Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=19.11.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 09.12.22
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    _Paul von Schiller Handeln und Erleben (1944)_Datenschutz_Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie,
    Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Paul von Schiller Handeln und Erleben (1944)
    2. korrigierte und ergänzte Version

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Schiller, Paul von (1944) Handeln und Erleben. Grundzüge der Psychologie. Berlin: Junker & Dünnhaupt. [Das Buch enthält kein Kapitel, aber einen Abschnitt in Kapitel IX 2. Körperbau, Bewegung und Erleben   277] Kürzel PvS

    ZusammenfasungPvS1944
    Fazit: Erleben und Erlebnis werden als nicht erklärungs- oder begründungsbedürftige Begriffe angesehen. Obwohl das Buch - im Deutschen nicht beim ungarischen Original - im Titel den Begriff Erleben ausweist, enthält es kein Kapitel Erleben, aber einen Abschnitt IX, 2. Körperbau, Bewegung und Erleben. Auf den ersten zwei Seiten 112-113 habe ich Erleben 2x und Erlebnis 1x gefunden. Es wird dort genutzt ohne nähere Erklärungen, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, so dass davon auszugehen ist, dass der Autor den Begriff Erleben und Erlebnis als nicht weiter erklärungs- oder begründungsbedürftig gebraucht. Kapitel IX, Abschnitt 2 enthält in der Überschrift 2. Körperbau, Bewegung und Erleben (S. 277-285). Nachdem mir zudem das Kapitel IV. Empfinden und Wahrnehmen 112-136 geeignet schien, den Begriff des Erlebens oder des Erlebnisses zu gebrauchen, habe ich auch noch das Kapitel IV (S. 112-136) eingescannt und vollständig durchsucht.

        16 Fundstellenkürzel e := erleben, erlebt, ...

    1. nicht sofortigen Befriedigung, auch einen  E i n d r u c k , das PvSe112.1Erleben2
    2. dernisses verstärkt. Die beim PvSe112.2rleben2 von Bedürfnissen entstehen-
    3. frischende Empfindungen PvSe117erlebt2. Jaensch hat hervorgehoben, daß
    4. licher Abweichung der Bilder das PvSe119Erleben2 ununterbrochener Be-
    5. bereitem Zustand Ähnlichkeiten zu erfassen: wir PvSe120.1erleben2 eine Er-
    6. heit wird als solche PvSe120.2erlebt2, sondern auch objektive Momente, die
    7. läufe eignen sich zum physiognomischen PvSe121Erleben2. Ein ausgedehntes
    8. überzeugend nachwies. Tausendfach PvSe124erlebte2 Verbindungen werden
    9. Dingfarbe. Die Farbkonstanz ermöglicht das PvSe128Erleben2 der Strah-
    10. wohntem PvSe135Zusammenerleben2 beruht, sondern auf der immanenten
    11. von PvSe137.1Erlebtem2 auf die Modifikation einer gegenwärtigen Reaktion,
    12. sie noch nicht PvSe137.2erlebten2. Aber auch niedere Vertebraten schaffen
    13. versucht die pragmatische Handlungstheorie, die PvSe277Erlebtes wie Unbewußtes
    14. Mienenspiels die dabei PvSe281erlebten Gefühle beobachtet und so die
    15. wandte die Persönlichkeitsforschung die PvSe282Eigenart des Erlebens
    16. synästhetische PvSe283Erleben für die ganze Wirk- und Denkart der
      Auch hier das gleiche Bild wie auf den ersten zwei Seiten: Erleben oder erlebt genutzt ohne nähere Erklärungen, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.

        7 Fundstellenkürzel E:= Erlebnis

    1. spürbar, so entsteht das PvSE116.1Erlebnis1, das James als Wolkigkeit be-
    2. den Etwas. Solches PvSE116.2Erlebnis1L ist in seiner Organlokalisation, im
    3. toskopische Erscheinung einem PvSE123.1Übergangserlebnis1L zugeschrieben
    4. wirkung ein Vorgang ohne PvSE123.2Erlebniskorrelat?ist, welcher aber mit
    5. Schwellenwertänderungen, die zu qualitativ abweichenden PvSE131Sinneserlebnissen1
    6. 133: "... Mit dem Wahrnehmen der Außenvorgänge geht das PvSE133Erlebnis1L der
    7. wirklicht das PvSE280Antriebserlebnis des in ihr ausgedrückten Gefühls."




