Die vier Grundstrukturen nach Fritz Riemann's
Grundformen der Angst
Faktorenanalyse.
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Die Riemann’schen
Begriffe Z (zwanghaft), H (hysteroid), S (schizoid) und D (depressiv) klingen
sehr krank und erschweren eine normalpsychologische Interpretation. Es
ist aber sehr wichtig, die Charakter- und Persönlichkeitsstruktur
allgemein- und normalpsychologisch zu definieren. Obwohl
die Riemann'schen Begriffe sehr krank klingen, gehört es doch zu den
großen positiven Merkmalen der Riemann'schen persönlichkeits-
und charaktertypologischen Denkweise, daß sein System grundsätzlich
als normalpsychologisches entworfen und entwickelt wurde.
Z:
Grundangst nach Riemann: Angst vor der Veränderung.
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Perfektion und Optimierung, Kontrolle, Macht und Beherrschung, Richtig
und Falsch, Recht und Ordnung, Gewissenhaftigkeit (skrupulös), Sicherheit,
Vorsicht, Leistung, Ehrgeiz, Ausdauer, Hartnäckigkeit, Streitbarkeit,
Geld, Besitz, Materie, Bodenständiges, Konservatives, Tradition, Ordnung,
Sauberkeit, Sparsamkeit, Geiz, Sachlichkeit, Wahrnehmbares, Konkretes,
Konsequenz, zuverlässig.
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H:
Grundangst nach Riemann: Angst vor der Endgültigkeit.
Leichtes, müheloses, anregendes Leben, (äußere)
Freiheit, Ungebundenheit, Spannung, Erlebnishunger, Abwechslung, Abenteuer,
neue Reize, Aktivität, Impulsivität, Unternehmungsgeist, Risiko,
Kontakt, Spontaneität, Begeisterung, Gefallen, Mittelpunkt, Beeindruckbarkeit,
Theatralik, Show, Wirkung, Effekt, Ideen, Kreativ, Flüchtig, oberflächlich,
flexibel, aufgeschlossen für Neuerungen, revolutionär.
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S:
Grundangst nach Riemann: Angst vor Nähe.
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Innere Freiheit und Unabhängigkeit, Autonomie,
Distanz, Abgrenzen, Selbstbestimmung, Selbstbewahrung, Eigenwelt und Phantasie
(bis zu verschroben, bizarr, maniriert), Individualität, Gefühls-
und Ausdrucksbeherrschung trotz oder wegen intensiver Gefühle, Ambivalenz
und Ringen um innere Einheit, Identität und Harmonie, sensibel, hochsensitiv,
Konsequenz, sachlich, rational, logisch, abstrakt, innerlich unsicher,
äußerlich selbstbewußt (bis arrogant wirkend).
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Beispiele für
schizoide Persönlichkeiten
Helene Schjerfbeck: „Der kleine Kranke“ in der Reihe 1000 Meisterwerke
So 14.08.2015. Das Porträt der dänischen Malerin enthält
einige Passagen, die mir prototypisch für den S-Typ nach Riemann erscheinen,
besonders die tobenden inneren Leidenschaften bei äußerlich
scheuer-introvertierter Zurückgezogenheit.
D:
Grundangst nach Riemann: Angst vor der Selbstwerdung.
Geborgenheit, Anpassung, Anlehnung, Harmonie, Kooperationsfähig,
Hingabefähig, gefühlvoll, warmherzig, Mitgefühl, Anteilnahme,
vorsichtig, Friede, Ausgleich, sorgend, funktionierend, Liebe, Einfühlung,
Treue, Führung suchend, brav, einordnen, unterordnen, behütet
und behütend, naiv, gutgläubig, unselbständig, zögerlich.
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Die Riemann'schen Grundstrukturen sind als idealtypische Abstraktionen aufzufassen, die in "reiner" Form (isoliert) in der Wirklichkeit nicht existieren. Fritz Riemann betont von daher auch zurecht, daß seine Grundstrukturen nicht gut oder schlecht, sondern alle vier wichtig und nützlich für die verschiedenen Lebensbedürfnisse sind. Störungen sind nach dem Riemann'schen Ansatz in zweierlei Richtung denkbar: Überausprägungen oder Einseitigkeiten, die auch als relative Über- bzw. Unterausprägungen aufgefaßt werden können.
Riemanns Hypothese ausgewogener Charakterstrukturen nicht
bestätigt:
Kombinatorik der Charakterstrukturen
Quelle zur Klassifikation, Kombinatorik und zu den empirischen Häufigkeitsverteilungen (06-02-0600-01 bis 06) N=635
Solisten-Strukturen
(selten)
Z-Solist
H-Solist
S-Solist
D-Solist
Duett-Strukturen:
ZH Dynamik
ZS Doppelte Kontrolle, Macht und Beherrschung
ZD Doppelte Anpassung
HS Doppelte Freiheit
HD Doppelkind
SD Identitätsambivalenz
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Trio-Strukturen
(könne als drei Duette interpretiert werden, siehe unten):
ZHS Dynamik (ZH), Doppelte Kontrolle, Macht und Beherrschung
(SD), Doppelte Freiheit (HS)
ZHD Dynamik (ZH), Doppelte Anpasung (ZD) und Doppelkind (HD)
u. Identitätsambivalenz (SD)
ZSD Doppelte Kontrolle, Macht und Beherrschung (SD), Doppelte
Anpasung (ZD)
HSD Doppelte Freiheit (HS), Identitätsambivalenz (SD) und
Doppelkind (HD)
ZHSD (Quartett-Struktur: häufig bei Borderline-Typus)
Dominanz-Quartette
Z-HSD Z-dominante Quartett-Struktur
H-ZSD H-dominante Quartett-Struktur
S-ZHD S-dominante Quartett-Struktur
D-ZHS D-dominante Quartett-Struktur
Trio-Quartette
ZHS-D
ZSD-H
ZHD-S
HSD-Z
Im CST-Testhandbuch wird auf den vier Seiten 06-02-2000-01 bis 04 auf Fragen zum Thema "Interpretationsregeln des CST für Berufs- und Personalprobleme" eingegangen. Welche Charakterstruktur (verbindungen) oder Motivgruppen (stärken) sind für welche Berufsanforderung günstig oder ungünstig? Es ist klar, dass z.B. für Verkäufer der H-Struktur (hier besonders: Aktivität, Kontakt, Kommunikation) wichtig und nützlich ist. Für einen Buchhalter oder Finanzbeamten wäre eher ein ordentliches Z günstig, bzw., wenn es fehlt, ungünstig. Das wird auf den ersten beiden Seiten im Handbuch ausgeführt. Der zweite Teil, S. 06-02-2000-03 bis 04 beschäftigt sich mit der "Schätzung wichtiger Variablen der Arbeitspsychologie": 1) Leistungsmotivation, 2) Perfektion, 3) Selbstkontrolle, 4) Spontaneität, 5) Dynamik und Energie, 6) Anpassung, 7) Führungsstil, 8) Einfühlung, 9) Phantasie, 10) Risikobereitschaft, 11) Abstraktion, 12) Selbständigkeit, 13) Kontaktfähigkeit, 14) Realismus, 15) Außendiensteignung.
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