Schmutzige Hände
Wie die westlichen
Staaten mit der Drogenmafia kooperieren
Ein Buchhinweis mit Leseprobe von Rudolf Sponsel, Erlangen
Roth, Jürger (2000). Schmutzige
Hände. Wie die westlichen Staaten mit der Drogenmafia kooperieren.
München: C. Bertelsmann.
"1. Statt eines Vorworts - Babylonisches Verwirrspiel oder: Die politisch korrekte Lüge |
Sie sind unangreifbar, mächtig und einflussreich, sie erpressen Regierungen, die sich wiederum ihrer bedienen - die auswechselbaren Protagonisten weltweit vernetzter krimineller Imperien. Wer, von Verschwörungstheoretikern einmal abgesehen, wagt überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden, dass politische Entscheidungsträger demokratischer Staatengemeinschaften und mächtige westliche Konzerne genau das fördern, was sie vorgeben, mit aller Härte und Entschlossenheit zu bekämpfen? Sie scheinen - ob bewusst oder unbewusst, sei einmal dahingestellt - offensichtlich mitjenen anscheinend finsteren Kräften zu paktieren, die sie in aller Öffentlichkeit verdammen. Schlimmer noch: Sie gehen enge Allianzen mit mächtigen internationalen Verbrechern ein, ermöglichen ihnen die Anhäufung immenser Reichtümer, verschaffen ihnen Prestige in den staatlichen Institutionen. |
Nun wird jeder sagen, das sei blühende Phantasie, Verleumdung ehrenwerter Politiker, ein Horrorgemälde, barer Unsinn. Kann man sich dessen wirklich sicher sein? Wer hätte denn je geglaubt, dass sich Kardinäle, höchste Würdenträger der römisch- katholischen Kirche, als Komplizen der Mafia entpuppen? Oder dass der Bankier des Papstes, des Oberhaupts von immerhin rund 800 Millionen Katholiken, überJahre hinweg ein Geflecht von Beziehungen zur Mafia aufbauen konnte? Man sollte also nicht so voreilig urteilen. Die Realität ist, jedenfalls in Teilbereichen, bedauerlicherweise eine andere. Das muss natürlich noch bewiesen werden. |
Eigentlich könnte man glauben, es gebe in Europa keine größere Bedrohung als die sogenannte organisierte Kriminalität, die unaufhaltsam westliche Demokratien in ihren GrundLesten erschüttert. Ob in Talkshows oder in schlichten Filmen - der Öffentlichkeit wird seit Jahren das Schauspiel mit dem Namen Kampf gegen die Mafia geboten. Nichts ist den Regierenden zu teuer, um das Menetekel der von ihr ausgehenden Gefahr an die Wand zu malen. Hinter dem sterilen Begriff organisierte Kriminalität verbergen sich jedoch keine anonymen Figuren, sondern milliardenschwere Topunternehmer und Bankenimperien, mit denen man sich tunlichst nicht anlegt. |
Organisiertes Verbrechen - das ist ein abstraktes Schreckgespenst, eine Begriffshülse, die in Wirklichkeit über das tiefe schwarze Loch der allgemeinen Unkenntnis gestülpt wurde. Unvorstellbare Zahlen sollen das schwarze Loch mit Leben füllen. Eine Billion Dollar- so hoch gehen die Schätzungen des Vermögens, das die organisierte Kriminalität weltweit jährlich erwirtschaftet. US-Experten sprachen 1997 auf einer Fachtagung in Berlin davon, dass den westlichen Volkswirtschaften durch das organisierte Verbrechen jährlich Schäden von 750 Milliarden Dollar zugefügt würden - überwältigende Zahlen. Es sind Zahlen, die niemand belegen kann, weil keiner weiß, wie sie eigentlich zustande gekommen sind. Als abstrakte Bedrohungskulisse wirken sie alle Mal. |
Um der von der organisierten Kriminalität ausgehenden Gefahr einen Riegel vorzuschieben, wurde in den letzten Jahren ein Feuerwerk der Bekämpfungsstrategien entfacht unter der Devise des bundesdeutschen Innenministers Otto Schily: »Es geht heute nicht mehr darum, den Einzelnen vor dem Staat zu schützen, sondern den Einzelnen vor der organisierten Kriminalität.« Zahllose Gesetze, weltweit oder natürlich besonders intensiv in Deutschland, wurden erlassen oder erheblich verschärft. So wurden unter anderem der präventive Lausch- und Spähangriff, der große Lauschangriff, verdachtsunabhängige Kontrollen von Polizei und Bundesgrenzschutz legalisiert. Der Grund? Das organisierte Verbrechen sei so übermächtig, dass dessen Bekämpfung alles untergeorduet werden müsse, insbesondere eine vernünftige Analyse, warum eine solche bösartige Geschwulst derart wuchern konnte." [Leseprobe aus S. 7/8] |
Querverweis: Ein weiteres Buch von Jürgen Roth zur Korruption in Staat und Wirtschaft
Internationales Geheimdienst-Völkerrechtsgesetz:
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