Konstruktivismus - Formen & Varianten
Querverweise * Zum
Vulgärkonstruktivismus
Über die verschiedenen Formen und Varianten des Konstruktivismus gibt es eine Reihe von informativen Werken, z.B.
Mittelstraß führt aus: "Konstruktivismus, im allgemeinsten
Sinne Bezeichnung für in verschiedenen Kulturbereichen der neueren
Zeit entstandene Richtungen, die den Begriff der Konstruktion in den Mittelpunkt
ihrer Theorie der jeweils intendierten Kullurprodukte stellen. Da je nach
der Art dieser Erzeugnisse von Konstruktion in je anderem Sinne die Rede
ist, haben die Konstruktivismen über verschiedene Kulturbereiche hinweg
nur formale Gemeinsamkeiten." Er unterscheidet sodann folgende zwei Hauptrichtungen:
Nach Fischer et al. Werk werden folgende Varianten berichtet und
unterschieden:
Konstruktivismus
in der Mathematik
"Der K. in der Mathematik wurde Anfang dieses Jahrhunderts von den
"Intuitionisten" (L. E. Brouwer und A. Heyting) entwickelt. Für den
mathematischen K. existieren mathematische Objekte erst als Resultat eines
Konstruktionsprozesses. Die Existenz mathematischer Obiekte kann insofern
nur postuliert werden, wenn es eine Methode oder ein Prinzip zur ihrer
Konstruktion gibt."
Im Bereich der Mathematik gibt es offenbar noch
mehrere Formen und Varianten des Konstruktivismus (z.B. Halbintuitionisten).
Erlanger Konstruktivismus
"Der "Erlanger K.« (begründet von P. Lorenzen, W. Kamlah
u. a., Universität Erlangen) ist eine wissenschaftstheoretische Schule,
die eine kritische Begründung der Wissenschaft und der Wissenschaftstheorie
leisten will, indem sie methodisch, vollständig und zirkelfrei von
einer Begründungsbasis (die selbst eine vorwissenschaftliche Praxis
darstellt, Rekurs auf Hugo Dingler) ausgeht, um eine intersubjektiv durchschaubare
begriffliche Praxis der Wissenschaftssprache zu konstruieren bzw.
zu rekonstruieren."
Radikaler Konstruktivismus
Als Verterter des „radikale" Konstruktuvismus werden E. v. Glasersfeld,
Heinz v. Foerster genannt. "Ziel abendländischer Wissenschaft war
immer Objektivität, d.h. Erkenntnis der Welt wie sie wirklich ist,
nicht wie sie dem Beobachter erscheint. »Wahre" Erkenntnis faßte
man als Übereinstimmung von Wirklichkeit und Abbild im Bewußtsein
des Erkennenden (> Realismus). Dies führt in einen Zirkel, den die
griechischen Skeptiker (6. Jahrhundert v. Chr.) als „elende Diallele" brandmarkten,
denn der Erkennende kann diese Übereinstimmung nie prüfen, weil
er nicht aus seinem Erkenntnisbereich (in dem es nur Abbilder gibt) heraustreten
kann, um das Abbild mit der Wirklichkeit zu vergleichen."
Tatsächlich sei erkennen, abbilden oder repräsentieren
einer sog. "objektiven" Wirklichkeit im traditionellen Sinne nicht mehr
vertretbar. Man ersetze dies besser durch ein kognitives Konstruieren,
das sich am Anpassen (Piaget) und Überleben pragmatisch ausrichtet.
Hierbei spielt auch der neue Begriff der Selbstbezüglichkeit eine
wichtige Rolle.
"Erkenntnis als Konstruktion in diesem Sinne heißt
aber nicht, die Wirklichkeit als beliebige, willkürlich zuzurichtende
phantastische Konstruktion zu begreifen, sondern als Konstruktion, die
von der Widerständigkeit der Welt nicht negiert wird und insofern
„paßt", als sie funktioniert. Im evolutionären Prinzip des „Passens"
liegen die Parallelen zur >evolutionären Erkenntnistheorie."
Radikaler K.
und Kognitionswissenschaft
Die Beziehung wird wie folgt interpretiert: "Die Repräsentation
im neuronalen Substrat erfüllt nicht mehr eine Abbildfunktion zwischen
Umwelt und kognitivem Apparat, sondern sie konstruiert durch kontinuierliche
physische Veränderung das zum Überleben und zur Reproduktion
des Organismus adäquate Verhalten und stellt damit eine stabile Beziehung
zwischen Umwelt und Organismus sicher. Das Repräsentationssystem nimmt
aktiv an den Konstruktionsprozessen teil. Die Dynamik der Umwelt spielt
dabei nur die Rolle eines Auslösers (>Perturbation), welche die durch
das Repräsentationssystem determinierten Verhaltensweisen selektiert.
Die Konzepte der trial-&-error-Strategie und der funktionalen Passung
bestimmen die Beziehung zwischen Umwelt und Repräsentationssystem.
Die Repräsentationsstruktur wird so lange versuchsweise verändert
und durch Verhalten externalisiert, bis ein intern oder extern festgestellter
Fehler minimiert bzw. der homöostatische Zustand hergestellt ist."
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