierung und Saint-Si- mon: 'Der Irrtum Saint-Simon bestand darin, Industrielle als die Kapitali- sten zu bezeichnen und die Industrie als das Kapital. Es ist unbestreitbar, daß die Macht aus den Händen der Militärs in die Hände der Kapitalisten übergegangen ist; aber es ist ebenso offensichtlich, daß die Regierung in die Hände der Reichen gefallen ist. Jedoch im Namen des Menschenge- schlechts sprechen wir es diesen Eigentümern, diesen Kapitalisten, oder, wenn man so will, auch diesen Industriellen ab, eine wahrhafte Regierung organisieren zu können.' 1845 gründet er eine 'egalitäre Druckerei'. 1848 ist er Abgeordneter in der verfassungsgebenden Versammlung, danach in der 1. Legislative; gerät in Konflikt mit Proudhon.
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    Lit.: Vosseler, O. "Mazzinis politisches Denken und Wollen in den geistigen Strömungen seiner Zeit" 
    München-Berlin 1927


     

    MAZZINI, Giuseppe 1805-1872    [Nr.73]
    Italienischer Demokrat. Sohn eines Arztes und Universitätsprofessors, in Genua geboren. Er wird als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des ital. Risorgimento bezeichnet. Unter Verzicht auf Familie und ein gesicher- tes Einkommen kannte er nur eine Lebensaufgabe: sich mit seiner ganzen Person für die Einigung und innere Erneuerung Italiens sowie seine Befrei- ung von der Fremdherrschaft einzusetzen. Aufgerüttelt und entsetzt durch das Schicksal der eingekerkerten Aufständischen von 1821 erfolgte 1828 sein Eintritt in die politische Geheimorganisation der Carbonaria. 1830 zu 6 Monaten Kerkerhaft in Savona verurteilt. Durch seine 'Giovine Italia' hoffte er, das Volk aus dem Müßiggang und der inneren Kraftlosigkeit aufzurüt- teln, den absolutistischen Machtstaat zu erneuern. Der Gedanke der Einheit des Menschengeschlechts war seine Lieblingsidee; ihr sollte auch die Grün- dung der 'Giovine Europa' 1834 dienen, die jedoch bald zerfiel. Auch die Anhänger der 'Giovine Italia' wurden verfolgt, eingekerkert, hingerichtet. Mazzini wurde seit 1832 zweimal zum Tode, mehrmals zu Kerker und Verbannung verurteilt und lebte seit 1834 fast nur im Exil (seit 1850 in London), immer nur kurz zur Führung von Revolten heimkehrend. 1869 kehrte er unter anderem Namen in seine Heimat zurück und lebte noch 3 Jahre wie ein Verbannter im eigenen Lande. Daß er später als 'Vater der Demokratie' geehrt werden sollte, ahnte der verbitterte Mann nicht.
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    Lit.: H. Herzfeld "Geschichte in Gestalten" Bd. 4 Frankfurt 1963
    SAN MARTIN, Jose de 1778-1850    [Nr.75]
    Neben Bolivar der bedeutendste südamerikanische Befreiungskämpfer ge- gen den europäischen Imperialismus, insbesondere der Spanier. Stammt aus einer wohlhabenden kreolischen Familie der Oberschicht, in Argenti- nien. Mit 23 Jahren gibt er seine militärische Karriere in Madrid auf, wo er als Kind zur Ausbildung hingekommen war. Heimgekehrt, wurde er nicht zuletzt durch die europäischen Ereignisse, wie die große französische Re- volution, ein Anhänger der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewe- gung. Sein Plan, den Hebel zur Befreiung von Peru nicht über Bolivien laufen zu lassen, sondern über Chile - im Gegensatz zu seinen strategischen Vorgängern-, sollte sich als erfolgreich erweisen. Zusammen mit dem chile- nischen Freiheitskämpfer O'Higgins gelang der Marsch über die Anden und die Überraschung der Spanier, die 1817 entscheidend geschlagen wurden. 1820 landet er in der Nähe von Lima, zögert jedoch mit der Be- setzung Perus und bittet Bolivar um Hilfe. Dieser meinte, Peru zu seinem Einflußbereich zählen zu müssen und San Martin überließ Bolivar das Feld, der 1823 die Spanier in Peru entscheidend schlägt. San Martin hatte sich nach Europa ins Exil zurückgezogen. 
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    Nachträge 2008

    Weidig, Friedrich Ludwig: Liberaldemokrat, Herausgeber des umgeschriebenen Hessischen Landboten (>Büchner). Gefoltert und 1837 in den Tod getrieben. [W; Weidig-Schule]

    Badische Revolution:

    Freiburg: standrechtlich erschossene Freiheitskämpfer:  [O]

    • DORTU, Maximilian - Potsdam
    • KROMER, Gebhard - Bombach
    • NEFF, Friedrich - Rümmingen