    INHALT

    Vorwort   7

    I. Geschichte der Aufgabenbestimmung   9

      1. Von der Urzeit bis zum 18. Jahrhundert   11
      2. Die experimentelle Psychologie   15
      3. Die Entwicklungspsychologie   25
      4. Aufgabe, Methode und Gliederung   33


    II. Trieb und Wille   42

      1. Antrieb und Gefühl   42
      2. Bedürfnis und Aufforderung   54
      3. Situation und Verhalten   63
      4. Motivation und Wille   71


    III. Ausdruck und Bewegung   83

      1. Reiz, Reflex, Tonus   83
      2. Impulsive Hantierungen   88
      3. Ausdrucksbewegungen   94
      4. Koordinierte Zielbewegungen   100
      5. Feingliederung, Artikulation   107


    IV. Empfinden und Wahrnehmen   112

      1. Leistungen des Sinnesfeldes   112
      2. Einheit der Sinnesdaten   116
      3. Gestalt und Konstanz   121
      4. Wahrnehmung der Außenwelt   129


    V. Lernen und Denken   137

      1. Erfahrung und Einsicht im Tierreich   137
      2. Die Vorstellungstätigkeit   145
      3. Denkoperationen   152
      4. Die Lösung von Problemen   157
      5. Denksysteme   167


    VI. Werdegang und Abbau   171

      1. Die Motivation im Lebenslauf   175
      2. Fehltriebe   181
      3. Aufbau der Bewegung und Wahrnehmung   186
      4. Entwicklung und Verfall des Denkens   198


    VII. Zur Psychologie der Kultur   207

      1. Die Kulturentfaltung   207
      2. Magie und Kunst - Exkurs über Streich und Trug   215
      3. Motive der Vergesellschaftung   232


    VIII. Über praktische Psychologie   242

      1. Die Anwendungsgebiete   242
      2. Erziehung und Heilen   246
      3. Werbewesen   253
      4. Arbeitspsychologie   258


    IX. Die Persönlichkeitsforschung   265

      1. Gesichtspunkt der Menschenkenntnis   265
      2. Körperbau, Bewegung und Erleben   277
      3. Leistungs- und Handlungsproben   285
      4. Das Charakterbild   291


    Literaturverzeichnis   299



    Titel Erleben 1
    Inhaltsverzeichnis Erleben 1

    Vorwort Erleben e 2 Fundstellen

    Kapitel 7 Empfinden und Wahrnehmen

    S. 112:     "Wie die Bewegung, so ist auch die Sinnestätigkeit (Rezeption)
    von den Bedürfnissen abhängig und ermöglicht eine Stellungnahme
    zu den leiblichen Veränderungen und den Einwirkungen aus der
    Umgebung. Die Bedürfnisse erzeugenden Reize führen unmittel-
    bar zum Antrieb, aber sie veranlassen, besonders im Falle ihrer
    nicht sofortigen Befriedigung, auch einen  E i n d r u c k , das PvSe112.1Er-
    leben2 der Notlage. Hilft die regulatorische Durchblutung nicht
    gegen Kälte, so wird die Allgemeinempfindung des Kühlseins
    immer aufdringlicher, und man sucht mit mehr Bewegung oder
    Bekleidung Abhilfe zu verschaffen. Der die Atmungsbewegungen
    auslösende chemische Reiz wird gewöhnlich gar nicht perzipiert,
    im Falle der Verhinderung des Einatmens aber entsteht das heftige
    Empfinden der Luftnot, das den Antrieb zur Abweisung des Hin-
    dernisses verstärkt. Die beim PvSe112.2Erleben2 von Bedürfnissen entstehen-
    den Eindrücke werden  E m p f i n d u n g e n  genannt [FN1)]. Sie geben
    von den körperlichen Zuständen Kunde. Doch können auch äußere
    Reize zu Empfindungen führen, wenn z. B. grelles Licht oder
    lauter Knall uns zusammenfahren läßt, also Vitalgefühle auslöst.
    So entstehen die Empfindungen aus Bedürfnissen und steuern den
    Antrieb

    S. 117:     "Die meisten Darstellungen von bekannten Synaesthesien be-
    schränken sich auf zwei Sinnesmodalitäten. Das beruht z. T. auf
    mangelhafter Beschreibung. Die auffallenden Gesichts- und Hör-
    bilder werden ausführlich beschrieben und nur nebenbei ist an-
    gegeben, daß der Synaesthetiker auch drohende Gefühle oder er-
    frischende Empfindungen PvSe117erlebt2. Jaensch hat hervorgehoben, daß
    alle Synaesthesien von Allgemeinempfindungen begleitete Gefühle
    sind. ..."

    S. 119: "... Bei rascher Folge periodischer Reize entsteht der Ein-
    druck des Flackerns. Sind relativ lange ruhende Eindrücke von
    sehr kurzer Pause getrennt, so entsteht im Falle kleiner räum-
    licher Abweichung der Bilder das PvSe119Erleben2 ununterbrochener Be-
    wegung, die auch ungereizte Stellen des Sinnesfeldes ausfüllt.
    Auch auf haptischem und akustischem Gebiet sind analoge Erschei-
    nungen bekannt, und sie sind sogar im Tierreich verbreitet. ..."

    S. 120:     "Verhindert die teilweise homogene Gliederung die entsprechende
    Differenzierung, so werden regelmäßige Gleichheiten als solche
    erkannt und es entstehen Gruppeneindrücke. Unter vorteilhaften
    Bedingungen der Gruppenbildung gleichen sich sogar auch etwas
    disparate Glieder einander an. Eine Stabilisierung unserer sehr
    zum Zerfließen neigenden Sinneseindrücke wird von der Wahr-
    nehmung der  Ä h n l i c h k e i t e n  gefördert. Es gehört schon eine
    wache Aufmerksamkeit dazu, um dem Verschmelzen gleicher Ein-
    drucksglieder zu widerstehen, das sofort wieder eintritt, wenn
    Müdigkeit oder sonst ungünstige vitale Faktoren vorherrschen. In
    größeren Zeitabschnitten gelingt es immerhin auch in weniger
    bereitem Zustand Ähnlichkeiten zu erfassen: wir PvSe120.1erleben2 eine Er-
    scheinung als bekannte, und unsere Sinneswelt erfüllt sich mit
    wiederkehrenden fast stabilen Momenten, die zu Kristallisations-
    punkten unserer Umwelt werden. Nicht allein die gleiche Erregt-
    heit wird als solche PvSe120.2erlebt2, sondern auch objektive Momente, die
    in ihrer Gestaltgliederung als ähnliche empfunden werden; die
    primordiale Konstanz bezieht sich auf Ausdrücke. Nicht nur Kin-
    der und Neurotiker sind für das Physiognomische in leblosen Er-
    scheinungen empfänglich: der Animismus ist ja ein bezeichnender
    Zug der Naturvölker (s. Kap. VII, 2), auch höhere Tiere erkennen
    das Drohende in den verschiedensten Gestalten, wie Köhler von
    seinen Schimpansen, deren Spielgrund er mit einer Dämonenmaske
    aus der Südsee betrat, schildert. In gewissen Stimmungen neigt auch
    der erwachsene Kulturmensch zu  p h y s i o g n o m i s c h e r  W a h r -
    n e h m u n g  (Werner). Trifft man auf einer Nachtwanderung auf
    einen mondbeleuchteten Felsen, der unerwartet vorspringt, so wird
    das Gruselige dieser Erscheinung als erstes empfunden, nicht seine
    Gestalt, Lage, Licht- und Schattenverteilung. Die globale Wirkung [>121]
    ergreift uns, wie ein menschliches Gesicht, das in seinem Aus-
    druckswert erscheint und selten analysiert wird. Besondere Ver-
    läufe eignen sich zum physiognomischen PvSe121Erleben2. Ein ausgedehntes
    Heulen oder unermüdliches Bachrauschen wirkt als beseelt, un-
    ruhiges Mitleid oder lächelnde Freude erweckend. Die Illusionen
    entstammen solchem gefühlsgeladenen Wahrnehmen. Doch nicht
    allein der Gemütszustand, sondern auch die sachliche Beschaffenheit
    der Außenvorgänge trägt zu solchen Eindrücken bei. Ausgedehnte,
    räumlich und zeitlich auffallende Reizgruppen werden physiog-
    nomisch erfaßt. Der Bergriese, das Meer, das Sternenfirmament,
    ungeheuere Kuppeln erwecken in ihrer Weite den Eindruck des
    Mächtigen, das Gefühl der Gottesnähe, und wir nehmen in diesen
    reizmäßig so abweichenden Erscheinungen, die sich in den emotio-
    nalen Begriff des Numinosen (R. Otto) verdichten, die Ähnlich-
    keit wahr. Die von Th. Lipps so eingehend untersuchte Einfühlung
    ermöglicht das Verstehen der Metapher in der Dichtung und der
    Variationen in der Musik."