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    Mannheim standrechtlich erschossene Freiheitskämpfer:  [O]
    • DIETZ, Gottlieb Heinrich - Schneeberg (Sachsen)
    • HÖFER, Karl - Altneudorf
    • LACHER, Peter - Bruchsal
    • STREUBER, Valentin - Mannheim
    • TRÜTZSCHLER, Wilhelm Adolf von - Gotha


    Rastatt standrechtlich erschossene Badische Freiheitskämpfer von 1848/49 [O]
    Ruhestätte der im Jahre 1849 zu Rastatt standrechtlich Erschossenen [O]

    • BAUER, Gottfried -Gissigheim
    • BERNIGAU, Karl - Mühlhausen
    • BIEDENFELD, Ernst von - Bühl
    • BÖHNING, Georg - Wiesbaden
    • COUNIS, Andreas - Pforzheim
    • ELSENHANS, Ernst - Feuerbach
    • GÜNTHARD, Josef - Konstanz
    • HEILIG, Konrad - Pfullendorf
    • JAKOBI, Karl - Mannheim
    • JÄGER, Peter - Assamstadt
    • JANSEN, Josef - Köln
    • KILMARX, Josef - Rastatt
    • KOHLENBECKER, Ludwig - Karlsruhe
    • LENZINGER, Konrad - Durlach
    • MNIEWSKY, Theophil - Wodzierady (Russ.-Polen)
    • SCHADE, Ludwig Peter Wilhelm - Karlsruhe
    • SCHRADER, Friedrich Wilhelm - Mansfeld
    • TIEDEMANN, Gustav Nikolaus - Landshut
    • ZENTHÖFER, Philipp - Mannheim


    Moll, Joseph Maximilian [W] Uhrmacher und Revolutionär, gefallen 1849 beim Gefecht an der Murg.
     



    Literatur (Auswahl)
    • Arbeitskreis der Archive im Rhein-Neckar-Dreieck (1998, Hrsg.) Der Rhein-Neckarraum und die Revolution von 1848/49. Revolutionäre und ihre Gegenspieler. Mit Beiträgen von Hans Fenske und Erich Schneider. Ubstadt-Weiher: Verlag Regionalkultur. ISBN 3-929366-64-9
    • Badisches Landesmuseum Karlsruhe (1998, Hrsg.). 1848/49. Revolution der deutschen Demokraten in Baden. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. ISBN 3-7890-5201-9
    • Frei, Alfred Georg, Hochstuhl, Kurt (1997). Wegbereiter der Demokratie. Die badische Revolution 1848/49. Der Traum von der Freiheit. Karlsruhe: Verlag G. Braun. ISBN 3-7650-8168-X
    • Heym, Stefan (2005). Lenz oder die Freiheit. O?: btb. ISBN 3442734576




    Links (Auswahl: beachte)
    • Badische Revolution [W]
    • Daten der badischen Revolution [Online]
    • Landesausstellung "Die Revolution der deutschen Demokraten in Baden" in Karlsruhe [Online]
    • Linksammlung Uni-Heidelberg [Online]
    • ORTSREGISTER der Gemeinden in Baden während der Revolution [Online]




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
     
    "Ein zu Unrecht geneigter Kaiser sagt zornig und hochmütig zu einem seiner Beamten: Verschwinde, für mich bist du nicht länger Beamter. Der Beamte erwidert unerschrocken: Und für mich bist du nicht mehr Kaiser."           Matthäus von Paris
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    * bedeutet: damals keine Bildvorlage gefunden, Porträt "erfunden".
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    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    00.00.00

    Querverweise
    Standort: Demokraten, Revolutionäre 1848/49 Unabhängigkeitsbewegung 19. Jhd.
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    Überblick Der Charakter und sein Preis.
    Biographie, Lebenslauf, Kritische Lebensereignisse, Entwicklung der Persönlichkeit, Psychographie, Pathographie, Psychopathographie. Forschung, Konzept und Methodik - Literatur und Linkliste.
    Überblick und Verteilerseite: Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst in der IP-GIPT.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Demokraten, Revolutionäre 1848/49 Unabhängigkeitsbewegung 19. Jhd. Abteilung V. aus Der Charakter und sein Preis. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/galerie/rs/DCUSP/1818/R1848.htm
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     Ende 1848/49 Revolution/ Unabhängigkeitsbewegung__Überblick__Rel. Aktuelles __Rel. Beständiges __Titelblatt__ Konzept__ Archiv__ Service iec-verlag _ Mail: sekretariat@sgipt.org___Wichtige Hinweise zu externen Links und Empfehlungen._

    korrigiert: irs 02.09.08



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    15.12.08    Linkkorrekturen.
    19.11.08    Linksammlung Uni-Heidelberg.
    15.09.08    Umlaute in den Bildnamen (kann Microsoft Explorer nicht) geändert: Börne, Büchner, Schärttner.