    S. 124: "... Natürlich unterstützt
    das fertige Schema von Erfahrungsgebilden, die in der Wundtschen
    Apperzeptionstheorie so überschätzt wurden, das Einordnen der
    Einzeleindrücke in gegliederte Figuren, doch geschieht das nie
    gegen die natürlichen gruppenbildenden Faktoren, wie Gottschaldt
    überzeugend nachwies. Tausendfach PvSe124erlebte2 Verbindungen werden
    durch eine übergreifende Gestaltgesetzlichkeit vollkommen auf-
    gelöst: selbst die bekanntesten Figuren, wie etwa die Ziffer 4 wer-
    den in entsprechender Organisation des Sinnesfeldes, das Teile
    dieser Figur verschiedenen Ganzheiten zuordnet, nie bemerkt.
    Darauf beruht die Technik der Tarnung."

    S. 128: "... Ist
    keine Gliederung gegeben, so haben wir keinen Überblick über Be-
    leuchtungsverhältnisse, die Konstanz verschwindet zugleich mit der
    Dingfarbe. Die Farbkonstanz ermöglicht das PvSe128Erleben2 der Strah-
    lung als eine Zweiheit von Ding und Beleuchtung, als Konstanz
    der ersteren und Änderungen des letzteren."

    Zusammenerleben
    S. 135:     "Die gemeinsamen, allgemeinen Züge der Sinnestätigkeit, die in
    der Psychologie leider oft hinter den besonderen Eigenschaften
    einzelner Modalitäten zurücktreten (obwohl das allgemeine sinn-
    liche Verhalten seine Funktion im Handeln besser als das speziali-
    sierte darlegt), beweisen, daß die Dingwahrnehmung nicht auf ge-
    wohntem PvSe135Zusammenerleben2 beruht, sondern auf der immanenten
    Gliederung der Daten. Dennoch ist die Rolle. der Erfahrungen
    nicht zu unterschätzen. Erinnerungsbilder beschleunigen das Auf-
    fassen und sind zur ausdauernden  B e o b a c h t u n g  unerläßlich. ..."

    Aus Kap. V. LERNEN UND DENKEN

    S. 137:     "Die erkenntniskritisch eingestellte Psychologie behandelte die
    „höheren" seelischen Gebilde mit den Begriffen der Erinnerung
    und des Denkens, die auf Vorstellungen beruhen. Die Entwick-
    lungspsychologie übersetzte diese Fragen in die Sprache der
    Leistung und faßte sie als Probleme des Lernens und Verstehens
    auf. Erfahrung und Einsicht sind Leistungen, die Vorstellungen,
    Gedächtnis und Phantasie anwenden, und so Rück- bzw. Vorschau
    ermöglichen. Dadurch wird Anpassung an weitere Zusammenhänge
    geboten, ein Vergleich der Gegenwart mit Vergangenem, und
    mit vermutlicher Zukunft. Das Lernen wird als eine Anwendung
    von PvSe137.1Erlebtem2 auf die Modifikation einer gegenwärtigen Reaktion,
    die Voraussicht aber als erstmalige sachliche Anpassung an
    neue Situationen definiert. Die menschenähnlichen Affen können
    Umwege machen und Werkzeuge anwenden in Lagen, die
    sie noch nicht PvSe137.2erlebten2. Aber auch niedere Vertebraten schaffen
    Erstleistungen, wie ich an Fischen nachweisen konnte. Diese ver-
    mochten rasch erlernte Umwege in radikaler Umsetzung zu befah-
    ren und waren auch in ganz neuen Lagen zu Übertragungen fähig.
    Schon die Lernkurven der ersten Aufgabe zeigen plötzliche Bes-
    serungen, so daß auf ein Verständnis zu schließen ist, während
    die genauere Einschleifung allmählich erfolgt (Zunini). Wird die
    Übertragung des Lernerfolges abstrakt, d. h. nicht nur von links
    auf rechts, sondern z. B. auch nach oben oder unten oder auf an-
    dere Raumverhältnisse sofort angewendet, so spricht man im Falle
    eines einheitlichen, geschlossenen Weges von Einsicht. ..."
     

    Kapitel IX, 2 2. Körperbau, Bewegung und Erleben
    Titel 1 x, Kopfzeile 4 x

    S. 277:     "Die Methoden der Psychodiagnose waren von der jeweilig herr-
    schenden theoretischen Einstellung abhängig. Die Fakultätslehre
    versuchte angeborene Eigenschaften aus Konstitutionsmerkmalen
    abzulesen. Die Bewußtseinslehre begnügte sich mit intellektuellen
    Vorstellungsverknüpfungen oder Interessenrichtungen, Gefühls-
    lagen. Die Bewegungslehre sah den Ausdruck unbewußter Regun-
    gen in autonomem oder ausführendem äußeren Verhalten. Endlich
    versucht die pragmatische Handlungstheorie, die PvSe277Erlebtes wie Un-
    bewußtes umfaßt, von den Wirkungen auf die Umwelt die persön-
    lichen Züge in aktuellen Aufgaben und im Lebenslauf zu ermitteln.
    Gut ausgeprägte konkrete experimentelle Situationen gestatten die
    Nachahmung von wesentlichen Zügen einer Lebenslage, die die
    eigentümliche Handlungsart in kleinem Maßstabe zur Schau stellt.
    Scharf abgesonderte Aufgaben, die eine Leistung messen, werden
    Tests genannt, freier gestaltete, die qualitative Analyse zulassen,
    Arbeitsproben, die auf sensomotorischem Gebiete gewöhnlich von
    Apparaten, auf intellektuellem von Vorlagen, auf orektischem
    durch soziale Befehle geboten werden."

    S. 281:     "Die aktuelle Gemütslage ist aus den Bewegungen unserer Mit-
    menschen unmittelbar abzulesen, gehören doch die Ausdrucks-
    bewegungen zur Verständigung. Es war schon die Rede davon
    (Kap. III, 3.), daß man durch unwillkürliche Nachahmung des
    Mienenspiels die dabei PvSe281erlebten Gefühle beobachtet und so die
    Lage des Fremden versteht. Die Einfühlungstheorie läßt diesen
    Sachverhalt als viel einfacher erkennen, und man nimmt an, daß
    dem Ergreifen und dem Ausführen derselbe dynamische Verlauf
    zugrunde liegt. Aus dem dauernden Gebärdenstil ist dem-
    entsprechend die persönliche Eigenart unmittelbar zu erkennen.
    Nur muß man verstehen, anerzogene und gewollte Momente von
    den natürlichen zu sondern, zu dem das Schichtentrennverfahren
    von Klages dienen soll."

    S. 282: "Als dritten Ausgangspunkt neben Körperbau und Bewegung
    wandte die Persönlichkeitsforschung die PvSe282E i g e n a r t  d e s  E r -
    l e b e n s  an. In der Tiefenpsychologie versucht man aus dem
    freien Vorstellungsverlauf auf tieferliegende Triebe und Eindrücke
    zu schließen. Träume können geheime Wünsche, nicht zugestan-
    dene Absichten verraten, und die Tagträumereien sind nicht min-[>283]
    der bezeichnend. So sind vor allem die Luftschlösser, die sich
    Menschen erbauen, das Spiel, das sie mit ihnen treiben, die Hin-
    gabe an sie, in hohem Maße aufschlußreich. ..."

    S. 283: "... Der Anschauungs-
    verschränkung bzw. -absonderung schließt sich eine entsprechende
    Dynamik der seelischen Vorgänge an. Er findet das zerfließende,
    synästhetische PvSe283Erleben für die ganze Wirk- und Denkart der
    Person bezeichnend. Die Integration von innen geht auf eine nach [>284]
    außen zu und führt zum abgesperrten Typ der Desintegration.
    Nach Henning macht diese Anschauungsentwicklung in der Vor-
    pubertät eine Rückfallkrise durch. Auch in der Bewegungsform
    sind die Integrationstypen scharf unterscheidbar: die lockeren
    Synästhetiker trennen sich in ihren Gebärden von den steifen
    Desintegrierten, ein Unterschied, den besonders Pfahler in allen
    Funktionsarten aufzufinden meint."



    Erlebnis-Fundstellen
    Kennzeichnung E := Erlebnis

    S. 113 "... Auch das ursprüngliche sinnliche
    PvSE113Erlebnis1 ist keine reine Qualität, sondern diffuses Allgemeinbe-
    finden. ..."

    S. 116: "... Eine Zustandsänderung infolge physiologischer
    Prozesse oder äußerer Einwirkungen wird als Vitalgefühl empfun-
    den. Sind die Aufwallungen dieser auf umschriebenem Gebiet
    spürbar, so entsteht das PvSE116.1Erlebnis1, das James als Wolkigkeit be-
    zeichnet. Diese Wolkigkeit ist ein zusammenfließender nebliger
    Eindruck von dem Vorhandensein eines vom Nichts sich abheben-
    den Etwas. Solches PvSE116.2Erlebnis1L ist in seiner Organlokalisation, im
    Intensitäts- und Zeitverlauf einigermaßen umschreibbar. ..."

    Übergangserlebnis und Erlebniskorrelat

    S. 123: "... Die Kinemato-
    skopie ist die handgreiflichste Darstellung der dynamischen Pro-
    zesse in der Wahrnehmung. Ich untersuchte, unter welchen Be-
    dingungen eine Bewegungsart von zwei, in der objektiven Reiz-
    konstellation gegebenen geometrisch gleichwertigen Möglichkeiten
    einer kinematoskopischen Bewegung bevorzugt wird. Der Ausfall
    einer Bewegungsalternative hängt nicht von der willkürlichen Auf-
    merksamkeitsrichtung, sondern von objektiven Feldbedingungen
    ab. In der Tendenz zur geringsten Abweichung können qualitative
    und Richtungsmomente unterschieden werden. Erstens die Ten-
    denz zur einfachsten (kürzesten oder regelmäßigsten) Bahn, zwei-
    tens die Tendenz zur Beibehaltung der ersten Gestalt, also Ver-
    meidung von Verwandlungen. Werden diese beiden Tendenzen,
    etwa in einer Kreuzanordnung von aufeinanderfolgenden Punkt-
    paaren einander gegenüber ausgespielt, so entstehen Drehbewegun-
    gen oder Klappeffekte in der Tiefe in solcher Weise, daß die Figur-
    gleichheit bewahrt bleibt. Subjektive Momente spielen dabei fast
    keine Rolle. Darum war es auch irreleitend, wenn die kinema-
    toskopische Erscheinung einem PvSE123.1Übergangserlebnis1L zugeschrieben
    wurde. Es handelt sich nicht um eine subjektive Ergänzung, son-
    dern um einen Ausbau der sinnlichen Funktion aus den voran-
    gehenden. Die zweite Figur ist noch gar nicht zu sehen, während
    sich die erste schon in die betreffende Richtung bewegt. Es ist
    also eine Art Vorwirkung des Erregungsvorgangs anzunehmen, eine
    elektrotonische Affizierung der Bahn, welcher die Erregungswelle
    selbst relativ lingsam folgt. Es ist nun vorstellbar, daß die Vor-
    wirkung ein Vorgang ohne PvSE123.2Erlebniskorrelat? ist, welcher aber mit
    anderen Erregungswellen unterwegs zum Zentrum in Wechsel-
    wirkung treten kann. Diese Wechselwirkung erfolgt nach den Ge-
    setzen der Ökonomie, so daß die größtmögliche Angleichung der
    aufeinanderfolgenden Vorgangsmomente aneinander gesichert
    wird: der zweite Vorgang wird aus dem ersten unter vorbereiten-
    der Anziehung seiner Vorwirkung stetig ausgebildet. Die erste Er-
    regung wird am kräftigsten dann angezogen, wenn die Vorwirkung
    des zweiten Reizes im Zentrum angelangt ist, bevor die erste Er-
    regung dorthin kommt. Dann ist auch eine phänomenale Ver-
    kürzung der Bahn festzustellen. ..."
     

    S. 131:     "Die verschiedenen Leistungen unserer Sinnestätigkeit scheinen
    auf quantitativen Bedingungen zu beruhen. Mit abnehmenden
    S c h w e l l e n  wird die Empfindlichkeit gesteigert, was qualitativ
    neuartige Eindrücke ermöglicht. Dicht liegende Sinnespunkte
    lassen ganz andere Eigenschaften erkennen als die weiter aus-
    einander zerstreuten. Eine rauhe Fläche wird mit der Rückenhaut
    glatt empfunden, während die Fingerspitzen die Oberflächen-
    struktur wahrnehmen. Somit ist also die sachliche Wahrnehmung
    von den bekannten Raumschwellen abhängig. Die Sehschärfe hängt
    vom Auflösungsvermögen des Auges ab. Auch gibt es andere
    Schwellenwertänderungen, die zu qualitativ abweichenden PvSE131Sinnes-
    erlebnissen1 führen, vor allem die Intensitätsschwellen, die, wenn
    niedrig, Abstufungen erkennen lassen, wo sonst mit höheren Schwel-
    len Gleichförmigkeit erscheint. Die wichtigste Zeitschwelle erscheint
    in der viel untersuchten Chronaxie. Mit diesem Begriff wird die Zeit-
    dauer bezeichnet, die nötig ist, um einen Reiz von der doppelten
    Intensität des schwächsten überhaupt wahrnehmbaren Reizes zu
    rezipieren. ..."

    S. 133: "... Mit dem Wahrnehmen der Außenvorgänge geht das PvSE133Erlebnis1L der
    kontinuierlichen Konstanz des Subjektes einher. Die Erkenntnis
    der Außenwelt und des eigenen Ich (die sich beim Kleinkinde
    allmählich differenziert) sind korrelative Erscheinungen, die sich
    in den Einzelheiten der Dingkonstanz im wechselnden Medium
    wiederholen. Das sind Folgen der allgemeinen Tendenz zur .,bes-
    seren" Gliederung: das allzu komplizierte Flächenbild schlägt in
    die Tiefe um, und ebenso wird ein überreiches Muster an Sinnes-
    flächenmodifikationen als Verlaufsmannigfaltigkeit außerhalb der
    Körperfläche wahrgenommen."

    S. 280: "... Die gründlichste Erforschung der Aus-
    drucksbewegungen verdanken wir Klages. Er meint, daß auch die
    willkürlichen Bewegungen Ausdruckscharakter tragen, da sie doch
    auf die seelisch-impulsiven aufbauen. Er unterscheidet die Artung
    und die Antriebsform. Jede ausdrückende Körperbewegung ver-
    wirklicht das PvSE280Antriebserlebnis des in ihr ausgedrückten Gefühls.
    ..."



    Literatur (Auswahl)



    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Titel
    Möglicherweise eine Verlagsunsitte, um das Buch für die deutschsprachige Leserschaft attraktiver zu machen.


    Querverweise
    Standort: Paul von Schiller Handeln und Erleben (1944).
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Inhaltsverzeichnis site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Paul von Schiller Handeln und Erleben (1944). IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/SchillerP.htm

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    korrigiert: 09.12.2022 irs Ergänzungen korrigiert und gelesen / 07.12.2022 irs Rechtschreibprüfung und gelesen







    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    09.12.22    irs Ergänzungen korrigiert und gelesen
    08.12.22    2. korrigierte und ergänzte Version.
    07.12.22    irs Rechtschreibprüfung und gelesen
    19.11.22    Vorläufig abgeschlossen.
    00.11.22    Bearbeitet.
    00.10.22    Angelegt.